25/07/2020
Die Welt von J.R.R. Tolkien, insbesondere bekannt durch „Der Herr der Ringe“, besticht nicht nur durch ihre tiefgründige Mythologie, ihre Völker und ihre epischen Geschichten, sondern auch durch eine bemerkenswerte Detailtiefe in Bezug auf Sprachen und Schriftsysteme. Viele Leser und Zuschauer fragen sich, welche Schriftart eigentlich in dieser faszinierenden Welt verwendet wird oder welche die berühmte Inschrift auf dem Einen Ring ziert. Die Antwort ist komplexer und faszinierender als die Nennung einer einzelnen „Schriftart“ im modernen Sinne.

Tolkien, selbst ein brillanter Philologe, war davon überzeugt, dass eine wirklich glaubwürdige fiktive Welt auch eigene, historisch entwickelte Sprachen und Schriften benötigt. Er verbrachte Jahrzehnte damit, nicht nur Sprachen wie Quenya und Sindarin zu entwickeln, sondern auch die dazugehörigen Schriftsysteme. Diese sollten nicht einfach aus dem Nichts erscheinen, sondern eine eigene Geschichte der Entstehung und Weiterentwicklung innerhalb seiner fiktiven Welt haben, ähnlich wie irdische Schriften entstanden sind.
- Tolkiens Leidenschaft für Sprachen und Schriften
- Die Erfundenen Schriftsysteme: Tengwar und Cirth
- Tengwar: Das Elegante Schriftsystem der Elben
- Cirth/Certar: Die Runen Mittelerdes
- Die Ringinschrift: Schwarze Sprache in Tengwar
- Echte Schriftarten für den „Herr der Ringe“-Look
- Häufig gestellte Fragen
- Fazit
Tolkiens Leidenschaft für Sprachen und Schriften
J.R.R. Tolkien war zeitlebens fasziniert von Sprachen und ihren Schriftsystemen. Diese Leidenschaft floss direkt in die Erschaffung von Mittelerde ein. Er schuf nicht nur Völker und eine Mythologie, sondern auch die kulturellen Ausdrucksformen dieser Völker, zu denen untrennbar ihre Sprachen und die Art, wie sie diese niederschrieben, gehörten. Für ihn war es essenziell, dass auch die Schriften in Mittelerde eine nachvollziehbare Entwicklung durchliefen. Aus diesem Bestreben entstanden mehrere Schriftsysteme, die in unterschiedlichen Epochen und von verschiedenen Völkern genutzt wurden.
Die Erfundenen Schriftsysteme: Tengwar und Cirth
Im Dritten Zeitalter, der Zeit, in der „Der Herr der Ringe“ spielt, waren hauptsächlich zwei Schriftsysteme in Gebrauch, die Tolkien entwickelt hatte: die Tengwar und die Cirth.
- Tengwar: Dieses Wort bedeutet in der Sprache Quenya „Buchstaben“. Die Tengwar sind das elegantere und vielseitigere Schriftsystem. Sie wurden ursprünglich von den Elben erfunden und später von den Menschen übernommen. Sie eignen sich gut für das Schreiben mit Pinsel oder Feder und sind das System, das für die Inschrift auf dem Einen Ring verwendet wurde.
- Cirth: Dieses Wort bedeutet in der Sprache Sindarin „Runen“. Die Cirth sind, wie der Name schon sagt, den nord- und westeuropäischen Runenschriften nachempfunden. Sie sind eher kantig und wurden oft für Inschriften in Stein oder Holz verwendet, insbesondere von den Zwergen, aber auch von anderen Völkern.
Diese beiden Systeme repräsentieren nicht eine einzelne „Schriftart“ im Sinne eines Computerfonts, sondern vollständige Alphabete bzw. Schriftsysteme mit eigener Logik, Grammatikregeln für die Schreibung und historischen Hintergründen innerhalb von Mittelerde.

