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Lorsch: Die Geschichte einer Karolingerstadt

07/02/2020

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Lorsch, heute stolze Karolingerstadt und bekannt für ihr beeindruckendes UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch, blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Doch wie hieß Lorsch eigentlich früher, und welche Entwicklungen prägten den Ort im Laufe der Jahrhunderte? Die Spuren führen weit zurück, lange bevor Lorsch zu dem wurde, was es heute ist.

Wie hieß Lorsch früher?
Die Abtei Lorsch wurde im Jahre 764 vom fränkischen Gaugrafen Cancor und seiner Mutter Williswinda gegründet und von Benediktinern des Klosters Gorze bei Metz besiedelt. In einer Urkunde aus dem Jahr 885 wurde die Abtei als „Lauressam“ erwähnt, daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit der heutige Stadtname.
Übersicht

Frühe Siedlungsgeschichte und erste Erwähnungen

Die günstige klimatische Lage in der Oberrheinischen Tiefebene machte das Gebiet um Lorsch bereits in der Jungsteinzeit attraktiv für Siedler. Archäologische Funde belegen diese frühe Besiedlung. Nach den Kelten übernahmen um 40 n. Chr. die Römer die Kontrolle, wurden aber um 260 von den Alemannen verdrängt. Nach 500 n. Chr. folgten die Franken, wie fränkische Reihengräber in der Umgebung zeigen.

Die Entstehung der Siedlung Lorsch im frühen Mittelalter ist nicht vollständig geklärt. In den ältesten Urkunden wird der Name Lauresham konsequent für das berühmte Kloster verwendet. Eine eigenständige Siedlung außerhalb der Klostermauern wurde, wenn überhaupt, nur am Rande erwähnt.

Die Abtei Lorsch selbst wurde im Jahr 764 von Gaugraf Cancor und seiner Mutter Williswinda gegründet und von Benediktinern besiedelt. In einer Urkunde aus dem Jahr 885 findet sich die Erwähnung als „Lauressam“, woraus sich über die Jahrhunderte der heutige Stadtname entwickelte. Der lateinische Name für das Kloster war Laurissa.

Die erste *urkundliche Erwähnung des Ortes Lorsch* im Zusammenhang mit einer Siedlung datiert auf das Jahr 795. Dies geschah im Kontext der Schenkung der „Mark Heppenheim“ durch Kaiser Karl den Großen an das Reichskloster Lorsch. Diese Schenkung war bedeutsam, da sie dem Kloster große Gebiete zusprach und es dem Einfluss der Diözesen Mainz und Worms entzog. Eine Grenzbeschreibung von 773 erwähnte Lorsch noch nicht, was darauf hindeutet, dass die Siedlung zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch keine nennenswerte Größe hatte oder nicht als separater Ort aufgeführt wurde. Die Grenzbeschreibung von 795, Ergebnis eines Schiedsgerichts auf dem Kahlberg, listete wichtige Orte innerhalb der Mark Heppenheim auf, darunter auch „Lauresham“ (Lorsch) neben anderen Orten wie Heppenheim, Bensheim und Bürstadt.

Eine interessante Überlieferung, die in der Statistisch-topographisch-historischen Beschreibung des Großherzogthums Hessen von 1829 erwähnt wird, besagt, dass das heutige Lorsch früher den Namen Gunau trug. Diese Tradition würde auf eine Existenz vor dem Kloster hindeuten, ist aber nicht durch frühe Urkunden gestützt, die, wie erwähnt, „Lauresham“ vor allem für das Kloster nutzten.

Aufstieg und Niedergang des Reichsklosters

Das Kloster Lorsch entwickelte sich im Früh- und Hochmittelalter zu einem der mächtigsten Reichsklöster im Heiligen Römischen Reich. Durch zahlreiche Schenkungen erlangte es im 9. und 10. Jahrhundert weitreichenden Besitz im Odenwald, an der Bergstraße, in Rheinhessen, der Pfalz, im Elsass und in Lothringen. 772 erhob König Karl den Abt zum unmittelbaren Reichsfürsten, was ihm weitreichende Rechte, darunter Gerichtsbarkeit und das Recht zur Erhebung von Abgaben, verlieh. Im Jahr 1076 erhielt die Abtei unter Abt Ulrich sogar das Markt- und Münzrecht von Kaiser Heinrich IV. verliehen, was die wirtschaftliche Bedeutung des Ortes unter Klosterherrschaft unterstreicht.

