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Tactical Pen: Legal in der Schweiz?

06/10/2017

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Die Frage nach der Legalität von Gegenständen zur Selbstverteidigung ist in der Schweiz komplex. Während offensichtliche Waffen wie Schusswaffen klaren Regeln unterliegen, gibt es bei anderen Objekten oft Unsicherheiten. Ein solches Objekt ist der Kubotan, ein kurzer Stab, der ursprünglich aus dem asiatischen Kampfsport stammt. Dürfen Sie einen solchen Gegenstand bei sich tragen? Und wie sieht es mit dem sogenannten Tactical Pen aus, einem Schreibgerät, das auch als Verteidigungswerkzeug dienen kann? Dieser Artikel beleuchtet die rechtliche Situation in der Schweiz und erklärt die Unterschiede.

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Übersicht

Was ist ein Kubotan und wie wird er eingesetzt?

Der Kubotan ist im Wesentlichen ein kurzer, handlicher Stock, der als Nahkampfwaffe konzipiert wurde. Seine Länge beträgt typischerweise zwischen 13 und 15 cm, der Durchmesser liegt bei etwa einem bis 2,5 cm. Er wird aus verschiedenen Materialien gefertigt, darunter Metall (oft Aluminium), Holz oder Kunststoff. Viele Modelle verfügen über eine Öse, um sie als Schlüsselanhänger tragen zu können, was ihre Unauffälligkeit im Alltag erhöht.

Ist ein Kubotan eine Waffe?
In Deutschland gilt ein Kubotan gemäß Waffengesetz nicht als Waffe. Er kann legal erworben, besessen und in der Öffentlichkeit getragen werden. Er kann zudem als Selbstverteidigungswaffe eingesetzt werden.

Die Oberfläche eines Kubotans ist häufig mit Rillen versehen. Diese Rillen dienen dazu, einen besseren und stabileren Griff zu gewährleisten. In einigen Ländern, insbesondere in den USA, wird der Kubotan auch als Palm Stick bezeichnet, was seine Handhabung – er wird in der Handfläche gehalten – treffend beschreibt.

Beim Einsatz des Kubotans kommen verschiedene Schlagtechniken zum Tragen. Die Art und Weise, wie er gehalten wird, variiert ebenfalls; idealerweise ragt er an beiden Enden etwas aus der geschlossenen Faust heraus. Der Hauptzweck des Kubotans ist das gezielte Auslösen von Schmerzreizen. Man schlägt oder stösst damit auf empfindliche Punkte des Körpers, wie Nervenpunkte, Gelenke (Schulter, Hand, Ellbogen) oder Rippen. Ziel ist es, einen Angreifer durch starken Schmerz von der Fortsetzung seines Angriffs abzuhalten. Es gibt Varianten mit spitzen und mit gerundeten Enden, die sich in ihrer Wirksamkeit unterscheiden.

Der Kubotan ist heute weltweit verbreitet und wird in bestimmten Kampfkünsten unterrichtet. Eine effektive Anwendung zur Selbstverteidigung erfordert Training, um die richtige Handhabung, die Ausnutzung der Hebelwirkung zur Kraftverstärkung und vor allem die Kenntnis der empfindlichen Punkte am menschlichen Körper zu erlernen.

Die Ursprünge des Kubotans

Interessanterweise wurde der Kubotan in den USA von Takayuki Kubota entwickelt, einem Kampfsportexperten. Er gab der Waffe seinen Namen, der bereits 1978 als Marke geschützt wurde. Ursprünglich war der Kubotan als Verteidigungswerkzeug speziell für Polizistinnen in Los Angeles gedacht. Seine Stärke liegt darin, dass er auch gegen körperlich überlegene Gegner effektiv eingesetzt werden kann – vorausgesetzt, der Anwender ist entsprechend geschult.

Vielfalt der Kubotan-Varianten

Der Markt bietet eine breite Palette an Kubotan-Varianten. Die gängigsten sind:

  • Kubotan als Schlüsselanhänger: Dies ist die wohl bekannteste Form. Sie sind in vielfältigen Designs erhältlich, mit spitzen oder runden Enden, glatter oder gerillter Oberfläche und in verschiedenen Farben. Der praktische Vorteil ist die doppelte Funktion als nützlicher Schlüsselanhänger und diskretes Verteidigungswerkzeug.
  • Tactical Pen: Der Tactical Pen ist eine spezielle Form, die die Funktionen eines Schreibgeräts und eines Verteidigungswerkzeugs vereint. Er sieht auf den ersten Blick aus wie ein robuster Kugelschreiber, kann aber wie ein Kubotan eingesetzt werden. Seine Unauffälligkeit macht ihn besonders wertvoll in Notsituationen, da ein potenzieller Angreifer ihn möglicherweise nicht sofort als Waffe erkennt.
  • Kubotan als Kombinationswaffe: Einige Modelle integrieren weitere Verteidigungsfunktionen, wie zum Beispiel einen ausziehbaren Teleskopschlagstock oder ein integriertes Pfefferspray mit austauschbaren Kartuschen.
  • Koppo Stick: Der Koppo Stick ist eine Variante, die über eine oder zwei Schlaufen verfügt, durch die die Hand oder Finger geführt werden. Dies verbessert die Griffsicherheit erheblich und erschwert es einem Angreifer, die Waffe zu entwenden.

