Verkaufen Postämter Schreibwaren?

Postagenturen: Lokale Anlaufstellen im Wandel

21/09/2020

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Eine Postagentur ist eine Annahmestelle für Postdienstleistungen, die nicht direkt vom nationalen Postdienstleister (wie der Deutschen Post AG) betrieben wird, sondern von einem unabhängigen Geschäftsinhaber, dem sogenannten Postagenten. Diese Form des Postzugangs hat eine lange Geschichte und hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Sicherstellung der postalischen Versorgung, insbesondere in Gebieten, in denen sich der Betrieb eines eigenen Postamtes nicht lohnt.

Was macht eine Postagentur?
Sie dienten in erster Linie den Verkehrsbedürfnissen der Bevölkerung auf dem flachen Lande, es gab nur wenige Postagenturen in den Städten. Die Postagenturen unterstanden als Zweigpostämter in Bezug Verwaltungs-, Personal-, Betriebs- und Kassenangelegenheiten einem Abrechnungspostamt.

Ihre Bedeutung liegt darin, Postdienste näher zum Kunden zu bringen und sie oft mit anderen Einkäufen oder Erledigungen zu verbinden. Während klassische Postämter seltener werden, gewinnen Postagenturen im Einzelhandel zunehmend an Relevanz im modernen Postwesen.

Übersicht

Die historische Entwicklung: Von der Reichspost bis zur Deutschen Reichspost

Die Idee, Postdienste von Privatpersonen oder externen Stellen anbieten zu lassen, ist nicht neu. Bereits zur Zeit der Deutschen Reichspost wurden Postagenturen eingerichtet, um die postalische Versorgung flächendeckend zu gewährleisten. Dies geschah ab 1871 im Bereich der Reichspost, in Württemberg ab 1876 und in Bayern ab 1898.

Postagenturen waren in dieser Ära meist Postanstalten mit geringem Verkehrsaufkommen. Sie wurden nicht von hauptberuflichen Postbeamten, sondern von Privatpersonen im Nebenamt geführt. Zu diesen Postagenten zählten oft Landwirte, Gewerbetreibende, Lehrer oder Gutssekretäre. Ihre Hauptaufgabe war es, die Verkehrsbedürfnisse der Bevölkerung im ländlichen Raum zu erfüllen. In Städten gab es nur wenige Postagenturen.

Organisatorisch unterstanden diese Postagenturen als Zweigpostämter einem Abrechnungspostamt, das für Verwaltungs-, Personal-, Betriebs- und Kassenangelegenheiten zuständig war. In Bayern gab es Besonderheiten, wie Postagenturen, die direkt der Oberpostdirektion unterstellt waren, oder solche, die mit Eisenbahndienststellen verbunden waren, wobei das Bahnpersonal auch den Postdienst übernahm.

Seit Anfang 1923 wurde zwischen „Postagenturen mit Vollbetrieb“ und „Postagenturen mit einfachem Betrieb (m.e.B.)“ unterschieden. Die Agenturen mit einfachem Betrieb hatten keine festen Dienststunden und keinen eigenen Zustellbezirk.

Welche Sendungsarten bietet die deutsche Post an?
SPEZIELLE VERSANDFORMENWarensendung. Für den Versand von Büchern und Waren bis 1.000 g.Briefmarke Individuell. ...Plusbriefe: Vorfrankierte Briefumschläge. ...0,31 € bis 0,64 € - Dialogpost. ...Streifbandzeitung. ...Postzustellungsauftrag. ...TELEGRAMM.Informationen zu Plusbrief und Pluskarte.

Die Vergütung der Postagenten war gestaffelt. Ab 1920 wurden sie in sieben Gruppen eingeteilt. In besonderen Fällen gab es Pauschalbeträge statt Gruppenvergütung. Agenten mit einfachem Betrieb erhielten einen Pauschalbetrag, der etwa einem Viertel der Anfangsvergütung der Gruppe VII entsprach. Es gab auch Zuschläge für Agenten der Gruppen I bis III, wenn sie den Dienst selbst verrichteten und ihr sonstiges Einkommen nicht mehr als 40 Prozent ihrer Postagentenvergütung ausmachte.

