Warum wird ein Kugelschreiber Biro genannt?

Alles über den Kugelschreiber: Biro & Co.

17/11/2019

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Der Kugelschreiber ist ein alltägliches Werkzeug, das in fast jeder Tasche, jedem Büro und jedem Haushalt zu finden ist. Doch hinter diesem unscheinbaren Gegenstand verbirgt sich eine reiche Geschichte und eine technologische Entwicklung, die das Schreiben für immer verändert hat. Oft wird er einfach als 'Kuli' bezeichnet, in manchen Regionen oder im englischsprachigen Raum auch als 'Biro'. Aber was genau verbirgt sich hinter diesen Namen und wie wurde dieser Stift zu dem, was er heute ist?

In Deutschland ist die gebräuchlichste Bezeichnung für diesen Stifttyp der Kugelschreiber. Der Begriff 'Biro' wird zwar manchmal verstanden, ist aber nicht so weit verbreitet wie im Englischen, insbesondere in Großbritannien. Wenn jemand in Deutschland von einem 'Biro' spricht, meint er in der Regel ebenfalls einen Kugelschreiber.

Was ist ein Biro auf Deutsch?
Übersetzungen für biro im Englisch » Deutsch-Wörterbuch Brieföffner, Schere, Nagelfeile mit Schraubendreher, Pinzette, Lineal, Kugelschreiber usw.

Die englische Bezeichnung für Kugelschreiber ist 'ballpoint pen'. Im täglichen Sprachgebrauch wird oft einfach nur 'pen' gesagt, wenn aus dem Kontext klar ist, dass kein Füllfederhalter gemeint ist. Wie erwähnt, ist 'biro' in einigen englischsprachigen Ländern, vor allem im Vereinigten Königreich, ebenfalls ein sehr gebräuchliches Synonym für 'ballpoint pen', ähnlich wie 'Kuli' im Deutschen.

Übersicht

Warum heißt der Kugelschreiber manchmal 'Biro'?

Der Name 'Biro' leitet sich vom Namen seines Erfinders ab: László Bíró. Dieser ungarisch-argentinische Erfinder ist maßgeblich für die Entwicklung des modernen Kugelschreibers verantwortlich. Während die Idee eines Stifts mit einer rollenden Kugel älter ist (John J. Loud erhielt bereits 1888 ein Patent für einen Stift, der auf rauen Oberflächen wie Holz und Leder schreiben konnte), waren Bíró und sein Bruder György, ein Chemiker, die Ersten, die eine praktikable Lösung fanden.

László Bíró, ein Journalist, war frustriert von den Unannehmlichkeiten des Füllfederhalters – dem Verschmieren, Auslaufen und der langsamen Trocknung der Tinte. Er bemerkte, dass Zeitungstinte schneller trocknete und weniger verschmierte. Zusammen mit seinem Bruder entwickelte er eine zähflüssigere Tinte, die für einen Stift mit einer rollenden Kugel geeignet war. Das Prinzip ähnelt dem eines Roll-on-Deodorants: Die Kugel nimmt beim Rollen Tinte aus einem Reservoir auf und überträgt sie auf das Papier.

Bíró meldete sein Patent 1938 in Großbritannien an. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs emigrierte er 1941 nach Argentinien. Dort verbesserte er seinen Stift weiter und brachte ihn 1943 unter dem Namen 'Birome' (eine Kombination aus Bíró und Meyne, dem Namen seines Geschäftspartners Juan Jorge Meyne) auf den Markt. Die Royal Air Force (RAF) zeigte Interesse, da die Stifte im Gegensatz zu Füllfederhaltern auch in großer Höhe funktionierten, ohne auszulaufen. Der Erfolg in Südamerika erregte bald die Aufmerksamkeit amerikanischer Geschäftsleute.

Vom Luxusartikel zum Massenprodukt

Die erste kommerzielle Einführung des Kugelschreibers in den USA erfolgte 1945 durch die Reynolds International Pen Company. Diese Stifte basierten auf Bírós Design, wiesen aber genug Unterschiede auf, um dessen Patent zu umgehen. Sie wurden in den USA als revolutionäres Produkt beworben und waren anfangs extrem teuer. Bei seiner Einführung im Kaufhaus Gimbels in New York kostete ein Reynolds-Kugelschreiber 12,50 US-Dollar – heute wären das über 180 US-Dollar! Trotz des hohen Preises war die Nachfrage enorm. Tausende Menschen drängten sich in den Geschäften, um einen dieser neuen, sauberen und praktischen Stifte zu ergattern.

Die ersten Kugelschreiber waren oft aus Metall gefertigt und dazu gedacht, nachgefüllt zu werden, ähnlich wie Füllfederhalter. Sie galten als Statussymbol. Doch der Markt wurde schnell von zahlreichen Herstellern überflutet, was zu einem Preisverfall führte. Das große Problem war, dass die Kunden zwar Nachfüllminen kauften, aber nicht unbedingt neue Stifte.

Was ist ein Biro auf Deutsch?
Übersetzungen für biro im Englisch » Deutsch-Wörterbuch Brieföffner, Schere, Nagelfeile mit Schraubendreher, Pinzette, Lineal, Kugelschreiber usw.

Die entscheidende Wende brachte der französische Industrielle Marcel Bich. Er erkannte, dass der Schlüssel zum Erfolg in der Massenproduktion und der Erschwinglichkeit lag. Bich gründete die Société Bic und entwickelte einen Kugelschreiber, der nicht nur funktionell, sondern vor allem sehr billig in der Herstellung war. Sein Meisterstück war der Bic Cristal, der 1950 auf den Markt kam. Dieser Stift war von Anfang an als Einwegprodukt konzipiert. Während die ersten Kugelschreiber in Großbritannien umgerechnet über 80 Pfund kosteten, war ein Bic Cristal für etwa ein Schilling erhältlich – ein Bruchteil des Preises.

