Was ist ein Gegenkonto Beispiel?

Gegenkonto: Das Herz der Doppik

16/09/2020

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In der komplexen, aber faszinierenden Welt der Unternehmensfinanzen spielt die Buchhaltung eine zentrale Rolle. Sie ist das Gedächtnis des Unternehmens, das alle finanziellen Transaktionen akribisch festhält. Ein Grundprinzip, das dabei unerlässlich ist, ist die doppelte Buchführung, oft auch als Doppik bezeichnet. Und im Herzen dieser Doppik finden wir das Konzept des Gegenkontos.

Was ist ein Gegenkonto Beispiel?
Auf dem Gegenkonto werden also alle Zahlungseingänge erfasst und es ist somit die aktive Seite des Kontos. Die Buchführung Haben ist auf der rechten Seite zu sehen. Beispiel: Dein Kunde überweist dir den Betrag für deinen letzten Auftrag. Dieser ist auf dem Gegenkonto, der rechten Seite deines Kontos, zu sehen.

Das Verständnis des Gegenkontos ist fundamental, um zu begreifen, wie Buchungssätze aufgebaut sind und wie sichergestellt wird, dass am Ende des Tages Soll und Haben immer übereinstimmen. Es ist nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern ein logisches Prinzip, das den Fluss von Werten innerhalb eines Unternehmens abbildet.

Übersicht

Was ist doppelte Buchführung (Doppik)?

Bevor wir uns dem Gegenkonto widmen, ist es wichtig, das System zu verstehen, in dem es existiert: die doppelte Buchführung. Im Gegensatz zur einfachen Buchführung, bei der nur Einnahmen und Ausgaben erfasst werden, verfolgt die doppelte Buchführung jeden Geschäftsvorfall aus zwei Perspektiven.

Jede Transaktion betrifft immer mindestens zwei Konten. Wenn beispielsweise Geld ausgegeben wird, verringert sich der Kassenbestand (ein Konto), aber gleichzeitig erhöht sich ein Aufwandskonto (ein anderes Konto) oder verringert sich ein Verbindlichkeitskonto. Dieses Prinzip stellt sicher, dass jede Buchung eine Ursache und eine Wirkung hat, einen Mittelzufluss und einen Mittelabfluss, oder eine Veränderung auf der Aktiv- und Passivseite der Bilanz.

Das Kernstück der doppelten Buchführung ist der Buchungssatz. Ein einfacher Buchungssatz besteht aus mindestens einem Konto, das im Soll bebucht wird, und einem Konto, das im Haben bebucht wird. Die Summe der Soll-Beträge muss dabei immer der Summe der Haben-Beträge entsprechen. Dieses Gleichgewicht ist das Fundament der doppelten Buchführung.

Die Rollen von Konto und Gegenkonto

Innerhalb eines Buchungssatzes sprechen wir oft vom Konto und dem Gegenkonto. Diese Bezeichnungen sind nicht fest an bestimmte Konten gebunden, sondern beschreiben ihre Funktion innerhalb einer spezifischen Transaktion.

Das Konto ist in der Regel das Konto, das im Fokus der Betrachtung steht oder das die primäre Veränderung erfährt, die wir abbilden wollen. Das Gegenkonto ist dann das korrespondierende Konto, das die andere Seite der Transaktion abbildet und dafür sorgt, dass der Buchungssatz ausgeglichen ist.

Stellen Sie sich eine Waage vor. Eine Seite ist das Konto, die andere das Gegenkonto. Eine Buchung ist wie ein Gewicht, das auf beide Seiten gelegt wird, um das Gleichgewicht zu halten. Wenn auf der einen Seite etwas im Soll gebucht wird, muss auf der anderen Seite etwas im Haben gebucht werden, und zwar im Gegenkonto.

Soll und Haben: Die Seiten der Buchhaltung

Um Konto und Gegenkonto wirklich zu verstehen, müssen wir uns mit den Begriffen Soll und Haben auseinandersetzen. Diese stammen historisch von den lateinischen Begriffen "soll debere" (er soll schulden) und "soll habere" (er soll haben). Heute stehen sie einfach für die linke (Soll) und die rechte (Haben) Seite eines T-Kontos (der schematischen Darstellung eines Kontos).

