03/10/2020
Die Welt der Superreichen fasziniert. Wie viele Menschen in Deutschland zählen zu den Millionären? Wo leben sie und wie haben sie ihren beeindruckenden Wohlstand aufgebaut? Aktuelle Berichte und Studien geben spannende Einblicke in diese oft diskrete Gruppe der Gesellschaft. Besonders interessant ist dabei die regionale Verteilung des Reichtums, die einige überraschende Spitzenreiter zeigt, darunter auch bekannte Kurorte wie Bad Homburg und die umliegende Region.

Die wachsende Zahl der Millionäre in Deutschland
Der Reichtum in Deutschland konzentriert sich zunehmend in den Händen weniger. Laut dem UBS Global Wealth Report 2024 lebten im Jahr 2023 beeindruckende 2,82 Millionen Menschen in Deutschland, deren Vermögen den Gegenwert von mehr als einer Million US-Dollar überstieg. Diese Zahl markiert einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr (ca. 2,6 Millionen in 2022) und zeigt eine sehr dynamische Entwicklung.
Deutschland belegt mit dieser Zahl den sechsten Platz im weltweiten Ranking der Länder mit den meisten Millionären. Angeführt wird die Liste erwartungsgemäß von den USA mit fast 22 Millionen Millionären, gefolgt von China mit gut 6 Millionen. Vor Deutschland rangieren noch Großbritannien (knapp 3,1 Millionen), Frankreich (fast 2,9 Millionen) und Japan (nahezu 2,83 Millionen). Die Prognose für Deutschland ist ebenfalls vielversprechend für die Wohlhabenden: Bis 2028 könnte die Zahl der Millionäre laut UBS-Bericht auf voraussichtlich 3,229 Millionen ansteigen, was einem Zuwachs von etwa 14 Prozent entspräche.
Diese Entwicklung unterstreicht einerseits den wachsenden Wohlstand in Deutschland. Andererseits ist dabei aber auch zu beachten, dass das Durchschnittsvermögen hierzulande im internationalen Vergleich nur auf Platz 17 rangiert. Dies deutet bereits auf eine ungleiche Verteilung hin, die durch weitere Studien bestätigt wird.
Wie Millionäre ihr Vermögen aufbauen und mehren
Doch welche Faktoren sind für diesen erheblichen Vermögenszuwachs und die steigende Anzahl der Millionäre verantwortlich? Der UBS Global Wealth Report und weitere Analysen identifizieren mehrere entscheidende Treiber:
- Börsengewinne: Positive Entwicklungen an den Aktienmärkten haben einen wesentlichen Beitrag zum Vermögenswachstum geleistet. Wer frühzeitig und klug in Wertpapiere investiert hat, konnte sein Kapital signifikant steigern.
- Steigende Immobilienpreise: Die Wertsteigerungen bei Immobilien – seien es Gebäude, Häuser, Wohnungen oder Grundstücke – sind laut einer Studie der entscheidende Faktor für den Reichtum vieler Millionäre in Deutschland. Es wird sogar geschätzt, dass bis zu 90 Prozent der Millionäre ihren Reichtum maßgeblich dem Immobilienbesitz verdanken.
- Höhere Sparquoten: In wirtschaftlich unsicheren Zeiten neigen Menschen dazu, mehr zu sparen. Höhere Sparquoten in den vergangenen Jahren haben ebenfalls zur Vermögensbildung beigetragen und es mehr Menschen ermöglicht, die Schwelle zum Millionär zu überschreiten.
- Diversifizierte Investitionen: Erfolgreiche Millionäre streuen ihr Kapital breit. Sie investieren nicht nur in eine Anlageklasse, sondern diversifizieren in festverzinsliche Wertpapiere, Immobilien, Unternehmensbeteiligungen und alternative Investments.
- Finanzielle Vermögenswerte: Der Anstieg des globalen Nettovermögens wurde hauptsächlich durch finanzielle Vermögenswerte wie Aktien und Anleihen getrieben, was die Bedeutung der Kapitalmärkte unterstreicht.
Insbesondere die Kombination aus erfolgreichen Investitionen an der Börse und massiven Wertsteigerungen bei Immobilien scheint ein Schlüssel zum Millionärsstatus in Deutschland zu sein.