Bichs Ansatz, hohe Stückzahlen zu niedrigen Kosten zu produzieren und auf die „Wegwerf“-Natur zu setzen, revolutionierte den Markt. Der Bic Cristal wurde zum Sinnbild des erschwinglichen Kugelschreibers. Sein einfaches, sechseckiges Design (ähnlich einem Bleistift) lag gut in der Hand, der transparente Schaft zeigte den Tintenstand, und ein kleines Loch im Schaft sorgte für den Druckausgleich. Vor allem aber funktionierte er zuverlässig und war unglaublich günstig.

Ein Werkzeug, das die Welt veränderte

Der Kugelschreiber, insbesondere in seiner erschwinglichen Form, hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf das Schreiben und den Alltag der Menschen. Vorher war das Schreiben oft an einen Ort gebunden, erforderte Tinte, Feder und eine geeignete Unterlage. Mit dem Kugelschreiber wurde das Schreiben mobil. Man konnte praktisch überall und jederzeit schreiben – im Stehen, im Gehen, im Bus, im Flugzeug (wenn auch die frühen Modelle in großer Höhe ausliefen, eine Schwäche, die später behoben wurde). Er benötigte keine besondere Wartung, trocknete schnell und war immer einsatzbereit.

Diese neue Freiheit des Schreibens ermöglichte eine breitere Zugänglichkeit zu Bildung und Kommunikation. In vielen Teilen der Welt, insbesondere in Entwicklungsländern, war der günstige Kugelschreiber oft das erste leicht verfügbare Schreibwerkzeug, das es den Menschen ermöglichte, lesen und schreiben zu lernen und Informationen festzuhalten.

Häufig gestellte Fragen zum Kugelschreiber

Hier beantworten wir einige gängige Fragen rund um den Kugelschreiber:

F: Laufen Kugelschreiber in großer Höhe aus?
A: Die frühen Füllfederhalter taten dies aufgrund des Druckunterschieds. Moderne Kugelschreiber sind so konstruiert, dass sie dem standhalten. Das kleine Loch im Schaft vieler Kugelschreiber hilft beim Druckausgleich. Spezielle Modelle, wie die, die ursprünglich für die RAF entwickelt wurden, waren explizit für solche Bedingungen ausgelegt.

F: Warum haben manche Kugelschreiber ein Loch im Schaft?
A: Dieses kleine Loch dient dem Druckausgleich zwischen der Innenseite des Stifts und der Umgebungsluft. Es hilft, ein Auslaufen der Tinte zu verhindern und sorgt für einen gleichmäßigen Tintenfluss, insbesondere bei Änderungen der Temperatur oder Höhe.

Was heißt kulli auf Englisch?
pen [biro, ballpoint pen]Kuli {m} [ugs.] [kurz für: Kugelschreiber] 1628ball-point penKuli {m} [ugs.]ball penKuli {m} [ugs.] [Kugelschreiber]4 Wörterto slavewie ein Kuli arbeiten

F: Wie lange hält ein Kugelschreiber?
A: Das hängt stark vom Modell, der Tintenmenge und der Schreibweise ab. Die ersten Reynolds-Stifte wurden beworben, dass sie zwei Jahre halten würden. Ein Bic Cristal kann je nach Tinte und Druck mehrere Kilometer schreiben. Meistens ist die Tinte leer, bevor der Stift mechanisch versagt oder austrocknet.

F: Kann man Kugelschreiber nachfüllen?
A: Ja, viele Kugelschreiber, insbesondere höherwertige Modelle und die ersten Generationen, sind zum Nachfüllen gedacht. Bei sehr günstigen Einwegmodellen wie dem Bic Cristal ist dies in der Regel nicht vorgesehen oder nicht wirtschaftlich.

Umweltauswirkungen und Zukunft

Trotz all seiner Vorteile hat der Erfolg des Kugelschreibers auch eine Kehrseite: die Umweltbelastung. Milliarden von Kugelschreibern werden jedes Jahr produziert und landen, wenn die Tinte leer ist, im Müll. Die meisten bestehen überwiegend aus Kunststoff und sind nicht leicht zu recyceln. Das hat zu enormen Mengen an Plastikmüll geführt.

Die Hersteller sind sich dieses Problems bewusst und reagieren darauf. Es gibt zunehmend Kugelschreiber, die aus recyceltem Kunststoff hergestellt werden. Auch die Idee des Nachfüllens gewinnt wieder an Bedeutung, nicht nur bei teuren Metallstiften, sondern auch bei Kunststoffmodellen. Einige Hersteller experimentieren mit Gehäusen aus Karton oder anderen Materialien.

Obwohl wir heute in einer zunehmend digitalen Welt leben und viel am Computer oder Smartphone schreiben, hat der Kugelschreiber seinen Platz behauptet. Er ist sofort einsatzbereit, benötigt keinen Strom, ist robust und unschlagbar günstig. Für schnelle Notizen, Skizzen oder das Ausfüllen von Formularen ist er oft immer noch das Werkzeug der Wahl. Seine einfache Effektivität und Erschwinglichkeit sichern ihm wohl auch in Zukunft einen festen Platz in unserem Alltag.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Kugelschreiber, ob man ihn nun Kugelschreiber, Kuli oder in Anlehnung an seinen wichtigen Entwickler Biro nennt, weit mehr ist als nur ein einfacher Stift. Er ist das Ergebnis von Erfindungsgeist, chemischer Innovation und cleverem Marketing, das das Schreiben demokratisiert und unseren Alltag nachhaltig geprägt hat.

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