07/07/2020
Das Messer ist weit mehr als nur ein einfacher Gebrauchsgegenstand. Seit Anbeginn der Menschheit zählt es zu den fundamentalsten Werkzeugen und hat unsere Entwicklung maßgeblich beeinflusst. Ob zum Schneiden, Stechen oder Hacken – seine Grundform hat sich über Jahrtausende kaum verändert, doch Material und Bedeutung wandelten sich stetig.

Es ist ein Mehrzweckwerkzeug, das aus einer Klinge und einem Griff besteht. Ursprünglich Werkzeug und Waffe in einem, entwickelte es sich im Laufe der Zeit auch zu einem Kunst-, Ritual- und Schmuckgegenstand, sogar zum Zahlungsmittel. Ab dem 18. Jahrhundert wurde es Teil des Essbestecks. Es gehört zu den wenigen Objekten, die weltweit in allen Kulturen des Menschen vorkommen.
Die Gesamtheit der Messer wird zu den Schneidwerkzeugen gezählt. Sie dienen im Haushalt, in der Landwirtschaft, Technik, für den persönlichen Gebrauch sowie als chirurgische Instrumente. Macheten, große Messer und Hirschfänger zählen ebenfalls zur Gruppe der Messer. Von Dolchen grenzen sie sich durch ihre einschneidige Klinge ab, von Schwertern und Säbeln durch ihre kürzere Klinge und von Stangenwaffen durch ihren kürzeren Griff.
- Woher kommt das Wort "Messer"?
- Eine Reise durch die Geschichte des Messers
- Die Funktion: Wie schneidet ein Messer?
- Vielfalt der Messerarten
- Aufbau eines Messers: Die wichtigsten Teile
- Materialien für Messerklingen
- Messer nach Klingenbewegung
- Kulturelle Bedeutung des Messers
- Das Messer als Waffe
- Bekannte Traditionelle Messer
- Messer in Museen
- Die Rechtslage in Deutschland (nach WaffG, Stand 31.10.2024)
- Häufig gestellte Fragen zum Waffengesetz und Messern
Woher kommt das Wort "Messer"?
Die Bezeichnung „Messer“ hat tiefe historische Wurzeln. Sie leitet sich vom westgermanischen matizahs oder *matisahs ab, wobei *sahs „Messer“ bedeutete. Dieses Wort ist wiederum mit dem lateinischen „saxum“, was „Fels“ oder „Stein“ bedeutet, verwandt. Damit erinnert der Name direkt an die urzeitlichen Anfänge dieses Werkzeugs in der Steinzeit.
Das althochdeutsche Wort „sahs“ lebt im deutschen Wort „Messer“ weiter, das sich aus „mezzirahs“ oder „mezzir“ entwickelte. Dies bedeutete ursprünglich „Speisemesser“ (althochdeutsch maz ‚Speise‘).
Eine Reise durch die Geschichte des Messers
Die Anfänge in der Steinzeit
Schon vor über zweieinhalb Millionen Jahren schuf der frühe Mensch, Homo habilis, primitive Schneidwerkzeuge aus Stein, Knochen oder Holz. Diese Werkzeuge, bekannt als Oldowan oder Geröllgeräte, halfen ihm, neue Nahrungsquellen zu erschließen, indem er Fleisch zerteilen konnte. Der Faustkeil, der vor etwa eineinhalb Millionen Jahren aufkam, gilt wegen seiner Vielseitigkeit als wahres Multifunktionswerkzeug der Altsteinzeit.
Die Entdeckung und Bearbeitung von Feuerstein und Obsidian ermöglichte die Herstellung extrem scharfer Klingen. Mit der Jungsteinzeit begann die Entwicklung von Griffen aus Horn, Knochen oder Holz, die an geschliffene Steinklingen angepasst wurden. Das Messer war ein entscheidender Faktor beim Übergang vom Jäger und Sammler zum sesshaften Bauern.
Metallzeitalter: Bronze, Messing und Eisen
Mit dem Beginn der Bronzezeit im 3. Jahrtausend v. Chr. entstanden erste Messer aus Kupfer, später aus der widerstandsfähigeren Bronze. Diese frühen Metallmesser hatten oft Vollgriffe und wurden in Gussformen hergestellt. Die Römer nutzten auch gerne Messing für ihre Messer. Bronze blieb wegen ihrer Korrosionsbeständigkeit und dem Ausbleiben von Funken interessant.