Hier leben die meisten Millionäre in Deutschland
Die Frage, wo die Reichen leben, lässt sich auf zwei Arten beantworten: nach der absoluten Anzahl und nach der Dichte pro Einwohner oder Steuerpflichtigen.
Absolute Anzahl von Vermögensmillionären
Betrachtet man die schiere Anzahl der Vermögensmillionäre (Personen mit einem Nettovermögen von über einer Million US-Dollar), so leben die meisten von ihnen in bevölkerungsreichen und wirtschaftlich starken Bundesländern. An der Spitze stehen hier:
- Nordrhein-Westfalen
- Bayern
- Baden-Württemberg
Diese Bundesländer beherbergen aufgrund ihrer Größe und Wirtschaftsstruktur die größte Gesamtzahl an wohlhabenden Menschen.
Dichte von Einkommensmillionären
Eine andere, oft aufschlussreichere Perspektive bietet die Dichte der Einkommensmillionäre (Personen mit Jahreseinkünften von über einer Million Euro) pro Kopf der Bevölkerung oder pro 10.000 Steuerpflichtigen. Diese Messung zeigt, wo die Wahrscheinlichkeit, einem Millionär zu begegnen, am höchsten ist. Laut Daten, die auf Steuerstatistiken basieren, weisen die Stadtstaaten und wirtschaftsstarken Regionen die höchste Dichte auf. Hamburg führt hier oft die Liste an, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg.
Noch spannender wird es, wenn man auf Kreisebene blickt. Hier zeigt sich ein klares Bild der Top-Regionen nach Millionärsdichte (basierend auf Einkommensmillionären pro Einwohner oder pro 100.000 Einwohnern, je nach verfügbarer Statistikquelle):
- Hochtaunuskreis (Region um Bad Homburg): Diese Region in Hessen sticht besonders hervor. Hier kommt statistisch eine Millionärin beziehungsweise ein Millionär auf je 360 Einwohner. Dies ist die höchste Dichte in ganz Deutschland und macht den Hochtaunuskreis zu einem Epizentrum des Reichtums.
- Düsseldorf: In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt gibt es etwa 171 Millionäre pro 100.000 Einwohner.
- München: Die bayerische Metropole zählt rund 164 Millionäre pro 100.000 Einwohner.
- Stuttgart: Die Hauptstadt Baden-Württembergs weist eine Dichte von etwa 135 Millionären pro 100.000 Einwohner auf.
- Hamburg: Der Stadtstaat hat eine Dichte von rund 124 Millionären pro 100.000 Einwohner.
- Frankfurt am Main: Die Finanzmetropole am Main kommt ebenfalls auf etwa 124 Top-Verdiener pro 100.000 Einwohner.
- Köln: In der Domstadt gibt es rund 97 Einkommensmillionäre pro 100.000 Einwohner.
- Essen: Im Ruhrgebiet erwirtschaften etwa 67 von 100.000 Einwohnern ein Millioneneinkommen.
- Berlin: In der Bundeshauptstadt liegt die Dichte bei etwa 58 Einkommensmillionären pro 100.000 Einwohner.
- Dortmund: Eine weitere Stadt im Ruhrgebiet mit einer Dichte von rund 49 Einkommensmillionären pro 100.000 Einwohner.
Die Region um Bad Homburg im Hochtaunuskreis führt diese Liste der Dichte mit deutlichem Abstand an und bestätigt ihren Ruf als Wohnort für Wohlhabende. Die hohe Konzentration von Millionären in diesem Gebiet ist bemerkenswert und übertrifft selbst große Metropolen wie München, Hamburg oder Frankfurt, wenn man die Dichte pro Einwohner betrachtet.
Einblicke in die Welt der Superreichen: Was eine Studie verrät
Lange Zeit war nur wenig über die Lebenswirklichkeit und die Vermögensstrukturen der reichsten Deutschen bekannt. Die Forschung tappte im Dunkeln, da die Superreichen in der Regel sehr diskret leben und sich nur selten an Umfragen oder Studien beteiligen. Schätzungen oder Listen von Magazinen wie „Forbes“ oder dem „Manager Magazin“ lieferten zwar Anhaltspunkte, galten aber oft als unzuverlässig, da das Gesamtvermögen schwer zu schätzen ist.
