Wie hieß Aldi früher?

Aldi: Vom kleinen Laden zum Discounter-Riesen

04/10/2017

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Aldi ist heutzutage aus der deutschen Handelslandschaft nicht mehr wegzudenken. Mit seinem bekannten Konzept aus günstigen Eigenmarken, wechselnden Aktionsangeboten und einem fokussierten Sortiment hat sich der Discounter fest im Markt etabliert. Doch die beeindruckende Erfolgsgeschichte des Unternehmens begann nicht als Supermarkt-Riese, sondern viel bescheidener vor über 100 Jahren in Essen. Heute ist Aldi, aufgeteilt in die zwei eigenständigen Unternehmensgruppen Aldi Nord und Aldi Süd, nicht nur in Deutschland führend, sondern auch international auf mehreren Kontinenten präsent.

Warum haben sich die Aldi-Brüder getrennt?
Über das Zerwürfnis der Aldi-Brüder gibt es verschiedene Spekulationen. Am häufigsten wird davon berichtet, dass der Streit bei der Einführung von Tabakwaren in die Produktpalette ausbrach. Karl war gegen den Verkauf von Zigaretten, sein Bruder Theo hingegen wollte sie ins Sortiment aufnehmen.
Übersicht

Die Anfänge: Ein Familienunternehmen entsteht

Die Wurzeln des heutigen Aldi-Imperiums reichen zurück bis ins Jahr 1913. Damals nahm der 27-jährige Karl Albrecht sen., von Beruf Bäcker, in Essen-Schonnebeck den Handel mit Backwaren auf. Ein Jahr später eröffnete seine Frau Anna Albrecht in demselben Essener Stadtteil ihren ersten Lebensmittelladen. Mit diesem Schritt legten die Eltern von Karl und Theo Albrecht den Grundstein für das spätere Handelsunternehmen. Der Laden entwickelte sich und wurde einige Jahre später zum "Kaufhaus für Lebensmittel Karl Albrecht".

Die Brüder übernehmen und das Discounter-Prinzip wird geboren

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 übernahmen die Söhne Karl und Theo Albrecht das Geschäft ihrer Eltern. Unter ihrer Führung begann ein rasanter Aufstieg. Innerhalb von nur zehn Jahren expandierten die Brüder stark und betrieben bereits 100 Filialen, vornehmlich in Nordrhein-Westfalen. Dies war eine bemerkenswerte Leistung in der Nachkriegszeit.

Im Jahr 1961 trafen die Brüder eine wegweisende Entscheidung: Sie gründeten die beiden Unternehmensgruppen Aldi Nord und Aldi Süd. Nur kurze Zeit später wurde das heute weltbekannte Discounter-Prinzip eingeführt. Die Supermarkt-Filialen wurden bewusst rationell und einfach gestaltet. Ein überschaubares Sortiment an Lebensmitteln wurde direkt aus den Transportkartons auf Paletten oder in einfachen Regalen zur Selbstbedienung angeboten. Dieses effiziente Modell sparte Kosten und ermöglichte es Aldi, Produkte zu besonders günstigen Preisen anzubieten. Im Jahr 1962 wurde der Name "Aldi" offiziell eingeführt, eine Abkürzung für "Albrecht Diskont".

Die historische Teilung: Aldi Nord und Aldi Süd

Die Aufteilung des Unternehmens in Aldi Nord und Aldi Süd im Jahr 1961 (offizielle Namensgebung Aldi 1962) ist ein zentrales Ereignis in der Geschichte von Aldi. Karl Albrecht, der ältere Bruder, übernahm die Verantwortung für Aldi Süd, während Theo Albrecht Aldi Nord führte. Bis heute wird über die genauen Gründe für diese Teilung spekuliert. Die am weitesten verbreitete Theorie besagt, dass ein Streit über die Einführung von Tabakwaren ins Sortiment der Auslöser war. Karl Albrecht soll gegen den Verkauf von Zigaretten gewesen sein, während Theo Albrecht dafür plädierte. Unabhängig vom genauen Grund blieb diese Aufteilung bestehen und prägt das Unternehmen bis heute. Damals, zum Zeitpunkt der Teilung, gab es bereits rund 300 Aldi-Filialen.