Eisen löste die Bronze weitgehend ab der späten Bronzezeit/frühen Eisenzeit ab. Eisenerze waren schwieriger zu verhütten und zu bearbeiten als Bronze. Die Entwicklung von Hochöfen im späten Mittelalter und die Nutzung von Wasserkraft revolutionierten die Eisenverarbeitung und führten zur Entstehung des Handwerks des Messerschmieds.
Das Messer in der Antike und im Mittelalter
In der Antike war das Messer ein unverzichtbarer Gebrauchsgegenstand im Alltag. Neben einfachen Messern gab es auch luxuriöse Exemplare. Die Römer entwickelten die ersten klappbaren Messer – Vorläufer der heutigen Taschenmesser. Besonders wichtig waren auch chirurgische Messer und Ritualmesser. Auch die Kelten stellten hochwertige Messer her.
Im Mittelalter trugen Männer und Frauen gleichermaßen einfache Gebrauchsmesser am Gürtel, oft als persönliches Essbesteck zusammen mit einem Löffel. Erst im 15. Jahrhundert begann die Trennung von Messern als Werkzeugen und als Waffen. Die Entwicklung reiner Tafelmesser begann, auch wenn der genaue Zeitpunkt unter Historikern diskutiert wird. Diese Tafelmesser waren schlanker und hatten feinere Griffe.
Neuzeit bis Industrialisierung
Mit der Ausformung komplexerer Tischsitten in der Neuzeit wurden Messer zu Statussymbolen. Im Barock und Rokoko setzte sich das Konzept durch, dass das Besteck vom Gastgeber gestellt wurde. Das Tafelmesser verlor seine Spitze, da die Gabel das Aufspießen übernahm. Das 18. Jahrhundert sah die Standardisierung der Messerherstellung, insbesondere in Frankreich, das zum Marktführer für Klappmesser wurde.
Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert ermöglichte die Massenproduktion von Messern, was zu günstigeren Preisen führte, aber das traditionelle Handwerk fast zum Erliegen brachte. Eine bedeutende Innovation war die Entwicklung des rostfreien Stahls um 1912.
Die Funktion: Wie schneidet ein Messer?
Die primäre Funktion eines Messers ist das Schneiden. Technisch gesehen handelt es sich um ein nicht zerspanendes Keilschneiden. Der entscheidende Faktor beim Trennen von Material ist der Druck. Eine scharfe Klinge ist sehr dünn an der Schneide, was bedeutet, dass bei gleicher Kraft ein viel höherer Druck auf das Material ausgeübt wird als bei einer stumpfen, dickeren Schneide. Scharfe Messer dringen daher leichter und tiefer in das Schnittgut ein. Schneidfähigkeit und Schnitthaltigkeit bestimmen die Güte.
Beim Schneiden dringt die harte Klinge in das weichere Material ein und drückt dessen Moleküle auseinander, bis die Bindungskräfte zu schwach werden und das Material sich trennt. Im Alltag unterscheidet man hauptsächlich zwischen dem Druckschnitt (z. B. beim Rasieren) und dem Zugschnitt (häufig in der Küche).
Grundlegende Schnittarten mit Handmessern:
- Druckschnitt
- Schabender Schnitt
- Zugschnitt
Vielfalt der Messerarten
Messer lassen sich auf verschiedene Weise kategorisieren. Eine gängige Einteilung erfolgt nach ihrem Verwendungszweck:
- Haushaltsmesser und Küchenmesser
- Jagdmesser und Outdoormesser
- Taschenmesser und Klappmesser
- Arbeitsmesser und Handwerksmesser
- Sportmesser
- Kampf- und Militärmesser
- Ritualmesser
- Chirurgische Messer
Auch nach der Beschaffenheit der Klinge kann unterschieden werden:
- Lange und kurze Klingen
- Schmale und breite Klingen
- Glatte und gewellte (gezahnte) Klingen
- Gerade und gebogene Klingen
- Feststehende und bewegliche Klingen (Klappmesser, Fallmesser, Springmesser, Faltmesser)
- Messer mit auswechselbaren Klingen (Cutter)
Viele moderne Messer sind zudem Multifunktionswerkzeuge, die neben der Klinge auch Sägen, Zangen, Korkenzieher und andere Werkzeuge integrieren, wie das bekannte Schweizer Taschenmesser.
