Wann wurde Horten geschlossen?

Das Ende der Warenhauskette Horten

10/02/2020

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Die Horten AG war über Jahrzehnte hinweg eine feste Größe im deutschen Einzelhandel. Gegründet im Jahr 1936 von Helmut Horten, entwickelte sich das Unternehmen zu einer der größten Warenhausketten Deutschlands. Doch wie viele andere traditionelle Kaufhäuser sah sich auch Horten im Laufe der Zeit mit Herausforderungen konfrontiert, die schließlich zu tiefgreifenden Veränderungen und dem Verschwinden der bekannten Marke führten.

Wann wurde Horten geschlossen?
Horten AGGründung1936Auflösung1994AuflösungsgrundÜbernahme durch KaufhofSitzDüsseldorf

Die Geschichte von Horten begann in einer schwierigen Zeit. Helmut Horten nutzte den Prozess der sogenannten „Arisierung“ während der nationalsozialistischen Herrschaft, um jüdische Geschäfte, deren Besitzer zur Emigration gezwungen wurden, zu niedrigen Preisen zu übernehmen. So wurde beispielsweise 1936 das Duisburger Kaufhaus Gebrüder Alsberg übernommen. Dieser Umstand prägte die frühen Jahre des Unternehmens und bleibt ein kontroverser Teil seiner Historie. Bis 1939 expandierte die KG auf sechs Filialen durch weitere Übernahmen im Zuge der Enteignungen jüdischer Besitzer.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste Horten einen Neuanfang machen. Viele der übernommenen Häuser waren zerstört oder befanden sich in Gebieten unter sowjetischem Einfluss. Der Wiederaufbau und die Expansion prägten die Nachkriegszeit. 1954 übernahm die Helmut Horten GmbH die Emil Köster AG, wodurch die Anzahl der Filialen um 19 Häuser der Marken Köster und DeFaKa erweitert wurde. Während die Marke Köster bereits 1965 verschwand und durch Horten-Neubauten ersetzt wurde, blieben die DeFaKa-Standorte länger bestehen und wurden bis in die 1970er Jahre schrittweise in Horten-Vollsortiment-Warenhäuser umgewandelt oder ebenfalls durch Neubauten ersetzt. DeFaKa galt dabei als „Kaufhäuser klassischer Prägung“ mit Schwerpunkt auf Textilien.

Übersicht

Die Ära der Hortenkacheln und modernen Konzepte

In den 1960er Jahren begann Horten, sein Erscheinungsbild und Konzept grundlegend zu modernisieren. Ein zentrales Element wurde die von Architekt Egon Eiermann entworfene, charakteristische Wabenfassade aus Aluminiumkacheln, die sogenannten Hortenkacheln. Diese Fassaden machten die Horten-Kaufhäuser äußerlich unverwechselbar und sind an vielen ehemaligen Standorten noch heute zu sehen, teilweise sogar unter Denkmalschutz stehend. Intern setzte Horten auf das Konzept des „Vollsortiment-Warenhauses modernster Prägung“. Dazu gehörten nicht nur Rolltreppen, sondern auch integrierte SB-Supermärkte, spezialisierte Modeboutiquen wie „Miss H.“, Herrenabteilungen namens „der Herrenausstatter“ und Gastronomiebereiche unter dem Namen „Kupferspiess“-Restaurants. Wo immer möglich, sollten auch eigene Parkhäuser und sogar Tankstellen Teil des Angebots sein, um den Kunden maximalen Komfort zu bieten. Bis 1967 wurden bereits drei Tankstellen eröffnet. Die Zweitmarken wie Merkur und DeFaKa wurden im Zuge dieser Modernisierungsphase schrittweise eingestellt.

