10/11/2019
Der Begriff „Brause“ mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, doch er birgt eine interessante Geschichte und regionale Besonderheiten. Was genau versteht man unter Brause? Handelt es sich um ein Getränk, ein Pulver oder vielleicht etwas ganz anderes? Die Antwort ist vielschichtig und führt uns von kohlensäurehaltigen Erfrischungen über sprudelndes Pulver bis hin zu feinen Schreibfedern. Tauchen wir ein in die Welt der Brause und entdecken wir ihre verschiedenen Facetten.

Brause als kohlensäurehaltiges Erfrischungsgetränk
Ursprünglich bezeichnete der Begriff „Brause“ kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke. Diese Art von Getränken unterschied sich historisch von den traditionellen Limonaden, die oft zu Hause aus Fruchtsäften ohne Zugabe von Kohlensäure hergestellt wurden. Im „Handbuch der Drogisten-Praxis“ wurde der Unterschied klar herausgestellt: Limonaden waren säuerliche Erfrischungsgetränke, die selten als Handelsware verkauft wurden, während Brauselimonaden, hergestellt aus Limonadensaft und kohlensaurem Wasser, vorteilhaft nur fabrikmäßig hergestellt werden konnten. Die Fabrikation von Mineralwässern war oft eng mit der Herstellung von Brauselimonaden verbunden.
Brausen oder Brauselimonaden sind demnach kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke. Ein wesentlicher Unterschied zu Fruchtsaftgetränken, Fruchtschorlen und traditionellen Limonaden liegt darin, dass Brausen nicht ausschließlich aus natürlichen Stoffen bestehen müssen. Sie können auch künstliche oder naturidentische Aroma- und/oder Farbstoffe enthalten. In Deutschland ist „Brause“ eine anerkannte Verkehrsbezeichnung nach den Leitsätzen für Erfrischungsgetränke des deutschen Lebensmittelbuchs. Diese Bezeichnung wird oft durch Geschmacksangaben ergänzt, wie zum Beispiel „mit Waldmeister-Geschmack“ oder „Waldmeister-Brause“.
Interessanterweise wird der Begriff „Brause“ in manchen Regionen Deutschlands, insbesondere in Ostdeutschland, umgangssprachlich als Synonym für den Begriff „Limonade“ verwendet. Eine besondere Form ist die echte Fassbrause, die direkt vom Fass gezapft wird. Trotz ihres Namens „Fassbrause“ handelt es sich hierbei definitionsgemäß um eine Limonade.
Brause als sprudelndes Pulver
Neben dem Getränk ist „Brause“ im allgemeinen Sprachgebrauch auch untrennbar mit dem bekannten Brausepulver verbunden. Dieses Pulver, auch Limonadenbrausepulver genannt, ist eine Mixtur, die zur Herstellung sprudelnder Erfrischungsgetränke dient. Es ist typischerweise in kleinen Tütchen oder gepressten Würfeln erhältlich und zeichnet sich durch einen besonderen Geschmack aus, der zunächst säuerlich ist und dann süß wird. Im Handel gibt es hauptsächlich fünf Hauptsorten: Cola (braun), Himbeere (rot), Waldmeister (grün), Zitrone (gelb) und Orange (orange).
Die Zusammensetzung des Brausepulvers ist das Geheimnis seines Sprudelns. Es besteht im Wesentlichen aus einem Gemisch von Natron (Natriumhydrogencarbonat) und einer Säure, meist Weinsäure oder Zitronensäure, sowie Aromastoffen und Zucker. Wenn dieses Pulver mit Wasser in Kontakt kommt, findet eine chemische Reaktion statt. Das Natron reagiert mit der Säure. Bei Verwendung von Zitronensäure (C₆H₈O₇) lautet die chemische Formel beispielsweise: 3 NaHCO₃(aq) + C₆H₈O₇(aq) → Na₃C₆H₅O₇(aq) + 3 H₂O(l) + 3 CO₂(g). Diese Reaktion erzeugt unter anderem Kohlenstoffdioxid (CO₂), ein Gas, das in kleinen Bläschen entweicht und das charakteristische Sprudeln verursacht.