Wie wird ein Kubotan benutzt und welche Wirkung hat er?

Um einen Kubotan effektiv zur Selbstverteidigung einzusetzen, wird er fest in der Faust gehalten, sodass idealerweise beide Enden leicht herausragen. Im Falle eines Angriffs wird er als Schlagverstärker genutzt. Im Gegensatz zu einem normalen Faustschlag, bei dem die Energie auf eine grössere Fläche verteilt wird, konzentriert der Kubotan die Schlagenergie auf eine sehr kleine Fläche. Dies ermöglicht extrem schmerzhafte und potenziell verletzende Schläge auf nahezu alle Körperregionen, insbesondere auf Muskeln, Gelenke, Knochen und Nervenpunkte.

Die Wirkung eines gezielten Schlages mit dem Kubotan kann von heftigen Schmerzreaktionen bis hin zu ernsthaften Verletzungen von Muskeln und Knochen reichen, abhängig von der aufgewendeten Kraft und dem Zielpunkt. Besonders anfällig sind Bereiche wie Gesicht, Schlüsselbein, Brust, Handflächen und der Intimbereich.

Regelmässiges Training ist unerlässlich, um die Techniken und die empfindlichsten Druckpunkte des menschlichen Körpers zu erlernen und den Kubotan zuverlässig zur Selbstverteidigung einzusetzen.

Einsatzbereiche des Kubotans

Der Kubotan ist aufgrund seiner kompakten Form und Unauffälligkeit ein vielseitiger Begleiter für verschiedene Selbstverteidigungssituationen im Alltag. Er kann auf dem Weg zur Arbeit, beim nächtlichen Spaziergang, beim Einkaufen oder sogar beim Joggen mitgeführt werden. Modelle wie der Tactical Pen oder der Kubotan-Schlüsselanhänger sind dabei besonders diskret und lassen sich leicht verstauen oder befestigen.

Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass der Kubotan gegen aggressive Tiere an seine Grenzen stösst. In solchen Fällen werden oft Pfeffersprays oder Kombinationswaffen als effektivere Verteidigungsmittel empfohlen.

Der Kubotan gewinnt zunehmend an Popularität, nicht nur bei Privatpersonen, sondern auch bei Polizei und Ordnungskräften. Sie schätzen seine aussergewöhnliche Schlagkraft und die Möglichkeit, ihn auch in engen Räumen oder grossen Menschenmengen einzusetzen, wo ein Schlagstock unhandlich wäre. Er wird auch zur Fixierung und zum Abtransport von Personen verwendet.

Kosten eines Kubotans

Selbstverteidigung muss nicht teuer sein. Kubotans sind vergleichsweise preisgünstig. Einfache Modelle sind bereits für wenige CHF erhältlich. Auch hochwertigere Varianten mit zusätzlichen Merkmalen wie stabilen Gürtelclips oder austauschbaren Minen (bei Tactical Pens) bewegen sich oft noch unter 50 CHF.

Ist der Kubotan im rechtlichen Sinn eine Waffe? Die Situation in der Schweiz

Hier kommen wir zum Kernpunkt der Legalität. Die Einordnung des Kubotan als Waffe ist nicht immer eindeutig, was zu Unsicherheit führt. Während die rechtliche Lage bei Schusswaffen klar ist, stellt sich die Frage, ob man einen Kubotan ohne Bedenken mit sich führen darf, oder ob dies rechtliche Konsequenzen nach sich zieht.

Es ist unbestreitbar, dass ein Kubotan, insbesondere in geübter Hand, als Waffe eingesetzt werden und erhebliche Verletzungen verursachen kann. Allerdings können auch viele andere Alltagsgegenstände ähnlicher Form und Härte potenziell als Waffe verwendet werden. Die entscheidende Frage ist, wie das Schweizer Gesetz den Kubotan einstuft.

Nach Schweizer Recht wird der Kubotan eindeutig als Waffe betrachtet. Er fällt unter die Kategorie der Geräte, die dazu bestimmt sind, Menschen zu verletzen. Damit wird er ähnlich wie Schlagstöcke, Wurfsterne, Schlagringe oder Nunchakus behandelt. Entsprechend gilt für den Kubotan in der Schweiz ein Führverbot gemäss dem Waffengesetz. Das bedeutet, es ist nicht erlaubt, einen Kubotan bei sich zu tragen. Wird man bei einer Kontrolle mit einem Kubotan angetroffen, kann dies rechtliche Konsequenzen haben.

Der Tactical Pen als legale Alternative in der Schweiz

Im Gegensatz zum klassischen Kubotan bietet der Tactical Pen eine interessante und vor allem legale Alternative in der Schweiz. Der entscheidende Unterschied liegt in seiner primären Funktion. Obwohl der Tactical Pen robust gebaut ist und als Verteidigungswerkzeug eingesetzt werden kann, ist seine Hauptbestimmung die eines Schreibgeräts.

