Flaggenkunde: Arten und Beflaggung in DE

Flaggen sind mehr als nur Stoffbahnen; sie sind mächtige Symbole, die Identität, Zugehörigkeit und Anlässe repräsentieren. Ob bei sportlichen Großveranstaltungen, offiziellen Staatsakten oder Gedenktagen – Flaggen spielen eine wichtige Rolle im öffentlichen Leben. Dieser Artikel gibt einen Überblick über eine spezifische Flaggenart, die Schwenkfahne, und taucht tief in die Regeln und Praktiken der offiziellen Beflaggung in Deutschland ein, basierend auf den geltenden Vorschriften und Gepflogenheiten.

Beginnen wir mit einer Flaggenart, deren Name Programm ist: der Schwenkfahne. Genau wie die Knatterfahne, die durch das Geräusch, das sie im Wind erzeugt, benannt ist, bezieht sich der Name der Schwenkfahne auf die Handlung, die mit ihr ausgeführt wird – das Schwenken. Diese dynamische Flaggenart ist aus vielen Kontexten nicht wegzudenken.

Die Schwenkfahne: Mehr als nur Fan-Artikel

Schwenkfahnen, oft auch als Stockfahnen bezeichnet, sind ein unverzichtbarer Begleiter für Sportfans. Wenn am Wochenende das Stadion oder die Arena ruft, ist die Schwenkfahne dabei, um lautstark und sichtbar Unterstützung zu zeigen. Hier wird im wahrsten Sinne des Wortes Flagge gezeigt, um die eigene Mannschaft oder das eigene Land anzufeuern. Die lebhafte Bewegung der Fahne trägt zur Atmosphäre bei und mobilisiert die Massen.

Doch die Verwendung von Schwenkfahnen beschränkt sich nicht nur auf den Fanbereich. In der sportlichen Disziplin des Fahnenschwingens sind diese Fahnen nicht bloß Merchandise, sondern stehen als Sportgerät im Mittelpunkt. Beim Fahnenschwingen werden die Flaggen kunstvoll geworfen, gedreht und geschwungen, oft in rhythmischer Choreografie. Es ist eine Sportart, die Geschicklichkeit, Kraft und Präzision erfordert. Beeindruckend ist dabei der Weltrekord im Fahnenhochwerfen, der bei stolzen 15,10 Metern liegt und die athletische Komponente dieser Disziplin unterstreicht.

Größe und Maße von Schwenkfahnen

Die Dimensionen einer Schwenkfahne können stark variieren, je nachdem, wofür sie eingesetzt wird. Typischerweise sind sie zwischen 1,5 und 3 Metern lang. Dabei macht der eigentliche Fahnenstoff meist eine Länge zwischen 80 cm und 150 cm aus. Der Stab, an dem die Fahne befestigt ist, ist entscheidend für die Handhabung und die Höhe, die erreicht werden kann. Seine Länge kann von 2 bis zu 4 Metern reichen. Für besonders große Veranstaltungen, eindrucksvolle Präsentationen oder spezifische Formationen im Fahnenschwingen sind auch deutlich größere Fahnen denkbar, die entsprechend längere Stäbe benötigen, um sie handhaben zu können.

Ein bemerkenswertes Beispiel für eine sehr große Schwenkfahne ist die, die bei Handball-Heimspielen des DHfK Leipzig verwendet wird. Ihre Größe wird auf etwa 4,5 x 3,5 Meter geschätzt. Um eine solche Fahne bewegen zu können, ist ein sehr langer Stab erforderlich, dessen Länge wohl über 6 Meter liegen dürfte. Solche Dimensionen erfordern oft den Einsatz mehrerer Personen zum Schwenken und verdeutlichen das Spektrum der möglichen Größen bei Schwenkfahnen.

Materialien des Stabes

Der Stab einer Schwenkfahne muss stabil, aber dennoch handhabbar sein. Die gängigsten Materialien sind Aluminium, Fiberglas und Kunststoff.