Der Niedergang des Klosters setzte im 11. und 12. Jahrhundert ein, unter anderem bedingt durch den Investiturstreit, bei dem viele Besitztümer an den Adel verloren gingen. Der berühmte Lorscher Codex, entstanden im späten 12. Jahrhundert, war ein Versuch, die Verwaltung durch die Aufzeichnung alter Besitzurkunden zu reorganisieren.

Eine entscheidende Zäsur war das Jahr 1232, als Kaiser Friedrich II. die Reichsabtei Lorsch dem Erzbistum Mainz unterstellte. Die Benediktiner widersetzten sich der Reform und wurden durch Zisterzienser ersetzt, später, ab 1248, durch Prämonstratenser. Von da an hatte das Kloster den Status einer Propstei. Der Ort Lorsch wurde in diesem Zuge ebenfalls dem Mainzer Erzbischof unterstellt.

Die Vogtei über den Klosterbesitz, ein Amt, das um 1165 in den Besitz der Pfalzgrafen gelangte, führte zu langen und schweren Auseinandersetzungen zwischen Kurmainz und der Kurpfalz. Diese Streitigkeiten konnten erst Anfang des 14. Jahrhunderts durch einen Vertrag beigelegt werden, der die Klosterbesitzungen zwischen beiden Mächten aufteilte und die Vogteirechte der Pfalzgrafen bestätigte.

Unter wechselnder Herrschaft: Reformation und Krieg

Im Verlauf der Mainzer Stiftsfehde im 15. Jahrhundert wurde das Amt Starkenburg, zu dem auch Lorsch gehörte, an die Kurpfalz verpfändet und blieb für 160 Jahre unter pfälzischer Kontrolle. Dies hatte weitreichende Folgen, insbesondere während der Reformation. Die pfälzischen Herrscher sympathisierten mit dem lutherischen Glauben, und unter Kurfürst Ottheinrich erfolgte 1556 der offizielle Übergang zur lutherischen Lehre. Die Konfession der Bevölkerung wechselte in der Folgezeit mehrfach zwischen lutherisch, reformiert und calvinistisch, je nach Herrscher.

Als direkte Folge der Reformation hob die Kurpfalz im Jahr 1564 das Kloster Lorsch auf. Die bisherigen Rechte und Einnahmen des Klosters wurden fortan von der „Oberschaffnerei Lorsch“ verwaltet. Die Propstei Lorsch wurde 1619 endgültig geschlossen.

Wie hieß Lorsch früher?
Die Abtei Lorsch wurde im Jahre 764 vom fränkischen Gaugrafen Cancor und seiner Mutter Williswinda gegründet und von Benediktinern des Klosters Gorze bei Metz besiedelt. In einer Urkunde aus dem Jahr 885 wurde die Abtei als „Lauressam“ erwähnt, daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit der heutige Stadtname.

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) brachte enormes Leid über die Region. Lorsch wurde mehrfach verwüstet, und die Bevölkerung durch Kriegshandlungen und die Pest stark dezimiert. 1621 eroberten spanische Truppen für die katholische Seite die Region und stellten die Kurmainzer Herrschaft wieder her. Das von den Spaniern besetzte Kloster Lorsch brannte in diesem Jahr ab. Die Rekatholisierung des Gebiets wurde ab 1624 durch Jesuiten vorangetrieben und galt 1626 im Amt Starkenburg als abgeschlossen.

Doch der Krieg war noch lange nicht vorbei. Schwedische Truppen brachten 1631 den Calvinismus zurück. In den Jahren 1632 und 1633 wütete die Pest erneut. Nach der Niederlage der Evangelischen bei Nördlingen zogen sich die Schweden 1635 zurück, und die zweite katholische Restauration begann. Der Krieg zog sich bis 1648 hin, mit weiteren Verwüstungen und Hungersnöten, die die Bevölkerung weiter dezimierten.

Rückgabe an Kurmainz und Übergang an Hessen

Der Westfälische Frieden von 1648 besiegelte die Rückgabe des Oberamtes Starkenburg an Kurmainz, was 1650 mit dem Bergsträßer Rezess umgesetzt wurde. Lorsch kam damit endgültig wieder unter kurmainzische Herrschaft, die bis 1803 bestehen blieb. Die Rekatholisierung wurde abgeschlossen.

Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688–1697) brachte weitere Zerstörungen. Chronisten berichten von Verwüstungen und Hungersnöten in dieser Zeit.

