19/10/2019
Für viele war Staples lange Zeit die erste Anlaufstelle, wenn es um den Kauf von Büromaterial, Druckertinte oder einem neuen Ordner ging. Die großen blauen Läden waren überall präsent und versprachen, 'That was easy'. Staples stand synonym für eine riesige Auswahl an allem, was man im Büro, zu Hause oder in der Schule brauchte – von einfachen Stiften und Notizblöcken bis hin zu komplexem Druckerzubehör und Büromöbeln. Das Geschäftsmodell basierte auf großen Verkaufsflächen, breiter Verfügbarkeit und dem Versprechen, den Einkauf von Bürobedarf so einfach wie möglich zu gestalten. Dieses Konzept war über viele Jahre hinweg äußerst erfolgreich und machte Staples zu einem globalen Player im Einzelhandel.

Doch in den letzten Jahren ist es stiller um den einstigen Riesen geworden, und viele Kunden, die früher regelmäßig bei Staples einkauften, fragen sich: Was ist eigentlich aus Staples geworden? Ist das Unternehmen verschwunden? Hat es sich nur umbenannt? Oder hat sich das Geschäft einfach grundlegend verändert? Die Antwort ist komplex und spiegelt die tiefgreifenden Veränderungen wider, die nicht nur Staples, sondern die gesamte Branche des Bürobedarfs in den letzten anderthalb Jahrzehnten erlebt hat.
- Die goldene Ära und der Aufstieg von Staples
- Der Wandel im Büromarkt: Eine neue Ära des Einkaufens
- Turbulente Zeiten: Fusionen, Übernahmen und strategische Neuausrichtung
- Staples heute: Ein neues Gesicht in verschiedenen Regionen
- Wo kauft man heute Büromaterial? Alternativen zu Staples
- Der Markt für spezifische Produkte: Toner, Tinte & Co. im Wandel
- Zusammenfassung der wichtigsten Veränderungen
- Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Die goldene Ära und der Aufstieg von Staples
Staples wurde 1986 in den USA gegründet und expandierte schnell zu einem der größten Büromaterialhändler der Welt. Das Konzept der 'Superstores' für Bürobedarf war relativ neu und traf einen Nerv. Kunden schätzten die Bequemlichkeit, eine so große Auswahl an Produkten – von Papier und Tinte bis hin zu Computern und Faxgeräten – unter einem Dach zu finden. Staples war nicht nur ein Einzelhändler; es war auch ein wichtiger Lieferant für kleine und mittelständische Unternehmen. Die Marke wurde stark und war in vielen Ländern präsent, auch in Europa.
Das Unternehmen profitierte lange Zeit von der Notwendigkeit physischer Geschäfte für viele Einkäufe und der noch begrenzten Konkurrenz durch den Online-Handel. Man ging zu Staples, wenn der Toner leer war, neues Papier für den Drucker benötigt wurde oder einfach nur neue Schreibwaren anstanden. Die Läden waren oft gut erreichbar und boten eine sofortige Verfügbarkeit der Produkte, was ein großer Vorteil gegenüber dem damaligen Versandhandel war.
Der Wandel im Büromarkt: Eine neue Ära des Einkaufens
Die größte Herausforderung für Staples und andere traditionelle Einzelhändler kam mit dem Aufstieg des Internets und des E-Commerce. Kunden begannen, Büromaterial zunehmend online zu bestellen. Online-Händler wie Amazon boten eine riesige Auswahl, oft zu wettbewerbsfähigen Preisen, und lieferten bequem nach Hause oder ins Büro. Dies untergrub das Geschäftsmodell der großen physischen Läden, deren Betriebskosten (Miete, Personal, Lagerhaltung) hoch waren.
Zusätzlich zum Online-Handel veränderte sich auch das Arbeitsleben. Die Zunahme von Home-Office-Arbeitern und flexiblen Arbeitsmodellen reduzierte die Notwendigkeit großer, zentralisierter Büros und damit den Bedarf an Großbestellungen von traditionellem Büromaterial. Gleichzeitig wurden viele Büroprozesse digitalisiert, was den Verbrauch von Papier und bestimmten Schreibwaren reduzierte. Auch die Technologie entwickelte sich rasant; Drucker wurden effizienter, und der Bedarf an physischen Speichermedien oder bestimmten Druckerzubehörteilen änderte sich.
