Welche Redewendungen gibt es auf Hessisch?

Hessisch verstehen: Ein kleiner Leitfaden

12/07/2020

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Deutschland ist bekannt für seine vielfältigen regionalen Dialekte, und einer der markantesten und charmantesten ist zweifellos das Hessisch. Gesprochen im Herzen Deutschlands, in Hessen, hat dieser Dialekt seinen ganz eigenen Klang und seine Besonderheiten, die ihn von anderen Mundarten abheben. Für Nicht-Muttersprachler oder Besucher der Region kann es zunächst eine kleine Herausforderung sein, Hessisch zu verstehen. Doch mit ein paar grundlegenden Kenntnissen und einem offenen Ohr lässt sich schnell ein Zugang finden. Dieser Artikel soll Ihnen eine erste Einführung in die Welt des Hessischen geben, basierend auf einigen grundlegenden Informationen und Tipps für Anfänger.

Stellen Sie sich vor, Sie besuchen die pulsierende Stadt Frankfurt am Main, schlendern durch die Altstadt oder machen einen Ausflug in die malerische Umgebung. Überall begegnen Ihnen Menschen, die in ihrem lokalen Idiom sprechen. Um hier nicht völlig auf dem Schlauch zu stehen und vielleicht sogar das eine oder andere Wort zu verstehen, kann ein kleiner Einblick ins Hessische sehr hilfreich sein. Es geht nicht darum, den Dialekt perfekt zu beherrschen, sondern die grundlegenden Mechanismen zu erkennen und ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln.

Wie heißt Brötchen auf Hessisch?
Hessisch: Weck. Ostmitteldeutsch: Brötchen, Semmel. Schwäbisch: Weckle, Wegga. Schweizerdeutsch: Büürli; Mutschli.
Übersicht

Hessisch für Anfänger: Die ersten Schritte

Der Gedanke, einen neuen Dialekt zu lernen, mag einschüchternd wirken, aber wie bei jeder Sprache oder Mundart beginnt man am besten mit den Grundlagen. Im Hessischen gibt es einige charakteristische Unterschiede zum Hochdeutschen, sowohl in der Aussprache als auch im Wortschatz. Wenn Sie sich im Hessenland bewegen, kann das Beherrschen elementarer Grundbegriffe Ihnen helfen, sich besser zurechtzufinden und die Menschen um Sie herum zu verstehen. Es ist wie ein kleiner Schlüssel, der Ihnen Türen zu Gesprächen und einem tieferen Verständnis der lokalen Kultur öffnen kann.

Ein klassisches Beispiel, das oft genannt wird, betrifft alltägliche Dinge. Wie nennt man zum Beispiel ein Brötchen? Im Hochdeutschen ist es das 'Brötchen'. Im Hessischen, speziell im Frankfurter Raum, wird daraus die 'Wegsche'. Und wie steht es um das Wort 'Mädchen'? Aus dem hochdeutschen 'Mädchen' wird im Hessischen das 'Mädche'. Solche kleinen Unterschiede können im ersten Moment verwirrend sein, aber sie zeigen auch die Eigenständigkeit und den Reichtum des Dialekts. Diese Beispiele sind nur ein winziger Einblick, aber sie illustrieren bereits, dass man sich auf einige Überraschungen gefasst machen muss.

Charakteristische Ausspracheregeln

Um Hessisch nicht nur zu verstehen, sondern vielleicht sogar ein bisschen nachsprechen zu können, gibt es ein paar einfache Faustregeln bezüglich der Aussprache. Diese Regeln helfen, das typische Klangbild des Dialekts zu erfassen und die hörbaren Unterschiede zum Hochdeutschen zu erkennen. Es sind keine starren Gesetze, da Dialekte lebendig sind und variieren, aber sie bieten eine nützliche Orientierung für Anfänger.

Regel Nummer 1: Das 'ch' wird zum 'sch'

Eine der auffälligsten Eigenheiten des Hessischen ist die Veränderung des 'ch'-Lauts. Wo im Hochdeutschen ein weiches 'ch' gesprochen wird (wie in 'ich' oder 'Licht'), wird im Hessischen oft ein 'sch' daraus. Das hochdeutsche 'ich' klingt dann wie 'isch', und 'Licht' wird zu 'Lischt'. Diese Verschiebung betrifft viele Wörter und trägt maßgeblich zum charakteristischen Klang des Dialekts bei. Es ist eine Lautverschiebung, die auch in anderen Dialekten des westmitteldeutschen Raumes vorkommt, aber im Hessischen besonders präsent ist.