Tengwar: Das Elegante Schriftsystem der Elben
Die Tengwar sind das komplexere und weiter verbreitete der beiden Hauptsysteme im Dritten Zeitalter. Ihre Geschichte in Mittelerde reicht weit zurück.
Ursprung und Entwicklung
Das älteste von Tolkien erdachte Schriftsystem sind die Sarati von Rúmil aus Tirion in Valinor. Diese „Valinorische Schrift“ diente als Grundlage für die späteren Tengwar, die von Feanor, dem erfinderischen Elbenprinzen, entwickelt wurden. Feanor erweiterte und veränderte die Sarati zu einem System, das als „Feanórische Tengwar“ bekannt wurde. Dieses System brachten die Noldor-Elben nach Mittelerde, wo es sich verbreitete und von Elben, Menschen und sogar einigen Zwergen und Hobbits genutzt wurde.
Struktur der Tengwar
Die Tengwar sind als Lautschrift konzipiert. Die Zeichen bestehen grundsätzlich aus einem Stamm (telco) und einem Bogen (lúva). Durch Verlängerung oder Verkürzung des Stammes, Verdopplung des Bogens oder Hinzufügen eines waagerechten Strichs (hwarma) zum Bogen werden verschiedene Konsonanten dargestellt, die sich in ihren Lautmerkmalen (stimmhaft/stimmlos, Reibelaut, Nasal etc.) ähneln.
Die Primärbuchstaben sind oft in einem Raster von vier Spalten (témar) und sechs Zeilen (tyeller) angeordnet, basierend auf den artikulatorischen Eigenschaften der Laute (z.B. Dental-, Labiallaute). Jedes Tengwa-Zeichen hat einen eigenen Namen, oft ein Quenya-Wort, das mit diesem Laut beginnt oder ihn enthält.
Vokale und Tehtar
Im Gegensatz zu vielen irdischen Alphabeten werden Vokale in den Tengwar häufig nicht durch eigene volle Zeichen dargestellt, sondern durch diakritische Zeichen, die Tehtar (Quenya: „Zeichen“) genannt werden. Diese kleinen Zeichen werden meist über oder unter dem vorhergehenden oder folgenden Konsonanten platziert, abhängig vom verwendeten „Modus“ (Schreibweise) der jeweiligen Sprache.

Die gängigsten Tehtar für Vokale sehen wie folgt aus:
| Vokal | Tehta | Beschreibung |
| a | ^ | Drei Punkte als Dach |
| e | ´ | Akut-ähnliches Zeichen |
| i | . | Ein Punkt |
| o | ` | Linksgewölbter Bogen |
| u | ´ | Rechtsgewölbter Bogen |
| y | .. | Zwei Punkte |
Die Platzierung der Tehtar variiert je nach Sprache und Modus. Im Sindarin beispielsweise wird das Tehta auf den folgenden Konsonanten gesetzt. Wenn kein Konsonant folgt, wird ein „Träger“-Zeichen verwendet. Dies führt dazu, dass dasselbe Tehta-Zeichen je nach Kontext und Sprache unterschiedlich interpretiert werden kann. Es gab auch Schreibweisen, die eigenständige Vokalzeichen nutzten, aber die Tehtar-Verwendung war weit verbreitet.
Cirth/Certar: Die Runen Mittelerdes
Neben den eleganten Tengwar gab es in Mittelerde auch ein Schriftsystem, das eher Runen ähnelte: die Cirth (Sindarin) oder Certar (Quenya). Diese wurden ebenfalls von den Elben entwickelt, basierend auf den Tengwar, aber mit einem kantigeren Design, das sich besser zum Einritzen in harte Materialien eignete.
Die Cirth waren besonders bei den Zwergen beliebt, die sie für Inschriften in ihren Minen und auf ihren Werkzeugen nutzten. Auch in Tolkiens Buch „Der Hobbit“ finden sich Beispiele für diese Runen. Sie bilden im Wesentlichen ebenfalls eine Alphabetschrift.

