Mobiles Bezahlen in China meistern

China, ein Land der faszinierenden Kontraste, präsentiert sich heute als Vorreiter in Sachen digitaler Innovation, insbesondere im Bereich des Bezahlens. Während in vielen westlichen Ländern die Diskussion über mobiles Zahlen noch im Gange ist, ist es in China längst Alltag. Die riesigen Metropolen des Landes, geprägt von modernster Technologie und rasantem Fortschritt, haben das Bargeld in bemerkenswertem Tempo verdrängt. Das Smartphone ist hier nicht nur Kommunikationsmittel, sondern auch Geldbörse, Ticket und vieles mehr.

Die Transformation hin zur digitalen Zahlungsinfrastruktur ist beeindruckend. Eine Studie der chinesischen Zentralbank aus dem Jahr 2019 zeigte, dass bereits 86 Prozent der Bevölkerung mobile Zahlungsdienste nutzten, während nur noch eine kleine Minderheit von 24 Prozent Bargeld bevorzugte. Dies steht in starkem Kontrast zu Ländern wie Deutschland, wo der Anteil mobiler Zahler deutlich geringer ausfiel. Dieses Phänomen hat das tägliche Leben in China grundlegend verändert und neue Möglichkeiten für Konsumenten und Händler gleichermaßen geschaffen.

Wie funktioniert mobiles Bezahlen in China?

Das Prinzip hinter dem mobilen Bezahlen in China ist verblüffend einfach und gerade deshalb so erfolgreich. Im Kern dreht sich alles um den QR-Code. Nutzer verknüpfen ihre Bankkonten oder Kreditkarten mit einer speziellen App auf ihrem Smartphone. Diese App generiert einen einzigartigen QR-Code, der an der Kasse vom Händler gescannt wird. Alternativ scannt der Kunde den QR-Code des Händlers, gibt den zu zahlenden Betrag ein und autorisiert die Transaktion. Der gesamte Prozess ist nicht nur schnell, sondern auch äußerst effizient und wird oft in wenigen Sekunden abgeschlossen.

Diese Methode hat sich als unglaublich flexibel erwiesen. Sie erfordert keine teuren Zahlungsterminals für Händler, lediglich ein Smartphone mit Kamera oder ein ausgedruckter Code genügt oft schon. Dies hat die Akzeptanz enorm beschleunigt, insbesondere bei kleineren Geschäften und sogar auf traditionellen Märkten, wo die Infrastruktur für Kartenzahlungen oft fehlte.

Die wichtigsten Anbieter: WeChat Pay und Alipay

Der mobile Zahlungsmarkt in China wird von zwei Giganten dominiert: WeChat Pay und Alipay. Diese beiden Plattformen haben zusammen einen Marktanteil von weit über 90 Prozent erobert und sind aus dem digitalen Leben in China nicht mehr wegzudenken.

• WeChat Pay: Dieser Dienst ist integraler Bestandteil von WeChat, der mit Abstand beliebtesten Social-Media-Plattform Chinas, die von einem Großteil der Bevölkerung genutzt wird. Die Integration von Zahlungsfunktionen in eine bereits weit verbreitete Kommunikations-App war ein entscheidender Erfolgsfaktor.
• Alipay: Ursprünglich als Zahlungsdienst für die riesige Online-Shopping-Plattform Taobao (Teil der Alibaba Group) gestartet, hat sich Alipay zu einer umfassenden Finanzplattform entwickelt.

Beide Apps sind weit mehr als nur Bezahlsysteme. Sie bieten eine breite Palette weiterer Dienste an, die das tägliche Leben erleichtern: Geldüberweisungen zwischen Nutzern, Zugang zu Online-Banking-Diensten, Kauf von Versicherungen, Buchung von Reisen und vieles mehr. Sie sind zu zentralen Hubs für digitale Interaktionen und Transaktionen geworden.

Obwohl WeChat Pay und Alipay den Markt beherrschen, gibt es auch andere Akteure wie China UnionPay, den traditionellen staatlichen Bankkartenanbieter, oder Baidu Wallet, den Bezahldienst des Suchmaschinenriesen Baidu. Der Wettbewerb, hauptsächlich zwischen den beiden Hauptakteuren, treibt Innovationen und die Ausweitung der angebotenen Dienste weiter voran.

Was kann man alles mobil bezahlen?