Für die Einstellung mussten Postagenten persönliche Eignung und eine gesicherte wirtschaftliche Lage nachweisen. Sie erhielten eine mehrwöchige Ausbildung durch Fachbeamte vor Ort.

Die Jahresvergütungen (ohne Zulagen) entwickelten sich historisch wie folgt:

  • 1871: 450 Mark
  • 1900: 750 Mark (entspricht heute etwa 6.320,69 Euro Kaufkraft)
  • 1908: 900 Mark (entspricht heute etwa 6.575,05 Euro Kaufkraft)
  • 1920: 2.040–6.900 Mark (entspricht heute etwa 1.284,72 bis 4.345,36 Euro Kaufkraft)
  • 1924 (1. Jan): 210–636 Goldmark (entspricht heute etwa 1.055,62 bis 3.197,03 Euro Kaufkraft)
  • 1927: 567–1.662 Reichsmark (entspricht heute etwa 2.520,72 bis 7.388,77 Euro Kaufkraft)

Die Zahl der Postagenturen wuchs über die Jahre:

  • 1871: 567
  • 1875: 2.266
  • 1885: 5.047
  • 1895: 7.878
  • 1900: 9.046
  • 1905: 9.671
  • 1914: 10.559
  • 1920: 12.157
  • 1923: 10.494
  • 1926: 10.858
  • 1929: 11.157
  • 1939: 12.484

Am 1. April 1939 wurden die Postagenturen in „Poststelle“ und die Postagenten in „Posthalter“ umbenannt. Auch die Postanstalten in den deutschen Kolonien und Schutzgebieten wurden meist als Postagenturen bezeichnet.

Postagenturen in der modernen Zeit: Die Ära der Deutschen Post AG

Nach der Postreform Mitte der 1990er Jahre kam es zu einer Welle von Schließungen klassischer Postämter. Viele dieser Funktionen wurden in sogenannte Postfilialen im Einzelhandel umgewandelt. Hierbei schließt der Inhaber eines bestehenden Geschäfts einen Partnervertrag mit der Deutsche Post AG ab und bietet Postdienstleistungen als zusätzlichen Service an.

Das Vergütungsmodell für diese Postagenturen besteht aus einer Basisvergütung (die bei einfachen Agenturen unter 1000 EUR liegen kann) sowie zusätzlichen Provisionen, die vom Umsatz und dem Ergebnis abhängen.

Der Vorteil für den Kunden ist, dass Postagenturen oft in Geschäften zu finden sind, die ohnehin frequentiert werden und längere Öffnungszeiten haben als frühere Postämter. Man findet sie heute in den unterschiedlichsten Branchen: Lebensmittelläden, Zeitschriftenkiosken, Schreibwarenläden, Toto-Lotto-Annahmestellen oder auch Tankstellen. Anfang 2003 bot Quelle beispielsweise seinen Shop-Betreibern an, Post-Dienstleistungen anzubieten.

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Die Zahl der als Agentur betriebenen Zugangspunkte erreichte 2012 einen Höchststand von 12.611. In den folgenden Jahren sank die Zahl jedoch auf 11.696 Einrichtungen im Jahr 2022. Ein Grund dafür ist, dass der Betrieb der Posteinrichtung allein oft nicht kostendeckend ist. Vielmehr soll die Postagentur die Frequenz im Kerngeschäft des Einzelhändlers erhöhen. Laut dem Postagenturverband Deutschland (PAGD) leben viele Kaufleute, die eine Postagentur betreiben, „am Rande des Existenzminimums“, was die wirtschaftliche Herausforderung dieses Modells verdeutlicht.