Diese Veränderungen im Kundenverhalten und im Markt schufen einen enormen Druck auf Unternehmen wie Staples, ihr Geschäftsmodell anzupassen. Die großen Filialen wurden weniger rentabel, während der Online-Vertrieb und der direkte Vertrieb an Unternehmen (B2B) an Bedeutung gewannen.
Turbulente Zeiten: Fusionen, Übernahmen und strategische Neuausrichtung
Angesichts dieser Herausforderungen versuchte Staples, seine Position zu stärken. Ein bedeutender Schritt war der geplante Zusammenschluss mit dem Hauptkonkurrenten Office Depot. Eine Fusion hätte einen riesigen Büromaterial-Giganten geschaffen, der in der Lage gewesen wäre, besser mit Online-Händlern zu konkurrieren und Größenvorteile zu nutzen. Dieser Versuch scheiterte jedoch letztendlich an wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kartellbehörden in den USA und Europa. Dies war ein schwerer Schlag für Staples' Strategie.
Nach dem Scheitern der Fusion begann eine Phase der strategischen Neuausrichtung und letztendlich der Zerschlagung des Unternehmens in seiner ursprünglichen Form. 2017 wurde Staples Inc. von der Private-Equity-Firma Sycamore Partners für 6,9 Milliarden US-Dollar übernommen und von der Börse genommen. Private-Equity-Firmen sind typischerweise darauf bedacht, Unternehmen zu restrukturieren, um ihren Wert zu steigern, oft durch Kostensenkungen, Verkäufe von Unternehmensteilen oder eine Fokussierung auf profitablere Segmente.
Im Rahmen dieser Restrukturierung wurde das Geschäft in verschiedene Einheiten aufgeteilt. Das Nordamerika-Geschäft (Einzelhandel und Online) blieb unter der Kontrolle von Sycamore Partners, wurde aber ebenfalls neu ausgerichtet, mit Fokus auf B2B-Dienstleistungen und einer Reduzierung der Anzahl physischer Filialen. Das Europageschäft, bekannt als Staples Solutions, wurde separat verkauft. Im Jahr 2017 erwarb beispielsweise die Private-Equity-Firma Cerberus Capital Management das Europageschäft, das dann weiter zerlegt und in Teilen an verschiedene Investoren oder Wettbewerber verkauft wurde. Dies führte dazu, dass der Name Staples in vielen europäischen Ländern entweder verschwand, durch andere Marken ersetzt wurde oder unter neuer Eigentümerschaft und Strategie weitergeführt wurde.
Staples heute: Ein neues Gesicht in verschiedenen Regionen
Die Frage, was aus Staples geworden ist, hat also keine einfache, einheitliche Antwort, da die Situation je nach geografischer Region unterschiedlich ist:
- Nordamerika: Staples Inc. existiert immer noch, gehört aber Sycamore Partners. Das Unternehmen hat sich stark auf das B2B-Geschäft konzentriert und bietet umfassende Lösungen für Unternehmen, nicht nur Büromaterial, sondern auch Dienstleistungen. Die Anzahl der Einzelhandelsgeschäfte wurde reduziert, aber viele existieren weiterhin. Das Online-Geschäft ist nach wie vor wichtig.
- Europa: Hier wurde das ursprüngliche Staples-Geschäft weitgehend verkauft und aufgeteilt. Der Name Staples Solutions wurde für das europäische B2B-Geschäft verwendet, aber auch diese Einheit wurde in Teilen verkauft. In vielen europäischen Ländern, darunter auch in Teilen des deutschsprachigen Raums, wurden die ehemaligen Staples-Aktivitäten von anderen Unternehmen übernommen oder umfirmiert. Das kann bedeuten, dass ehemalige Staples-Filialen heute unter anderem Namen firmieren oder ganz geschlossen wurden. Das B2B-Geschäft wird nun oft von Nachfolgeunternehmen oder anderen Anbietern betrieben.
