Ist Caran D'Ache von professioneller Qualität?

Caran d’Ache: Vom Bleistift zur Marke

15/11/2013

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Wenn man den Namen „Caran d’Ache“ hört oder liest, denken viele sofort an hochwertige Stifte, Farbstifte oder andere Schreibgeräte. Doch die Geschichte hinter diesem ungewöhnlichen Namen ist vielschichtiger und reicht weiter zurück als die Gründung des bekannten Schweizer Unternehmens. Sie führt uns nach Russland und Frankreich, zu einem bedeutenden Künstler und zu einem Wort, das im Kern das Werkzeug des Künstlers und das Produkt der Marke beschreibt.

Was heißt karandasch auf Deutsch?
In der russischen Sprache heißt karandasch [карандаш] nichts anderes als Bleistift. Es soll sich von türkisch kara (schwarz) und tasch (Stein, Schiefer) ableiten. Im phonetisch abgeleiteten französischen Wortspiel lässt sich ache mit Sellerie übersetzen.

Die zentrale Frage, die sich stellt, lautet: Was bedeutet eigentlich „Karandasch“ auf Deutsch? Die Antwort ist überraschend einfach und doch der Schlüssel zum Verständnis der gesamten Geschichte.

Übersicht

Die wörtliche Bedeutung: Ein russisches Wort

Das Wort „Karandasch“ (kyrillisch: карандаш) stammt aus der russischen Sprache. Seine direkte und unkomplizierte Bedeutung ist Bleistift. Ja, so einfach ist das. Der Name, der heute für exquisite Schreib- und Zeicheninstrumente steht, bedeutet wörtlich übersetzt genau das Werkzeug, das für viele kreative und alltägliche Aufgaben unverzichtbar ist: der Bleistift.

Die etymologische Wurzel des russischen Wortes „karandasch“ wird auf türkische Ursprünge zurückgeführt. Es soll sich aus den Wörtern „kara“ (schwarz) und „tash“ (Stein oder Schiefer) zusammensetzen. Diese Herkunft ist naheliegend, wenn man an die frühen Formen von Schreibmaterialien denkt, die oft aus Graphit oder anderen schwärzenden Gesteinen bestanden, die in eine Hülle gefasst wurden, um sie handhabbar zu machen. Der „schwarze Stein“ als Ursprung des Bleistifts – eine passende und bildhafte Beschreibung.

Interessanterweise gibt es im Französischen auch ein phonetisch ähnliches Wortspiel, da „ache“ Sellerie bedeutet. Doch dies ist eine rein zufällige phonetische Ähnlichkeit und hat nichts mit der tatsächlichen Herkunft oder Bedeutung des Namens im Kontext des Künstlers oder des Unternehmens zu tun. Die wahre Wurzel liegt im russischen Wort für Bleistift.

Der Künstler: Emmanuel Poiré alias Caran d’Ache

Bevor Caran d’Ache ein Markenname wurde, war es das Pseudonym eines berühmten russisch-französischen Karikaturisten und humoristischen Zeichners: Emmanuel Poiré. Geboren 1858 oder 1859 in Moskau, verbrachte er seine prägenden Jahre in Russland, bevor er 1877 nach Frankreich auswanderte, um dort seinen Militärdienst zu leisten und die französische Staatsbürgerschaft zu erlangen, die seiner Familie abhandengekommen war.

In Frankreich angekommen, nahm Emmanuel Poiré schnell das Pseudonym „Caran d’Ache“ an. Die Wahl dieses Namens war kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung, die seine russische Herkunft und seinen Beruf vereinte. „Karandasch“ – der Bleistift – war das grundlegende Werkzeug seines Schaffens. Mit dem Bleistift brachte er seine Ideen, seinen Humor und seine scharfe Beobachtungsgabe zu Papier. Es war eine perfekte Namenswahl für einen Karikaturisten, dessen Leben und Arbeit eng mit diesem einfachen, aber mächtigen Werkzeug verbunden waren.