Varianten und Spezialformen bei der Deutschen Post AG

Um die Versorgungsanforderungen der Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) zu erfüllen, gibt es neben den klassischen Postagenturen im Einzelhandel weitere Formate:

  • Postservice-Filialen: Diese wurden ab 2008 eingeführt, wo ein wirtschaftlicher Eigenbetrieb oder die Partnerschaft mit einem Einzelhändler nicht möglich ist. Sie werden von der Post-Tochtergesellschaft Deutsche Post Shop betrieben. Sie bieten ein postalisches „Basissortiment“, das sich primär an Privatkunden richtet, verzichten aber auf Postbank-Leistungen. Die wöchentlichen Öffnungszeiten können auf bis zu zwölf Stunden reduziert sein. Die Angestellten arbeiten hier oft im Minijob-Verhältnis. Diese Filialen finden sich häufig in Orten mit über 2000 Einwohnern, aber auch in unterversorgten Stadtteilen von Großstädten. 2022 gab es noch 1.013 eigenbetriebene Filialen in Deutschland.
  • Postpoint / DHL-Paketshop: Seit etwa 2006/2007 gibt es sehr vereinfachte Verkaufsstellen, die ursprünglich als Postpoint bezeichnet wurden. Supermärkte oder andere Läden bieten ein Basissortiment an Postwertzeichen (nur eingeschweißte Briefmarkenpakete) und Paketmarken an. Sie nehmen auch bereits freigemachte Brief- und Paketsendungen entgegen. Einzelne Briefmarken sind hier nicht erhältlich. Seit Ende 2013 werden Verkaufspunkte mit Paketannahme als DHL-Paketshop bezeichnet.
  • Postbank-Finanzcenter: Diese Standorte bieten das gesamte Leistungsspektrum einer Postfiliale sowie Finanzdienstleistungen der Postbank. Viele waren ehemals große, eigenbetriebene Postfilialen oder Postämter, die 2006 von der Deutschen Post übernommen wurden. Nach der Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank werden diese Filialen nicht mehr von der Deutschen Post selbst betrieben. 2023 gab es noch 550 Postbank-Finanzcenter. Die Deutsche Bank plant, diese Zahl bis Mitte 2026 auf 300 zu reduzieren, wobei nur noch 200 dieser Standorte Postdienstleistungen anbieten sollen.

Postagenturen in den Nachbarländern

Auch in anderen Ländern Europas hat sich das Modell der Postagentur oder vergleichbarer Partnerschaften etabliert:

  • Schweizerische Post AG: Die Schweizerische Post setzt ebenfalls stark auf Partnerschaften im Einzelhandel, die sie nun oft als „Filialen mit Partnern“ bezeichnet. 2004 gab es etwa 80 Postagenturen, wobei die Usego (mit ihren Primo- und Vis-à-vis-Läden) ein wichtiger Partner war. Die ersten offiziellen „Filialen mit Partnern“ wurden 2005 eröffnet. Ihre Zahl stieg stark an: 735 im Jahr 2015, 950 im Juni 2017, die 1000. Agentur eröffnete im Mai 2018. Im Mai 2019 kamen 300 Migros-Filialen für Paketdienste hinzu. 2020 gab es 1185 Agenturen, Ende 2021 bereits 1251, während die Zahl der eigenbetriebenen Poststellen auf 805 sank. 2022 gab es 1254 Postagenturen und 773 klassische Poststellen. Anfang 2023 zeigte sich im Fricktal ein Verhältnis von 5 klassischen Poststellen zu 20 Postagenturen. Volg ist mit rund 400 Standorten (2020) der größte Partner. Ein markanter Unterschied zu klassischen Schaltern ist, dass Einzahlungsscheine bzw. QR-Rechnungen in diesen Agenturen nur noch bargeldlos bezahlt werden können (Postfinance Card, Maestro, V-Pay).
  • Österreichische Post AG: Die Österreichische Post hat seit ihrer Privatisierung 2006 ihre eigenbetriebenen Filialen durch Post-Partner ersetzt. Im Jahr 2017 gab es 443 eigenbetriebene Filialen und bereits 1359 Post-Partner, was den Trend zur Verlagerung auf das Partner-Modell verdeutlicht.