• Aluminium: Dieses Material ist besonders beliebt, da es ein ausgezeichnetes Verhältnis von Gewicht und Stabilität bietet. Es ist leicht genug für das Schwenken, aber robust genug, um den Kräften standzuhalten. Zudem ist Aluminium korrosionsbeständig, was die Lebensdauer des Stabes verlängert, insbesondere bei Außeneinsätzen.
• Fiberglas: Fiberglas zeichnet sich durch extreme Leichtigkeit und bemerkenswerte Flexibilität aus. Diese Eigenschaften machen die Fahne widerstandsfähiger gegen Windböen und andere Witterungseinflüsse, da der Stab sich unter Belastung biegen kann, ohne zu brechen. Es ist eine gute Wahl für Fahnen, die starkem Wind ausgesetzt sind.
• Kunststoff: Kunststoffstäbe werden ebenfalls verwendet, sind aber in der Regel leichter und weniger stabil als Aluminium oder Fiberglas. Sie eignen sich eher für kleinere Schwenkfahnen, die weniger anfällig für Windkräfte sind oder deren Einsatzbereich primär in geschützten Innenräumen liegt.

Die Wahl des Materials hängt also stark vom Verwendungszweck, der gewünschten Größe und den vorherrschenden Bedingungen ab.

Offizielle Beflaggung in Deutschland

Neben den dynamischen Schwenkfahnen gibt es die Welt der stationären Flaggen, die an Masten vor Gebäuden gehisst werden und staatliche oder institutionelle Präsenz signalisieren. In Deutschland gibt es klare Regeln, wo und wann die Bundesflagge und andere Flaggen gezeigt werden. Diese Regelungen sind im sogenannten Beflaggungserlass der Bundesregierung und in entsprechenden Vorschriften der Bundesländer festgelegt.

Wo deutsche Flaggen hängen

Vor den meisten Dienstgebäuden in Deutschland stehen Flaggenmaste, die zu bestimmten Anlässen beflaggt werden. Einige Gebäude werden jedoch permanent beflaggt:

• Die Dienstgebäude der obersten Bundesbehörden in Berlin und Bonn werden täglich beflaggt.
• Die Zentrale der Deutschen Bundesbank wird ebenfalls täglich beflaggt.
• Alle Dienstgebäude, Anlagen und Einrichtungen der Bundeswehr und der Bundespolizei werden täglich beflaggt.
• Der Bundestag setzt auf seinen Gebäuden die Bundesflagge, vor und auf dem Reichstag zusätzlich die Europaflagge. Gegebenenfalls wird auch die Nationalflagge ausländischer Gäste gehisst.
• Das Bundesverfassungsgericht setzt die Europa- und die Bundesflagge.
• An der Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in Berlin werden täglich die Europa-, Bundes- und Berliner Landesflagge gesetzt.

Diese tägliche Beflaggung unterstreicht die ständige Präsenz und Bedeutung dieser Institutionen für den Staat.

Trauerbeflaggung

Ein besonderer Fall der Beflaggung ist die Trauerbeflaggung bei Trauerfällen oder Gedenktagen. Bei Hissflaggen, die an einem Mast hochgezogen werden, wird die Flagge zunächst vollständig gehisst und dann auf die halbe Höhe des Flaggenmastes herabgelassen (halbmast). Dies symbolisiert Trauer und Respekt. Banner- und Hängeflaggen können nicht auf halbmast gesetzt werden; stattdessen werden sie mit einem schwarzen Trauerflor versehen, der ebenfalls die Trauer zum Ausdruck bringt. Die Fahne der Einheit vor dem Deutschen Bundestag ist als Denkmal in der Regel von Trauerbeflaggungen ausgenommen, was ihre besondere symbolische Bedeutung unterstreicht.

Reihenfolge der Flaggen

Wenn mehrere Flaggen zusammen gehisst werden, gibt es eine protokollarische Reihenfolge, die eingehalten werden muss. Mit Blick auf das Gebäude ist die bevorzugte Stelle in einer Flaggenreihe links. Die übliche Reihenfolge ist:

1. Europaflagge
2. Bundesdienstflagge (für Bundesbehörden) oder Bundesflagge (für Körperschaften, Anstalten, Stiftungen)
3. Flaggen der Länder
4. Flaggen der Gemeinden
5. Flaggen weiterer internationaler Organisationen oder ausländischer Staaten (bei entsprechendem Anlass)

Bundesbehörden setzen die Bundesdienstflagge, während Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts die Bundesflagge verwenden. In beiden Fällen soll, wenn möglich, auch die Europaflagge gesetzt werden. Bei regionalen oder örtlichen Anlässen dürfen zusätzlich die Flaggen der Länder und Gemeinden gezeigt werden.