Die Ringinschrift: Schwarze Sprache in Tengwar
Die wohl berühmteste Anwendung eines von Tolkiens Schriftsystemen ist die Inschrift auf dem Einen Ring. Diese mysteriösen Zeilen sind nicht in einer Elbensprache verfasst, sondern in der Schwarzen Sprache von Mordor, der Sprache Saurons. Geschrieben ist die Inschrift jedoch in Tengwar.
Die vollständige Inschrift ist Teil des Ringgedichts:
Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht,
Sieben den Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein,
Neun den Sterblichen, ewig dem Tode verfallen,
Einer dem Dunklen Herrn auf dunklem Thron
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.
Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.
Die eigentliche Inschrift auf dem Ring selbst besteht aus den letzten beiden Zeilen:
Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden
Diese Zeilen, geschrieben in den fließenden Formen der Tengwar, sind zu einem ikonischen Symbol für den Ring und die Macht Saurons geworden.
Echte Schriftarten für den „Herr der Ringe“-Look
Während Tengwar und Cirth die erfundenen Schriftsysteme *innerhalb* von Mittelerde sind, suchen viele Fans nach Schriftarten, die sie auf ihrem Computer verwenden können, um Texte im Stil von „Der Herr der Ringe“ zu erstellen oder die erfundenen Schriften selbst zu schreiben. Hier gibt es zwei Hauptkategorien von digitalen Schriftarten:
- Schriftarten, die Tolkiens erfundenen Systemen entsprechen: Dies sind digitale Fonts, bei denen jeder Buchstabe auf Ihrer Tastatur einem Tengwa- oder Cirtha-Zeichen zugewiesen ist. Um damit lesbaren Text in Quenya, Sindarin oder der Schwarzen Sprache (sofern die Zeichen verfügbar sind) zu schreiben, benötigt man Kenntnisse der jeweiligen Sprache und des Modus, oder spezielle Eingabehilfen. Solche Fonts ermöglichen es, die Ringinschrift oder andere Texte genau so darzustellen, wie Tolkien sie erdacht hat.
- Schriftarten, die den Stil nachahmen: Dies sind oft lateinische Schriftarten (also unser gewohntes Alphabet), die so gestaltet sind, dass sie einen mittelalterlichen, runenartigen oder elegant-geschwungenen Fantasy-Look haben, der zur Ästhetik der Bücher oder Filme passt. Beispiele hierfür sind Schriftarten mit Namen wie „Ringbearer“ (die der Schrift auf den Buchcovern oder Filmplakaten ähnelt), „German Runes“, „Viking“ oder „Kelt“, wie sie oft in „Font-Packs“ für Fans zu finden sind. Diese ersetzen nicht die Tengwar oder Cirth, sondern bieten einen stilistischen Bezug zu Mittelerde.
Solche digitalen Schriftarten können oft kostenlos heruntergeladen und auf dem Computer installiert werden, indem man die Schriftart-Dateien (z.B. .ttf oder .otf) in den Systemordner für Schriftarten kopiert.
Häufig gestellte Fragen
Hier beantworten wir einige gängige Fragen zu den Schriftarten in Tolkiens Welt:
Was ist die Schrift auf dem Einen Ring?
Die Schrift auf dem Einen Ring ist Tengwar. Die Sprache der Inschrift ist die Schwarze Sprache von Mordor.
Gibt es eine einzige „Herr der Ringe“-Schriftart?
Nein, nicht im Sinne einer einzigen Druckschrift für die Bücher. Tolkien erfand mehrere Schriftsysteme für seine Welt (Tengwar, Cirth, Sarati). Die Inschrift auf dem Ring verwendet das Tengwar-System.

Sind Tengwar und Cirth echte Sprachen?
Nein, Tengwar und Cirth sind Schriftsysteme, keine Sprachen. Sie wurden entwickelt, um Tolkiens erfundene Sprachen wie Quenya und Sindarin niederzuschreiben.
Kann ich diese Schriften auf meinem Computer verwenden?
Ja, es gibt digitale Schriftarten, die den Tengwar oder Cirth entsprechen, sowie stilistisch ähnliche lateinische Schriftarten, die Sie installieren können.
Woher stammen die Schriftsysteme in Mittelerde?
Laut Tolkiens Mythologie wurden die Schriftsysteme ursprünglich von den Elben in Valinor erfunden (beginnend mit den Sarati) und entwickelten sich dann über die Tengwar und Cirth weiter, bevor sie von anderen Völkern in Mittelerde übernommen wurden.
Fazit
Die Frage nach der „Schriftart“ von Herr der Ringe führt uns tief in die beeindruckende und detaillierte Schöpfungswelt J.R.R. Tolkiens. Es gibt nicht nur eine, sondern mehrere von ihm entwickelte Schriftsysteme, allen voran die eleganten Tengwar und die robusten Cirth. Diese Systeme sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern besitzen auch eine komplexe innere Logik und eine fiktive Geschichte ihrer Entstehung und Verbreitung in Mittelerde. Die berühmte Inschrift auf dem Einen Ring, geschrieben in Schwarzer Sprache mit Tengwar-Zeichen, ist ein perfektes Beispiel für die Tiefe, mit der Tolkien seine Welt zum Leben erweckte. Für Fans, die diesen Stil nachahmen möchten, stehen heute digitale Schriftarten zur Verfügung, die entweder die erfundenen Systeme abbilden oder einen passenden Fantasy-Look bieten und es ermöglichen, ein kleines Stück Mittelerde auf den eigenen Bildschirm zu bringen.
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