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Nachhaltige Kohlefaser im Mercedes W16

30/04/2021

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Die Formel 1 ist seit jeher ein Schmelztiegel für technologische Innovationen. Doch während der Fokus oft auf Aerodynamik, Motorenleistung und Reifenmanagement liegt, gewinnen Materialien und ihre Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung. Mercedes-AMG Petronas Formula One Team hat nun einen wegweisenden Schritt angekündigt: Ihr für die Saison 2025 geplantes Fahrzeug, der Mercedes-AMG F1 W16 E Performance, wird innovative, nachhaltige Kohlefaserverbundwerkstoffe verwenden.

Verwendet Mercedes Kohlefaser?
Mercedes hat angekündigt, dass für das Auto des Jahres 2025, den W16, innovative, nachhaltige Kohlefaserverbundstoffe verwendet werden . Dies ist das erste Mal, dass dies in der Formel 1 getan wird.

Dies ist eine absolute Premiere in der Königsklasse des Motorsports. Angesichts der Tatsache, dass Kohlefaserverbundwerkstoffe rund 75 % der Materialien eines modernen Formel-1-Rennwagens ausmachen – entscheidend für Leistung und Sicherheit – bietet jede Innovation in diesem Bereich ein enormes Potenzial, den ökologischen Fußabdruck des Fahrzeugs signifikant zu reduzieren. Dieser Schritt ist zudem ein wichtiger Baustein auf dem Weg von Mercedes, bis 2040 Netto-Null-Emissionen in allen Unternehmensbereichen zu erreichen.

Übersicht

Warum Kohlefaser in der Formel 1 unverzichtbar ist

Bevor wir uns der Nachhaltigkeit widmen, ist es essenziell zu verstehen, warum Kohlefaserverbundwerkstoffe eine solch dominante Rolle im modernen Formel-1-Wagen spielen. Ihre einzigartige Kombination aus extrem hoher Festigkeit und gleichzeitig sehr geringem Gewicht macht sie zum idealen Material für die anspruchsvollen Anforderungen des Rennsports. Ein Formel-1-Chassis, das sogenannte Monocoque, muss unglaublich steif sein, um präzises Fahrverhalten zu ermöglichen, und gleichzeitig extrem widerstandsfähig, um den Fahrer bei einem Unfall zu schützen. Kohlefaser erfüllt diese Kriterien wie kaum ein anderes Material.

Das Material ermöglicht den Ingenieuren, komplexe aerodynamische Formen zu schaffen, die für die Performance auf der Strecke entscheidend sind. Vom Frontflügel über das Chassis bis hin zum Heckflügel und vielen internen Komponenten – die Struktur des Autos ist ein Meisterwerk der Kohlefaser-Verarbeitung. Die hohe Belastbarkeit bei geringem Gewicht ist der Schlüssel, um die vorgeschriebenen Mindestgewichte zu erreichen oder zu unterschreiten und gleichzeitig die enormen Kräfte, die auf das Auto wirken (z. B. Anpressdruck in Kurven, Bremskräfte), aufzunehmen.

Darüber hinaus spielt Kohlefaser eine lebenswichtige Rolle bei der Sicherheit. Die Crash-Strukturen des Autos, entwickelt, um Aufprallenergie zu absorbieren, basieren maßgeblich auf der Fähigkeit von Kohlefaserverbundwerkstoffen, unter Belastung kontrolliert zu zerbrechen und dabei Energie abzubauen. Die Stabilität des Monocoques ist so hoch, dass der Überlebensraum des Fahrers selbst bei schwersten Unfällen oft intakt bleibt. Angesichts dieser kritischen Funktionen – Leistung, Gewicht und Sicherheit – ist es klar, dass Kohlefaser nicht einfach ersetzt werden kann; stattdessen muss der Fokus darauf liegen, das Material selbst nachhaltiger zu gestalten.

Die Herausforderung der Nachhaltigkeit bei Kohlefaser

Traditionelle Kohlefaserverbundwerkstoffe sind aus Nachhaltigkeitsperspektive problematisch. Die Herstellung der Kohlefasern selbst ist ein energieintensiver Prozess, der oft hohe Temperaturen und chemische Vorstufen erfordert. Die dabei verwendeten Harzsysteme basieren typischerweise auf Erdölprodukten und sind, einmal ausgehärtet, schwer zu recyceln oder zu entsorgen, ohne die Umwelt zu belasten. Das Ende der Lebensdauer von Kohlefaserteilen stellt eine weitere Herausforderung dar, da die Fasern und das Harz eine untrennbare Verbindung eingehen und konventionelle Recyclingmethoden oft die Fasern beschädigen oder selbst umweltschädlich sind.