Eine wegweisende Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus dem Jahr 2020 konnte diese Datenlücke jedoch schließen. Erstmals gelang es, eine hinreichend große und repräsentative Gruppe von reichen Menschen in Deutschland für eine Umfrage zu gewinnen. Da seit der Aussetzung der Vermögensteuer im Jahr 1997 kaum statistische Daten zu großen Vermögen erhoben werden, mussten die Forscher neue Wege gehen. Sie filterten die weltweit größte Datenbank für Unternehmensbesitz, „Orbis“, nach Personen mit nennenswerten Firmenanteilen und Wohnsitz in Deutschland und befragten anschließend knapp 2.000 zufällig ausgewählte Haushalte.
Die Studie verglich vier Vermögenssegmente innerhalb der Bevölkerung:
- Die untere Hälfte der Vermögensverteilung: durchschnittliches Nettovermögen von weniger als 22.800 Euro.
- Die obere Mittelschicht: Nettovermögen zwischen 22.800 bis 126.000 Euro.
- Wohlhabende: Nettovermögen 126.000 Euro bis eine Million Euro.
- Millionärinnen und Millionäre: ab eine Million Euro Nettovermögen.
Ungleichheit des Vermögens
Das wichtigste und vielleicht beunruhigendste Ergebnis der DIW-Studie: Die Verteilung des privaten Nettovermögens (Finanzvermögen, Betriebsvermögen, Immobilien, Lebensversicherungen und langlebige Konsumgüter abzüglich Schulden und Krediten) ist in Deutschland noch ungleicher als bisher angenommen. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt demnach rund 35 Prozent des gesamten Privatvermögens. Bisherige Schätzungen gingen lediglich von etwa 22 Prozent aus. Etwa 1,5 Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben ein Nettovermögen von mindestens einer Million Euro.
Demgegenüber steht die finanzielle Situation der unteren Hälfte der Bevölkerung, die im Durchschnitt über weniger als 22.800 Euro Nettovermögen verfügt. Mehr als jeder vierte Mensch in Deutschland hat kaum Nettovermögen oder ist sogar verschuldet. Diese drastische Ungleichheit in der Vermögensverteilung ist ein zentrales Ergebnis der Studie.

Das Profil des typischen Millionärs
Entgegen gängiger Klischees verbringen Millionäre in Deutschland ihre Zeit nicht ausschließlich mit Jetset und Luxus. Die Studie zeichnet ein anderes Bild. Der typische Millionär ist demnach im Schnitt relativ alt, männlich, hat keinen Migrationshintergrund und lebt fast ausschließlich in Westdeutschland. Frauen sind in dieser Gruppe stark unterrepräsentiert und stellen lediglich 31 Prozent.
Was viele überraschen mag: Die meisten Millionäre arbeiten überdurchschnittlich viel. Nur 5 Prozent sind gar nicht erwerbstätig. Die Erwerbstätigen unter ihnen arbeiten durchschnittlich 47 Stunden pro Woche – das sind zehn Stunden mehr als bei Erwerbstätigen in den übrigen Vermögenssegmenten. Eine weitere Erkenntnis: 73 Prozent der Reichen sind selbstständig oder unternehmerisch tätig. Ihre Firmen bilden den wichtigen deutschen Mittelstand. 46 Prozent der Millionäre beschäftigen zehn oder mehr Menschen in ihrem Unternehmen. Dies zeigt, dass Reichtum in Deutschland oft das Ergebnis harter Arbeit und unternehmerischen Erfolgs ist.
Vermögensstruktur: Immobilien vor Luxusgütern
Auch die Vermögensstruktur der Reichen liefert interessante Details. Neben dem Betriebsvermögen, das naturgemäß eine große Rolle spielt, sind Immobilien von zentraler Bedeutung. Ein Viertel des Bruttovermögens entfällt auf „sonstige Immobilien“, wozu Mietwohnungen, Ferienhäuser und andere an Dritte vermietete Objekte zählen. Diese dienen als Kapitalanlage und generieren Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung, mit einem durchschnittlichen Vermögensanteil von etwa 792.000 Euro. Hier wird Vermögen gezielt in Immobilien investiert, um daraus weiteres Vermögen zu generieren.