Die Bedeutung von Soll und Haben hängt vom Kontotyp ab:

  • Bestandskonten (Bilanzkonten): Bilden Vermögen (Aktiva) und Schulden/Eigenkapital (Passiva) ab.
    • Aktiva (Vermögen, z.B. Kasse, Bank, Forderungen, Maschinen): Zugänge werden im Soll, Abgänge im Haben gebucht.
    • Passiva (Schulden, Eigenkapital, z.B. Lieferantenverbindlichkeiten, Darlehen, Eigenkapital): Zugänge werden im Haben, Abgänge im Soll gebucht.
  • Erfolgskonten (GuV-Konten): Bilden Aufwendungen und Erträge ab.
    • Aufwendungen (z.B. Miete, Personal, Materialeinkauf): Werden im Soll gebucht.
    • Erträge (z.B. Umsatzerlöse, Mieteinnahmen): Werden im Haben gebucht.

In jedem Buchungssatz wird ein Konto im Soll und das Gegenkonto im Haben (oder umgekehrt) bebucht, sodass die Buchungssumme im Soll gleich der Buchungssumme im Haben ist.

Das Gegenkonto in der Praxis

Das Gegenkonto ist also das Konto, das die Gegenbuchung erhält. Wenn wir beispielsweise einen Betrag auf unser Bankkonto einzahlen, erhöht sich das Bankkonto (ein Aktivkonto, Zugang im Soll). Woher kommt das Geld? Vielleicht aus der Kasse (ebenfalls ein Aktivkonto, Abgang im Haben). In diesem Fall ist das Bankkonto das "Konto" (im Soll) und das Kassenkonto das Gegenkonto (im Haben).

Wenn wir eine Rechnung bezahlen, verringert sich unser Bankkonto (Aktivkonto, Abgang im Haben). Wohin geht das Geld? Es begleicht eine Verbindlichkeit (Passivkonto, Abgang im Soll). In diesem Fall ist das Verbindlichkeitskonto das "Konto" (im Soll) und das Bankkonto das Gegenkonto (im Haben).

Das Gegenkonto liefert somit die Information über die Herkunft oder die Verwendung der Mittel. Es erklärt, warum sich das Hauptkonto verändert hat.

Wer ist zur doppelten Buchführung verpflichtet?

Die Pflicht zur doppelten Buchführung betrifft nicht jedes Unternehmen. Gemäß deutschem Handelsgesetzbuch (HGB) sind insbesondere Kaufleute nach § 238 ff. HGB zur Buchführung verpflichtet. Für gewerbliche Unternehmer, die nicht im Handelsregister eingetragen sind (Kleingewerbetreibende), besteht eine Buchführungspflicht erst, wenn bestimmte Umsatz- oder Gewinnschwellen überschritten werden. Konkret sind dies derzeit ein Jahresumsatz von mehr als 600.000 € oder ein Jahresgewinn von mehr als 60.000 €.

Sobald diese Schwellen erreicht sind oder ein Unternehmen im Handelsregister eingetragen ist, muss es eine doppelte Buchführung führen und einen Jahresabschluss (Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung) erstellen. Dies bedeutet, dass jeder Geschäftsvorfall auf mindestens zwei Konten erfasst werden muss – einem Konto und seinem Gegenkonto.

Beispiele für Buchungssätze und das Gegenkonto

Lassen Sie uns einige konkrete Beispiele betrachten, um die Funktion des Gegenkontos zu verdeutlichen:

Beispiel 1: Kauf von Büromaterial auf Rechnung

  • Sie kaufen Büromaterial für 100 €.
  • Buchungssatz: Büromaterialaufwand an Lieferantenverbindlichkeiten 100 €
  • Erklärung: Der Aufwand für Büromaterial erhöht sich (Aufwandskonto, Soll). Gleichzeitig entsteht eine Verbindlichkeit gegenüber dem Lieferanten (Passivkonto, Zugang im Haben).
  • Konto (Soll): Büromaterialaufwand
  • Gegenkonto (Haben): Lieferantenverbindlichkeiten

