Was wird in Hannover Stöcken gebaut?

VW Hannover Stöcken: Was wird gebaut?

23/02/2014

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Das Volkswagenwerk in Hannover-Stöcken ist nicht nur ein bedeutender Produktionsstandort, sondern auch der Hauptsitz von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN). Mit einer langen und bewegten Geschichte hat das Werk eine zentrale Rolle in der Automobilindustrie, insbesondere bei der Herstellung des legendären VW Transporters, besser bekannt als „Bulli“. Doch das Werk ruht sich nicht auf seiner Tradition aus, sondern befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, um den Anforderungen der modernen Mobilität gerecht zu werden. Was genau wird heute in Hannover-Stöcken gebaut und welche Weichen werden für die Zukunft gestellt?

Die Entscheidung zum Bau des Werkes in Hannover fiel am 24. Januar 1955, da die Kapazitäten im Stammwerk Wolfsburg nicht mehr ausreichten, um die hohe Nachfrage nach dem ersten VW Transporter (T1) zu decken. Nach einer beeindruckend kurzen Bauzeit von nur 13 Monaten lief am 8. März 1956 das erste Fahrzeug in Halle 1 vom Band. Dieser schnelle Start und das stetige Wachstum prägten die ersten Jahrzehnte des Werkes. Die Belegschaft wuchs schnell und setzte sich aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen zusammen, angezogen von den im Vergleich zu anderen Betrieben deutlich höheren Löhnen, die auf Grundlage des Volkswagen Haustarifvertrages gezahlt wurden. Allerdings waren die Arbeitsbelastungen, beispielsweise am Fließband oder an Schweißarbeitsplätzen, für viele Beschäftigte neu und führten in den ersten 15 Jahren auch zu einer hohen Fluktuation.

Was wird in Hannover Stöcken gebaut?
Das Volkswagenwerk Hannover ist im Stadtteil Hannover-Stöcken in Niedersachsen angesiedelt und der Hauptsitz von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN), einer Sparte der Volkswagen AG. 2022 hatte das Werk rund 15.000 Beschäftigte.

Das Werk in Stöcken entwickelte sich schnell zu einem der größten Industriestandorte in der Region. Bereits Ende 1960 beschäftigte das Werk 17.548 Mitarbeiter, gestartet war es 1956 mit 5000 Beschäftigten. Die IG Metall spielte von Anfang an eine wichtige Rolle, sowohl bei der Standortentscheidung als auch bei der Vertretung der Belegschaftsinteressen. Die erste Betriebsratswahl fand bereits am 8. März 1957 statt.

Übersicht

Von Bulli-Generationen und wirtschaftlichen Herausforderungen

Über die Jahrzehnte hinweg war das Werk Hannover die Geburtsstätte zahlreicher Bulli-Generationen, vom T1 über den T2, T3, T4, T5 bis hin zum T6 und zuletzt dem T6.1. Jede Modellgeneration brachte ihre eigenen Herausforderungen und Erfolge mit sich. 1962 lief der millionste Bulli vom Band, ein Meilenstein, der die enorme Popularität des Fahrzeugs unterstrich.

Allerdings sah sich das Werk auch immer wieder wirtschaftlichen Schwankungen und strukturellen Veränderungen gegenüber. In den 1970er Jahren führte die Verlagerung des Motorenbaus nach Salzgitter und eine konjunkturelle Abschwächung zu einem Personalüberhang. Maßnahmen wie Kurzarbeit halfen, diese Phasen zu überbrücken. Ab 1975 wurde zusätzlich der größere Transporter LT in Hannover gebaut. Ein drastischer Personalabbau von 12.000 Menschen innerhalb von vier Jahren, primär durch Aufhebungsverträge, prägte das Jahr 1975, gefolgt von einer schnellen Erholung und Neueinstellungen. 1979 begann die Produktion des T3.

Die Wende in Osteuropa hatte ab 1990 ebenfalls Auswirkungen. Die Eröffnung des VWN-Standorts im polnischen Poznań im Jahr 1993 schuf eine neue Konkurrenzsituation. Harte Kostensenkungsprogramme begleiteten den Anlauf des T4 im Jahr 1992. Um drohenden Personalabbau zu verhindern, vereinbarten die IG Metall und Volkswagen 1994 einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung, der unter anderem die Einführung der 4-Tage-Woche mit 28,8 Stunden Arbeitszeit vorsah und betriebsbedingte Kündigungen ausschloss. Dies trug zur Stabilisierung des Standortes bei, da sich der T4 sehr gut verkaufte.

Auch in den Jahren 2004 und 2006 gab es Auseinandersetzungen, die zu einer Verlängerung der Arbeitszeit auf 33 bzw. 34 Stunden führten, im Gegenzug aber Produktionszusagen und eine Verlängerung der Beschäftigungssicherung für Hannover sicherten. Dies umfasste unter anderem den Erhalt und Ausbau der Gießerei und Wärmetauscherfertigung sowie Produktzusagen für neue Fahrzeuge. Eine Ergänzungsvereinbarung führte später zur Fertigung des Amarok in Hannover, während die Produktion des LT nach Poznań verlagert wurde.

Neben den Nutzfahrzeugen wurde von März 2009 bis August 2016 auch die Karosserie des Porsche Panamera in Hannover gefertigt, bevor sie zur Endmontage nach Leipzig ging. Seit 2015 wurde der T6 und später der T6.1 in Hannover produziert.

