23/11/2019
Schneider, wissenschaftlich oft als Weberknechte bezeichnet, sind Spinnentiere, die vor allem für ihre außerordentlich langen und dünnen Beine bekannt sind. Obwohl sie oft mit Spinnen verwechselt werden, gehören sie zu einer eigenen Ordnung namens Opiliones. Dieser Artikel beleuchtet ihre spezifischen körperlichen Merkmale, basierend auf den uns vorliegenden Informationen, und gibt Einblick in die Vielfalt ihrer Erscheinungsformen. Wir konzentrieren uns dabei ausschließlich auf die beschriebenen Eigenschaften, um ein klares Bild dieser interessanten Lebewesen zu zeichnen.

Eines der bemerkenswertesten Merkmale der Schneider ist das Verhältnis ihrer Körpergröße zu ihrer Beinlänge. Die eigentliche Körperlänge der Arten, die hier betrachtet werden, reicht von gut 2 bis 12 Millimetern. Die meisten Individuen messen dabei nur etwa 5 Millimeter, gemessen jeweils ohne die Beine. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Beine, insbesondere das zweite Beinpaar, das bei manchen Vertretern auffällig und extrem verlängert sein kann. Diese längsten Beine erreichen Längen von 10 bis zu beeindruckenden 55 Millimetern. Stellen Sie sich ein winziges Wesen von nur wenigen Millimetern vor, das Gliedmaßen besitzt, die mehr als das Zehnfache seiner Körperlänge messen. Dies verleiht ihnen ihr charakteristisches, weitläufiges Aussehen, wenn sie sich bewegen.
Der Körper selbst weist ebenfalls interessante Eigenschaften auf. Auf der Oberseite, der sogenannten Dorsalseite, ist die Kutikula, also die äußere Hülle, meist weich und lederartig beschaffen. Im Gegensatz zu vielen anderen Gliederfüßern fehlt bei den meisten Arten eine durchgehend harte Sklerotisierung in Form von Skleriten. Ist dennoch ein sklerotisiertes Scutum vorhanden, so ist es als gegliedertes Scutum parvum entwickelt. Dies deutet auf eine gewisse Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Körperhülle hin, die möglicherweise mit ihrer Lebensweise in Verbindung steht.
Farben und Muster
Die Grundfärbung der Phalangiidae, einer wichtigen Familie der Schneider, variiert typischerweise im Bereich von hell- bis dunkelbraun oder grau. Dies ermöglicht oft eine gute Tarnung in ihrer natürlichen Umgebung, wie Laub oder Rinde. Charakteristisch ist dabei meist eine markant hellere Bauchseite, die Ventralseite. Manche Arten setzen farbliche Akzente und können grünlich getönt sein oder weiße Zeichnungen aufweisen. Ein besonders auffälliges und für viele Arten charakteristisches Muster ist eine dunkle, sattelförmige Zeichnung. Dieses „Sattelmuster“ erstreckt sich oft vom Vorderrand des Körpers bis zum fünften Segment des Opisthosoma, dem Hinterleib. Gelegentlich kann dieses Muster auch noch weiter nach hinten reichen. Manchmal wird dieser dunkle Sattel von einem hellen Mittelband durchzogen, was die Zeichnung noch markanter macht und zur Identifizierung der Art beitragen kann.
Der Augenhügel und die Cheliceren
Im Kopfbereich der Schneider findet sich eine weitere Besonderheit: der Augenhügel, auch Okularium genannt. Dieser Hügel ist meist deutlich ausgebildet und trägt die beiden großen Augen der Tiere. Auf der Oberseite des Okulariums befindet sich fast immer eine Gruppe von Dornen oder Tuberkeln. Auch der Vorderrand des Prosoma, des Vorderkörpers, trägt oft solche Tuberkel, vielfach sogar eine Gruppe von drei charakteristischen Dornen. Diese Strukturen könnten eine sensorische Funktion haben oder dem Schutz des empfindlichen Augenbereichs dienen.
Die Cheliceren sind die Mundwerkzeuge der Schneider. Ihre Form und Größe können variieren, insbesondere zwischen den Geschlechtern bei einigen Gattungen. Bei einigen Gattungen sind die Cheliceren nur bei den Männchen auffallend verlängert, was auf ihre Rolle bei der Balz oder im Kampf um Weibchen hindeuten könnte. Innerhalb der Unterfamilie Oligolophinae besitzt das Grundglied der Cheliceren auf der Unterseite einen nach vorn (distad) gerichteten zahnartigen Vorsprung. Dieses Merkmal fehlt hingegen bei den Arten der Unterfamilie Phalangiinae. Solche feinen Unterschiede in der Struktur der Mundwerkzeuge sind wichtige taxonomische Merkmale, die Biologen zur Unterscheidung der verschiedenen Gruppen nutzen.
