03/07/2021
Manchmal scheinen sich Geschichten zu wiederholen, besonders im schnelllebigen Bereich des E-Commerce. Aktuell trifft dies auf den Nonfood-Discounter TEDi zu. Das Unternehmen hat seinen Online-Shop erneut vom Netz genommen. Dies ist bereits das zweite Mal innerhalb von nur drei Jahren, dass TEDi den Versuch einstellt, sich im elektronischen Handel zu etablieren. Die Begründung für diesen erneuten Schritt gleicht dabei auffallend der Argumentation, die bereits beim ersten Abschied aus dem E-Commerce angeführt wurde.
Um die Situation besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick zurück auf die bisherigen E-Commerce-Aktivitäten von TEDi. Seinen ersten eigenen Online-Shop startete TEDi im Mai 2015. Die Intention war klar: den Kunden eine zusätzliche Einkaufsmöglichkeit bieten und das Sortiment der physischen Filialen digital ergänzen. Doch dieser erste Vorstoß war nicht von langer Dauer. Bereits vier Jahre später, im Jahr 2019, wurde der Shop wieder geschlossen. Damals begründete TEDi diesen Schritt auf Nachfrage damit, dass die „Stärke von TEDi klar im stationären Einzelhandel“ liege. Eine Begründung, die uns im aktuellen Kontext nur allzu bekannt vorkommt.
Die globale Corona-Pandemie ab Frühjahr 2020 stellte viele Einzelhändler vor immense Herausforderungen. Lockdowns und strenge Auflagen zwangen Geschäfte zur Schließung oder stark eingeschränkten Öffnungszeiten. In dieser Zeit des Umbruchs sahen viele Unternehmen die Notwendigkeit, ihre digitalen Kanäle zu stärken oder überhaupt erst aufzubauen. Auch TEDi reagierte auf diese veränderte Marktsituation und das gestiegene Bedürfnis der Kunden nach Online-Einkaufsmöglichkeiten, insbesondere als die physischen Läden geschlossen bleiben mussten.
Im Frühsommer 2020 gab es daher ein kleines Comeback von TEDi im deutschen E-Commerce. Zunächst startete der Discounter einen eBay-Shop während des ersten Lockdowns. Dies diente offensichtlich als schnelle Reaktion, um auch in Zeiten geschlossener Ladengeschäfte eine Einkaufsplattform für die Kunden bereitzustellen. Später folgte dann die erneute Einführung eines eigenen Online-Shops. Dieser Schritt wurde damals damit begründet, dass die Erwartungshaltung der Kunden in der Corona-Pandemie deutlich gestiegen sei und man diesem Wunsch nachkommen wollte.
Trotz dieser erneuten Bemühungen und der zwischenzeitlichen Anpassung an die veränderten Kundenerwartungen wurde der zweite Online-Shop nun ebenfalls eingestellt. Kunden, die aktuell versuchen, bei TEDi online einzukaufen, landen auf einer Webseite, die Abschiedsworte enthält. Hier legt TEDi die Gründe für das erneute Aus im Online-Handel dar. Ein zentrales Argument ist, dass sich der Nonfood-Discounter jetzt wieder stärker auf sein Kerngeschäft konzentrieren möchte: das Geschäft in den physischen Filialen. TEDi führt zudem an, dass vielfache Rückmeldungen von Kunden gezeigt hätten, dass die meisten es bevorzugen, direkt in den Filialen einzukaufen.
Auf Nachfrage von neuhandeln.de bekräftigte TEDi diese Haltung und betonte, dass nach dem Abklingen der Corona-Pandemie die eigene Stärke wieder „klar im stationären Einzelhandel“ liege. Es ist bemerkenswert, dass nicht nur der Shop zum zweiten Mal geschlossen wird, sondern auch die Begründung für die Einstellung des Online-Geschäfts exakt dieselbe ist wie beim ersten Mal. Dies wirft Fragen auf, ob die Herausforderungen des Online-Handels für das spezifische Geschäftsmodell von TEDi grundsätzlich zu groß sind oder ob die strategische Ausrichtung des Unternehmens einfach primär auf das physische Einkaufserlebnis abzielt.