Angesichts des großen Volumens an Kohlefaser, das in der Formel 1 und anderen Industrien (Luftfahrt, Automobil, Windenergie) verwendet wird, ist die Entwicklung nachhaltiger Alternativen von entscheidender Bedeutung. Nachhaltigkeit in diesem Kontext kann verschiedene Aspekte umfassen: die Verwendung recycelter Kohlefasern aus Produktionsabfällen oder Altfahrzeugen, die Nutzung biobasierter oder recycelbarer Harzsysteme oder die Optimierung der Produktionsprozesse, um den Energieverbrauch und die Abfallproduktion zu reduzieren.

Die Bausteine der Kohlefaser: Fasern und Harzsystem

Um Kohlefaserverbundwerkstoffe nachhaltig zu gestalten, muss man ihre grundlegende Zusammensetzung verstehen. Sie bestehen im Wesentlichen aus zwei Hauptkomponenten:

  • Die Fasern: Diese machen etwa 60 % des Materials aus und sind die primären Lastträger. Sie geben dem Verbundwerkstoff seine außergewöhnliche Festigkeit und Steifigkeit. Traditionell werden diese Fasern aus Polyacrylnitril (PAN) hergestellt, einem erdölbasierten Polymer.
  • Das Harzsystem: Dieses bindet die Fasern zusammen und macht etwa 40 % des Materials aus. Es schützt die Fasern, überträgt die Lasten zwischen ihnen und gibt dem Bauteil seine Form und Oberflächenqualität. Häufig werden Epoxidharze verwendet, die ebenfalls auf fossilen Rohstoffen basieren.

Um einen Kohlefaserverbundwerkstoff wirklich nachhaltig zu machen, müssen beide Komponenten – sowohl die Fasern als auch das Harzsystem – auf ihre Nachhaltigkeit hin optimiert werden. Es reicht nicht aus, nur eine Komponente zu betrachten, da das Harzsystem ebenso entscheidend für die Eigenschaften des Endprodukts ist wie die Fasern selbst.

Mercedes' Ansatz: Innovation in zwei Richtungen

Mercedes geht diesen umfassenden Ansatz und konzentriert sich darauf, sowohl die Fasern als auch das Harzsystem nachhaltiger zu gestalten. Das Team hat in Zusammenarbeit mit seinen Lieferkettenpartnern zwei separate Projekte ins Leben gerufen. Ein Projekt widmet sich der Entwicklung und Integration nachhaltiger Kohlefasern, während das andere Projekt sich auf das Harzsystem konzentriert.

Die Tatsache, dass Mercedes zwei separate Projekte verfolgt, deutet darauf hin, dass sie verschiedene technologische Wege parallel erkunden oder dass die Herausforderungen bei der Entwicklung nachhaltiger Fasern und Harze unterschiedliche Spezialkenntnisse erfordern. Dies könnte die Entwicklung recycelter Kohlefasern umfassen, die aus Produktionsresten oder dem Recycling von Altfahrzeugen gewonnen werden, oder die Erforschung von Fasern aus alternativen Rohstoffen. Beim Harzsystem könnten biobasierte Harze aus nachwachsenden Rohstoffen oder Harze, die am Ende ihrer Lebensdauer einfacher recycelt oder biologisch abgebaut werden können, im Fokus stehen.

Die Einführung dieser innovativen, nachhaltigen Kohlefaserverbundwerkstoffe ist für die Saison 2025 im W16 geplant. Dies bedeutet, dass die Entwicklungsarbeit bereits weit fortgeschritten sein muss, um sicherzustellen, dass das neue Material die strengen Leistungs- und Sicherheitsanforderungen der Formel 1 erfüllt. Die Integration neuer Materialien in ein Formel-1-Auto ist ein komplexer Prozess, der umfangreiche Tests und Validierungen erfordert, um sicherzustellen, dass Festigkeit, Steifigkeit, Crash-Verhalten und Dauerhaltbarkeit den hohen Standards entsprechen.

Zusammenarbeit mit Partnern

Die Entwicklung und Implementierung solch fortschrittlicher Materialien ist selten eine Solo-Leistung. Die Ankündigung von Mercedes betont die Zusammenarbeit mit ihrer Lieferkette. Dies ist entscheidend, da die Expertise in der Herstellung und Verarbeitung von Kohlefasern und Harzsystemen oft bei spezialisierten Zulieferern liegt. Durch die enge Zusammenarbeit mit diesen Partnern kann Mercedes sicherstellen, dass die entwickelten nachhaltigen Materialien nicht nur die technischen Anforderungen erfüllen, sondern auch in ausreichender Menge und Qualität für den Einsatz in der Produktion der Rennwagen verfügbar sind.

Diese Partnerschaften sind ein Beispiel dafür, wie die Formel 1 als Testfeld für Innovationen dienen kann, die potenziell auch in anderen Industrien Anwendung finden. Wenn nachhaltige Hochleistungsmaterialien erfolgreich in der anspruchsvollen Umgebung des Motorsports eingesetzt werden können, ebnet dies den Weg für ihre breitere Nutzung in Bereichen wie der Automobilindustrie, der Luftfahrt oder der Herstellung von Sportgeräten.

