17/10/2020
Die Marke BIC ist weltweit bekannt. Fast jeder hat schon einmal einen BIC Kugelschreiber, ein Feuerzeug oder einen Rasierer benutzt. Doch wer oder was steckt eigentlich hinter diesem globalen Unternehmen, und wie wurde es zu dem Giganten, der heute Millionen von Produkten pro Tag verkauft?
- Wem gehört die Firma BIC? Die Eigentümerstruktur
- Die Wurzeln von BIC: Eine Geschichte des Unternehmertums
- Globale Expansion und Diversifizierung
- Das ikonische Logo: Der BIC Boy
- BIC in Deutschland und Produktionsstätten weltweit
- Die Produktvielfalt von BIC: Mehr als nur Stifte
- Designklassiker im Museum
- Kritik und rechtliche Auseinandersetzungen
- Fragen und Antworten zu BIC
- Wichtige Meilensteine in der BIC Geschichte
- Fazit
Wem gehört die Firma BIC? Die Eigentümerstruktur
Die Frage 'Wem gehört die Firma BIC?' ist nicht mit einem einzigen Namen zu beantworten, da es sich um ein börsennotiertes Unternehmen handelt. Die Société BIC ist an der Euronext Paris gelistet und gehört zu wichtigen französischen Börsenindizes wie dem SBF120 und dem CAC Mid 60. Das bedeutet, dass Anteile des Unternehmens öffentlich gehandelt werden und viele verschiedene Aktionäre daran beteiligt sind.

Allerdings behält die Gründerfamilie Bich immer noch eine bedeutende Kontrolle. Laut den bereitgestellten Informationen liegen beeindruckende 44 Prozent der Anteile weiterhin in Familienhand. Dies sichert der Familie einen erheblichen Einfluss auf die Unternehmensführung und -strategie, auch wenn BIC eine Aktiengesellschaft ist.
Zusätzlich zur Familienbeteiligung und den Streubesitz-Aktionären ist BIC auch Teil verschiedener Indizes für sozial verantwortliches Investment. Dies zeigt das Engagement des Unternehmens in Bereichen wie Umwelt (CDP) und soziale Verantwortung (Euronext Vigeo, FTSE4Good, Ethibel, Stoxx Global ESG Leaders Index).
Die Wurzeln von BIC: Eine Geschichte des Unternehmertums
Die Geschichte von BIC beginnt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Am 25. Oktober 1945 gründeten Marcel Bich, ein ehemaliger Produktionsleiter einer Tintenfabrik, und Édouard Buffard die Firma PPA (Penholder, Mechanical Pencils and Accessories) in Clichy, Frankreich. Zunächst konzentrierte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Ersatzteilen für Füllfederhalter und Bleihalter.
Marcel Bich erkannte jedoch das enorme Potenzial des Kugelschreibers, einer Erfindung des Ungarn László Biró aus dem Jahr 1938. Bich erwarb das Patent von Biró und investierte in Schweizer Technologie, um Metallspitzen von höchster Präzision herzustellen. Zwischen 1949 und 1950 entwickelte das Designteam Décolletage Plastique den Prototyp, der zum legendären BIC Cristal werden sollte. Bich entwickelte auch eine spezielle Tinte, die weder auslief noch verstopfte – ein häufiges Problem bei früheren Kugelschreibern.
Im Dezember 1950 brachte Marcel Bich schließlich den BIC Cristal auf den Markt. Dieser einfache, transparente Kugelschreiber revolutionierte den Schreibwarenmarkt durch seine Zuverlässigkeit und seinen erschwinglichen Preis. Er wurde sofort populär und ist bis heute der meistverkaufte Stift der Welt mit über 100 Milliarden verkauften Exemplaren.
Um den Verkauf des Kugelschreibers zu fördern und sich als Marke zu etablieren, wurde das Unternehmen 1953 in BIC umbenannt. Der Markenname ist eine gekürzte Form des Namens des Firmengründers, Bich. Diese Verkürzung war strategisch, da der Name Bich im Englischen phonetisch dem Wort „bitch“ (Hündin/Schlampe) zu ähnlich war und somit international problematisch hätte sein können. BIC war kurz, einprägsam und global einsetzbar.