Für den Endverbraucher in Europa bedeutet dies in der Regel, dass die gewohnten Staples-Filialen nicht mehr existieren oder nicht mehr unter diesem Namen betrieben werden. Das Einkaufen von Büroartikeln, Toner oder Papier hat sich entsprechend verlagert.
Wo kauft man heute Büromaterial? Alternativen zu Staples
Da Staples in seiner alten Form in vielen Regionen nicht mehr präsent ist, suchen Kunden nach Alternativen. Glücklicherweise ist der Markt für Bürobedarf und Druckerzubehör immer noch groß und vielfältig. Hier sind einige der gängigsten Optionen:
- Große Online-Händler: Plattformen wie Amazon, aber auch große Elektronik-Händler oder Kaufhäuser mit Online-Shops, bieten eine riesige Auswahl an Papier, Tinte, Toner, Stiften und allgemeinem Büromaterial. Die Preise sind oft wettbewerbsfähig, und die Lieferung ist bequem.
- Spezialisierte Online-Shops: Es gibt zahlreiche Online-Shops, die sich auf bestimmte Bereiche spezialisiert haben, z. B. Druckerzubehör (mit einer großen Auswahl an Original- und kompatiblen Tonern und Tintenpatronen), Schreibwaren oder ergonomische Büroartikel. Diese Shops bieten oft tiefes Fachwissen und eine sehr breite Produktpalette in ihrem Segment.
- Andere Einzelhandelsketten: In einigen Ländern gibt es noch andere große Ketten für Bürobedarf (manchmal sind dies ehemalige Office Depot-Filialen oder lokale Anbieter). Auch große Supermärkte oder Drogerien führen oft ein Basissortiment an Schreibwaren und Büromaterial.
- Direkt vom Hersteller: Für bestimmte Produkte, insbesondere Toner und Tinte, ist es manchmal möglich, direkt beim Druckerhersteller zu kaufen, auch wenn dies oft teurer ist.
- B2B-Anbieter: Für Unternehmen gibt es spezialisierte Lieferanten, die Großmengen und maßgeschneiderte Lösungen anbieten. Viele dieser Anbieter haben das Geschäft übernommen, das früher von der B2B-Sparte von Staples Solutions in Europa bedient wurde.
Die Wahl der besten Alternative hängt von den individuellen Bedürfnissen ab – ob man als Privatperson Schreibwaren sucht, als Home-Office-Nutzer schnell Toner benötigt oder als Unternehmen große Mengen Papier bestellt.
Der Markt für spezifische Produkte: Toner, Tinte & Co. im Wandel
Die Veränderungen bei Staples haben natürlich auch Auswirkungen auf den Markt für spezifische Produkte wie Toner, Tinte, Papier und Druckerzubehör. Früher war Staples oft eine wichtige Bezugsquelle, sowohl in physischen Läden als auch online. Heute hat sich die Beschaffung dieser Artikel stark in Richtung Online-Handel verschoben.
Der Markt für Toner und Tinte ist besonders wettbewerbsintensiv geworden. Neben den Originalprodukten der Druckerhersteller gibt es eine riesige Auswahl an kompatiblen oder wiederaufbereiteten Tintenpatronen und Tonerkartuschen, die oft deutlich günstiger sind. Online-Shops, die sich auf Druckerzubehör spezialisieren, bieten oft eine sehr breite Palette für nahezu jedes Druckermodell.
Papier wird ebenfalls in großen Mengen online gekauft, oft in größeren Verpackungseinheiten für Büros oder im kleineren Umfang für den Heimgebrauch. Auch hier gibt es eine Vielzahl von Anbietern, die unterschiedliche Papierqualitäten und -arten anbieten.
Schreibwaren und allgemeines Büromaterial sind heute ebenfalls über eine breite Palette von Kanälen erhältlich. Vom Discounter bis zum spezialisierten Online-Shop findet man alles von Stiften und Notizbüchern bis hin zu Ordnern und Ablagesystemen. Die Bequemlichkeit des Online-Einkaufs hat dazu geführt, dass viele Verbraucher diese Artikel heute seltener in einem dedizierten Bürobedarfsgeschäft kaufen, sondern eher nebenbei bei größeren Online-Bestellungen oder im Supermarkt mitnehmen.