Im Jahr 1782 führte Kurmainz eine Verwaltungsreform durch und richtete in Lorsch eine Amtsvogtei ein, die neben Lorsch auch Biblis, Bürstadt, Klein-Hausen und Viernheim umfasste. Das übergeordnete Oberamt Starkenburg war dem „Unteren Erzstift“ des Kurfürstentums Mainz unterstellt.

Ein tiefgreifender Einschnitt war der Reichsdeputationshauptschluss von 1803. Kurmainz wurde aufgelöst, und das Oberamt Starkenburg mit Lorsch fiel an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Das „Amt Lorsch“ wurde als hessische Amtsvogtei weitergeführt.

Unter hessischer Herrschaft wurden die Verwaltungs- und Gerichtsstrukturen neu geordnet. 1821 wurden Amtsvogteien aufgelöst und Landratsbezirke eingeführt, wodurch Lorsch zum Landratsbezirk Heppenheim kam. Die Rechtsprechung der ersten Instanz erfolgte nun durch das Landgericht Lorsch, das 1821 eingerichtet wurde.

Die Beschreibung von Lorsch aus dem Jahr 1829 hebt hervor, dass Lorsch der Sitz des Landgerichts und des Forstinspektors war. Sie erwähnt die 1724 erbaute (1762 eingeweihte) katholische Kirche, eine Kapelle, das Rathaus, das Bezirksgefängnis und die Ruinen der Abtei. Besonders interessant ist die erneute Erwähnung der Tradition, dass das heutige Lorsch früher Gunau hieß.

Die Verwaltungsstrukturen änderten sich im 19. Jahrhundert mehrfach. 1832 wurde Lorsch dem Kreis Bensheim zugeordnet, 1848 dem Regierungsbezirk Heppenheim, und 1852 kehrte man zur Kreiseinteilung zurück, wobei Lorsch nun Teil des Kreises Heppenheim wurde. 1874 kam Lorsch im Rahmen weiterer Reformen wieder zum Kreis Bensheim.

Vom Tabakanbau zur modernen Stadt

Auch wenn die Geschichte stark vom Kloster geprägt war, entwickelte sich Lorsch über die Jahrhunderte auch wirtschaftlich. Der Tabakanbau spielte eine herausragende Rolle. Bereits seit 1670 wurde Tabak angebaut, und bis weit ins 20. Jahrhundert war er ein Hauptwirtschaftszweig, der vielen Lorscher Familien Arbeit gab. Es gab kleine Zigarrenfabriken und Zweigbetriebe großer Tabakfirmen. Noch 1940 arbeiteten 2000 der rund 6000 Einwohner in der Tabakindustrie. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Tabakanbau jedoch drastisch zurück, und die letzte Tabakfabrik schloss 1994. Heute erinnert das Tabakmuseum im Museumszentrum an diese wichtige Epoche.

Im 20. Jahrhundert durchlebte Lorsch die Schrecken der beiden Weltkriege. Im Ersten Weltkrieg beklagte die Stadt 124 Gefallene. Die Zeit des Nationalsozialismus brachte Verfolgung und Leid für die jüdischen Mitbürger, die in der Reichskristallnacht 1938 ihren Höhepunkt fanden. Die Lorscher Synagoge wurde niedergebrannt, jüdische Familien vertrieben und deportiert. Viele Lorscher Juden kamen in Vernichtungslagern ums Leben.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs war Lorsch von Artilleriebeschuss betroffen, bevor amerikanische Truppen im März 1945 einmarschierten. Das mutige Handeln einiger Lorscher Frauen, die eine Panzersperre beseitigten und weiße Fahnen hissten, bewahrte die Stadt vor weiterer Zerstörung.

Ist Lorsch eine schöne Stadt?
Heute ist Lorsch eine lebens- und liebenswerte Stadt mit einer Vielzahl an kulturellen Veranstaltungen, die zum Verweilen auf dem von schmucken Fachwerkhäusern gerahmten Marktplatz einlädt.

Nach dem Krieg nahm Lorsch viele Flüchtlinge und Vertriebene auf. Die Wirtschaft wandelte sich. Neben der Landwirtschaft, die heute nur noch eine geringe Rolle spielt, und dem Ende der Tabakindustrie siedelten sich kleine und mittelständische Betriebe an. Die verkehrsgünstige Lage trug zur Entwicklung bei.

Ein bedeutendes Ereignis in der jüngeren Geschichte war die Verleihung des Stadtrechts im Jahr 1964 anlässlich der 1200-Jahr-Feier. Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde 1972 der Seehof nach Lorsch eingegliedert.