Regel Nummer 2: Vokale werden gedehnt

Die zweite wichtige Regel betrifft die Vokale. Im Hessischen neigt man dazu, Vokale, insbesondere in bestimmten Positionen im Wort, extrem zu dehnen. Ein kurzes 'a' oder 'o' kann zu einem langgezogenen Laut werden, der dem Wort einen ganz eigenen Rhythmus verleiht. Stellen Sie sich das hochdeutsche 'Haus' vor; im Hessischen könnte es wie 'Haaaus' klingen. Ein 'gut' wird zu 'guuuud'. Diese Dehnung ist nicht willkürlich, sondern folgt oft Mustern, die mit der Silbenstruktur des Wortes zusammenhängen. Sie macht den Dialekt für ungeübte Ohren manchmal etwas langsamer, aber auch melodischer.

Regel Nummer 3: Das Ende wird gekappt (Apostrophitis)

Eine weitere verbreitete Tendenz im Hessischen ist das Weglassen des Endungs-'n', insbesondere bei Verben, Adjektiven und Nomen im Plural. Wo man im Hochdeutschen 'gehen' oder 'haben' sagt, hört man im Hessischen oft 'gehe' oder 'habe'. Das hochdeutsche 'schön' (mit der Adjektivendung) kann zu 'schee' werden. Bei Pluralformen wie 'Gärten' wird daraus 'Gärde'. Dieses Phänomen ist in vielen deutschen Dialekten zu finden, aber im Hessischen konsequent angewendet. Es gibt der Sprache eine gewisse Prägnanz und Schnelligkeit, da die Wörter kürzer werden.

Wie heißt Brötchen auf Hessisch?
Hessisch: Weck. Ostmitteldeutsch: Brötchen, Semmel. Schwäbisch: Weckle, Wegga. Schweizerdeutsch: Büürli; Mutschli.

Wenn Sie diese drei einfachen Regeln – 'ch' zu 'sch', Vokaldehnung und das Weglassen des Endungs-'n' – im Hinterkopf behalten, werden Sie erstaunt sein, wie viel leichter es wird, Hessisch zu verstehen. Es ist wie das Knacken eines Codes; sobald man die grundlegenden Muster erkennt, öffnen sich viele Wörter und Sätze.

Die Tücken des Hessischen: Einmal gelernt, schwer zu verlernen

Eine amüsante Warnung für alle, die sich ernsthaft mit dem Hessischen beschäftigen wollen: Seien Sie gewarnt! Der Dialekt hat eine gewisse Hartnäckigkeit. Wenn Sie die Aussprache und die Sprachmuster erstmal verinnerlicht haben, kann es sehr, sehr schwer sein, sie wieder loszuwerden. Manche behaupten scherzhaft, dass dies nur unter fachärztlicher Aufsicht oder gar unter Hypnose gelingt. Das mag übertrieben sein, aber es steckt ein Körnchen Wahrheit darin. Dialekte prägen sich tief ein und können sich in die hochdeutsche Standardsprache einschleichen, oft zum Leidwesen von Sprachlehrern oder bei offiziellen Anlässen. Es zeigt aber auch, wie lebendig und einprägsam das Hessische ist.

Regionale Unterschiede im Hessischen

Es ist wichtig zu wissen, dass 'das Hessische' nicht eine einzige, uniforme Sprache ist. Wie die meisten Dialekte weist auch Hessisch regionale Variationen auf. Der Dialekt, der oft als Referenzpunkt dient und auch Grundlage der hier genannten Beispiele ist, ist das Hessisch, wie es im Raum Frankfurt gesprochen wird. Dies ist oft die Form, die in den Medien oder im Kabarett präsentiert wird.

Bewegen Sie sich jedoch etwas weiter nach Süden, beispielsweise in den Odenwald, werden Sie feststellen, dass sich die Sprache leicht verändert. Eine bekannte Variation im südhessischen Raum ist die Ersetzung des 'a' durch ein 'o'. Wo man im Frankfurter Raum vielleicht 'Wasser' sagt, könnte es im Odenwald zu 'Wosser' werden. Solche regionalen Färbungen sind typisch für Dialekte und machen die sprachliche Landschaft Hessens noch vielfältiger. Es ist ein Ausdruck der lokalen Identität und Geschichte.

Einige Vokabelbeispiele für den Anfang

Obwohl eine vollständige Liste hessischer Vokabeln den Rahmen sprengen würde und der Dialekt viel mehr als nur einzelne Wörter ist, können ein paar konkrete Beispiele den Einstieg erleichtern. Basierend auf den uns vorliegenden Informationen können wir die bereits genannten Beispiele in einer kleinen Übersicht festhalten:

HochdeutschHessisch (ca. Frankfurter Raum)
BrötchenWegsche
MädchenMädche

Diese Tabelle ist, wie bereits erwähnt, bei weitem nicht vollständig, aber sie gibt Ihnen einen ersten Eindruck von den Unterschieden im Wortschatz. Jedes Wort hat seine eigene Geschichte und Entwicklung im Dialekt.