Die kurze Antwort lautet: fast alles. Die Durchdringung des mobilen Bezahlens in China ist so umfassend, dass Sie kaum eine Situation finden werden, in der es nicht möglich ist, per Smartphone zu zahlen. Im Supermarkt, im Restaurant, im Taxi, beim Ticketkauf für öffentliche Verkehrsmittel oder Veranstaltungen, beim Friseur oder sogar für Stromrechnungen – überall werden WeChat Pay und Alipay akzeptiert.

Diese Allgegenwart hat auch neue Geschäftsmodelle ermöglicht. Ein prominentes Beispiel sind die sogenannten „Shared Bikes“. Diese Leihfahrräder sind in den Städten weit verbreitet. Nutzer können sie einfach per App lokalisieren, ausleihen und an einem beliebigen Ort wieder abstellen. Die Abrechnung erfolgt automatisch über die verknüpfte Bezahl-App. Dies zeigt, wie tief das mobile Bezahlen in die Infrastruktur und den Alltag integriert ist.

Auch Bettler nutzen QR-Codes

Die Popularität des mobilen Bezahlens reicht bis in die unerwartetsten Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Es mag überraschend klingen, aber selbst Bettler in China nutzen QR-Codes, um Spenden zu erhalten. Sie befestigen ausgedruckte Codes an ihrer Kleidung oder ihren Sammelbehältern.

Dieses Phänomen hat mehrere Gründe. Zum einen tragen viele Chinesen nur noch wenig oder gar kein Bargeld mehr bei sich. Eine spontane Spende ist daher oft nur digital möglich. Zum anderen ermöglicht der QR-Code auch Spenden von Personen, die nicht physisch vor Ort sind, beispielsweise durch Teilen des Codes über soziale Medien. Dies verdeutlicht die nahezu vollständige Dominanz des Bargeldlosen Bezahlens im Land.

Mobiles Bezahlen für Touristen: Geht das?

Die Frage, die sich viele Touristen stellen, ist, ob sie als Besucher ebenfalls an diesem mobilen Zahlungsboom teilhaben können. Die gute Nachricht ist: Ja, es ist möglich. Die weniger gute Nachricht: Der Weg dorthin kann mitunter recht kompliziert sein.

Herausforderungen für Touristen

Um mobile Bezahl-Apps wie WeChat Pay und Alipay in China als Tourist nutzen zu können, sind einige Hürden zu nehmen:

1. Chinesische SIM-Karte: Eine Grundvoraussetzung ist oft eine chinesische SIM-Karte mit einer Internetverbindung. Diese benötigen Sie nicht nur für die Nutzung der Apps selbst, sondern auch für die Registrierung und Verifizierung. SIM-Karten können am Flughafen oder in Mobilfunkgeschäften erworben werden, die Kosten variieren.
2. App-Download und Registrierung: Mit der chinesischen SIM-Karte können Sie die Apps herunterladen. Die Registrierung erfordert in der Regel die Eingabe und Verifizierung Ihrer persönlichen Daten.
3. Identitäts- und Kreditkartenverifizierung: Für die Nutzung müssen Sie Ihre Identität nachweisen. Dies geschieht oft durch Scannen Ihres Reisepasses mit der Smartphone-Kamera. Wesentlich ist auch die Verknüpfung einer Kreditkarte. Hier kann es kompliziert werden, da nicht alle internationalen Karten (auch Visa und Mastercard) reibungslos akzeptiert werden und manchmal sogar ein chinesisches Bankkonto vorausgesetzt wird.

Wenn die Verknüpfung mit einer internationalen Kreditkarte gelingt, gibt es dennoch einige potenzielle Nachteile:

• Gebühren: Für die Umrechnung von Ihrer Heimatwährung (z.B. Euro) in Yuan können Gebühren anfallen, die je nach Kreditkartenanbieter variieren.
• Zahlungslimits: Es kann niedrigere Zahlungslimits für Transaktionen mit ausländischen Karten geben.
• Akzeptanz: Obwohl die großen Anbieter weit verbreitet sind, kann die Akzeptanz internationaler Karten bei bestimmten Händlern eingeschränkt sein.
• Sicherheit: Die Sicherheitsstandards und -verfahren können sich von denen unterscheiden, die Sie gewohnt sind, und je nach App und Karte variieren.

Die Einrichtung kann also Geduld erfordern und ist nicht immer garantiert reibungslos. Bargeld oder eine internationale Kreditkarte als Backup sind daher für Touristen weiterhin ratsam.

Werden chinesische Bezahlsysteme wie Alipay oder WeChat Pay auch in Deutschland akzeptiert?

Die Akzeptanz chinesischer Bezahlsysteme außerhalb Chinas ist ein wachsendes Thema, unterscheidet sich jedoch stark je nach Nutzergruppe.