Aufbau eines Messers: Die wichtigsten Teile
Obwohl die Formen variieren, teilen die meisten Messer einen ähnlichen Aufbau:
Die Klinge ist der schneidende Teil. Sie hat eine Spitze (Ort), eine Schneide (Fase oder Wate) und einen Rücken. Der Teil, der in den Griff reicht, ist der Erl. Der Teil der Klinge, der aus dem Griff herausragt, ist das Klingenblatt. Oberhalb der Schneide befindet sich oft der Anschliff und darüber der Klingenspiegel. Eine Hohlkehle kann Material sparen. Das Ricasso (Fehlschärfe) ist der ungeschliffene Teil am Übergang zum Griff, oft mit der Schmiedemarke versehen.
Der Griff (Heft) dient dazu, das Messer sicher zu führen. Er ist mit dem Erl verbunden, oft durch Nieten oder Kleben. Ein Handschutz oder eine Parierstange verhindert, dass die Hand auf die Klinge rutscht. Am Griffende kann ein Knauf oder eine Griffkappe vorhanden sein. Bei Messern mit Flachangel sind oft Griffschalen aufgenietet. Ein Fangriemen kann die Handhabung erleichtern.

Materialien für Messerklingen
Das gebräuchlichste Material für moderne Messerklingen ist speziell entwickelter Messerstahl. Die Eigenschaften wie Härte, Schnitthaltigkeit und Korrosionsbeständigkeit hängen stark von der Legierung ab, insbesondere vom Kohlenstoff- und Chromgehalt. Historische Techniken wie das Raffinieren oder Damaszieren wurden zur Verbesserung der Stahlqualität eingesetzt, wobei heutiger Damaszenerstahl oft eher aus ästhetischen Gründen verwendet wird.
Eine Alternative, die in den letzten Jahrzehnten populär geworden ist, ist Schneidkeramik, meist aus Zircondioxid. Keramikklingen sind extrem hart und behalten ihre Schärfe sehr lange, sind aber auch spröder und bruchanfälliger als Stahlklingen. Sie sind zudem geschmacksneutral und für Allergiker geeignet. Das Schärfen erfordert spezielle Werkzeuge.
Kunststoffe werden selten für Klingen von Gebrauchsmessern verwendet, da sie wenig schnitthaltig sind. Sie finden sich hauptsächlich bei Einwegbesteck.
Materialien im Wandel der Zeit
Periode | Dominierende Materialien | Besonderheiten |
---|---|---|
Steinzeit | Stein (Feuerstein, Obsidian), Knochen, Holz | Erste Klingen, später mit Griffen, geschliffen |
Bronzezeit | Kupfer, Bronze, Messing | Gussverfahren, Vollgriffmesser |
Eisenzeit / Mittelalter | Eisen, Stahl | Schmiedetechniken, Entwicklung des Messerschmieds |
Neuzeit / Industrialisierung | Stahl (auch rostfrei), Keramik | Massenproduktion, Spezialstähle, neue Materialien |
Messer nach Klingenbewegung
Messer mit feststehender Klinge
Diese Messer haben eine starre Klinge, die fest mit dem Griff verbunden ist. Sie sind für ihre hohe Stabilität bekannt und können starken Querkräften standhalten. Dazu gehören die meisten Küchenmesser, Jagdmesser, aber auch militärische Messer wie Kampfmesser und Bajonette. Feststehende Messer sind oft leichter zu reinigen als Klappmesser und brechen nicht an einer Gelenkachse. Integralmesser, bei denen Klinge und Erl aus einem Stück geschmiedet sind, gelten als besonders robust.
Messer mit beweglicher Klinge (Klappmesser etc.)
Bei diesen Messern kann die Klinge in den Griff eingeklappt oder darin versenkt werden. Dies macht sie kompakt und sicher zu transportieren. Die bekannteste Form ist das Klappmesser, bei dem die Klinge um eine Achse schwenkt. Viele verfügen über eine Verriegelung, um ein unbeabsichtigtes Zuklappen zu verhindern. Einhandmesser können mit einer Hand geöffnet werden.