Caran d’Ache (Emmanuel Poiré) war ein Produkt seiner Zeit und ein wichtiger Kommentator der französischen Gesellschaft im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Seine ersten Arbeiten wurden in der 1880 von Albert Robida gegründeten Zeitschrift „La Caricature“ veröffentlicht, einem wichtigen Medium für satirische Kunst.

Seine vielleicht berühmteste Zeichnung ist „Un dîner en famille“ (Ein Familienessen), die am 14. Februar 1898 in der renommierten Tageszeitung „Le Figaro“ erschien. Diese Karikatur ist ein eindringliches Zeugnis der tiefen Spaltung der französischen Gesellschaft während der Dreyfus-Affäre. Die Zeichnung zeigt eine scheinbar friedliche Familie beim Abendessen, doch sobald das heikle Thema „Dreyfus“ zur Sprache kommt, bricht Chaos aus und artet in eine wilde Schlägerei aus. Diese Darstellung fing die angespannte Atmosphäre und den aufkeimenden Antisemitismus jener Zeit perfekt ein. Caran d’Ache selbst war ein Mitglied der antidreyfusardischen Bewegung und gehörte der Ligue de la patrie française an, was seine Position in dieser politischen Krise verdeutlichte.

Neben seiner Arbeit für Zeitungen war Caran d’Ache auch Mitbegründer, Redakteur und Zeichner der satirischen Wochenzeitschrift „Le P'sst“, die 1898 ins Leben gerufen wurde. Sein Werk zeugt von Meisterschaft im Umgang mit Tusche und Bleistift, von einem scharfen Blick für menschliche Schwächen und politische Zustände und von einem Humor, der oft ins Sarkastische reichte.

Das Unternehmen: Caran d’Ache aus Genf

Fast zwei Jahrzehnte nach dem Tod des Künstlers Caran d’Ache (Emmanuel Poiré) wurde im Jahr 1924 in Genf, Schweiz, ein Unternehmen gegründet, das seinen Namen tragen sollte. Der Gründer, Arnold Schweitzer, war ein großer Bewunderer des Werkes des Karikaturisten. Aus Respekt vor dessen Schaffen und vielleicht auch, weil der Name „Caran d’Ache“ – der Bleistift – so perfekt zum Kerngeschäft passte, wählte Schweitzer diesen Namen für seine neue Firma.

Das Schweizer Unternehmen Caran d’Ache hat sich seit seiner Gründung einen weltweiten Ruf für die Herstellung hochwertiger Schreibgeräte, Mal- und Zeichenmaterialien sowie Accessoires erworben. Es ist bekannt für seine Tradition, Präzision und Qualität – Werte, die oft mit Schweizer Produkten assoziiert werden. Die Produktpalette umfasst eine breite Auswahl an Bleistiften für Kunst und Büro, Farbstiften für Künstler und Kinder, Pastellkreiden, Füllfederhaltern, Kugelschreibern und anderen feinen Schreib- und Zeicheninstrumenten.

Die Tatsache, dass Caran d’Ache als der letzte in der Schweiz verbleibende Hersteller von Bleistiften und verwandten Produkten bezeichnet wird, unterstreicht seine besondere Position in der Branche und seine Verpflichtung zur Aufrechterhaltung lokaler Handwerkskunst und Produktionsstandards. Das Unternehmen verkörpert heute die Fortführung der Geschichte des „Karandasch“ als Werkzeug für Kreativität und Kommunikation, von der einfachen Notiz bis zum komplexen Kunstwerk.