Von herausragender Bedeutung für Lorsch ist die Anerkennung des Klosters Lorsch als UNESCO-Weltkulturerbe im Jahr 1991. Zusammen mit dem Areal Altenmünster zeugt die erhaltene Torhalle von der einstigen Größe und Bedeutung der karolingischen Abtei. Das 1995 eröffnete Museumszentrum und das Karolingische Freilichtlabor Lauresham machen die Geschichte erlebbar. Seit dem 8. Juli 2010 trägt Lorsch offiziell den Beinamen Karolingerstadt.

Lorsch heute: Eine lebenswerte Stadt

Heute präsentiert sich Lorsch als eine lebens- und liebenswerte Stadt, die ihre reiche Geschichte bewahrt und gleichzeitig modern ist. Die Königshalle des Klosters ist das Wahrzeichen und ein Schmuckstück. Das Museumszentrum bietet tiefe Einblicke in die Klostergeschichte und Volkskunde. Im Freilichtlabor Lauresham kann man das Leben zur Karolingerzeit nachempfinden.

Der Marktplatz mit seinen Fachwerkhäusern lädt zum Verweilen ein. Die Tourist-Information im Alten Rathaus informiert Besucher über die vielfältigen Angebote, von historischen Stadtführungen bis hin zur einzigartigen Tabakführung, die an die lange Tradition des Tabakanbaus erinnert.

Auch Naturliebhaber kommen in Lorsch auf ihre Kosten, sei es im Vogelschutz- und Lehrpark, auf dem heimatkundlichen Lehrpfad oder im angrenzenden Lorscher Wald. Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald hat hier ebenfalls seinen Sitz und bietet viele Ausflugstipps.

Im Sommer ist das Lorscher Waldschwimmbad ein beliebter Anziehungspunkt. Kulturelle Veranstaltungen beleben das Stadtleben das ganze Jahr über.

Historische Gerichtsbezirke

Die Geschichte von Lorsch ist auch eng mit der Entwicklung des Gerichtswesens verbunden. Ab 1821 war das Landgericht Lorsch das zuständige Gericht erster Instanz. Nach der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes 1879 wurde es durch das Amtsgericht Lorsch ersetzt. Dieses Amtsgericht wurde jedoch zum 1. Oktober 1934 aufgelöst, und Lorsch kam in den Zuständigkeitsbereich des Amtsgerichts Bensheim.

Wann beginnt der Weihnachtsmarkt in Lorsch?

Der Lorscher Weihnachtsmarkt, bekannt als das „Blaue Weihnachtswunder“, findet auf dem Karolingerplatz statt, direkt am Fuße des UNESCO-Weltkulturerbes Kloster Lorsch. Die genauen Termine variieren jährlich, aber die Atmosphäre ist stets festlich. Neben dem Marktgeschehen gibt es oft begleitende Aktionen wie eine Weihnachtstombola. Viele der weihnachtlichen Attraktionen, wie die Allee der Weihnachtsbäume, das Wichtelwäldchen und das Lebkuchenhaus, bleiben oft bis ins neue Jahr, manchmal bis zum 6. Januar, bestehen.

Ist Lorsch eine schöne Stadt?

Lorsch wird von vielen als eine sehr schöne und lebenswerte Stadt empfunden. Das herausragende Wahrzeichen ist natürlich die Königshalle des Klosters Lorsch, ein architektonisches Juwel und Teil des Weltkulturerbes. Die Ruinen der mittelalterlichen Anlage tragen zum historischen Flair bei. Der Marktplatz ist mit seinen schmucken Fachwerkhäusern besonders reizvoll und ein beliebter Treffpunkt. Die Kombination aus reicher Geschichte, sichtbaren historischen Zeugnissen, kulturellen Angeboten und der naturnahen Lage am Lorscher Wald und in der Nähe der Bergstraße macht Lorsch attraktiv.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lorsch von den frühesten Siedlungen über das mächtige Reichskloster Lauresham (später Laurissa genannt), dessen Name eng mit dem Ort verbunden ist, und möglicherweise einer älteren Siedlungstradition, die den Namen Gunau kannte, eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen hat. Es war unter der Herrschaft verschiedener Fürsten, erlebte Kriege und wirtschaftliche Umbrüche. Heute ist es eine moderne Stadt, die stolz auf ihr reiches Erbe als Karolingerstadt und UNESCO-Weltkulturerbe ist und Besucher mit ihrer Geschichte und ihren Attraktionen begeistert.

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