Pedipalpen und Beinstruktur
Neben den Cheliceren besitzen Schneider auch Pedipalpen. Diese sind bei den hier beschriebenen Arten groß und kräftig entwickelt, beinahe laufbeinartig. Sie enden in einer funktionsfähigen Klaue. Diese Klaue ist auf der Unterseite glatt und nicht kammartig eingeschnitten, was ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu den Sclerosomatidae darstellt. Bei wenigen Gattungen, wie der afrikanischen Odontobunus oder der amerikanischen Leptobunus, sind jedoch angedeutete Zähnchen vorhanden, was auf eine gewisse Variabilität auch innerhalb dieser Merkmale hindeutet. Die Pedipalpen werden vermutlich zum Tasten, Greifen oder vielleicht sogar zum Festhalten von Beute verwendet, ähnlich wie bei Spinnen, obwohl die Jagdstrategien der Schneider sich von denen vieler Spinnen unterscheiden.
Die vier Laufbeinpaare sind das auffälligste Kennzeichen der Schneider. Sie bestehen aus langen, zylindrischen Gliedern. Manchmal können diese Glieder im Querschnitt auch fünf- oder sechseckig sein, was ihnen zusätzliche Stabilität verleihen könnte. Entlang der Kanten der Beinglieder sind immer Reihen von Dörnchen und/oder Setae (Borsten) vorhanden. Diese könnten eine Rolle bei der Fortbewegung auf verschiedenen Untergründen spielen oder ebenfalls sensorische Funktionen haben. Die Coxae, die dem Körper am nächsten liegenden Beinglieder auf der Unterseite des Körpers, sind im Gegensatz zu den anderen Beingliedern glatt und nur spärlich behaart. Ein charakteristisches Merkmal der Tibien, eines Segments der Laufbeine, sind zusätzliche, sogenannte akzessorische Stigmen des Tracheensystems. Es gibt typischerweise zwei davon pro Tibia: eines nahe der Basis des Gliedes und eines im Spitzenteil. Diese zusätzlichen Öffnungen des Atmungssystems deuten auf eine besondere Anpassung hin, die möglicherweise mit der Sauerstoffversorgung der langen Beine zusammenhängt.
Interne Merkmale: Stigmen und Genitalien
Die Stigmen auf der Unterseite des Körpers, die ebenfalls zum Atmungssystem gehören, sind bei den Phalangiidae nicht durch einen gitterartigen Deckel geschützt. Dies ist ein wichtiger Unterschied zu den Neopillionidae und Monoscutidae, zwei anderen Familien der Weberknechte, die in ihrer Gestalt sehr ähnlich sein können. Solche Details der äußeren Atemöffnungen sind entscheidend für die genaue taxonomische Einordnung.
Die Genitalien der Schneider weisen ebenfalls spezifische Strukturen auf. Beim männlichen Begattungsorgan, dem Penis, ist der Spitzenteil, der Glans genannt wird, in einer deutlichen Gelenkzone spitz- bis rechtwinklig nach dorsal (oben) gegenüber dem langgestreckten Basalteil (Truncus) abgewinkelt. An der Spitze, distal, ist ein abgesetzter Stylus vorhanden. Diese komplexe Struktur des männlichen Organs ist artspezifisch und spielt eine Rolle bei der inneren Befruchtung.
Der Ovipositor der Weibchen, das Legerohr, ist wie bei den verwandten Familien lang, oft sogar mehrfach körperlang. Er ist in zahlreiche gegeneinander bewegliche Ringe gegliedert. Jeder dieser Ringe trägt in der Regel eine ringförmige Borstenreihe. Die Spitze des Ovipositors ist in eine zweigeteilte Furca ausgezogen. Diese Struktur ermöglicht es dem Weibchen, Eier in Spalten oder weichen Boden abzulegen, oft tief versteckt, um sie vor Fressfeinden zu schützen. Die Länge und Flexibilität des Ovipositors sind hierbei entscheidende Vorteile.