Beispiel 2: Kunde bezahlt offene Rechnung per Banküberweisung

  • Ein Kunde überweist 500 € für eine offene Forderung.
  • Buchungssatz: Bank an Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 500 €
  • Erklärung: Ihr Bankguthaben erhöht sich (Aktivkonto, Zugang im Soll). Gleichzeitig verringert sich die Forderung an den Kunden (Aktivkonto, Abgang im Haben).
  • Konto (Soll): Bank
  • Gegenkonto (Haben): Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

Beispiel 3: Barzahlung der Miete für das Büro

  • Sie bezahlen die monatliche Büromiete von 800 € bar aus der Kasse.
  • Buchungssatz: Mietaufwand an Kasse 800 €
  • Erklärung: Der Aufwand für Miete erhöht sich (Aufwandskonto, Soll). Gleichzeitig verringert sich der Kassenbestand (Aktivkonto, Abgang im Haben).
  • Konto (Soll): Mietaufwand
  • Gegenkonto (Haben): Kasse

Beispiel 4: Aufnahme eines Bankdarlehens

  • Ihnen wird ein Bankdarlehen über 10.000 € auf Ihr Bankkonto überwiesen.
  • Buchungssatz: Bank an Bankdarlehen 10.000 €
  • Erklärung: Ihr Bankguthaben erhöht sich (Aktivkonto, Zugang im Soll). Gleichzeitig entsteht eine neue Verbindlichkeit gegenüber der Bank (Passivkonto, Zugang im Haben).
  • Konto (Soll): Bank
  • Gegenkonto (Haben): Bankdarlehen

Wie Sie sehen, ist das Gegenkonto immer das Konto, das auf der anderen Seite des Buchungssatzes steht und die Ausgleichsbuchung ermöglicht.

Soll und Haben in der privaten Kontoführung: Eine Analogie (mit Vorsicht!)

Manchmal wird zur Erklärung von Soll und Haben die private Bankkontoführung herangezogen. Hier wird oft gesagt: Wenn Ihr Konto im Minus ist, ist es im Soll; wenn es im Plus ist, ist es im Haben. Dies ist eine sehr vereinfachte und aus Sicht der Unternehmensbuchhaltung ungenaue Analogie, kann aber als erste Brücke dienen.

Aus Sicht der Bank ist Ihr Guthaben auf dem Bankkonto eine Verbindlichkeit der Bank Ihnen gegenüber. Eine Zunahme Ihrer Einlage ist für die Bank ein Zugang auf einem Passivkonto und wird daher im Haben gebucht. Eine Abhebung ist ein Abgang auf diesem Passivkonto und wird im Soll gebucht. Wenn Sie also Geld einzahlen, bucht die Bank "Kasse an Bankverbindlichkeiten (Ihr Konto)". Für Sie als Kunde auf Ihrem Kontoauszug als Guthaben (Haben) sichtbar.

Wenn Sie Geld abheben, bucht die Bank "Bankverbindlichkeiten (Ihr Konto) an Kasse". Für Sie als Kunde auf Ihrem Kontoauszug als Abhebung (Soll) sichtbar.

Diese Perspektivverschiebung (Kunde vs. Bank) macht die private Analogie verwirrend, wenn man sie streng auf die Unternehmensbuchhaltung anwendet. In der Unternehmensbuchhaltung ist das Bankkonto des Unternehmens ein Aktivkonto. Zugänge werden im Soll, Abgänge im Haben gebucht. Halten Sie sich daher bei der Unternehmensbuchhaltung an die Regeln für Aktiv-, Passiv-, Aufwands- und Ertragskonten.

Warum ist das Gegenkonto so wichtig?

Die Bedeutung des Gegenkontos liegt in der Natur der doppelten Buchführung selbst. Es stellt sicher:

  1. Vollständigkeit: Jede Transaktion wird vollständig erfasst, mit ihrer Herkunft und ihrer Verwendung.
  2. Kontrolle: Die doppelte Erfassung ermöglicht Kontrollmechanismen. Die Summe aller Soll-Buchungen muss immer der Summe aller Haben-Buchungen entsprechen (Journalgleichheit). Zudem muss die Summe der Salden aller Konten Null ergeben (Kontengleichheit), was letztlich dazu führt, dass Aktiva und Passiva in der Bilanz gleich sind (Bilanzgleichheit).
  3. Transparenz: Das Gegenkonto zeigt, woher ein Wert stammt oder wohin er fließt, was ein klareres Bild der Geschäftsaktivitäten ermöglicht.
  4. Fehlererkennung: Wenn Soll und Haben nicht übereinstimmen, liegt ein Buchungsfehler vor, der durch das System leichter aufgedeckt werden kann.