Der "Aldi-Äquator": Eine Grenze mitten durch Deutschland

Die Trennung zwischen Aldi Nord und Aldi Süd ist nicht nur eine interne Unternehmensstruktur, sondern auch geografisch auf der Landkarte Deutschlands sichtbar. Eine imaginäre Linie, oft als "Aldi-Äquator" bezeichnet, trennt die Geschäftsgebiete der beiden eigenständigen Unternehmen. Diese Grenze verläuft in etwa vom Niederrhein durch Hessen entlang der bayerisch-thüringischen Grenze bis zum südlichen Rand Sachsens. Aldi Nord betreibt Filialen im Norden und Osten Deutschlands (seit dem Mauerfall), während Aldi Süd im Süden und Westen des Landes präsent ist. Obwohl es sich um rechtlich getrennte Einheiten handelt, arbeiten Aldi Nord und Aldi Süd in vielen Bereichen, wie zum Beispiel bei der Sortimentsgestaltung oder im Einkauf, eng zusammen. An zwei Orten in Deutschland, nämlich in Gummersbach und Siegen, gibt es die kuriose Situation, dass Kunden direkt zwischen einer Filiale von Aldi Nord und einer von Aldi Süd wählen können.

Aldi weltweit: Expansion und internationale Präsenz

Nachdem das Discounter-Prinzip in Deutschland erfolgreich etabliert war, begann Aldi auch, international zu expandieren. Der erste Schritt ins Ausland erfolgte bereits 1968, als die Unternehmensgruppe die österreichische Kette Hofer mit rund 30 Filialen kaufte. Interessanterweise firmiert Aldi in Österreich bis heute unter dem Namen Hofer, da die Bezeichnung "Aldi" dort bereits von einer anderen Firma belegt war. Das Logo von Hofer ähnelt jedoch stark dem von Aldi Süd.

Im Laufe der Jahrzehnte breitete sich Aldi in zahlreichen weiteren Ländern aus. Laut Unternehmensangaben ist Aldi Süd mittlerweile in 11 Ländern außerhalb Deutschlands vertreten, darunter Österreich, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Ungarn, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Slowenien und die Schweiz. Aldi Nord ist in 9 Ländern präsent, alle in Europa, darunter Dänemark (bis 2023), Frankreich, Belgien, die Niederlande, Luxemburg, Spanien, Portugal und Polen.

Doch die Expansion beschränkte sich nicht auf Europa. Aldi wagte auch den Schritt auf andere Kontinente. Heute gibt es Aldi-Filialen in Australien, den USA und seit 2017 auch in China (primär Online-Handel). Anfang 2023 zog sich Aldi Nord aus Dänemark zurück und verkaufte den Großteil seiner dortigen Filialen an das Unternehmen Rema 1000. Dieser Schritt wurde mit einer Neuausrichtung auf Wachstumsmärkte begründet, nachdem Aldi in Dänemark über viele Jahre Verluste verzeichnet hatte.

Weltweit ist Aldi ein Gigant im Einzelhandel. Aldi Süd beschäftigt nach eigenen Angaben rund 155.000 Mitarbeiter und betreibt 6.520 Filialen (Stand 2024). Aldi Nord hat global über 91.000 Mitarbeiter in mehr als 5.400 Filialen (Stand 2024). Zusammengenommen zählen Aldi Nord und Süd zu den größten Einzelhandelsgruppen der Welt.

Die Gründerfamilie Albrecht: Erfolg im Verborgenen

Karl Albrecht (geboren 1920) und Theo Albrecht (geboren 1922) wuchsen in bescheidenen Verhältnissen auf. Durch den Aufbau und Erfolg von Aldi stiegen sie jedoch zu den reichsten Menschen der Welt auf und führten jahrelang die Listen der reichsten Deutschen an. Karl Albrecht verfügte zum Zeitpunkt seines Todes im Jahr 2014 laut Schätzungen über ein Vermögen von 25 Milliarden US-Dollar, Theo Albrecht kurz vor seinem Tod im Jahr 2010 über 16,7 Milliarden US-Dollar.

