Wie verkauft man sich gut im Vorstellungsgespräch?

Umgang mit unzulässigen Fragen im Interview

14/04/2021

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Ein Vorstellungsgespräch ist eine entscheidende Phase im Bewerbungsprozess. Es dient dazu, dass sich beide Seiten – Sie als Bewerberin oder Bewerber und das Unternehmen – kennenlernen und prüfen, ob die Stelle und die Unternehmenskultur zu Ihnen passen und ob Ihre Qualifikationen den Anforderungen entsprechen. In der Regel verlaufen solche Gespräche professionell und konzentrieren sich auf Ihre berufliche Laufbahn, Ihre Fähigkeiten und Ihre Motivation. Gelegentlich kann es jedoch vorkommen, dass Fragen gestellt werden, die über den rein berufsbezogenen Kontext hinausgehen und in Ihr Privatleben eindringen. Solche Fragen können als unangenehm oder sogar als unzulässig empfunden werden. Es ist wichtig zu wissen, wie Sie in einer solchen Situation am besten reagieren, um Ihre Professionalität zu wahren und dennoch Ihre persönlichen Grenzen zu schützen.

Wenn Ihnen Ihr Gegenüber in einem Vorstellungsgespräch eine Frage stellt, die potenziell diskriminierend ist oder Ihr Privatleben betrifft und scheinbar keinen Bezug zur ausgeschriebenen Stelle hat, empfiehlt es sich in jedem Fall, zunächst ruhig und professionell zu bleiben. Eine impulsive oder emotionale Reaktion ist in dieser heiklen Situation selten hilfreich. Nehmen Sie sich stattdessen einen kurzen Moment Zeit, um die Frage zu verarbeiten und Ihre Antwort zu überlegen.

Was darf man beim Vorstellungsgespräch nicht gefragt werden?
Nicht jede Frage, die in einem Vorstellungsgespräch gestellt wird, ist erlaubt. Es gibt sogar sehr viele Themenbereiche, die nicht zulässig sind. Dazu zählen Fragen nach Schwangerschaft, Kindern, Familienstand, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Weltanschauung, Vorstrafen, Vermögen, Alter oder sexueller Orientierung.
Übersicht

Unerlaubte Fragen erkennen und bewerten

Der erste und entscheidende Schritt, nachdem eine potenziell schwierige Frage gestellt wurde, ist eine kurze innere Prüfung. Überlegen Sie, ob die gestellte Frage unter mögliche Ausnahmen fallen könnte und damit in irgendeiner Form für die offene Stelle relevant sein könnte. Es gibt bestimmte sehr seltene Fälle, in denen Fragen zu persönlichen Umständen aus objektiven, berufsbezogenen Gründen zulässig sein können. Diese sind jedoch eng begrenzt. Zum Beispiel könnte bei einer Stelle, die eine hohe körperliche Belastung erfordert, eine Frage nach gesundheitlichen Einschränkungen relevant sein, aber selbst hier gibt es klare Grenzen.

Ist nach Ihrer Überlegung klar, dass die Frage nicht relevant ist und mit der zu besetzenden Stelle nichts zu tun hat, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine unzulässige Frage. Das deutsche Arbeitsrecht schützt die Privatsphäre von Bewerbern und verbietet Fragen, die eine Diskriminierung aufgrund von Merkmalen wie Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion, sexueller Identität, Behinderung oder Familienstand ermöglichen oder fördern könnten. Fragen zur Familienplanung, Heiratsabsichten, Schwangerschaft, Kinderwunsch, Religionszugehörigkeit oder politischen Einstellung sind in der Regel unzulässig, es sei denn, es gibt einen sehr spezifischen und objektiven Bezug zur Arbeitsaufgabe, was selten der Fall ist.

Strategien im Umgang mit unzulässigen Fragen

Wenn Sie festgestellt haben, dass die Frage unzulässig ist und keinen Bezug zur Stelle hat, haben Sie mehrere Optionen, wie Sie mit einer solchen Situation umgehen können. Diese Optionen geben Ihnen die Kontrolle über die Situation zurück und ermöglichen es Ihnen, angemessen zu reagieren, ohne sich unwohl zu fühlen oder Ihre Grenzen verletzen zu lassen. Die Wahl der Strategie hängt von Ihrer persönlichen Präferenz, Ihrer Einschätzung der Situation und Ihrem Gefühl bezüglich des Unternehmens und des Interviewers ab.