Globale Expansion und Diversifizierung
Nach dem Erfolg des BIC Cristal begann das Unternehmen schnell zu expandieren. Bereits in den 1950er Jahren wurden Niederlassungen in Italien (1954), Brasilien (1956), Großbritannien (1957), Australien (1957), Neuseeland (1957), Skandinavien (1957), den USA (1958) und im Mittleren Osten (1958) eröffnet. Diese frühe internationale Ausrichtung war entscheidend für das Wachstum.
1959 übernahm BIC das skandinavische Unternehmen Ballograf, einen Hersteller von Kugelschreibern und Bleistiften, was die Präsenz in Nordeuropa stärkte. Die Expansion nach Asien erfolgte 1997.

Die Diversifizierung des Produktportfolios war ein weiterer wichtiger Schritt. Neben Schreibwaren wagte sich BIC in neue Märkte vor:
- Feuerzeuge: 1973 brachte BIC sein erstes Feuerzeug, das BIC Maxi, auf den Markt. Es folgten weitere Modelle wie das BIC Mini (1985) und Stabfeuerzeuge (2000). Das klassische BIC-Feuerzeug ist für seine typische ovale Form bekannt und hat sich kaum verändert. BIC ist heute einer der größten Feuerzeughersteller der Welt mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent. Die in Europa verkauften Feuerzeuge werden in Frankreich und Spanien produziert.
- Rasierer: 1975 stieg BIC in den Markt für Einwegrasierer ein. Das Sortiment wurde kontinuierlich erweitert, von Ein-Klingen-Rasierern über Zwei-Klingen-Modelle bis hin zu 3- und 4-Klingen-Rasierern. 2017 startete BIC in Frankreich und später in Großbritannien den BIC Shave Club, einen Abonnement-Service für Rasierzubehör.
Weniger erfolgreich waren Versuche in anderen Produktbereichen, wie etwa mit Strumpfhosen, die nicht die gleiche Marktposition wie die Kernprodukte erreichen konnten. Auch die Tochterfirma BIC Sport, die seit 1979 Wassersportprodukte wie Surfbretter und Windsurfboards herstellte und zu einem der größten Hersteller in diesem Bereich wurde, wurde 2018 verkauft und gehört heute zur Tahe Outdoors Gruppe.
Das ikonische Logo: Der BIC Boy
Das BIC Firmenlogo, wie wir es heute kennen, wurde 1953 entwickelt und 1961 erweitert. Es besteht aus einem Parallelogramm mit abgerundeten Ecken, das die Buchstaben 'BIC' enthält (wobei nur das 'i' klein geschrieben ist). Ursprünglich war das Parallelogramm rot mit weißen Buchstaben, passend zum Start des BIC Cristal 1950. Die Schriftart ist seitdem unverändert geblieben.
Links neben dem Parallelogramm wurde 1961 der sogenannte 'BIC Boy' hinzugefügt. Diese Figur, entworfen vom französischen Designer Raymond Savignac, wird als "ein Schuljunge mit einem Kopf in Form eines Balles, der einen Stift hinter dem Rücken hält" beschrieben. Der 'Ball' repräsentiert die Kugelspitze aus Hartmetall (Wolframcarbid), die ab 1960 ein zentrales Merkmal der neuen BIC Kugelschreiber war und für die gleichmäßige Tintenabgabe sorgte. Mit der Einführung des BIC Boy wechselte die offizielle Firmenfarbe zu Orange (Pantone 1235C), sowohl für das Parallelogramm als auch für den Jungen.
Raymond Savignac war auch für die Werbekampagne „Nouvelle Bille“ (Neue Kugel) verantwortlich, die speziell Schulkinder ansprechen sollte – eine wichtige Zielgruppe für BIC.
BIC in Deutschland und Produktionsstätten weltweit
BIC ist seit langem auf dem deutschen Markt präsent. Die Niederlassung in Deutschland wurde bereits 1955 eröffnet. Seit 2003 befindet sich der deutsche Firmensitz in Eschborn bei Frankfurt am Main. Die Aktivitäten in Deutschland und Österreich werden von Christian Kockmann geleitet.