Trotz ihres immensen Reichtums lebten die Albrecht-Brüder und ihre Familien stets sehr zurückgezogen und mieden die Öffentlichkeit. Fotos oder Interviews waren und sind äußerst selten. Diese extreme Privatsphäre hat einen tiefgreifenden Grund: Die Entführung von Theo Albrecht im November 1971. Theo Albrecht wurde von einem Rechtsanwalt und einem vorbestraften Tresorknacker verschleppt und über zweieinhalb Wochen in einem Schrank gefangen gehalten. Erst nach Zahlung eines damals enorm hohen Lösegeldes von sieben Millionen D-Mark kam er frei. Die Kidnapper wurden später gefasst. Dieses traumatische Erlebnis verstärkte das Bedürfnis der Familie nach Privatsphäre und führte dazu, dass Theo Albrecht nach der Entführung nie wieder mit Reportern sprach oder sich fotografieren ließ.

Auch nach dem Tod der Brüder Albrecht sind die Familienangelegenheiten komplex geblieben. Das Unternehmensvermögen ist in Stiftungen gebunden (Markus-, Lukas-, Jakobus-Stiftung). Im Familienzweig von Theo Albrecht gibt es seit dem Tod seines Sohnes Berthold im Jahr 2012 Streitigkeiten zwischen Bertholds Witwe, ihren fünf Kindern und Bertholds Bruder Theodor um das Erbe und die Kontrolle über die Stiftungen, was die Entscheidungsfindung bei großen Investitionen erschwert.

Moderne Entwicklungen und Ausblick

Auch wenn das Kerngeschäft von Aldi das stationäre Discount-Modell bleibt, hat sich das Unternehmen im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Die Produktpalette wurde sukzessive erweitert. Seit 2007/2008 bietet Aldi auch verschiedene Online-Services an, wie einen Blumen- und Fotoservice, Aldi Reisen und den Mobilfunktarif Aldi Talk. Seit 2021 betreiben Aldi Süd und Aldi Nord gemeinsam einen Online-Lieferservice mit einem einheitlichen Sortiment. Die wöchentlichen Angebote, die früher nur im gedruckten Prospekt zu finden waren, gibt es seit 2023 auch digital per WhatsApp.

Wie hieß Aldi früher?
Nach der Aufteilung des „Albrecht Diskont“ im Jahr 1961 übernahm der ältere Bruder Karl Albrecht Aldi Süd und Theo Albrecht übernahm Aldi Nord. Noch heute wird über die Gründe für die Aufteilung spekuliert.

Ein wichtiges Zukunftsthema für Aldi ist das Tierwohl. Im Jahr 2023 kündigte das Unternehmen an, den Verkauf von gekühlten Fleisch- und Wurstwaren der niedrigeren Haltungsformen 1 und 2 schrittweise einzustellen. Ziel ist es, bis 2030 nur noch Fleisch aus den höheren Haltungsformen 3 (Außenklima) und 4 (Premium) anzubieten. Dies stellt eine bedeutende Umstellung dar, da laut Unternehmensinformationen aktuell noch 90 Prozent der Fleisch- und Wurstwaren im Sortiment der Haltungsform 2 zuzuordnen sind.

Auch die Verdienstmöglichkeiten bei Aldi sind ein häufig diskutiertes Thema. Die Gehälter variieren je nach Position und Erfahrung. Aldi Süd gibt beispielsweise ein Einstiegsgehalt für Regionalverkaufsleiter von 67.000 Euro brutto pro Jahr an. Bei Aldi Nord liegt der durchschnittliche Bruttoverdienst für einen Filialleiter laut Kununu bei etwa 53.000 Euro pro Jahr. Ein Verkäufer an der Kasse kann mit einem Jahresgehalt von rund 33.000 Euro brutto rechnen. Aldi Süd betont zudem, einen Mindestlohn von 14 Euro pro Stunde zu zahlen und bietet Auszubildenden Gehälter zwischen 1.150 Euro (1. Lehrjahr) und 1.400 Euro (3. Lehrjahr) sowie Boni wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

Die älteste Aldi-Filiale der Welt, gelegen an der Huestraße 87 in Essen-Schonnebeck, dem ursprünglichen Standort des Geschäfts der Eltern Albrecht, wurde im September 2019 geschlossen. Nach genau 100 Jahren war das Stammhaus schlicht zu klein für das wachsende Sortiment des modernen Discounters geworden. Die Familie Albrecht hatte das Haus bereits 1919 gekauft, um das ursprüngliche Lebensmittelgeschäft zu vergrößern.