Beflaggungszeiten

Die Beflaggung erfolgt in der Regel von Sonnenaufgang, jedoch nicht vor 7 Uhr morgens, bis Sonnenuntergang. Wenn die Flaggen nachts angestrahlt werden können, ist auch eine Beflaggung während der Nacht möglich. Anderenfalls werden die Flaggen bei Sonnenuntergang eingeholt.

Der Beflaggungserlass

Die detaillierten Vorschriften zur Beflaggung der Dienstgebäude des Bundes sind im Beflaggungserlass der Bundesregierung geregelt, der seit dem 2. April 2005 in Kraft ist. Dieser Erlass gilt für die Dienstgebäude aller Behörden und Dienststellen des Bundes sowie der Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts, die der Aufsicht von Bundesbehörden unterstehen. Dazu gehören auch die Bundeswehr, die Bundespolizei und die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk. Die vom Bundesminister des Innern angeordneten Beflaggungen können entweder regelmäßige allgemeine Beflaggungstage umfassen oder aus besonderen Anlässen erfolgen (sogenannte „aktuelle Beflaggungserlasse“), wie etwa bei Trauerfällen oder besonderen Jahrestagen. Diese können unter bestimmten Voraussetzungen auch regional beschränkt angeordnet werden.

Die obersten Verfassungsorgane wie der Bundespräsident, der Bundestag, der Bundesrat und das Bundesverfassungsgericht sowie die Deutsche Bundesbank regeln ihre Beflaggung im Rahmen ihrer Organisationshoheit eigenständig. Sie orientieren sich dabei jedoch oft am Beflaggungserlass der Bundesregierung.

Beflaggungsregelungen in den Bundesländern

Neben den Bundesregelungen haben auch die 16 Bundesländer eigene Vorschriften zur Beflaggung. Diese können als einfache Verwaltungsvorschriften für die eigene Verwaltung erlassen sein oder, bei Vorschriften für Gemeinden oder andere öffentlich-rechtliche Einrichtungen, als Verordnungen auf Grundlage gesetzlicher Ermächtigungen. Viele Länder übernehmen die regelmäßigen Beflaggungstage des Bundes, fügen aber zusätzliche, für das jeweilige Land relevante Tage hinzu. Es gibt auch Abweichungen bei der Festlegung der bevorzugten Position von Flaggen, der protokollarischen Einordnung der Europaflagge oder der Priorität von Landes- oder Gemeindeflaggen. Auch die Verwendung historischer Flaggen von Landesteilen kann eine Rolle spielen.

Einige Beispiele für länderspezifische Regelungen, basierend auf den vorliegenden Informationen:

• Baden-Württemberg: Wendet den Bundeserlass sinngemäß an und ordnet zusätzliche Beflaggungen an, z. B. am Tag der Wahl des Landtages.
• Bayern: Schreibt Beflaggung an denselben Tagen wie der Bund vor, zusätzlich am 1. Dezember (Jahrestag Volksentscheid Verfassung 1946) und am Tag der Landtagswahl. Die Anordnung der Flaggen weicht jedoch ab: Die bayerische Staatsflagge und die Bundesflagge (ggf. mit Europaflagge) werden gemeinsam gezeigt, wobei die bevorzugte Stelle für die Bundesflagge in der Mitte ist, die Staatsflagge rechts (vom Gebäudeinneren gesehen). Am Europatag hat die Europaflagge die bevorzugte Stelle.
• Berlin: Folgt den Bundestagen, ergänzt aber den 18. März 1848, den Tag der Wahl des Bundespräsidenten sowie die Tage der Wahlen zum Abgeordnetenhaus und den Bezirksverordnetenversammlungen.
• Brandenburg: Fügt den 1. Sonntag im September (Tag der Heimat) hinzu.
• Hessen: Ergänzt den 3. Sonntag im September (Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation und Tag der Heimat), den 1. Dezember (Jahrestag Inkrafttreten Landesverfassung) sowie Landtags- und Kommunalwahlen.
• Mecklenburg-Vorpommern: Hat dieselben Termine wie der Bundeserlass plus Landtags- und Kommunalwahlen. Erlaubt zusätzlich das Setzen traditioneller Flaggen der Landesteile (blau-gelb-rot in Mecklenburg, blau-weiß in Vorpommern). Der Landtag setzt die Landesdienstflagge und beide historischen Flaggen.
• Niedersachsen: Beflaggt an den Bundestagen plus 1. Juni (Jahrestag Inkrafttreten Niedersächsische Verfassung) sowie Landtags- und Kommunalwahlen. Die Reihenfolge ist Europaflagge vor Bundesflagge vor Landesflagge. Dienststellen in ehemaligen Ländern (Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe) können die jeweilige ehemalige Landesflagge zeigen.
• Nordrhein-Westfalen: Fügt den 23. August (Jahrestag Gründung NRW 1946) sowie Landtags- und Kommunalwahlen hinzu. Die Europaflagge wird hier nur am Europatag und dem Tag der Europawahlen verlangt.
• Rheinland-Pfalz: Ergänzt den 18. Mai (Tag des Inkrafttretens der Landesverfassung) sowie Landtags- und Kommunalwahlen. Die Beflaggung beginnt hier unabhängig vom Sonnenaufgang immer um 8 Uhr. Staatliche Verwaltungen setzen die Landesflagge, andere die Bundes- oder Landesflagge.
• Saarland: Fügt den 23. Oktober (Jahrestag Saarabstimmung 1955) und den Tag der Landtagswahlen hinzu.
• Sachsen: Beflaggt am Tag der Wahlen zum Sächsischen Landtag. Erlaubt im sorbischen Siedlungsgebiet die sorbische Flagge und im ehemals schlesischen Teil die niederschlesische Flagge gleichberechtigt zur deutschen und sächsischen Flagge.
• Thüringen: Beflaggt an denselben Tagen wie der Bund, plus allgemeine Wahltage (Landtags- und Kommunalwahlen) und am 25. Oktober (Tag der Verfassung und des Landtags). Oberste Landesbehörden werden täglich beflaggt.