Ohne das Gegenkonto wäre die doppelte Buchführung unmöglich. Es ist der zweite Pol, der notwendig ist, um den Kreislauf jeder finanziellen Transaktion abzubilden.

Vergleich: Konto vs. Gegenkonto (im Kontext eines Buchungssatzes)

MerkmalKontoGegenkonto
Position im einfachen BuchungssatzWird zuerst genannt (oft im Soll)Wird danach genannt (oft im Haben)
Seite der BuchungEmpfängt die erste Buchung (oft Soll)Empfängt die korrespondierende Buchung (oft Haben)
FunktionZeigt die primäre VeränderungZeigt die Herkunft oder Verwendung der Mittel, die zur primären Veränderung führen
NotwendigkeitErster Teil des BuchungssatzesZweiter, ausgleichender Teil des Buchungssatzes

Beachten Sie, dass "Konto" und "Gegenkonto" relative Begriffe sind, die sich auf einen spezifischen Buchungssatz beziehen. Ein Bankkonto kann in einem Buchungssatz das "Konto" sein (z.B. bei einer Einzahlung: Bank an Kasse) und in einem anderen das "Gegenkonto" (z.B. bei einer Auszahlung: Miete an Bank).

Häufig gestellte Fragen zum Gegenkonto

Was ist ein Gegenkonto einfach erklärt?
Ein Gegenkonto ist das zweite Konto in einem Buchungssatz der doppelten Buchführung. Es zeigt, woher das Geld oder der Wert kommt oder wohin er geht, und sorgt dafür, dass die Buchung ausgeglichen ist (Soll = Haben).

Kann ein Buchungssatz mehr als ein Gegenkonto haben?
Ja, durchaus. Bei komplexeren Geschäftsvorfällen können auch mehrere Konten im Soll und/oder Haben bebucht werden, solange die Summe der Soll-Beträge gleich der Summe der Haben-Beträge ist. Man spricht dann von einem zusammengesetzten Buchungssatz. Die Konten auf der entgegengesetzten Seite des primären Kontos sind dann die Gegenkonten.

Ist das Gegenkonto immer das Haben-Konto?
Nein. Wenn das primäre Konto im Soll bebucht wird (z.B. ein Aktivzugang oder Aufwand), dann ist das Gegenkonto das Haben-Konto. Wenn das primäre Konto jedoch im Haben bebucht wird (z.B. ein Aktivabgang oder Ertrag), dann ist das Gegenkonto das Soll-Konto.

Wo finde ich das Gegenkonto in meiner Buchhaltung?
In Buchhaltungsprogrammen oder auf Buchungsbelegen wird oft sowohl das Konto als auch das Gegenkonto angegeben, um die Transaktion vollständig zu dokumentieren und nachvollziehbar zu machen. Es ist der Partner des Kontos in jedem Buchungssatz.

Ist das Gegenkonto dasselbe wie das Ausgleichskonto?
Ja, in diesem Kontext können die Begriffe synonym verwendet werden. Das Gegenkonto ist das Konto, das zum Ausgleich des Buchungssatzes dient.

Fazit

Das Gegenkonto ist ein unverzichtbarer Bestandteil der doppelten Buchführung. Es repräsentiert die zweite Seite jeder finanziellen Transaktion und stellt sicher, dass alle Bewegungen von Werten lückenlos und im Gleichgewicht erfasst werden. Das Verständnis seiner Funktion ist der Schlüssel zur Beherrschung der Grundlagen der Buchhaltung und zur korrekten Interpretation von Finanzberichten. Jede Buchung erzählt eine Geschichte – das Konto zeigt, was passiert ist, und das Gegenkonto zeigt, warum und wo die Gegenbewegung stattgefunden hat.

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