Antwort verweigern

Eine klare und direkte Möglichkeit ist, die Beantwortung der Frage schlicht und einfach abzulehnen. Sie sind nicht verpflichtet, auf unzulässige Fragen zu antworten. Diese Strategie zeigt, dass Sie sich Ihrer Rechte bewusst sind und klare Grenzen ziehen können. Es erfordert eine gewisse Souveränität, kann aber sehr wirkungsvoll sein, um das Gespräch zurück auf das berufliche Thema zu lenken. Sie können dies höflich, aber bestimmt formulieren.

Nicht wahrheitsgemäß antworten (Lügen)

Das deutsche Recht bietet Bewerbern in bestimmten Fällen ein 'Recht zur Lüge'. Das bedeutet, dass Sie auf unzulässige Fragen nicht wahrheitsgemäß antworten müssen, ohne rechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen. Diese Option kann gewählt werden, um sich vor potenzieller Diskriminierung zu schützen oder um die Frage schnell und unkompliziert aus dem Weg zu räumen. Auch wenn es ethisch diskutabel sein mag, ist es in dieser spezifischen Konstellation rechtlich zulässig. Sie geben eine Antwort, die den Interviewer zufriedenstellt, aber nicht der Wahrheit entspricht.

Mit einer Gegenfrage antworten

Eine weitere Strategie ist, die Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten. Dies lenkt die Aufmerksamkeit zurück auf den Interviewer und fordert ihn auf, die Relevanz seiner Frage für die Stelle zu begründen. Dies kann dem Interviewer aufzeigen, dass er eine Grenze überschritten hat, ohne dass Sie direkt ablehnen oder auf die Unzulässigkeit hinweisen müssen. Es ist eine subtilere Form der Reaktion, die dennoch Ihre Skepsis bezüglich der Frage signalisiert.

Auf Unzulässigkeit hinweisen

Sie können auch direkt darauf hinweisen, dass es sich um eine unzulässige oder private Frage handelt. Diese Strategie ist sehr direkt und erfordert Mut, da Sie den Interviewer offen korrigieren. Sie machen damit unmissverständlich klar, dass die Frage Ihr Privatleben betrifft und nicht Gegenstand eines beruflichen Gesprächs sein sollte. Dies kann je nach Situation und Gegenüber unterschiedlich aufgenommen werden.

Ehrlich antworten

Selbstverständlich können Sie eine unerlaubte Frage auch ehrlich beantworten. Dies ist ganz Ihnen überlassen. Wenn Sie sich wohl dabei fühlen, die Information zu teilen, oder wenn Sie der Meinung sind, dass die ehrliche Antwort keine negativen Auswirkungen auf Ihre Bewerbung haben wird, können Sie diesen Weg wählen. Ihre Reaktion auf eine unzulässige Frage wird vielfach auch davon abhängen, ob Sie die Frage in dem Moment auch selbst als unangebracht und diskriminierend erachten und wie offen Sie mit bestimmten Aspekten Ihres Lebens umgehen möchten.

Welche Fragen im Vorstellungsgespräch Vertriebs?
WEITERE FRAGEN IM VORSTELLUNGSGESPRÄCH ALS SALES MANAGER:INWarum interessieren Sie sich gerade für unser Unternehmen?Was reizt Sie an dieser Branche?Was könnte man an unserer Branche verbessern?Wie gut kennen Sie unsere Produkte/Dienstleistungen?Nutzen Sie unsere Produkte selbst?

Beispiel: Die Frage nach der Familienplanung

Ein sehr häufiges Beispiel für eine unzulässige Frage, insbesondere im Vorstellungsgespräch mit Frauen, ist die Frage nach der Familienplanung, wie z.B. ob Sie in den nächsten Jahren schwanger werden möchten oder Kinder planen. Diese Frage ist ein klarer Eingriff in die Privatsphäre und in der Regel nicht relevant für die berufliche Eignung. Hier die verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten, basierend auf den zuvor genannten Strategien, mit beispielhaften Formulierungen:

Mögliche Reaktionen auf die Frage nach Familienplanung im Überblick

StrategieBeispielhafte Antwort (basierend auf dem Text)Erläuterung der Herangehensweise
Antwort verweigern„Diese Frage ist sehr privat. Gerne beantworte ich Ihnen Fragen, die für die Stelle relevant sind.“Eine höfliche, aber bestimmte Abgrenzung, die den Fokus auf berufsbezogene Themen lenkt.
Frage nicht konkret beantworten„Ich wusste gar nicht, dass das für die ausgeschriebene Stelle relevant ist. Das habe ich im Stelleninserat wohl überlesen.“Eine indirekte Art, die Relevanz der Frage infrage zu stellen, oft mit einem Hauch von Ironie.
Unehrlich antworten (Lügen)„Meine Karriere hat für mich absoluten Vorrang, ich möchte keine Kinder.“Eine klare, aber nicht wahrheitsgemäße Antwort, die darauf abzielt, die Diskussion schnell zu beenden.
Gegenfrage stellen„Inwiefern ist diese Frage relevant für die ausgeschriebene Stelle?“Fordert den Interviewer auf, die Notwendigkeit der Frage zu begründen und zeigt, dass Sie die Relevanz prüfen.
Auf Unzulässigkeit hinweisen„Diese Frage hat nichts mit dem Job zu tun, sondern mit meinem Privatleben und ist daher unzulässig.“Eine direkte Benennung des Problems und ein Hinweis auf die rechtliche/ethische Grenze.
Ehrlich antworten„Ja, ich möchte in den nächsten Jahren eine Familie gründen und Kinder haben.“ ODER „Aktuell steht für mich mein Beruf an erster Stelle, Familienplanung steht für mich erst in der fernen Zukunft an.“Eine offene und wahrheitsgemäße Antwort, die Sie geben können, wenn Sie sich damit wohlfühlen.

Diese Beispiele zeigen, wie flexibel Sie auf eine unzulässige Frage reagieren können. Jede Antwort hat ihre Berechtigung und kann in der richtigen Situation passend sein. Es gibt keine „richtige“ oder „falsche“ Antwort im absoluten Sinne, wenn die Frage selbst unzulässig ist. Die beste Antwort ist diejenige, mit der Sie sich am wohlsten fühlen und die Ihrer Strategie im Bewerbungsprozess entspricht.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Im Umgang mit unzulässigen Fragen im Vorstellungsgespräch tauchen oft ähnliche Unsicherheiten auf. Hier beantworten wir einige häufige Fragen basierend auf den uns vorliegenden Informationen:

Frage: Was ist der erste Schritt, wenn mir eine unzulässige Frage gestellt wird?

Antwort: Zuerst sollten Sie ruhig und professionell bleiben und kurz überlegen, ob die Frage ausnahmsweise doch für die Stelle relevant sein könnte.

Frage: Muss ich auf eine unzulässige Frage wahrheitsgemäß antworten?

Antwort: Nein, Sie müssen nicht wahrheitsgemäß antworten, sondern können auch lügen.

Frage: Welche Optionen habe ich, wenn die Frage irrelevant ist?

Antwort: Wenn die Frage nicht relevant ist, haben Sie mehrere Optionen: Sie können die Beantwortung ablehnen, nicht wahrheitsgemäß antworten (lügen), mit einer Gegenfrage antworten oder darauf hinweisen, dass es sich um eine unzulässige oder private Frage handelt.

Frage: Kann ich auch einfach ehrlich auf eine unzulässige Frage antworten?

Antwort: Ja, das ist selbstverständlich möglich. Wie Sie mit einer unzulässigen Frage umgehen, ist letztlich Ihre persönliche Entscheidung.

Frage: Wie sollte ich grundsätzlich auf schwierige Fragen reagieren?

Antwort: Es wird empfohlen, in jedem Fall ruhig und professionell zu bleiben, auch wenn die Frage unangenehm ist.

Fazit

Das Auftreten von unzulässigen Fragen im Vorstellungsgespräch ist bedauerlich, kommt aber vor. Das Wichtigste ist, dass Sie sich Ihrer Rechte bewusst sind und wissen, dass Sie nicht hilflos sind. Bleiben Sie stets ruhig und professionell, bewerten Sie die Relevanz der Frage und wählen Sie dann die Strategie aus den verfügbaren Optionen, die sich für Sie am besten anfühlt. Ob Sie die Antwort verweigern, nicht wahrheitsgemäß antworten, eine Gegenfrage stellen, auf die Unzulässigkeit hinweisen oder ehrlich antworten – die Entscheidung liegt bei Ihnen. Indem Sie vorbereitet sind und Ihre Optionen kennen, können Sie auch unerwartete oder unangenehme Fragen souverän meistern und den Fokus des Gesprächs auf Ihre Eignung für die Stelle lenken, was letztlich das Ziel jedes Vorstellungsgesprächs sein sollte.

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