Auch in den 1970er Jahren setzte Horten auf Expansion und neue Konzepte. 1974 kaufte die Horten AG die SB-Warenhäuser des Otto-Konzerns. Die meisten dieser Häuser wurden in normale Horten-Warenhäuser umgewandelt. Eine Ausnahme bildete das ebenerdige Haus in Hamburg-Eidelstedt, das unter dem Namen Hanse SB-Warenhaus geführt wurde, wobei der Schriftzug dem Horten-Logo ähnelte. Allerdings waren die Standorte dieser übernommenen Otto-Häuser oft nicht optimal, da Otto seine Warenhausschiene erst kurz zuvor aufgebaut hatte. Dies führte dazu, dass fast alle dieser Filialen bis Ende der 1980er Jahre wieder geschlossen wurden. Eine Ausnahme war die Filiale in Recklinghausen, die 1982 ebenfalls in ein Hanse SB-Haus umgewandelt wurde.

Helmut Hortens Rückzug und die „Lex Horten“

Eine bedeutende Zäsur in der Unternehmensgeschichte war der schrittweise Rückzug von Helmut Horten selbst. 1968 siedelte er in die Schweiz über und wandelte im selben Jahr das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um. In den folgenden Jahren verkaufte er seine Anteile vollständig. Dieser Verkaufserlös in Milliardenhöhe, auf den in der Schweiz keine und in Deutschland aufgrund seines Wohnsitzes keine Steuer anfiel, löste eine öffentliche Debatte über Steuerflucht aus. Dies führte 1972 zur Neuordnung des deutschen Außensteuerrechts, weshalb das Außensteuergesetz bis heute umgangssprachlich als „lex Horten“ bezeichnet wird.

Nach dem Tod Helmut Hortens im Jahr 1987 erbte seine Witwe Heidi das Vermögen. Die Horten AG befand sich nun mehrheitlich nicht mehr in Familienbesitz. Zunächst hielten britische Investoren die Mehrheit, ab Ende der 1980er Jahre dann die WestLB.

Die Übernahme durch Kaufhof und das Galeria-Konzept

Anfang der 1990er Jahre wurde die Zukunft von Horten zum Gegenstand strategischer Überlegungen im deutschen Handel. Zwei große Unternehmen zeigten Interesse an einer Übernahme: die Kaufring AG und die Kaufhof Warenhaus AG. Die Kaufring, die zu diesem Zeitpunkt noch keine eigenen Warenhäuser betrieb, suchte einen Einstieg in das stationäre Geschäft. Der Kaufhof, bereits eine etablierte Warenhauskette, strebte eine Expansion an. 1992 stieg die Kaufring zunächst mit einem 5-%-Anteil über die WestLB bei Horten ein. Doch der Kaufhof erhöhte ebenfalls schrittweise seine Anteile und setzte sich schließlich durch. 1994 wurde die Übernahme der Horten AG durch den Kaufhof abgeschlossen. Die Kaufring sicherte sich jedoch noch 1993 zehn kleinere Horten-Warenhäuser, die sie unter dem Namen „J.Gg. Rupprecht“ weiterführte, allerdings ebenfalls ohne nachhaltigen Erfolg.

Interessanterweise hatte die Horten AG bereits vor der Übernahme durch Kaufhof ein wegweisendes Konzept entwickelt: das „Galeria-Konzept“. Erstmals 1988 in Münster und Heidelberg umgesetzt, zielte dieses Konzept darauf ab, die Warenhäuser umfassend zu modernisieren. Kennzeichnend waren breitere Gänge, eine verbesserte Beschilderung zur Orientierung und das Verschwinden des bisher dominierenden braunen Farbschemas zugunsten hellerer, freundlicherer Gestaltungen. Auch die Restaurants „bon appetit“ erhielten ein angepasstes Design. Das Galeria-Konzept war ursprünglich für größere Filialen mit über 7000 m² Verkaufsfläche gedacht, zeigte aber deutliche Profitsteigerungen in den umgestellten Häusern. Kleinere Filialen wurden teilweise unter dem Namen Horten-extra ausgegliedert. Nach der Übernahme durch Kaufhof wurde das von Horten entwickelte Galeria-Konzept zur Grundlage für die Modernisierung der gesamten Kaufhof-Gruppe und ist heute noch in den Namen vieler Warenhäuser präsent (z.B. Galeria Kaufhof, heute Teil von Galeria Karstadt Kaufhof). Das Konzept wurde sogar international exportiert, beispielsweise nach Belgien zur Kaufhof-Tochter „INNO“, die ihre Filialen seit 2004 als „Galeria Inno“ betreibt.