Diese Beispiele zeigen, wie die Bundesländer die allgemeinen Regeln an ihre spezifische Geschichte, ihre Verfassungsdaten und ihre Wahltermine anpassen. Die Vielfalt der Regelungen spiegelt den Föderalismus in Deutschland wider.

Häufig gestellte Fragen zur Beflaggung

Was ist der Unterschied zwischen einer Schwenkfahne und einer Hissflagge?

Eine Schwenkfahne ist dazu gedacht, aktiv bewegt oder geschwenkt zu werden und hat meist einen Stab. Eine Hissflagge wird stationär an einem Mast hochgezogen und weht dort. Die Schwenkfahne wird oft von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen bei Veranstaltungen verwendet, während die Hissflagge eher für offizielle oder institutionelle Zwecke dient.

Was bedeutet es, wenn eine Flagge halbmast gehisst ist?

Das Hissen einer Flagge auf halbmast ist ein Zeichen der Trauer. Dabei wird die Flagge zunächst ganz hochgezogen und dann auf die Mitte des Mastes herabgelassen.

Wer ordnet die Beflaggung in Deutschland an?

Auf Bundesebene wird die Beflaggung durch den Beflaggungserlass der Bundesregierung geregelt, der vom Bundesminister des Innern umgesetzt und bei besonderen Anlässen ergänzt wird. Auf Landesebene haben die jeweiligen Landesregierungen oder zuständigen Ministerien eigene Regelungen und Anordnungsbefugnisse.

Werden alle Gebäude in Deutschland täglich beflaggt?

Nein, nur bestimmte Dienstgebäude des Bundes (wie oberste Bundesbehörden, Bundesbankzentrale, Bundeswehr, Bundespolizei) und einige Verfassungsorgane sowie spezifische Gedenkstätten werden täglich beflaggt. Die meisten Dienstgebäude werden nur zu bestimmten Anlässen beflaggt.

Gibt es in allen Bundesländern dieselben regelmäßigen Beflaggungstage?

Die meisten Bundesländer übernehmen die regelmäßigen Beflaggungstage des Bundes, fügen aber oft eigene zusätzliche Tage hinzu, die für die Geschichte oder Verfassung des jeweiligen Landes von Bedeutung sind (z. B. Jahrestage der Landesverfassung, Landtagswahlen).

Die Welt der Flaggen ist vielfältig und reich an Symbolik und Regeln. Von der enthusiastisch geschwenkten Fahne im Stadion bis hin zur protokollarisch exakten Beflaggung von Dienstgebäuden – Flaggen sind Ausdruck von Identität, Geschichte und staatlicher Ordnung.

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