Die Verbindung: Ein Name als Brücke

Die Verbindung zwischen dem Russisch-französischen Künstler und dem Schweizerischen Unternehmen ist somit eine des Namens und der Inspiration. Arnold Schweitzer ehrte mit der Namenswahl nicht nur einen Künstler, sondern griff auch die wörtliche Bedeutung des Pseudonyms auf, die perfekt zum Kerngeschäft seines Unternehmens passte. Der Bleistift war das Werkzeug des Künstlers und ist das Herzstück vieler Produkte des Unternehmens. So schlägt der Name „Caran d’Ache“ eine Brücke über Zeit und Grenzen hinweg, verbindet Kunst und Handwerk, Russland und die Schweiz, einen Mann und eine Marke – alles im Zeichen des Bleistifts.

Vergleich: Künstler vs. Unternehmen

MerkmalDer Künstler (Emmanuel Poiré)Das Unternehmen (Caran d’Ache)
NameCaran d’Ache (Pseudonym)Caran d’Ache (Firmenname)
Geburtsort / GründungsortMoskau, RusslandGenf, Schweiz
Lebens-/Gründungszeitraum1858/59 (Geboren) - 1909 (Verstorben)1924 (Gegründet)
TätigkeitKarikaturist, humoristischer ZeichnerHersteller von Schreib- und Zeichengeräten
Verbindung zum NamenWählte das Pseudonym basierend auf dem russischen Wort für BleistiftBenannt nach dem Künstler aus Bewunderung und passend zum Produkt
Bekanntestes Werk / ProduktkategorieKarikaturen (z.B. zur Dreyfus-Affäre)Hochwertige Bleistifte, Farbstifte, Füller etc.

Häufig gestellte Fragen

Was bedeutet Karandasch auf Deutsch?

Das russische Wort „Karandasch“ (карандаш) bedeutet auf Deutsch Bleistift.

Woher kommt der Name Caran d’Ache ursprünglich?

Der Name stammt ursprünglich vom Pseudonym des russisch-französischen Karikaturisten Emmanuel Poiré, der ihn wiederum vom russischen Wort für Bleistift ableitete.

Wer war der Künstler Caran d’Ache?

Emmanuel Poiré war ein bekannter Karikaturist und Zeichner (1858/59-1909), der in Frankreich arbeitete und für seine politischen und gesellschaftlichen Karikaturen berühmt war, insbesondere zur Dreyfus-Affäre.

Warum heißt die Schweizer Firma Caran d’Ache so?

Der Gründer, Arnold Schweitzer, wählte den Namen 1924, um das Werk des Künstlers Emmanuel Poiré zu ehren und weil der Name (Bleistift) perfekt zum Kerngeschäft des Unternehmens passte.

Stellt die Firma Caran d’Ache nur Bleistifte her?

Nein, obwohl Bleistifte ein wichtiger Teil des Sortiments sind, stellt das Unternehmen eine breite Palette von Schreib- und Zeichengeräten her, darunter Farbstifte, Pastelle, Füller, Kugelschreiber und mehr.

Gibt es noch andere bekannte Träger des Namens Karandasch?

Ja, es gab auch einen sehr berühmten russischen Clown namens Michail Rumjanzew, der unter dem Künstlernamen Karandasch bekannt war. Dieser Artikel konzentriert sich jedoch auf den Künstler Emmanuel Poiré und das Schweizer Unternehmen.

Fazit

Der Name Caran d’Ache ist mehr als nur ein Markenlabel. Er ist eine Verbindungslinie, die die Welt der Kunst mit der Welt der hochwertigen Schreib- und Zeicheninstrumente verknüpft. Er erzählt die Geschichte eines russischen Wortes, das „Bleistift“ bedeutet, die Geschichte eines talentierten Künstlers, der dieses Wort als sein Pseudonym wählte, und die Geschichte eines Schweizer Unternehmens, das aus Bewunderung für diesen Künstler und im Einklang mit dem Kerngeschäft seinen Namen übernahm. Jedes Mal, wenn man einen Stift oder Füller mit diesem Namen in die Hand nimmt, hält man ein Stück dieser reichen und faszinierenden Geschichte.

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