09/12/2019
Karikaturen begegnen uns überall – in Zeitungen, Magazinen, Büchern oder auch als Unterhaltung bei Veranstaltungen. Doch was genau verbirgt sich hinter diesen oft übertriebenen und verzerrten Darstellungen? Eine Karikatur ist weit mehr als nur eine einfache Zeichnung. Sie ist eine Kunstform, die sich der Übertreibung, der Zuspitzung und der Verzerrung bedient, um charakteristische Züge von Personen, Ereignissen oder Zuständen hervorzuheben. Ihr primäres Ziel ist es oft, den Betrachter zum Nachdenken anzuregen, indem sie Widersprüche aufzeigt und die Realität in einem neuen Licht erscheinen lässt. Sie kann als bildliche Form der Satire verstanden werden, die kritische Standpunkte einnimmt und bestehende Verhältnisse hinterfragt.

Oftmals nimmt eine Karikatur sarkastisch oder ironisch Stellung zu aktuellen Themen. Sie deckt Fehler und Mängel der dargestellten Person oder des dargestellten Objekts auf und präsentiert diese auf eine Weise, die sie der Lächerlichkeit preisgibt. Dabei kann die Ausrichtung variieren: von scharfer Satire, die ihr „Opfer“ verurteilt, bis hin zu humoristischer Ironie, die Mängel mit leiserem Witz kommentiert. Das Werkzeug des Karikaturisten ist die Beobachtung und die Fähigkeit, das Wesentliche zu erkennen und es durch zeichnerische Mittel zu verstärken.
Was ist eine Karikatur und wozu dient sie?
Im Kern ist die Karikatur eine Form der visuellen Kommunikation, die durch bewusste Verfremdung eine Botschaft vermittelt. Sie übertreibt die markantesten Merkmale einer Person, eines Objekts oder einer Situation. Denken Sie an die lange Nase eines Politikers oder die übertriebene Haltung einer Figur – diese Elemente dienen dazu, sofort die Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte zu lenken. Durch diese Übertreibung entsteht ein Kontrast zur bekannten Realität, der oft komisch wirkt, aber gleichzeitig tiefere Einsichten ermöglichen soll.
Der Zweck einer Karikatur ist vielfältig. Historisch und auch heute noch wird sie oft als „Waffe“ in gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen eingesetzt. Sie dient als parteiische Kritik, die Missstände aufzeigt und die öffentliche Meinung beeinflussen kann. Sie kann aber auch rein unterhaltend sein, wie im Falle von Porträtkarikaturen, die auf Veranstaltungen oder an touristischen Orten von Schnellzeichnern angefertigt werden. Hier steht oft die humorvolle Darstellung der individuellen Physiognomie im Vordergrund, ohne dabei die Erkennbarkeit der Person zu verlieren. Das Ziel ist es, die charakteristischen Gesichtszüge hervorzuheben und vielleicht eine typische Charaktereigenschaft oder die öffentliche Wahrnehmung der Person einzufangen.
Arten von Karikaturen
Karikaturen lassen sich nach verschiedenen Kriterien einteilen, sowohl nach ihrer Darstellungsstruktur als auch nach ihrem Inhalt. Die Unterscheidung hilft, die vielfältigen Erscheinungsformen dieser Kunstform besser zu verstehen.

Formale Darstellungsstruktur
Nach ihrer formalen Struktur unterscheidet man hauptsächlich drei Typen:
- Apersonale Sachkarikatur: Diese Form ist am seltensten. Sie zielt zwar oft auf politisch-personales Handeln ab, bezieht sich aber primär auf Sachen oder Gegenstände. Der Betrachter muss den Zusammenhang zwischen dem dargestellten Gegenstand und einer bestimmten Person oder einem Sachverhalt selbst herstellen.
- Personale Typenkarikatur: Diese Art beschäftigt sich mit Staaten, Völkern, sozialen Gruppen, Institutionen oder Verbänden. Eine einzelne Figur oder ein Symbol steht stellvertretend für eine ganze Gruppe. Beispiele hierfür sind der „Michel“ für Deutschland, „Marianne“ für Frankreich oder der „Yankee“ für die USA. Auch Tiergestalten wie der britische Löwe oder der russische Bär können solche Repräsentationsfunktionen übernehmen. Typische Kleidung oder Attribute können ebenfalls für bestimmte Berufe oder soziale Schichten stehen.
- Personale Individualkarikatur: Dies ist die verbreitetste Form. Sie konzentriert sich auf einzelne, bekannte Personen, oft Politiker. Der Karikaturist verleiht ihnen individuelle, unverwechselbare Züge, die übertrieben dargestellt werden, um die Wiedererkennbarkeit zu erhöhen. Eine markante Nase, eine spezifische Frisur oder bestimmte Kleidungsmerkmale werden betont. Zusätzliche Attribute helfen ebenfalls, die dargestellte Person eindeutig zu identifizieren.