Die Transformation: Fokus auf Elektro und neue Plattformen

Die jüngsten und wohl bedeutendsten Veränderungen im Werk Hannover-Stöcken sind die Umstrukturierungen, die in der Sommerpause 2021 stattfanden. Das Werk wurde umfassend umgebaut, um zukünftig auch Fahrzeuge auf Basis des MEB-Plattform bauen zu können. Diese Plattform ist die Basis für viele Elektrofahrzeuge im Volkswagen Konzern.

Infolge dieses Umbaus und strategischer Entscheidungen werden derzeit (Stand 2022/2023) zwei Hauptmodelle in Hannover gefertigt:

  • Der neue VW T7 Multivan: Dieses Modell basiert erstmals auf der MQB-Plattform des Konzerns und wird in Hannover gefertigt. Er ist auch als Plug-in-Hybrid verfügbar.
  • Der neue voll elektrische VW ID. Buzz: Dieses Fahrzeug, das als moderner, elektrischer Nachfolger des legendären Bulli gilt, basiert auf der MEB-Plattform und stellt einen zentralen Pfeiler der zukünftigen Produktion in Hannover dar.

Die Produktion des bisherigen Transporters T6.1 lief noch bis Mitte 2024 in Hannover aus. Das Nachfolgemodell des klassischen Transporters (der nächste T7) wird in einem Gemeinschaftswerk in der Türkei produziert und basiert auf dem Ford Transit Custom. Dies markiert eine deutliche Verschiebung in der Produktionsstrategie für das Werk Hannover.

Die Zukunft des Werkes liegt klar in der Elektromobilität, symbolisiert durch den ID. Buzz. Es gibt klare Pläne, die Produktion des ID. Buzz in Hannover signifikant hochzufahren, mit dem Ziel, bis zu 130.000 Fahrzeuge pro Jahr zu fertigen. Dies erfordert weitere Anpassungen und Optimierungen der Produktionsabläufe.

Zukunftspakt und Belegschaft

Die Transformation hin zur Elektromobilität und die Veränderungen im Produktportfolio haben natürlich auch Auswirkungen auf die Belegschaft. Im Jahr 2022 waren über 15.000 Menschen im Werk beschäftigt, von denen über 95 % Mitglied der IG Metall sind. Im Jahr 2020 wurde zwischen Betriebsrat und Unternehmen ein sogenannter Zukunftspakt vereinbart. Dieser Pakt zielt darauf ab, die Beschäftigungssicherung zu verlängern und gleichzeitig die notwendigen strukturellen Anpassungen zu ermöglichen.

Ein wichtiger Aspekt des Zukunftspaktes ist die schrittweise Reduzierung von Arbeitsplätzen, allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen. Dies soll hauptsächlich durch Regelungen zur Altersteilzeit und das natürliche Ausscheiden von Mitarbeitern erreicht werden. Gleichzeitig wurden Vereinbarungen über das Produktionsvolumen am Standort getroffen, um die Auslastung und damit die Arbeitsplätze für die verbleibende Belegschaft zu sichern. Die Konzentration auf den ID. Buzz und den T7 Multivan ist ein Ergebnis dieser Zukunftsplanung.

Fragen und Antworten zum VW Werk Hannover-Stöcken

Um die wichtigsten Informationen zusammenzufassen, hier einige häufig gestellte Fragen:

  • Welche Fahrzeuge werden derzeit im VW Werk Hannover-Stöcken gebaut?
    Aktuell werden der neue VW T7 Multivan (inkl. Plug-in-Hybrid) und der voll elektrische VW ID. Buzz gefertigt. Die Produktion des T6.1 lief bis Mitte 2024 aus.
  • Was ist der VW ID. Buzz und warum ist er wichtig für Hannover?
    Der ID. Buzz ist ein neues, voll elektrisches Fahrzeug auf Basis der MEB-Plattform, das als moderner Nachfolger des Bulli positioniert ist. Er ist für das Werk Hannover von zentraler Bedeutung, da die Produktion auf dieses Modell ausgerichtet wird und die Stückzahlen massiv erhöht werden sollen (Ziel: 130.000 pro Jahr).
  • Wie wurde das Werk auf die neuen Modelle vorbereitet?
    In der Sommerpause 2021 wurde das Werk umfassend umgebaut und modernisiert, um die Fertigung von Fahrzeugen auf der MEB-Plattform (für den ID. Buzz) sowie die Anpassung für den T7 Multivan (MQB-Plattform) zu ermöglichen.
  • Wie viele Mitarbeiter arbeiten im Werk Hannover-Stöcken?
    Im Jahr 2022 waren über 15.000 Menschen im Werk beschäftigt.
  • Was regelt der Zukunftspakt für das Werk Hannover?
    Der 2020 vereinbarte Zukunftspakt sichert die Beschäftigung und regelt gleichzeitig die schrittweise Anpassung der Arbeitsplätze, hauptsächlich durch Altersteilzeit, um die notwendigen strukturellen Veränderungen im Zuge der Transformation zu begleiten. Er beinhaltet auch Vereinbarungen zum Produktionsvolumen.

Das Volkswagenwerk in Hannover-Stöcken blickt auf eine reiche Geschichte zurück, ist aber gleichzeitig stark auf die Zukunft ausgerichtet. Mit der Produktion des ID. Buzz und der Transformation hin zur Elektromobilität positioniert sich der Standort neu und bleibt ein entscheidendes Zentrum für Volkswagen Nutzfahrzeuge.

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