Vergleich verschiedener Post-Zugangspunkte (Deutschland)

Um die Unterschiede zwischen den verschiedenen Formen des Postzugangs in Deutschland zu verdeutlichen, dient die folgende Tabelle:

ZugangspunktBetreiberTypische StandorteAngebotene PostdiensteFinanzdienstleistungenVerkauf anderer Waren
Klassisches Postamt (historisch / selten)Deutsche Post AG (eigen)Eigene FilialgebäudeUmfangreich (Briefe, Pakete, Einschreiben, Postfach, etc.)Ja (Postbank)Begrenzt (Briefmarken, Verpackung)
Postagentur im EinzelhandelUnabhängiger Einzelhändler (Partner)Lebensmittelladen, Kiosk, Schreibwarenladen, Tankstelle etc.Basisdienste (Brief-/Paketannahme, Briefmarkenverkauf, etc.)Nein (meistens)Ja (Kerngeschäft des Einzelhändlers)
Postservice-FilialeDeutsche Post Shop (Tochter der DP AG)Eigene kleine FilialenBasissortiment für PrivatkundenNeinNein
Postpoint / DHL-PaketshopEinzelhändler (Partner)Supermarkt, Laden etc.Sehr begrenzt (Annahme freigemachter Sendungen, Verkauf eingeschweißter Markenpakete)NeinJa (Kerngeschäft des Einzelhändlers)
Postbank-FinanzcenterDeutsche Bank (nach Übernahme)Eigene FilialgebäudeUmfangreich (wie Postfiliale)Ja (Umfangreiche Postbank-Leistungen)Begrenzt (oft nur Postartikel)

Häufig gestellte Fragen

Was genau macht eine Postagentur?

Eine Postagentur ist eine Stelle, an der Sie grundlegende Postdienstleistungen in Anspruch nehmen können. Dazu gehören in der Regel die Annahme von Briefen und Paketen, der Verkauf von Briefmarken und oft auch die Abholung von Sendungen, die nicht zugestellt werden konnten. Sie fungiert als lokaler Anlaufpunkt für die Post, wird aber von einem selbstständigen Geschäftsinhaber betrieben, nicht direkt von der Postgesellschaft selbst.

Verkaufen Postagenturen oder Postämter Schreibwaren?

Basierend auf den uns vorliegenden Informationen können Postagenturen in Deutschland in Schreibwarenläden untergebracht sein, was bedeutet, dass Sie dort sowohl Postdienste nutzen als auch Schreibwaren kaufen können. Die klassischen, eigenbetriebenen Postämter boten in der Regel nur postbezogene Artikel wie Briefmarken oder Verpackungsmaterial an. Es gibt jedoch Beispiele, wie die UOE Stores in Großbritannien (basierend auf den bereitgestellten Informationen), die ausdrücklich einen vollständigen Postdienst zusammen mit einem umfangreichen Sortiment an Schreibwaren, Verpackungen, Karten und mehr anbieten. Dies zeigt, dass die Kombination von Postdiensten und Schreibwaren in bestimmten Geschäftsmodellen existiert, auch wenn es nicht auf alle Poststandorte zutrifft.

Welche Sendungsarten bietet die deutsche Post an?

Die Deutsche Post bietet verschiedene Sendungsarten und Zusatzleistungen an. Dazu gehört der Standardversand von Briefen und Paketen. Spezielle Versandformen umfassen die Bücher- und Warensendung. Für eilige und wichtige Sendungen steht der DHL Expressversand zur Verfügung. Zudem gibt es Zusatzleistungen wie die Briefmarke Individuell oder den nachhaltigen Versand mit GoGreen, bei dem die Treibhausgasemissionen durch Investitionen in zertifizierte Klimaschutzprojekte kompensiert werden.

Fazit

Postagenturen haben sich von einer historischen Notwendigkeit zur postalischen Versorgung ländlicher Gebiete zu einem integralen Bestandteil des modernen Postnetzes entwickelt. Sie bieten eine flexible und oft kundennahe Alternative zu klassischen Postämtern, auch wenn das Modell für die betreibenden Einzelhändler wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringen kann. Durch verschiedene Formate wie Postservice-Filialen, DHL-Paketshops und die Integration in Postbank-Finanzcenter passt sich das Postwesen kontinuierlich an veränderte Bedürfnisse und Gegebenheiten an, um die flächendeckende Versorgung sicherzustellen.

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