Inhaltliche Typen
Inhaltlich lassen sich Karikaturen ebenfalls in drei Haupttypen unterteilen:
- Ereigniskarikatur: Sie nimmt ein spezifisches, oft tagesaktuelles Geschehen aufs Korn. Das kann das Ergebnis einer Wahl, der Sturz einer Regierung, ein politischer Zwischenfall oder eine Rede sein. Ihre Aktualität ist meist zeitlich begrenzt.
- Prozesskarikatur: Diese Art zielt auf den geschichtlichen Wandel ab. Sie thematisiert Wendepunkte, Aufstieg und Abstieg, das Vorher und Nachher oder konfrontiert Ideen mit der Wirklichkeit. Oft erscheint sie in einer Abfolge von Bildern, die eine Entwicklung über die Zeit darstellen.
- Zustandskarikatur: Auch wenn sie oft aktuelle Anlässe aufgreift, ist ihr Ziel, dauerhafte Strukturen satirisch zu attackieren. Dies können bestehende Herrschafts-, Gesellschafts- oder Wirtschaftsordnungen sein. Panoramakarikaturen, die eine allgemeine, längerfristige politische Lage kennzeichnen, gehören ebenfalls in diese Kategorie.
Der Karikaturist: Der Künstler hinter der Zeichnung
Die Person, die eine Karikatur zeichnet, wird als Karikaturist bezeichnet. Dieser Künstler ist nicht nur ein Zeichner, sondern auch ein scharfer Beobachter und Kommentator seiner Zeit. Ein guter Karikaturist besitzt die Fähigkeit, das Wesentliche einer Person, eines Ereignisses oder eines Zustands schnell zu erfassen und es mit wenigen Strichen auf humorvolle, kritische oder satirische Weise darzustellen. Bekannte Karikaturisten haben oft einen ganz eigenen, unverwechselbaren Stil, der ihre Werke sofort erkennbar macht und ihre „Opfer“ auf ihre persönliche Art charakterisiert.
Die Arbeit des Karikaturisten erfordert nicht nur zeichnerisches Talent, sondern auch ein tiefes Verständnis für den gesellschaftlichen und politischen Kontext. Er muss Hintergründe kennen, Zusammenhänge erkennen und diese in eine bildliche Sprache übersetzen, die für den Betrachter verständlich und wirkungsvoll ist. Ob auf Papier, digital oder live als Schnellzeichner – der Karikaturist ist der Schöpfer der gezeichneten Kritik und des übertriebenen Porträts.
Eine Karikatur verstehen und interpretieren
Das „Lesen“ einer Karikatur erfordert mehr als nur das Betrachten des Bildes. Es geht darum, den Inhalt des Cartoons mit eigenem thematischem Wissen zu verknüpfen, um dessen Effekt und Bedeutung zu entschlüsseln. Dazu gehört die Identifizierung der verwendeten Stilmittel.
Wichtige Schritte bei der Interpretation:
- Subjekt identifizieren: Wer oder was wird dargestellt? Handelt es sich um eine Person, eine Gruppe, eine Institution oder ein Ereignis?
- Übertreibungen erkennen: Welche Merkmale werden bewusst verzerrt oder übertrieben dargestellt? Warum gerade diese Merkmale? Was sollen sie symbolisieren oder hervorheben?
- Stilmittel analysieren: Werden Ironie, Sarkasmus, Symbole, Anspielungen oder bildliche Übertreibungen verwendet? Was bedeuten diese im Kontext des Themas?
- Kontext einbeziehen: Wann und wo wurde die Karikatur veröffentlicht? Welches aktuelle Ereignis oder welcher Zustand wird kommentiert? Welchen Hintergrund hat der Karikaturist?
- Botschaft und Position bestimmen: Welche Meinung vertritt der Karikaturist? Welche Kritik wird geübt? Was soll der Betrachter denken oder fühlen?
Durch das Zusammenspiel von Bildinhalt, Stilmitteln und Kontext erschließt sich die volle Bedeutung einer Karikatur. Sie fordert den Betrachter aktiv heraus, eigene Gedanken einzubringen und die dargestellten Widersprüche zu hinterfragen.

Eine Karikatur buchen: Tipps und Kostenfaktoren
Wer eine Karikatur in Auftrag geben oder einen Karikaturisten für eine Veranstaltung buchen möchte, steht vor verschiedenen Entscheidungen. Der Preis einer Karikatur kann stark variieren und hängt von mehreren Faktoren ab.