Selbstgenutzter Wohnraum, wie Villen und luxuriöse Eigentumswohnungen, macht mit einem Anteil von 18 Prozent (durchschnittlich etwa 575.000 Euro) ebenfalls einen bedeutenden Teil des Vermögens aus. Luxusgüter wie schnelle Autos, große Yachten oder teurer Schmuck spielen hingegen eine erstaunlich untergeordnete Rolle. Gerade einmal 1,1 Prozent des Vermögens entfallen beispielsweise auf Fahrzeuge. Im Vergleich dazu schlägt das eigene Auto bei der ärmeren Hälfte der deutschen Bevölkerung im Schnitt mit rund 29 Prozent des Gesamtvermögens zu Buche. Dies unterstreicht den Fokus der Reichen auf wertsteigernde Anlagen im Gegensatz zu Konsumgütern.
Macht Geld glücklich?
Eine Frage, die oft gestellt wird: Macht Geld glücklich? Die DIW-Studie ging auch dieser Frage nach und befragte die Millionäre zu ihrer Lebenszufriedenheit. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Wer mehr Vermögen hat, ist zufriedener. Die befragte Oberschicht gab ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von 0 bis 10 mit durchschnittlich 8,2 an. Trotz des vergleichsweise hohen Arbeitspensums sind sie somit überdurchschnittlich zufrieden mit ihrem Leben. Die Studie zeigt, dass Vermögen und Lebenszufriedenheit durchaus positiv korrelieren.
Häufig gestellte Fragen
Hier sind Antworten auf einige häufig gestellte Fragen zum Thema Millionäre in Deutschland:
F: Wie viele Millionäre gibt es in Deutschland?
A: Laut UBS Global Wealth Report 2024 gab es im Jahr 2023 etwa 2,82 Millionen Dollar-Millionäre in Deutschland. Die Zahl steigt voraussichtlich weiter an.
F: Wo leben die meisten Millionäre in Deutschland (absolute Zahl)?
A: Die größte absolute Anzahl an Vermögensmillionären lebt in den bevölkerungsreichsten Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg.
F: Wo ist die Dichte an Millionären pro Einwohner am höchsten?
A: Die höchste Dichte an Einkommensmillionären pro Einwohner findet sich im Hochtaunuskreis, der Region um Bad Homburg. Statistisch kommt hier ein Millionär auf 360 Einwohner.
F: Wie erreichen Menschen in Deutschland Millionärsstatus?
A: Wesentliche Faktoren sind Gewinne an den Börsen, steigende Immobilienpreise (oft als wichtigster Treiber genannt), hohe Sparquoten, diversifizierte Investitionen und unternehmerische Tätigkeit.
F: Stimmt es, dass Reiche viel arbeiten?
A: Ja, die DIW-Studie zeigt, dass Millionäre im Durchschnitt 47 Stunden pro Woche arbeiten, deutlich mehr als andere Bevölkerungsgruppen. Viele sind selbstständig oder Unternehmer.
Fazit
Die Zahl der Millionäre in Deutschland wächst stetig, getrieben vor allem durch Wertsteigerungen bei Immobilien und erfolgreiche Investitionen an den Kapitalmärkten. Während die größte absolute Anzahl in den großen Bundesländern lebt, ist die Dichte der Millionäre pro Einwohner in bestimmten Regionen besonders hoch. An der Spitze dieser Liste steht der Hochtaunuskreis, die Region um Bad Homburg, die sich als Hotspot für Wohlhabende etabliert hat. Studien wie die des DIW geben wertvolle Einblicke in die oft verborgene Welt der Superreichen, zeigen eine ausgeprägte Vermögensungleichheit, widerlegen einige Klischees über deren Arbeitsmoral und Vermögensanlage und bestätigen, dass ein höheres Vermögen oft mit höherer Lebenszufriedenheit korreliert.
Wenn du mehr spannende Artikel wie „Wo Deutschlands Millionäre leben“ entdecken möchtest, schau doch mal in der Kategorie Bürobedarf vorbei!