Weltweit verfügt BIC über ein Netzwerk von 24 Produktionsstätten. Davon befinden sich zehn in Europa, zwei in Nordamerika und zwölf in Schwellenländern. Die meisten Fabriken (15) stellen Schreibwaren her, fünf sind auf Feuerzeuge spezialisiert, vier produzieren Rasierapparate und eine Fabrik konzentriert sich auf andere Produkte.
Rund 15.000 Mitarbeiter sind in den BIC-Fabriken beschäftigt, die Mehrheit davon in den Werken in Schwellenländern (ca. 10.500). Europa beschäftigt etwa 4.000 Mitarbeiter in Fabriken unter anderem in Frankreich (Redon, Boulogne-sur-Mer, Cernay, Montévrain, Samer, Vannes, Longueil-Sainte-Marie), Spanien (Tarragona) und Griechenland (Anixi).
Die Produktvielfalt von BIC: Mehr als nur Stifte
Wie bereits erwähnt, verkauft BIC täglich rund 32 Millionen Produkte weltweit. Davon machen Schreibwaren mit 20,3 Millionen Einheiten den größten Anteil aus, fast zwei Drittel des Umsatzes. Hinzu kommen täglich 4,4 Millionen Feuerzeuge und 7,3 Millionen Rasierer.

Schreibwaren
Die Produktpalette im Bereich Schreibwaren ist sehr breit und umfasst Kugelschreiber (wie den ikonischen BIC Cristal), Filzstifte, (Druck-)Bleistifte, Textmarker, Marker, Buntstifte und Klebstoff.
Durch strategische Übernahmen hat BIC sein Schreibwarenangebot erweitert:
- 1979: Übernahme von Conté, einer Marke für Zeichen- und Malprodukte.
- 1992: Kauf der Marke Wite-Out in den USA zur Ergänzung der Produktpalette um Korrekturprodukte.
- 1997: Kauf der Marke Tipp-Ex in Europa, ebenfalls für Korrekturprodukte.
- 1997: Erwerb der Marke Sheaffer, einem Hersteller hochwertiger Schreibgeräte (Füllfederhalter, Kugelschreiber).
- 2004: Übernahme des französischen Füllhalter-Herstellers Stypen.
- 2020: Erwerb einer Beteiligung am Smart Notebook Hersteller Rocketbook.
In einigen Ländern wie Italien, Griechenland, Frankreich und Luxemburg ist das Wort „Bic“ sogar zu einem Gattungsnamen für einen (Einweg-)Kugelschreiber geworden – ein starkes Indiz für die Marktbeherrschung und Bekanntheit der Marke.
Die Kugelspitze des BIC Cristal besteht aus dem extrem widerstandsfähigen Material Wolframcarbid, um Verschleiß zu minimieren. Die Tinte des BIC Cristal ist zudem dokumentenecht, was ihn für viele Anwendungen geeignet macht.
Feuerzeuge
BIC ist ein führender Anbieter von Einwegfeuerzeugen. Das Design ist seit der Einführung 1973 weitgehend unverändert geblieben. Neben den klassischen Maxi- und Mini-Größen gibt es heute auch Slim Size Modelle, Motiv-Feuerzeuge und elektronische Varianten. Seit 2000 werden auch Stabfeuerzeuge für Kerzen, Grills etc. angeboten.
Die Produktion von Feuerzeugen ist enorm: BIC produziert jährlich 1,5 Milliarden Einheiten in fünf Fabriken weltweit.
Rasierer
Der Einstieg in den Rasierermarkt 1975 mit Einwegrasierern war ebenfalls sehr erfolgreich. BIC hat sein Sortiment kontinuierlich weiterentwickelt, um den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden, von einfachen Ein-Klingen-Modellen bis hin zu fortschrittlicheren Systemen mit mehreren Klingen.
Designklassiker im Museum
Die Bedeutung der BIC Produkte für Design und Alltagskultur wird durch ihre Aufnahme in die Sammlung des New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) unterstrichen. Sowohl das klassische BIC-Feuerzeug von 1972 als auch der transparente sechseckige BIC-Einwegkugelschreiber von 1950 sind Teil der Architektur- und Designabteilung des Museums.