Andere Varianten sind Fallmesser (Klinge fällt heraus), Springmesser (Klinge schnellt per Federkraft heraus) und Faltmesser (Griff wird um die Klinge gefaltet, z. B. Balisong). Klappmesser enthalten oft zusätzliche Werkzeuge.
Kulturelle Bedeutung des Messers
Das Messer hat nicht nur eine praktische Funktion, sondern auch eine reiche kulturelle Geschichte.
Die westliche Welt
In der westlichen Tischkultur entwickelten sich zahlreiche Regeln und Tabus rund um das Messer, oft aus Sicherheitsgründen (nicht auf sich oder andere richten) oder praktischen Erwägungen (keine Eier oder bestimmte Speisen schneiden). Das Messer am Tisch entwickelte sich vom persönlichen Werkzeug zum vom Gastgeber gestellten Besteck. Besteck aus edlen Materialien wurde zum Statussymbol.
Ostasien
In Ostasien, insbesondere China und Japan, ist es traditionell üblich, Speisen vor dem Servieren in mundgerechte Stücke zu schneiden. Daher werden zum Essen hauptsächlich Stäbchen verwendet. Europäisches Besteck wurde von vielen als grob und barbarisch angesehen.
China
In China hatte das Messer sogar Bedeutung als Zahlungsmittel (Messer-Münzen). Künstlerisch gestaltete Messergriffe dienten als Statussymbole. Heute steht China auch im Fokus wegen der massenhaften Produktion günstiger Messer und der Problematik der Markenpiraterie, die selbst alteingesessene chinesische Traditionsunternehmen getroffen hat. Das klassische chinesische Kochmesser ähnelt einem Hackbeil, ist aber für Gemüse und Kräuter gedacht.
Japan
Japan ist berühmt für seine hohe Kunst der Messer- und Schwertschmiedekunst. Japanische Küchenmesser (Hōchō) sind für ihre extreme Schärfe und Härte bekannt.
Südasien und Indien
In Südasien wird traditionell oft mit der rechten Hand gegessen. Indien hat eine eigene Damaszenerstahl-Tradition (Wootz). Indische Messer zeichnen sich oft durch kunstvolle Verzierungen und die Verwendung kostbarer Materialien aus.
Afrika
In Teilen Afrikas dienten Messer als Zahlungsmittel oder zeremonielle Objekte, die Macht symbolisierten.
Das Messer als Waffe
Historisch hatte das Messer im militärischen Kontext meist eine sekundäre Bedeutung im Vergleich zu längeren Waffen wie Schwertern. Es diente oft eher als Werkzeug und Notfallwaffe. Mit der Einführung von Schusswaffen wurde das Bajonett entwickelt.
Eine größere Rolle spielt das Messer als Waffe im zivilen Bereich, da es leicht zugänglich und zu verbergen ist. In vielen Ländern sind Messer die am häufigsten verwendeten Waffen bei Gewaltverbrechen. Dies hat zu rechtlichen Regulierungen geführt.
Bekannte Traditionelle Messer
Die Vielfalt der Kulturen und Verwendungszwecke hat eine Fülle einzigartiger Messertypen hervorgebracht:
- Ulu: Das traditionelle Messer der Inuit-Frauen.
- Khukuri: Das gekrümmte Kampfmesser der nepalesischen Gurkhas.
- Navaja: Ein großes, spanisches Klappmesser.
- Eustache: Ein einfaches, preiswertes französisches Volksmesser (historisch).
- Laguiole: Ein traditionelles französisches Taschenmesser.
- Opinel: Ein einfaches, preiswertes französisches Klappmesser.
- Schweizer Offiziersmesser: Das weltweit bekannteste Multifunktions-Taschenmesser.
- Bowie-Messer: Ein legendäres amerikanisches Messer.
- Messer mit Buckelsklinge: Ein altes deutsches Tafelmesser mit abgerundeter Spitze.
Auch das Warenzeichen Zwilling aus Solingen, 1731 eingetragen, gehört zu den ältesten der Welt.

Messer in Museen
Die Bedeutung des Messers wird in verschiedenen Museen weltweit gewürdigt:
- Das Deutsche Klingenmuseum in Solingen (Deutschland) beherbergt die weltweit größte Bestecksammlung.
- Das Messermuseum in Steinbach an der Steyr (Österreich).