TEDi wurde im Jahr 2004 gegründet und hat sich seitdem zu einem bedeutenden Nonfood-Discounter in Europa entwickelt. Das Unternehmen betreibt aktuell mehr als 2.650 Filialen in elf europäischen Ländern. Das Sortiment ist breit gefächert und umfasst unter anderem Drogerie-Produkte, Haushaltswaren, Heimwerker-Artikel (DIY-Produkte) sowie eine Vielzahl an Bürobedarf und Schreibwaren, die für viele Kunden relevant sind. Die Auswahl in den physischen Filialen ist mit rund 25.000 Produkten sehr umfangreich.
Im Gegensatz dazu umfasste das Sortiment des nun geschlossenen Online-Shops lediglich rund 5.000 Artikel. Obwohl dies immer noch eine beachtliche Zahl ist, zeigt es, dass nur ein Bruchteil des gesamten TEDi-Angebots online verfügbar war. Für Kunden, die spezifische Artikel suchten, war der Gang in die Filiale oft ohnehin unumgänglich.
Interessanterweise waren die Produktpreise online und offline identisch, was eine faire Preisgestaltung signalisierte. Die Versandkosten betrugen 4,95 Euro pro Bestellung, unabhängig vom Bestellwert. Dies ist ein Punkt, der im Discount-Segment eine Rolle spielen kann. Bei sehr preiswerten Artikeln können Versandkosten schnell einen erheblichen Anteil am Gesamtpreis ausmachen und somit weniger attraktiv für Kunden sein, die nur wenige oder sehr günstige Produkte bestellen möchten. Das E-Commerce-Angebot war zudem ausschließlich für den deutschen Markt verfügbar.
Die logistische Abwicklung des Online-Geschäfts erfolgte über die Europa-Zentrale von TEDi in Dortmund. Dort kümmerten sich zehn Mitarbeiter um den Versand und den Betrieb des Online-Shops. Mit der Einstellung des Shops stellt sich die Frage nach der zukünftigen Verwendung dieser Ressourcen und Mitarbeiter.
Die wiederholte Schließung des Online-Shops bei TEDi unterstreicht die Herausforderungen, denen sich Discounter im E-Commerce gegenübersehen. Während der Online-Hand für viele Sortimente und Geschäftsmodelle zum unverzichtbaren Kanal geworden ist, scheint er nicht für jedes Unternehmen gleichermaßen profitabel oder strategisch passend zu sein, insbesondere wenn das Kerngeschäft stark auf niedrige Preise, hohe Frequenz und das physische Einkaufserlebnis in den Filialen ausgerichtet ist. Die Kosten für Lagerhaltung, Kommissionierung, Verpackung und Versand einzelner, oft sehr preiswerter Artikel können die Margen schnell aufzehren.
TEDi scheint aus den Erfahrungen gelernt zu haben – oder vielmehr, die ursprüngliche Erkenntnis bestätigt bekommen zu haben. Die Stärke des Unternehmens liegt offenbar tatsächlich im stationären Bereich. Das Stöbern in den Gängen, das Entdecken von impulsiven Käufen und die direkte Verfügbarkeit der Produkte sind Elemente, die das Einkaufserlebnis bei TEDi prägen und möglicherweise nicht so einfach ins Digitale übersetzt werden können oder für die Kernzielgruppe weniger relevant sind als der direkte Besuch vor Ort.
Die Entscheidung, sich wieder voll auf das Filialgeschäft zu konzentrieren, bedeutet wahrscheinlich, dass TEDi seine Ressourcen und Investitionen primär in die Optimierung und Expansion seines physischen Netzwerks stecken wird. Angesichts von über 2.650 Filialen in Europa ist dies ein bedeutendes Unterfangen, das ausreichend Management-Aufmerksamkeit und Kapital bindet. Die Rückmeldung der Kunden, dass sie das Einkaufen in den Filialen bevorzugen, stützt diese strategische Ausrichtung zusätzlich.