Ein Schritt auf dem Weg zu Net Zero 2040

Die Einführung nachhaltiger Kohlefaserverbundwerkstoffe ist ein konkreter Schritt von Mercedes auf dem Weg zu ihrem ambitionierten Ziel, bis Net Zero 2040 netto-null Emissionen in allen Unternehmensbereichen zu erreichen. Die Materialproduktion und die damit verbundenen Lieferketten tragen erheblich zum gesamten CO2-Fußabdruck eines Unternehmens bei. Indem Mercedes die Nachhaltigkeit der Materialien, die einen so großen Teil ihres Kernprodukts – des Rennwagens – ausmachen, verbessert, leisten sie einen bedeutenden Beitrag zur Reduzierung ihrer Scope 3 Emissionen, die oft die schwierigsten zu adressierenden sind.

Die Formel 1 selbst hat sich ebenfalls Nachhaltigkeitsziele gesetzt, strebt aber Netto-Null bis 2030 an. Die Bemühungen der Teams wie Mercedes, die Materialien ihrer Autos nachhaltiger zu gestalten, unterstützen diese übergeordneten Ziele des Sports. Es zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur auf den Antriebsstrang (Hybridmotoren seit 2014, zukünftige nachhaltige Kraftstoffe) beschränkt ist, sondern alle Aspekte des Betriebs und der Technologie umfasst.

Die Zukunft nachhaltiger Materialien im Motorsport

Die Initiative von Mercedes mit der nachhaltige Kohlefaser im W16 ist wahrscheinlich nur der Anfang. Es ist zu erwarten, dass andere Teams und die Formel 1 als Ganzes die Entwicklung und Nutzung nachhaltiger Materialien weiter vorantreiben werden. Dies könnte die Erforschung weiterer biobasierter oder recycelter Materialien, die Optimierung von Produktionsprozessen, um Energie und Abfall zu reduzieren, oder die Entwicklung von Technologien zur besseren Wiederverwertung von Materialien am Ende der Lebensdauer umfassen.

Der Motorsport bietet die einzigartige Möglichkeit, neue Materialien unter extremen Bedingungen zu testen und zu validieren. Die Erkenntnisse, die dabei gewonnen werden, können dann in die Serienproduktion in anderen Industrien einfließen und so einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft über den Rennsport hinaus leisten.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Was genau sind nachhaltige Kohlefaserverbundwerkstoffe?
Basierend auf der Ankündigung von Mercedes handelt es sich um Kohlefaserverbundwerkstoffe, bei denen sowohl die Kohlefasern als auch das Harzsystem so entwickelt oder ausgewählt wurden, dass sie einen reduzierten ökologischen Fußabdruck aufweisen, beispielsweise durch Nutzung recycelter oder biobasierter Komponenten.

Warum ist die Verwendung dieser Materialien in der Formel 1 eine Neuheit?
Mercedes ist das erste Team, das die gezielte Entwicklung und geplante Einführung innovativer, nachhaltiger Kohlefaserverbundwerkstoffe in einem so großen Umfang – sie machen 75% der Materialien des Autos aus – für sein zukünftiges Auto (den W16) öffentlich angekündigt hat.

Wie viel des Mercedes W16 wird aus diesem nachhaltigen Material bestehen?
Das Team gibt an, dass Kohlefaserverbundwerkstoffe etwa 75% der Materialien ihres Rennwagens ausmachen. Die neuen nachhaltigen Verbundwerkstoffe werden in diesen Bereichen eingeführt, wobei die genaue Menge, die ab 2025 verwendet wird, von den laufenden Entwicklungsprojekten und ihrer Einführung im Laufe des Jahres abhängen wird.

Wann genau wird dieses Material im W16 zum Einsatz kommen?
Die Einführung ist für die Saison 2025 mit dem W16 geplant. Mercedes arbeitet an zwei separaten Projekten, die im Laufe des Jahres 2025 eingeführt werden sollen, was darauf hindeutet, dass die Integration schrittweise erfolgen könnte.

Trägt dies zu den allgemeinen Nachhaltigkeitszielen von Mercedes bei?
Ja, die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks der Fahrzeugmaterialien ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg von Mercedes, bis 2040 Netto-Null-Emissionen in allen Unternehmensbereichen (Scope 1, 2 und 3) zu erreichen.

Fazit

Die Ankündigung von Mercedes, im W16 nachhaltige Kohlefaserverbundwerkstoffe einzusetzen, markiert einen bedeutenden Fortschritt im Streben nach mehr Nachhaltigkeit in der Formel 1. Indem sie sich auf die Verbesserung beider Hauptkomponenten – Fasern und Harz – konzentrieren und eng mit ihren Lieferanten zusammenarbeiten, demonstriert das Team einen umfassenden Ansatz zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks des Rennwagens. Dieser Schritt unterstreicht die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit im Motorsport und positioniert die Formel 1 weiterhin als relevantes Testlabor für zukünftige Technologien.

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