- Museen in Nogent und Thiers (Frankreich).
- Museen in Maniago und Arbus (Italien), wobei Arbus das weltgrößte Klappmesser besitzt.
Die Rechtslage in Deutschland (nach WaffG, Stand 31.10.2024)
Das deutsche Waffenrecht regelt den Umgang mit Waffen, zu denen unter bestimmten Umständen auch Messer zählen. Jüngste Änderungen, die am 31. Oktober 2024 in Kraft traten, haben die Regeln verschärft.
Gesetzliche Messerverbote
Seit dem 31. Oktober 2024 ist das Führen von Messern an bestimmten Orten gesetzlich verboten (§ 42 Absatz 1, Absatz 4a und § 42b Absatz 1 WaffG). Dies gilt unabhängig von Klingenlänge und Beschaffenheit, schließt also auch Alltags- und Taschenmesser ein.
Das Verbot gilt insbesondere:
- Bei öffentlichen Veranstaltungen (Volksfeste, Sportveranstaltungen, Messen etc.).
- Im öffentlichen Personenfernverkehr (Züge wie ICE, Fernbusse; entsprechende Einrichtungen).
Zusätzlich können die Landesregierungen Messerverbotszonen durch Rechtsverordnung einrichten (§ 42 Absatz 5 WaffG). Dies ist möglich an besonders kriminalitätsbelasteten Orten, auf öffentlichen Straßen/Plätzen, in Jugend- und Bildungseinrichtungen sowie im öffentlichen Personennahverkehr.
Das "Führen" bedeutet, die tatsächliche Gewalt über das Messer außerhalb der eigenen Wohnung, der eigenen Geschäftsräume, des eigenen befriedeten Besitztums oder einer Schießstätte auszuüben.
Ausnahmen von den gesetzlichen Verboten
Für die Verbote bei öffentlichen Veranstaltungen (§ 42 Absatz 4a WaffG) gibt es gesetzlich geregelte Ausnahmen für bestimmte Tätigkeiten und sozialadäquate Alltagssituationen. Dazu zählen beispielsweise Rettungs- und Einsatzkräfte, Gewerbetreibende, Personen im Zusammenhang mit Brauchtumspflege, Jagd oder Sportausübung. Das gewerbliche Anbieten oder die Beförderung eines gekauften Messers sind ebenfalls ausgenommen, sofern es nicht zugriffsbereit ist (mehr als drei Handgriffe bis zum Zugriff).
Es ist wichtig, dass das Führen des Messers im direkten Zusammenhang mit dem Grund für die Ausnahme steht.
Regelungen für Springmesser
Springmesser sind grundsätzlich verbotene Waffen. Es gibt jedoch eine eng gefasste Ausnahme (§ 2, Anlage 2 Absatz 1 Nummer 1.4.1. Satz 2 WaffG):
Ein Springmesser ist *nicht verboten, wenn:
- Die Klinge seitlich aus dem Griff springt UND
- Der herausragende Teil der Klinge höchstens 8,5 cm lang ist UND
- Die Klinge nicht zweiseitig geschliffen ist UND
- Ein berechtigtes Interesse besteht, das eine einhändige Nutzung erforderlich macht ODER
- Der Umgang im Zusammenhang mit der Berufsausübung erfolgt.
Ein "berechtigtes Interesse" erfordert einen konkreten, situationsbezogenen Grund, bei dem die einhändige Nutzung typischerweise nötig ist (z. B. bei bestimmten Tätigkeiten wie Segeln, Klettern, Jagd oder aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung).
Der Umgang "im Zusammenhang mit der Berufsausübung" bezieht sich auf Tätigkeiten wie Erwerb, Besitz, Führen etc., wenn dafür ein spezifischer, sachlicher Zusammenhang mit dem Beruf besteht.
Es wird empfohlen, beim Führen eines Springmessers einen Nachweis für das Vorliegen einer Ausnahme mitzuführen.
Springmesser, die nicht unter diese Ausnahmen fallen, insbesondere solche, bei denen die Klinge frontal nach vorne schnellt, waren und sind verboten.