Häufig gestellte Fragen zur Aldi-Geschichte

Wie hieß Aldi früher?

Die Ursprünge von Aldi liegen in einem Backwarenhandel, den Karl Albrecht sen. 1913 eröffnete. Seine Frau eröffnete ein Jahr später einen Lebensmittelladen, der sich zum "Kaufhaus für Lebensmittel Karl Albrecht" entwickelte. Der Name "Aldi" (Albrecht Diskont) wurde erst 1962 eingeführt, lange nachdem die Brüder Karl und Theo Albrecht das Geschäft übernommen hatten.

Warum haben sich Aldi Nord und Aldi Süd getrennt?

Die genauen Gründe für die Teilung im Jahr 1961/1962 sind nicht vollständig geklärt und Gegenstand von Spekulationen. Die am häufigsten genannte Theorie besagt, dass die Brüder Karl und Theo Albrecht sich über die Frage zerstritten haben, ob Tabakwaren ins Sortiment aufgenommen werden sollten. Karl war dagegen, Theo dafür. Dies soll zur Aufteilung des Unternehmens in zwei eigenständige Einheiten geführt haben.

Sind Aldi Nord und Aldi Süd dasselbe Unternehmen?

Nein, Aldi Nord und Aldi Süd sind zwei rechtlich und wirtschaftlich eigenständige Unternehmensgruppen. Sie wurden 1961/1962 von den Brüdern Karl (Aldi Süd) und Theo (Aldi Nord) Albrecht gegründet und agieren seitdem unabhängig voneinander in ihren jeweiligen geografischen Gebieten in Deutschland, dem sogenannten "Aldi-Äquator". Allerdings arbeiten sie in vielen Bereichen eng zusammen.

Warum ist so wenig über die Familie Albrecht bekannt?

Die Familie Albrecht lebt sehr zurückgezogen und meidet konsequent die Öffentlichkeit. Dies ist zum Teil auf die Entführung von Theo Albrecht im Jahr 1971 zurückzuführen, die das Bedürfnis nach Privatsphäre verstärkte. Seitdem geben Familienmitglieder kaum Interviews und es gibt nur sehr wenige Fotos von ihnen.

Wo befinden sich die Filialen von Aldi Nord und Aldi Süd in Deutschland?

Aldi Nord betreibt Filialen hauptsächlich in Nord- und Ostdeutschland. Aldi Süd ist in Süd- und Westdeutschland aktiv. Die Grenze zwischen den beiden Gebieten wird informell als "Aldi-Äquator" bezeichnet. Es gibt nur wenige Orte, wie Gummersbach und Siegen, wo beide Filialen in unmittelbarer Nähe zueinander existieren.

Ist Aldi international tätig?

Ja, Aldi ist international in zahlreichen Ländern auf mehreren Kontinenten tätig. Aldi Süd ist unter anderem in Österreich (als Hofer), Großbritannien, den USA und Australien präsent. Aldi Nord hat Filialen in vielen europäischen Ländern wie Frankreich, Spanien und Polen.

Wofür steht die Abkürzung ALDI?

ALDI steht für "Albrecht Diskont", abgeleitet von den Nachnamen der Gründerbrüder Albrecht und dem Geschäftsmodell des Discounters.

Die Geschichte von Aldi ist eine beeindruckende Reise von einem kleinen Familienbetrieb zu einem der größten Handelsunternehmen der Welt. Trotz der Teilung und der Herausforderungen, wie der Entführung von Theo Albrecht und internen Familienauseinandersetzungen, hat sich das Unternehmen kontinuierlich weiterentwickelt und bleibt ein prägender Akteur im globalen Einzelhandel.

Die zukünftige Entwicklung, insbesondere im Hinblick auf Themen wie Tierwohl mit der Umstellung auf höhere Haltungsformen und die fortschreitende Digitalisierung, wird spannend zu beobachten sein.

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