Kritik und rechtliche Auseinandersetzungen
Obwohl BIC für seine erschwinglichen und zuverlässigen Produkte bekannt ist, gab es auch Kritik. Bei einem Greenwashing-Check des österreichischen Magazins Konsument wurde beispielsweise eine Werbekampagne für einen Kugelschreiber kritisiert, der als „100 % recycelbar“ beworben wurde. Konsument bemängelte, dass das Fehlen eines entsprechenden Sammelsystems (zumindest in Österreich) die praktische Umsetzbarkeit dieses Versprechens einschränke.

Im Jahr 2018 reichte BIC zudem Klage bei der Europäischen Kommission gegen Deutschland und Frankreich ein. Das Unternehmen warf den Ländern vor, ihrer Verpflichtung zur Marktüberwachung bei Feuerzeugen nicht ausreichend nachzukommen, was den Verkauf nicht-konformer, potenziell unsicherer Feuerzeuge aus Asien ermöglichen würde. BIC erhoffte sich dadurch ein schärferes Vorgehen der Behörden gegen solche Importe.
Fragen und Antworten zu BIC
Ist BIC eine deutsche Firma?
Nein, BIC ist ein französisches Unternehmen. Es wurde 1945 in Clichy, Frankreich, gegründet.
Wer hat den BIC Kugelschreiber erfunden?
Das Prinzip des modernen Kugelschreibers wurde vom Ungarn László Biró erfunden. Marcel Bich, der Gründer von BIC, erwarb das Patent von Biró und entwickelte die Technologie und das Design weiter, um den erfolgreichen BIC Cristal zu schaffen.
Seit wann gibt es BIC Feuerzeuge?
BIC hat sein erstes Feuerzeug, das BIC Maxi, im Jahr 1973 auf den Markt gebracht.
Ist der BIC Cristal Stift im Museum?
Ja, der BIC Cristal Kugelschreiber von 1950 und das klassische BIC Feuerzeug von 1972 sind Teil der ständigen Sammlung des Museum of Modern Art (MoMA) in New York.
Sind BIC Stifte dokumentenecht?
Ja, die Tinte des BIC Cristal Kugelschreibers ist laut den Informationen dokumentenecht.
Was bedeutet der Name BIC?
Der Name BIC ist eine verkürzte Form des Nachnamens des Firmengründers, Marcel Bich. Die Verkürzung erfolgte, um den Namen international leichter vermarktbar zu machen.
Wichtige Meilensteine in der BIC Geschichte
Jahr | Ereignis |
---|---|
1945 | Gründung von PPA durch Marcel Bich und Édouard Buffard |
1950 | Einführung des BIC Cristal Kugelschreibers |
1953 | Umbenennung der Firma in BIC |
1955 | Eröffnung der Niederlassung in Deutschland |
1961 | Einführung des BIC Boy Logos |
1973 | Einführung des ersten BIC Feuerzeugs (BIC Maxi) |
1975 | Einführung des ersten BIC Einwegrasierers |
1979 | Gründung von BIC Sport (verkauft 2018) |
1997 | Übernahme der Marke Tipp-Ex |
2020 | Erwerb einer Beteiligung an Rocketbook |
Fazit
BIC hat sich von einem kleinen französischen Unternehmen, das Ersatzteile für Schreibgeräte herstellte, zu einem globalen Konzern entwickelt, der für seine einfachen, zuverlässigen und erschwinglichen Produkte bekannt ist. Der Erfolg begann mit der Vision von Marcel Bich und dem ikonischen BIC Cristal Kugelschreiber, wurde aber durch strategische Expansion, Diversifizierung in neue Märkte (Feuerzeuge, Rasierer) und kluges Marketing gefestigt. Obwohl das Unternehmen börsennotiert ist, hält die Gründerfamilie Bich weiterhin einen signifikanten Anteil und Einfluss. BIC bleibt eine feste Größe im Bereich Bürobedarf und darüber hinaus, ein Beweis für die Kraft von Innovation, Zugänglichkeit und globaler Markenbildung.
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