Amnestieregelung und Sicherstellung
Für Besitzer von Springmessern, die nach der Gesetzesänderung verboten sind, gibt es eine Amnestieregelung bis zum 1. Oktober 2025. In dieser Zeit können diese Messer straffrei bei einer zuständigen Behörde oder Polizei abgegeben oder an Berechtigte überlassen werden.
Die zuständigen Behörden sind verpflichtet, Erlaubnisurkunden, Waffen oder Munition sicherzustellen, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass die erforderliche Zuverlässigkeit oder Eignung fehlt und eine Gefährdung besteht. Eine vorläufige Sicherstellung ist für bis zu sechs Monate möglich.
Strafen
Verstöße gegen die gesetzlichen Messerverbote und Verbote in Messerverbotszonen gelten als Ordnungswidrigkeiten und können mit Bußgeldern von bis zu 10.000 Euro geahndet werden.
Der unerlaubte Umgang mit verbotenen Springmessern stellt eine Straftat dar, die mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft werden kann. Auch fahrlässiges Handeln ist strafbar.
Zuverlässigkeits- und Eignungsprüfung
Im Rahmen der waffenrechtlichen Zuverlässigkeits- und Eignungsprüfung werden nun neben Bundeszentralregister, Verfahrensregister und Landespolizei auch die Bundespolizei und das Zollkriminalamt abgefragt. Auch öffentliche Quellen dürfen recherchiert werden.
Häufig gestellte Fragen zum Waffengesetz und Messern
- Warum wurde das Waffengesetz 2024 geändert?
- Die Änderungen basieren auf einem Sicherheitspaket nach einem Anschlag und dienen der Verbesserung der inneren Sicherheit.
- Welche Messer sind von den gesetzlichen Verboten bei Veranstaltungen oder im Fernverkehr betroffen?
- Alle Messer, unabhängig von Klingenlänge und Beschaffenheit, einschließlich Alltags- und Taschenmesser.
- Was bedeutet "Führen" im Sinne des Waffengesetzes?
- Die tatsächliche Gewalt über die Waffe oder das Messer außerhalb der eigenen Wohnung, Geschäftsräume, des befriedeten Besitztums oder einer Schießstätte ausüben.
- Wo können die Bundesländer Messerverbotszonen einrichten?
- An besonders kriminalitätsbelasteten Orten, bestimmten öffentlichen Straßen/Plätzen, Gebäuden/Flächen mit öffentlichem Verkehr, in Verkehrsmitteln/Einrichtungen des öffentlichen Personennahverkehrs sowie in Jugend- und Bildungseinrichtungen.
- Gibt es Ausnahmen vom Verbot, Messer zu führen (z.B. bei Veranstaltungen)?
- Ja, für bestimmte Tätigkeiten und sozialadäquate Alltagssituationen, die in § 42 Absatz 4a Satz 2 WaffG aufgeführt sind (z.B. Rettungskräfte, Gewerbetreibende, Brauchtumspflege, Jagd, Sport), sofern ein direkter Zusammenhang besteht.
- Wann wird ein Messer "nicht zugriffsbereit" befördert?
- Wenn mehr als drei Handgriffe benötigt werden, um das Messer zu erreichen.
- Sind Springmesser generell verboten?
- Ja, grundsätzlich. Ausnahmen gelten nur, wenn die Klinge seitlich herausspringt, max. 8,5 cm lang und einschneidig ist UND ein berechtigtes Interesse für einhändige Nutzung ODER ein Zusammenhang mit der Berufsausübung besteht.
- Was ist ein "berechtigtes Interesse", das ein Springmesser erlaubt?
- Ein konkreter, situationsbezogener Grund (nicht Selbstverteidigung), bei dem die einhändige Nutzung typisch und erforderlich ist (z.B. bestimmte Sportarten, körperliche Einschränkung).
- Was passiert bei Verstößen gegen Messerverbote?
- Verstöße gegen gesetzliche Verbote und Zonenverbote sind Ordnungswidrigkeiten mit Bußgeldern bis zu 10.000 Euro. Unerlaubter Umgang mit verbotenen Springmessern ist eine Straftat mit Freiheits- oder Geldstrafe.
- Gibt es eine Möglichkeit, verbotene Springmesser straffrei abzugeben?
- Ja, im Rahmen der Amnestieregelung bis zum 1. Oktober 2025 bei einer zuständigen Behörde oder Polizei oder durch Überlassung an Berechtigte.
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