Wichtige Faktoren beim Buchen:
- Der Stil des Künstlers: Jeder Karikaturist hat seinen eigenen unverwechselbaren Stil. Manche arbeiten eher im lockeren Cartoon-Stil, andere nähern sich einem feineren Kunststil. Die Wahl des Stils sollte zum gewünschten Ergebnis passen. Es empfiehlt sich immer, Arbeitsproben des Künstlers anzusehen.
- Die Machart: Soll die Karikatur traditionell auf Papier gezeichnet werden oder digital erstellt werden? Digitale Karikaturen bieten Vorteile bei der Reproduktion und Weiterverarbeitung, während traditionelle Zeichnungen das Originalgefühl haben. Manche Künstler bieten auch eine Kombination an, z. B. digitale Erstellung mit direktem Ausdruck vor Ort bei Veranstaltungen.
- Die Anzahl der Personen/Karikaturen und die benötigte Zeit: Bei Veranstaltungen ist die Geschwindigkeit des Schnellzeichners entscheidend. Manche Künstler benötigen nur wenige Minuten pro Gesicht, andere nehmen sich mehr Zeit für detailliertere Zeichnungen. Die Anzahl der zu zeichnenden Personen und die verfügbare Zeit bestimmen, wie viele Stunden der Künstler gebucht werden muss. Der Stundensatz oder der Preis pro Karikatur sind wesentliche Kostenfaktoren.
- Komplexität und Detailgrad: Eine einfache Porträtkarikatur ist in der Regel günstiger als eine komplexe Gruppenkarikatur oder eine Karikatur mit vielen Details und Hintergründen.
- Bekanntheit des Künstlers: Renommierte und bekannte Karikaturisten verlangen oft höhere Honorare als weniger bekannte Künstler.
Die beste Vorgehensweise ist, den gewünschten Künstler direkt zu kontaktieren und ein individuelles Angebot einzuholen, das all diese Faktoren berücksichtigt.
Geschichte der Karikatur (Kurzer Überblick)
Obwohl die genauen Ursprünge schwer zu datieren sind, hat die Karikatur eine lange Geschichte, die tief in der visuellen Kultur und der Tradition der Satire verwurzelt ist. Schon in der Antike gab es Darstellungen, die Elemente der Übertreibung und Verzerrung aufwiesen. Ihre Blütezeit als politische und gesellschaftskritische Kunstform erlebte die Karikatur jedoch in späteren Jahrhunderten, insbesondere mit der Entwicklung des Buchdrucks und später der Massenmedien wie Zeitungen und Zeitschriften. Sie wurde zu einem wichtigen Werkzeug der politischen Kommentierung und der Meinungsbildung und hat bis heute nichts von ihrer Relevanz verloren.
Karikaturmuseen
Die Bedeutung der Karikatur als Kunstform wird auch durch die Existenz spezialisierter Museen unterstrichen. Im deutschsprachigen Raum und international gibt es Einrichtungen, die sich der Sammlung, Bewahrung und Ausstellung von Karikaturen widmen. International werden oft auch andere Formen des Cartoons in diesen Museen gezeigt, was die engere Verbindung zwischen klassischer/ernster Kunst und Unterhaltungskunst in anderen Ländern widerspiegelt. Bekannte Beispiele international sind das The Cartoon Museum in London, das Cartoon Art Museum in San Francisco oder das Israeli Cartoon Museum in Cholon.

Häufig gestellte Fragen
Wie heißt der Maler einer Karikatur?
Der Maler oder Zeichner einer Karikatur wird als Karikaturist bezeichnet.
Wie viel kostet eine Karikatur?
Die Kosten für eine Karikatur variieren stark. Faktoren wie der Stil und die Bekanntheit des Künstlers, die Machart (traditionell/digital), die Komplexität des Motivs, die Anzahl der Personen und der Zeitaufwand (insbesondere bei Live-Zeichnungen auf Veranstaltungen) beeinflussen den Preis. Es gibt keine festen Preise, sondern individuelle Angebote, die auf diesen Faktoren basieren.
Was für Arten von Karikaturen gibt es?
Man kann Karikaturen nach ihrer formalen Struktur (apersonale Sachkarikatur, personale Typenkarikatur, personale Individualkarikatur) und nach ihrem Inhalt (Ereigniskarikatur, Prozesskarikatur, Zustandskarikatur) unterscheiden. Es gibt auch spezielle Formen wie Porträtkarikaturen oder politische Karikaturen.
Wie interpretiert man am besten eine Karikatur?
Um eine Karikatur zu interpretieren, sollte man den Inhalt mit thematischem Wissen verknüpfen. Identifizieren Sie das Subjekt, erkennen Sie Übertreibungen und Verzerrungen, analysieren Sie Stilmittel wie Ironie, Symbole oder Anspielungen und berücksichtigen Sie den Entstehungskontext. Versuchen Sie, die Botschaft und die Position des Karikaturisten zu verstehen.
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