Was wird mit Galeria Kaufhof?
Im Januar 2020 wurden die beiden Unternehmen zu einem Unternehmen verschmolzen. Mit Wirksamwerden der Verschmelzung gingen gemäß § 20 UmwG alle Rechte und Pflichten der GALERIA Kaufhof GmbH auf die Karstadt Warenhaus GmbH, nun firmierend als GALERIA S.

Das langsame Verschwinden der Marke Horten

Nach der Übernahme durch Kaufhof im Jahr 1994 begann ein schrittweiser Integrationsprozess. Zunächst wurde das Kaufhausgeschäft der Horten AG zum 1. Januar 1995 auf die neu gegründete Horten Galeria GmbH mit Sitz in Köln übertragen. Die Horten AG selbst blieb zunächst als Immobiliengesellschaft bestehen. Später wurde die Horten Galeria GmbH mit der Kaufhof Warenhaus AG verschmolzen. Die Horten AG verschwand 1998 zunächst in einer internen Holdinggesellschaft der Metro AG (zu der Kaufhof gehörte) und löste sich wenig später ganz auf.

Das endgültige Ende der Warenhausmarke Horten vollzog sich Anfang der 2000er Jahre. Die verbliebenen Horten-Filialen wurden entweder in (Galeria) Kaufhof umbenannt, verkauft oder geschlossen. Etwa zeitgleich mit dem 125-jährigen Jubiläum der Kaufhof Warenhaus AG im Jahr 2004 war die Marke Horten weitgehend vom Markt verschwunden. Zu den letzten Standorten, die noch den Namen Horten trugen, gehörten bis 2004 Erlangen, Nürnberg, Krefeld und Ludwigshafen. Die allerletzte Filiale, die noch als „Galeria Horten“ firmierte, befand sich in Gießen und wurde im Oktober 2003 umbenannt oder geschlossen (der Text sagt bis Oktober 2003 in Gießen). Heute erinnert nur noch am Carsch-Haus in Düsseldorf das in Stein gemeißelte, unauffällige Logo über den Eingängen an die einstige Größe der Marke Horten.

Häufig gestellte Fragen zum Ende von Horten

Hier beantworten wir einige gängige Fragen zum Schicksal der Warenhauskette Horten.

Wann wurde Horten endgültig geschlossen?

Es gab kein einzelnes Datum für die Schließung aller Horten-Filialen. Die Marke Horten verschwand schrittweise nach der Übernahme durch die Kaufhof AG im Jahr 1994. Anfang der 2000er-Jahre wurden die verbliebenen Filialen umbenannt oder geschlossen. Die Marke war etwa im Jahr 2004 weitgehend vom Markt verschwunden.

Was passierte mit den Horten-Gebäuden?

Viele der ehemaligen Horten-Gebäude, insbesondere die mit den charakteristischen Hortenkacheln, wurden entweder in (Galeria) Kaufhof-Filialen umgewandelt, an andere Einzelhändler verkauft, einer neuen Nutzung zugeführt oder in einigen Fällen auch abgerissen. Die ikonischen Fassaden stehen an manchen Orten unter Denkmalschutz.

Ist Horten mit Galeria Kaufhof verwandt?

Ja, die Horten AG wurde 1994 von der Kaufhof Warenhaus AG übernommen. Das von Horten entwickelte „Galeria“-Konzept wurde von Kaufhof übernommen und zur Grundlage der eigenen Modernisierung und des Markenauftritts. Die verbliebenen Horten-Filialen wurden in (Galeria) Kaufhof umbenannt. Die heutige Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof ist eine Nachfolgerin der Kaufhof Warenhaus AG und damit indirekt auch Erbin der Horten-Geschichte und des von ihr entwickelten Galeria-Konzepts.

Die Geschichte von Horten ist ein spannendes Kapitel der deutschen Wirtschaftsgeschichte, das von Innovation, Expansion und schließlich der Integration in einen größeren Konzern geprägt war. Auch wenn die Marke Horten heute nicht mehr existiert, leben Teile ihres Erbes, wie das Galeria-Konzept und die markanten Fassaden, weiter.

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