Zusammenfassung der wichtigsten Veränderungen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Veränderung von Staples ein Spiegelbild des Wandels im gesamten Einzelhandel und insbesondere im Markt für Bürobedarf ist. Die wichtigsten Faktoren waren:
- Der massive Aufstieg des Online-Handels.
- Die veränderten Arbeitsgewohnheiten (mehr Home-Office, Digitalisierung).
- Das Scheitern der geplanten Fusion mit Office Depot.
- Die Übernahme durch eine Private-Equity-Firma und die anschließende Zerschlagung und Neuausrichtung, insbesondere der Verkauf des Europageschäfts.
Für Kunden bedeutet dies, dass der vertraute Name Staples in vielen Regionen nicht mehr die Rolle spielt, die er einst hatte. Der Einkauf von Büroartikeln, Toner, Papier und Druckerzubehör findet heute über eine fragmentiertere Landschaft von Anbietern statt, wobei der Online-Kanal eine dominierende Rolle eingenommen hat.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
- Ist Staples komplett verschwunden?
- Nein, das Unternehmen existiert in Nordamerika unter neuer Eigentümerschaft und mit verändertem Fokus (stärker B2B-orientiert) weiterhin. In Europa wurde das Geschäft verkauft und aufgeteilt, sodass der Name Staples in vielen Ländern nicht mehr für den ursprünglichen Einzelhandel steht.
- Wer hat Staples in Europa gekauft?
- Das Europageschäft (Staples Solutions) wurde nach der Übernahme von Staples Inc. durch Sycamore Partners an Cerberus Capital Management verkauft und anschließend weiter zerlegt. Teile davon wurden an verschiedene andere Unternehmen verkauft oder umfirmiert.
- Gibt es noch Staples-Filialen in Deutschland/Europa?
- In vielen europäischen Ländern, einschließlich Deutschland, wurden die physischen Staples-Filialen geschlossen oder an andere Betreiber verkauft und umfirmiert. Es ist unwahrscheinlich, dass Sie heute noch eine Staples-Filiale im ursprünglichen Sinne finden.
- Wo kann ich heute Druckerpatronen oder Papier kaufen, wenn nicht bei Staples?
- Eine breite Auswahl finden Sie bei großen Online-Händlern wie Amazon, spezialisierten Online-Shops für Druckerzubehör oder Büromaterial, in den Online-Shops anderer großer Einzelhandelsketten oder manchmal noch in verbliebenen lokalen Bürobedarfsgeschäften.
- Hat der Wandel bei Staples den Preis für Büroartikel beeinflusst?
- Der Wettbewerb, insbesondere durch den Online-Handel, hat generell zu einem hohen Preisdruck im Bereich Büromaterial, Toner und Papier geführt. Das Fehlen eines großen Players wie dem alten Staples in seiner dominanten Form hat den Markt weiter fragmentiert, was sowohl Vor- (mehr Auswahl, Nischenanbieter) als auch Nachteile (potenziell weniger Preiswettbewerb durch einen großen Player) haben kann, aber insgesamt hat der Online-Wettbewerb die Preise eher gedrückt.
- Ist der Name Staples noch für etwas in Europa präsent?
- Auch wenn die Einzelhandelsläden verschwunden sind, könnte der Name Staples oder ein Nachfolgername noch im B2B-Bereich für Bürolieferungen an Unternehmen präsent sein, betrieben von den Unternehmen, die Teile des ehemaligen Europageschäfts übernommen haben.
Die Geschichte von Staples ist ein Lehrstück über die Dynamik des modernen Handels und die Herausforderungen, denen sich traditionelle Einzelhändler im digitalen Zeitalter stellen müssen. Obwohl der Name Staples in seiner alten Form in vielen Regionen an Bedeutung verloren hat, lebt der Bedarf an Büromaterial, Druckerzubehör und Schreibwaren weiter, bedient von einer neuen Generation von Anbietern, die sich den veränderten Marktbedingungen angepasst haben.
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