Zusammenfassende Merkmale und taxonomische Abgrenzung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die hier beschriebenen Schneider durch eine Kombination spezifischer Merkmale gekennzeichnet sind: eine geringe Körpergröße im Vergleich zu extrem langen Beinen, eine meist weiche Kutikula, charakteristische Farben und Muster wie das Sattelmuster, ein prominentes Okularium mit Dornen, spezialisierte Cheliceren und Pedipalpen, sowie die einzigartigen akzessorischen Stigmen an den Tibien und die spezifische Struktur der Genitalien. Die Unterscheidung von ähnlichen Gruppen wie Neopillionidae, Monoscutidae oder Sclerosomatidae erfolgt anhand feinerer Details wie dem Schutz der Stigmen oder der Beschaffenheit der Pedipalpenklaue.
Vergleichstabelle ausgewählter Merkmale
Merkmal | Phalangiidae (Schneider) | Vergleichsgruppe (z.B. Sclerosomatidae) | Vergleichsgruppe (z.B. Neopillionidae) |
---|---|---|---|
Körpergröße | 2-12 mm | Variiert | Variiert |
Länge 2. Beinpaar | 10-55 mm (oft extrem lang) | Variiert | Variiert |
Kutikula | Meist weich, lederartig | Variiert | Variiert |
Sklerotisierung | Meist fehlend, ggf. gegliedertes Scutum parvum | Variiert | Variiert |
Augenhügel (Okularium) | Deutlich, meist mit Dornen/Tuberkeln | Variiert | Variiert |
Stigmen (Unterseite) | Nicht durch Deckel geschützt | Variiert | Durch Gitterdeckel geschützt |
Cheliceren Grundglied (Unterseite) | Ohne Zahnvorsprung (Phalangiinae) oder mit Zahn (Oligolophinae) | Variiert | Variiert |
Pedipalpen | Groß, kräftig, fast laufbeinartig | Variiert | Variiert |
Klaue Pedipalpen | Glatt (meist), nicht kammartig eingeschnitten | Kammartig eingeschnitten (Sclerosomatidae) | Variiert |
Tibien (Laufbeine) | Mit akzessorische Stigmen (Basis & Spitze) | Variiert | Variiert |
Männlicher Penis (Glans) | Spitz-/rechtwinklig nach dorsal abgewinkelt | Variiert | Variiert |
Weiblicher Ovipositor | Lang, mehrfach körperlang, gegliedert | Variiert | Variiert |
Häufig gestellte Fragen zu den Merkmalen
Wie groß werden Schneider?
Ihre Körperlänge liegt typischerweise zwischen 2 und 12 Millimetern, meist um die 5 Millimeter, ohne Beine gemessen.
Sind ihre Beine wirklich so lang?
Ja, besonders das zweite Beinpaar kann extrem lang werden und erreicht Längen von 10 bis 55 Millimetern, was weit über der Körperlänge liegt.
Fühlt sich ihr Körper hart an?
Nein, die Oberseite des Körpers ist meist weich und lederartig. Harte Sklerite sind bei den meisten Arten nicht durchgehend vorhanden.
Haben sie besondere Muster auf dem Körper?
Ja, viele Arten haben eine charakteristische dunkle, sattelförmige Zeichnung auf dem Rücken, manchmal mit einem hellen Mittelband.
Wo sitzen ihre Augen?
Die beiden Augen sitzen auf einem deutlich ausgebildeten Hügel auf der Oberseite des Vorderkörpers, dem sogenannten Okularium.
Sind die Pedipalpen wie Spinnenbeine?
Sie sind groß und kräftig, fast laufbeinartig entwickelt, aber sie sind Mundwerkzeuge und enden in einer Klaue, die sich von der vieler Spinnen unterscheidet.
Haben ihre Beine besondere Atemöffnungen?
Ja, die Tibien der Laufbeine besitzen zusätzliche Atemöffnungen, sogenannte akzessorische Stigmen, nahe der Basis und Spitze.
Wie unterscheiden sich Männchen und Weibchen äußerlich?
Bei einigen Gattungen sind die Cheliceren nur bei den Männchen auffallend verlängert. Die Genitalien (Penis bei Männchen, Ovipositor bei Weibchen) weisen ebenfalls deutliche Unterschiede in Struktur und Länge auf.
Wie unterscheiden sich Schneider von anderen Spinnentieren?
Neben den Merkmalen wie den extrem langen Beinen und der weichen Kutikula gibt es spezifische Unterschiede bei den Stigmen (nicht durch Gitter geschützt) und der Klaue der Pedipalpen (meist glatt), die sie von Gruppen wie Spinnen oder ähnlichen Weberknecht-Familien unterscheiden.
Diese detaillierte Betrachtung der physikalischen Merkmale der Schneider gibt einen tiefen Einblick in die Anpassungen und die Vielfalt dieser faszinierenden Spinnentiere, basierend auf den uns zur Verfügung stehenden Informationen.
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