Hessische Redewendungen und wo man sie hören kann

Neben der Aussprache und einzelnen Vokabeln sind Redewendungen ein wichtiger Bestandteil jedes Dialekts und so auch des Hessischen. Sie spiegeln oft den Humor, die Mentalität und die Kultur der Menschen wider. Im Hessischen gibt es unzählige Sprichwörter und feste Wendungen, die für Außenstehende oft rätselhaft sind, aber für Einheimische völlig klar und ausdrucksstark sind.

Wo kann man authentisches Hessisch in seiner natürlichen Umgebung erleben? Ein hervorragender Ort, um die Frankfurter Mundart und Lebensart kennenzulernen, ist der Ebbelwei-Express. Diese Straßenbahnrundfahrt durch Frankfurt ist nicht nur bei Touristen beliebt, sondern auch bei alteingesessenen Frankfurtern. Hier hört man oft den Dialekt im alltäglichen Gebrauch. Auch lokale Theater, die Stücke in Mundart aufführen, wie das Frankfurter Volkstheater, sind eine wunderbare Quelle, um Hessisch live zu erleben und die Redewendungen im Kontext zu hören. Schauspieler, die den Dialekt beherrschen, wie Margit Sponheimer oder Hans Zürn, bringen die Sprache auf der Bühne zum Leben und vermitteln ein Gefühl für ihren Klang und ihren Charakter. Das Hören ist oft der beste Weg, um ein Gefühl für den Rhythmus und die Melodie des Dialekts zu bekommen.

Was heißt Mädchen auf Hessisch?
hessisch für anfängerhessisch:deutsch:MaareMagenMeedscheMädchenmerman, wirmiedmüde

Warum es sich lohnt, Hessisch zu verstehen

Das Verstehen des Hessischen ist mehr als nur eine sprachliche Übung. Es ist ein Eintauchen in die Kultur und Mentalität einer Region. Dialekte sind Träger von Geschichte und Identität. Sie verbinden Menschen und schaffen ein Gefühl der Zugehörigkeit. Wenn Sie ein wenig Hessisch verstehen, können Sie nicht nur Gesprächen folgen, sondern auch den hessischen Humor, die Direktheit und die Herzlichkeit besser erfassen. Es ermöglicht Ihnen, eine tiefere Verbindung zu den Menschen und dem Ort aufzubauen. Es ist wie das Entdecken einer verborgenen Ebene der Kommunikation.

Häufig gestellte Fragen zum Hessischen

Ist Hessisch eine eigene Sprache?

Nein, Hessisch ist kein eigenständige Sprache im linguistischen Sinne, sondern ein Dialekt. Genauer gesagt gehört es zu den westmitteldeutschen Dialekten und ist Teil der deutschen Sprache.

Ist Hessisch schwer zu lernen?

Das hängt stark von Ihrer Muttersprache und Ihrer Vertrautheit mit anderen deutschen Dialekten ab. Für Hochdeutschsprecher sind viele Wörter ähnlich, aber die Aussprache und einige Vokabeln können eine Herausforderung darstellen. Die hier genannten Regeln sind ein guter Anfangspunkt.

Wird Hessisch überall in Hessen gesprochen?

Das Grundgerüst mag ähnlich sein, aber es gibt deutliche regionale Unterschiede, wie das Beispiel zwischen dem Frankfurter Raum und dem Odenwald zeigt. Innerhalb Hessens gibt es weitere Unterdialekte.

Gibt es Kurse, um Hessisch zu lernen?

Es gibt durchaus Angebote, von Volkshochschulkursen bis hin zu privaten Initiativen, die sich der Pflege und Vermittlung des Hessischen widmen. Auch Bücher und Audio-Materialien können hilfreich sein. Am besten lernt man aber oft durch Zuhören und Nachahmen im Gespräch mit Muttersprachlern.

Warum klingt Hessisch manchmal so anders als Hochdeutsch?

Dialekte haben sich über Jahrhunderte unabhängig von der hochdeutschen Schriftsprache entwickelt und dabei eigene Lautverschiebungen und Wortentwicklungen durchlaufen. Die geografische Isolation oder der Einfluss von Nachbardialekten spielen dabei eine Rolle.

Fazit

Das Hessische ist ein lebendiger und facettenreicher Dialekt, der viel zu bieten hat. Mit seinen charakteristischen Ausspracheregeln, seinem speziellen Wortschatz und seinen einzigartigen Redewendungen ist er ein wichtiger Teil der regionalen Identität. Auch wenn die Umstellung vom Hochdeutschen zunächst ungewohnt sein mag, machen die einfachen Tipps für Anfänger den Einstieg leichter. Das Verstehen des Hessischen eröffnet Ihnen eine neue Perspektive auf die Region und ihre Menschen. Es ist eine Bereicherung, die über das rein Funktionale hinausgeht und Ihnen hilft, tiefer in die hessische Kultur einzutauchen. Also, spitzen Sie die Ohren und wagen Sie sich an die 'Wegsche' und die 'Mädche' des Hessischen – es lohnt sich!

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