• Für chinesische Reisende in Deutschland: Ja, chinesische Touristen und Geschäftsreisende können Alipay und WeChat Pay in Deutschland zunehmend nutzen. Viele Händler, Hotels, Restaurants und Sehenswürdigkeiten, die auf chinesische Besucher abzielen, haben spezielle Terminals oder QR-Codes eingerichtet, um diese Zahlungsarten zu ermöglichen. Die Zahl der Akzeptanzstellen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, auch dank Kooperationen mit lokalen Zahlungsdienstleistern.
• Für deutsche Verbraucher oder Händler: Hier ist die Situation komplexer. Für deutsche Verbraucher ist die Nutzung von Alipay oder WeChat Pay derzeit schwierig, da in der Regel ein Konto bei einer chinesischen Bank und eine chinesische Handynummer erforderlich sind. Dies schränkt die Zugänglichkeit stark ein. Es gibt auch rechtliche und regulatorische Hürden in Europa, wie die Notwendigkeit einer Lizenz der Europäischen Zentralbank (EZB) und die Einhaltung europäischer Datenschutzstandards, die sich von chinesischen Anforderungen unterscheiden können.

Dennoch gibt es Bestrebungen, diese Systeme auch für europäische Nutzer zugänglicher zu machen. Beispiele hierfür sind Partnerschaften wie die von Alipay mit dem Fintech-Unternehmen N26, die darauf abzielen, Alipay als Zahlungsoption in die App zu integrieren, oder die Aktivitäten von WeChat Pay Europe, um den Dienst für europäische Händler zu öffnen. Diese Initiativen zeigen, dass das Potenzial für eine breitere Akzeptanz besteht, die Umsetzung aber noch Zeit und die Überwindung regulatorischer sowie technischer Hürden erfordert.

Häufig gestellte Fragen zum mobilen Bezahlen in China

Hier beantworten wir einige häufig gestellte Fragen zum Thema:

Wie funktioniert mobiles Bezahlen in China?
Es basiert hauptsächlich auf dem Scannen von QR-Codes. Sie verknüpfen Ihre Bankkarte/Kreditkarte mit einer App (WeChat Pay oder Alipay), generieren einen Code zum Scannen durch den Händler oder scannen den Code des Händlers.

Welche Firmen sind die wichtigsten Anbieter von Bezahlsystemen?
Die dominierenden Anbieter sind WeChat Pay und Alipay. Sie haben zusammen einen Marktanteil von über 90 Prozent.

Was lässt sich alles in China mit dem Smartphone bezahlen?
Fast alles: Supermärkte, Restaurants, Taxis, öffentliche Verkehrsmittel, Dienstleistungen, sogar Spenden an Bettler.

Wieso akzeptieren auch Bettler mobiles Bezahlen in China?
Da viele Chinesen kein Bargeld mehr mit sich führen, ist die Spende per QR-Code oft die einfachste oder einzige Möglichkeit. Es ermöglicht auch digitale Spenden aus der Ferne.

Können sich auch Touristen bei Reisen nach China für mobiles Bezahlen anmelden?
Ja, es ist möglich, aber oft kompliziert. Es erfordert in der Regel eine chinesische SIM-Karte, die Verifizierung der Identität (Reisepass) und die Verknüpfung einer Kreditkarte. Die Akzeptanz internationaler Karten kann variieren.

Ist ein chinesisches Bankkonto für mobiles Bezahlen in China nötig?
Nicht immer, aber oft. Die Nutzung internationaler Kreditkarten ist möglich, kann aber Nachteile wie Gebühren, Limits und eingeschränkte Akzeptanz mit sich bringen. Die Voraussetzungen sind nicht immer transparent.

Werden chinesische Bezahlsysteme wie Alipay oder WeChat Pay auch in Deutschland akzeptiert?
Für chinesische Reisende zunehmend ja, bei Händlern die auf diese Zielgruppe ausgerichtet sind. Für deutsche Verbraucher ist die Nutzung aufgrund von Anforderungen (chinesisches Konto/Telefonnummer) und regulatorischen Hürden derzeit schwierig, aber es gibt Initiativen zur Verbesserung der Zugänglichkeit.

Das mobile Bezahlen hat China verändert und bietet enorme Bequemlichkeit. Während es für Touristen noch Herausforderungen gibt, ist es klar, dass die Zukunft des Bezahlens in China digital ist und vom QR-Code regiert wird.

Wenn du mehr spannende Artikel wie „Mobiles Bezahlen in China meistern“ entdecken möchtest, schau doch mal in der Kategorie Bürobedarf vorbei!