Was bedeutet das nun für Kunden, die bisher bei TEDi online eingekauft haben, insbesondere für diejenigen, die dort Bürobedarf, Schreibwaren oder andere spezifische Artikel bezogen? Sie müssen nun wieder den Weg in die nächste TEDi-Filiale antreten, um ihr gewünschtes Sortiment zu finden. Dies kann für Kunden in ländlichen Gebieten oder mit eingeschränkter Mobilität eine Einschränkung darstellen, während es für andere, die ohnehin regelmäßig die Filialen besuchen, kaum eine Veränderung bedeutet. Es unterstreicht jedoch die Notwendigkeit, die Verfügbarkeit von Produkten in den lokalen Filialen sicherzustellen und das Einkaufserlebnis dort attraktiv zu gestalten.
Vergleich der TEDi Online-Shop Versuche
Versuch | Zeitraum | Grund für Schließung (laut TEDi) |
---|---|---|
1. Online-Shop | Mai 2015 - 2019 | Stärke liegt im stationären Einzelhandel |
2. Online-Shop | Nach Frühsommer 2020 - Jetzt | Stärkere Konzentration auf Filialgeschäft, Stärke liegt im stationären Einzelhandel, Kunden bevorzugen Filialen |
Häufig gestellte Fragen zur TEDi Online-Shop Schließung
Ist der TEDi Online-Shop endgültig geschlossen?
Ja, der Online-Shop von TEDi wurde erneut und laut den aktuellen Informationen dauerhaft eingestellt.
Warum hat TEDi seinen Online-Shop geschlossen?
TEDi begründet die Schließung damit, dass sich das Unternehmen stärker auf sein Kerngeschäft, die physischen Filialen, konzentrieren möchte. Zudem zeige Kundenfeedback, dass die meisten Kunden das Einkaufen in den Filialen bevorzugen. TEDi sieht seine Stärke klar im stationären Einzelhandel.
War dies die erste Online-Shop Schließung bei TEDi?
Nein, TEDi hatte bereits von 2015 bis 2019 einen Online-Shop betrieben und diesen damals mit einer sehr ähnlichen Begründung eingestellt.
Kann ich TEDi Produkte noch online kaufen?
Der eigene Online-Shop von TEDi ist geschlossen. Derzeit gibt es keinen Hinweis darauf, dass TEDi seine Produkte über andere Plattformen oder Kanäle online anbietet. Der Einkauf ist primär in den über 2.650 Filialen möglich.
Waren die Preise online anders als in den Filialen?
Nein, laut den verfügbaren Informationen waren die Produktpreise im Online-Shop und in den physischen Filialen identisch.
Welche Produkte wurden im Online-Shop angeboten?
Der Online-Shop bot rund 5.000 Artikel aus dem TEDi-Sortiment an, darunter Produkte aus den Bereichen Drogerie, Haushalt, DIY und auch Bürobedarf/Schreibwaren, also nur einen Teil des gesamten Filialsortiments von ca. 25.000 Artikeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass TEDi nach zwei Versuchen im E-Commerce und einer Phase, in der die Pandemie das Online-Geschäft kurzzeitig begünstigte, zu seiner ursprünglichen Einschätzung zurückkehrt: Die Kernkompetenz und die präferierte Einkaufsmöglichkeit für die meisten Kunden liegen im stationären Geschäft. Die erneute Schließung ist ein klares Bekenntnis zum Filialgeschäft und eine Abkehr von der digitalen Verkaufsplattform, zumindest für absehbare Zeit. Dies könnte auch für andere Discounter oder Einzelhändler mit ähnlichen Geschäftsmodellen relevante Erkenntnisse liefern.
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