Früher gab es auch andere Formen wie Limonadebrausepastillen und Limonadebrausewürfel. Es ist wichtig zu wissen, dass Brausepulver nicht nur für Getränke verwendet wird, sondern auch eine pharmazeutische Darreichungsform für Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel sein kann, um deren Geschmack angenehmer zu gestalten.
Die Geschichte der Brause
Die Geschichte der Brause reicht weit zurück. Schon im 19. Jahrhundert wurde Brausepulver hergestellt, das in der Sprache der Apotheker als „Pulvis aërophŏrus“ bekannt war. Zu dieser Zeit war eine Mixtur unter Verwendung von Weinsäure verbreitet.
Die Zubereitung und der Genuss von Brausepulver waren im 19. Jahrhundert interessant. Eine übliche Methode war, einen gehäuften Teelöffel Pulver in ein halbvolles Glas Wasser zu geben, einmal umzurühren und dann möglichst schnell während des Sprudelns zu trinken. Allerdings ging bei dieser Methode viel Kohlensäure verloren. Daher galt es als zweckmäßiger, das Pulver direkt in den Mund zu nehmen und mit Wasser hinunterzuspülen, um die Wirkung der Kohlensäure besser zu nutzen.
In England war Brausepulver als „Soda-powder“ bekannt. Dort wurden Natriumhydrogencarbonat und Weinsäure oft getrennt in farbigen Kapseln verkauft und erst unmittelbar vor dem Trinken im Wasser zusammengegeben. Schon damals gab es aromatisierte Varianten, zum Beispiel mit Ingwer- oder Pfefferminzgeschmack. Sogar für medizinische Zwecke wurde es genutzt, etwa bei einem Schwefel-Brausepulver.
Die erste industrielle Herstellung von Brause in Pulverform wird der Firma Stollwerck in Köln im 19. Jahrhundert zugeschrieben. Ihr Pulver bestand aus eingedampften Fruchtsäften, Rohrzucker, Zitronensäure und Natriumhydrogencarbonat.

Ein bedeutender Meilenstein in Deutschland war die Gründung der Robert Friedel GmbH (Frigeo) im Jahr 1925 durch Theodor Beltle und Robert Friedel. Sie stellten Friedel-Brause als „Brauselimonaden-Pulver für alle Bevölkerungsschichten“ her. Anfangs wurde die Brause in dreieckigen Tütchen verkauft, die zwei getrennte Tabletten (Natron und Weinsäure) enthielten, die zusammen ins Wasser gegeben werden mussten. Die ersten Geschmacksrichtungen waren Orange und Zitrone. In den 1930er Jahren wurde die Zubereitung auf Pulver umgestellt und die berühmte Marke „Ahoj“ eingeführt.
1951 kamen die Brausestäbchen SADEX auf den deutschen Markt, benannt nach dem Firmeninhaber Fritz Sattler und der verwendeten Dextrose.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden fertige Limonaden immer populärer, und Brausepulver verlor an Bedeutung als Hauptgetränk, obwohl es inzwischen auch Geschmacksrichtungen wie Waldmeister und Himbeere gab. Heute wird Brausepulver manchmal auch in Kombination mit Alkohol konsumiert, indem es im Mund mit Spirituosen wie Korn oder Wodka vermischt wird. Bekannte Marken für Brausepulver in Deutschland sind heute zum Beispiel Ahoj. In der Schweiz ist Brausepulver vor allem als Brausetablette der Marke Tiki bekannt. Das gleiche Prinzip des Sprudelns wird auch bei sprudelnd löslichen Vitamin- oder anderen Tabletten genutzt.
Die Marke Brause: Schreibfedern aus Iserlohn
Eine völlig andere Bedeutung hat der Name „Brause“ im Bereich der Büro- und Schreibwaren. Die Brause GmbH mit Sitz in Iserlohn war ein bekannter Hersteller von Schreibfedern und Inhaberin der Marke Brause. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Firma keine Getränke oder Brausepulver herstellte, sondern hochwertige Federn für das Schreiben, Zeichnen und die Kalligraphie.
Das Unternehmen wurde bereits 1850 gegründet und stellte zunächst Nadeln und Fahrradspeichen her. Ab 1895 begann die Produktion von Zeichen-, Schreib-, Ornament- und Kalligraphiefedern aus Stahl. Die Firma entwickelte über 400 verschiedene Produkte, darunter eine spezielle Feder für Musiker, die das Zeichnen von fünf Notensystemlinien in einem Zug ermöglichte. Der Fokus lag zuletzt insbesondere auf hochwertigen Kalligraphie- und Schreibfedern.