Tactical Pens sind in vielen Ausführungen erhältlich, variierend in Grösse, Form und Material. Sie sind oft aus hochwertigen Leichtmetallen wie Aluminium oder sogar Titanlegierungen gefertigt, was ihnen eine hohe Stabilität und Widerstandsfähigkeit verleiht. Viele Modelle verfügen über eine verschraubbare Kappe, die ein versehentliches Lösen verhindert, sowie über zusätzliche Features wie einen integrierten Glasbrecher oder eine Vorrichtung zum Zerschneiden von Sicherheitsgurten. Diese Zusatzfunktionen machen den Tactical Pen auch zu einem nützlichen Werkzeug in Notfall- oder Unfallsituationen.

Da der Tactical Pen primär als Schreibgerät konzipiert ist, fällt er in der Schweiz nicht unter das Waffengesetz im Sinne eines verbotenen Gegenstands wie der Kubotan. Das bedeutet, Sie dürfen einen Tactical Pen legal bei sich tragen.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass der legale Status des Tragens nicht bedeutet, dass der Einsatz des Tactical Pens immer unproblematisch ist. Wenn Sie einen Tactical Pen als Angriffswaffe einsetzen und dadurch andere Personen verletzen, hat dies selbstverständlich rechtliche Konsequenzen, da Sie dann eine Körperverletzung begehen und der Stift in diesem Moment als Tatwerkzeug dient. Wird der Tactical Pen dagegen in einer angemessenen und verhältnismässigen Weise zur Selbstverteidigung in einer Notwehrsituation eingesetzt, so ist dies nach Schweizer Recht grundsätzlich legal.

Vergleich: Kubotan vs. Tactical Pen

Um die Unterschiede und den legalen Status besser zu verstehen, hier ein Vergleich:

MerkmalKubotanTactical Pen
Primäre FunktionNahkampfwaffe / SelbstverteidigungswerkzeugSchreibgerät (mit Selbstverteidigungsfunktion)
AussehenKurzer Stab, oft mit Rillen, kann als Schlüsselanhänger getragen werdenSieht aus wie ein robuster Kugelschreiber
MaterialMetall, Holz, KunststoffHochwertige Metalle (Aluminium, Titanlegierungen)
ZusatzfunktionenOft SchlüsselanhängeröseGlasbrecher, Gurtschneider, robuste Kappe
Legalität in der Schweiz (Tragen)Verboten (gilt als Waffe nach Waffengesetz)Legal (gilt primär als Schreibgerät)
Einsatz zur SelbstverteidigungEffektiv (erfordert Training)Effektiv (erfordert Training)

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Ist ein Kubotan in der Schweiz legal?

Nein, das Tragen eines Kubotans ist in der Schweiz gemäss Waffengesetz verboten. Er wird als Waffe eingestuft, die dazu bestimmt ist, Menschen zu verletzen.

Darf ich einen Tactical Pen in der Schweiz bei mir tragen?

Ja, das Tragen eines Tactical Pens ist in der Schweiz legal. Er gilt primär als Schreibgerät und fällt nicht unter das Führverbot des Waffengesetzes für Waffen im engeren Sinne.

Kann ich einen Tactical Pen zur Selbstverteidigung einsetzen?

Ja, ein Tactical Pen kann im Rahmen der Selbstverteidigung (Notwehr) eingesetzt werden. Wenn Sie ihn jedoch missbräuchlich als Angriffswaffe verwenden und jemanden verletzen, machen Sie sich strafbar.

Wo sind die effektivsten Punkte für den Einsatz eines Kubotans oder Tactical Pens zur Selbstverteidigung?

Effektive Punkte sind empfindliche Nervenpunkte, Gelenke (Hand, Ellbogen, Schulter), Rippen, Schlüsselbein, Gesicht, Handflächen und der Intimbereich. Für einen effektiven Einsatz ist jedoch Training erforderlich.

Warum ist der Tactical Pen legal, der Kubotan aber nicht?

Der entscheidende Unterschied liegt in der gesetzlichen Einstufung basierend auf der primären Bestimmung des Gegenstands. Der Kubotan ist ausschliesslich als Waffe konzipiert. Der Tactical Pen ist primär ein Schreibgerät mit zusätzlicher Stabilität und Funktionalität, die ihn auch für die Selbstverteidigung nutzbar macht.

Fazit

Während der Kubotan in der Schweiz als verbotene Waffe gilt und nicht legal mitgeführt werden darf, stellt der Tactical Pen eine ausgezeichnete und vor allem legale Alternative zur Selbstverteidigung dar. Er vereint die Funktionalität eines robusten Schreibgeräts mit der Möglichkeit, ihn im Notfall effektiv zur Abwehr einzusetzen. Seine Unauffälligkeit und Vielseitigkeit machen ihn zu einem beliebten Begleiter für Personen, die ein zusätzliches Mass an persönlicher Sicherheit wünschen, ohne gegen das Gesetz zu verstossen. Wichtig ist bei beiden Objekten – sollte es zu einem Einsatz kommen – die Verhältnismässigkeit und die Situation der Notwehr.

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