Das alte Fabrikgebäude in der nach dem Unternehmen benannten Brausestraße in Iserlohn ist heute ein technisches Kulturdenkmal. Die Brause GmbH geriet jedoch in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Im Jahr 2008 wurde ein Liquidator bestellt, und 2009 wurde die Firma aus dem Handelsregister gelöscht. Später gehörte die Brause Produktion GmbH zu einem französischen Konzern. Seit 2021 gehört die Marke Brause zu Clairefontaine-Rhodia. Erfreulicherweise werden die Brause-Federn weiterhin in Iserlohn hergestellt, was die lange Tradition dieser Marke im Bereich der Schreibwerkzeuge fortsetzt.
Diese Unterscheidung zwischen Brause als Getränk/Pulver und Brause als Marke für Schreibfedern ist wichtig, da der Name in sehr unterschiedlichen Kontexten auftaucht.
Brause in Kunst und Kultur
Brausepulver hat es auch in die Welt der Literatur und Medien geschafft.
- In den weltbekannten Harry-Potter-Romanen von J. K. Rowling nascht Albus Dumbledore gerne „Scherbert Zitrone“. Dies ist die deutsche Übersetzung für „Sherbet lemon“, ein englisches Zitronenbonbon mit Brausepulverfüllung. In „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ diente es sogar als Passwort zum Büro von Dumbledore.
- Günter Grass verwendet Brausepulver in seinem berühmten Roman „Die Blechtrommel“. Dort verrührt die Hauptfigur Oskar Matzerath Brausepulver mit Spucke, und seine Geliebte Maria Truczinski saugt diese Mischung aus ihrer Hand. Später wiederholen sie dies aus Marias Bauchnabel, eine Szene, die die beginnenden sexuellen Gefühle der beiden offenbart.
Diese Beispiele zeigen, wie das unscheinbare Brausepulver Eingang in die Populärkultur gefunden hat.
Häufig gestellte Fragen zu Brause
Was ist Brause?
Der Begriff „Brause“ hat zwei Hauptbedeutungen. Zum einen bezeichnet er kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke, die laut deutschem Lebensmittelbuch auch künstliche oder naturidentische Aroma- und Farbstoffe enthalten können. Zum anderen ist „Brause“ der gebräuchliche Name für Brausepulver, eine pulverförmige Mixtur, die in Wasser gelöst sprudelt und ein Erfrischungsgetränk ergibt. In manchen Regionen Ostdeutschlands wird „Brause“ auch als Synonym für Limonade verwendet.

Woher kommt der Begriff „Brause“ im Zusammenhang mit Getränken?
Der Begriff leitet sich vom Sprudeln, also dem „Brausen“ der Kohlensäure ab. Historisch wurde er verwendet, um kohlensäurehaltige Limonaden von den traditionellen, kohlensäurefreien Limonaden zu unterscheiden, die oft zu Hause hergestellt wurden.
Wer ist der Hersteller der Marke Brause für Schreibfedern?
Die Marke Brause für Schreibfedern gehörte ursprünglich der Brause GmbH aus Iserlohn, die 1850 gegründet wurde. Nach deren Liquidation gehört die Marke heute zum Unternehmen Clairefontaine-Rhodia. Die Brause-Federn werden jedoch weiterhin in Iserlohn hergestellt.
Wie funktioniert Brausepulver?
Brausepulver funktioniert durch eine chemische Reaktion, die auftritt, wenn es mit Wasser (oder Speichel) in Kontakt kommt. Es enthält Natron (Natriumhydrogencarbonat) und eine Säure wie Weinsäure oder Zitronensäure. Wenn diese Stoffe in Wasser gelöst werden, reagieren sie miteinander und setzen Kohlenstoffdioxid (CO₂) frei. Dieses Gas entweicht in Form von Bläschen und lässt das Getränk sprudeln.
Gibt es regionale Unterschiede bei der Verwendung des Begriffs „Brause“?
Ja, in einigen Regionen, insbesondere in Ostdeutschland, wird das Wort „Brause“ häufig als allgemeine Bezeichnung für Limonade verwendet, unabhängig davon, ob diese sprudelt oder nicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Brause“ ein faszinierendes Wort mit vielfältigen Bedeutungen ist, das sowohl beliebte Erfrischungsgetränke und ein nostalgisches Pulver als auch eine traditionsreiche Marke für hochwertige Schreibfedern umfasst. Seine Geschichte spiegelt technologische Entwicklungen und kulturelle Gewohnheiten wider und zeigt, wie ein einfacher Begriff unterschiedliche Welten verbinden kann.
Wenn du mehr spannende Artikel wie „Brause: Getränk, Pulver, Schreibfeder & mehr“ entdecken möchtest, schau doch mal in der Kategorie Bürobedarf vorbei!