Tumblr: Noch relevant im Social Web?

25/08/2017

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In der schnelllebigen Welt des Internets tauchen Plattformen auf, gewinnen immense Popularität und verschwinden manchmal genauso schnell wieder. Tumblr war einst ein leuchtender Stern am Himmel der sozialen Netzwerke und Blogging-Plattformen. Gegründet im Jahr 2007, entwickelte es sich rasant zu einem kreativen Hotspot, der Millionen von Nutzern anzog. Doch in den letzten Jahren gab es einige turbulente Phasen. Angesichts der Dominanz von Giganten wie Instagram, TikTok und Co. stellt sich die Frage: Ist Tumblr noch aktuell? Was ist aus der Plattform geworden, die einst für ihre einzigartige Mischung aus Blogging und sozialer Interaktion bekannt war?

Um diese Frage zu beantworten, werfen wir einen Blick zurück auf die Anfänge, betrachten die Entwicklung, die Funktionen und die Herausforderungen, denen sich Tumblr stellen musste. Die Geschichte von Tumblr ist geprägt von schnellem Wachstum, großen Übernahmen und kontroversen Entscheidungen, die die Plattform nachhaltig verändert haben.

Ist Tumblr noch aktuell?
Tumblr wurde im Jahr 2024 von lediglich zwei Prozent der regelmäßigen Social-Media-Nutzer in Deutschland regelmäßig genutzt. Die Blogging-Plattform liegt damit weit hinter dem Marktführer YouTube, der 63 Prozent Nutzeranteil verzeichnen kann. Ebenfalls an der Spitze liegen Facebook, Instagram sowie TikTok.
Übersicht

Die Anfänge und das schnelle Wachstum von Tumblr

Tumblr wurde 2007 von David Karp und Marco Arment ins Leben gerufen. Die Idee war es, eine unkomplizierte Möglichkeit zu schaffen, verschiedene Arten von Inhalten – Text, Bilder, Zitate, Links, Chatlogs, Audio und Video – in einem Blog zu veröffentlichen. Dieses Format, das eine Mischung aus traditionellem Blog und Microblogging darstellte, traf den Nerv der Zeit und zog schnell eine wachsende Nutzerschaft an.

Bereits im Jahr 2010 erreichte die Plattform eine Milliarde Posts und konnte eine beachtliche Finanzierung von 30 Millionen US-Dollar sichern. Die Nutzerzahlen explodierten in den folgenden Jahren förmlich. Von rund 39 Millionen Blogs im Januar 2012 stieg die Zahl auf etwa 163 Millionen im Januar 2014 an. Zwei Jahre später waren es bereits 293 Millionen Blogs. Ende Juni 2020 zählte Tumblr beeindruckende 502 Millionen Blogs. Diese Zahlen zeigen das enorme Potenzial und die Beliebtheit, die Tumblr in seinen Hochzeiten genoss.

Was Tumblr auszeichnet: Funktionen und die Community

Tumblr war und ist mehr als nur eine Blogging-Plattform. Es ist eine soziale Erfahrung. Benutzer können einfach und schnell eigene Blogs erstellen und Inhalte in verschiedenen Formaten posten. Die Auswahl der 7 Formate – Text, Bild, Zitat, Link, Chat, Audio und Video – ermöglichte eine große Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten. Wie auf anderen Plattformen auch, konnten Nutzer ihre Beiträge mit Hashtags versehen, um die Auffindbarkeit zu erleichtern und sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen.

Die Interaktion auf Tumblr unterscheidet sich in einigen Aspekten von anderen Plattformen. Neben dem einfachen Liken von Posts spielt das „Rebloggen“ eine zentrale Rolle. Beim Rebloggen wird der Inhalt eines anderen Nutzers direkt im eigenen Blog geteilt, oft mit einem zusätzlichen Kommentar. Dies fördert die schnelle Verbreitung von Inhalten und die Entstehung von viralen Trends innerhalb der Plattform. Ein integrierter Messaging-Dienst ermöglicht zudem die private Kommunikation zwischen Mitgliedern.

Ein besonderes Merkmal von Tumblr ist seine Community. Die Nutzerbasis ist oft jünger, mit einem großen Anteil zwischen 13 und 22 Jahren, und zeichnet sich durch eine starke Fokussierung auf kreative und künstlerische Inhalte aus. Viele Nutzer spezialisieren sich auf bestimmte Themen, sei es Fotografie, Kunst, Fanfiction oder spezifische Fandoms. Diese Nischenbildung führt zu einer sehr spezifischen und oft leidenschaftlichen Community. Die Plattform galt lange Zeit als relativ frei von den "Shitstorms" und negativen Kommentaren, die auf anderen großen sozialen Netzwerken häufig vorkommen.

Was wurde aus Tumblr?
Aufgrund des Verbots von „Erwachseneninhalten“ verlor Tumblr bis März 2019 ein Drittel seiner Nutzer. Im August 2019 wurde Tumblr an Automattic, den Betreiber der Bloggerplattform WordPress.com, verkauft.

Übernahmen und turbulente Zeiten

Der Erfolg von Tumblr blieb nicht unbemerkt. Im Mai 2013 kaufte Yahoo die Plattform für geschätzte 990 Millionen Dollar. Diese Übernahme wurde als Versuch von Yahoo gesehen, eine jüngere Zielgruppe (18 bis 24 Jahre) anzusprechen und das eigene Image zu verjüngen – man wollte wieder „cool“ werden. Gründer David Karp blieb zunächst an Bord.

Doch die Zeit unter Yahoo war nicht ohne Herausforderungen. Während dieser Periode gab es auch Kontroversen und Probleme. Tumblr wurde in mehreren Ländern wegen der Verbreitung von Pornografie, religiösem Extremismus oder LGBT-Inhalten gesperrt. Dazu gehörten China, Indonesien, Kasachstan und der Iran.

Der Einschnitt: Das Verbot von Erwachseneninhalten

Ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte von Tumblr war die Entscheidung, ab dem 17. Dezember 2018 pornografische Bilder und Videos zu verbieten. Diese drastische Maßnahme wurde unter anderem durch die Entfernung der Tumblr-App aus Apples App Store im November 2018 und den Druck durch den US-amerikanischen Stop Enabling Sex Traffickers Act (SESTA) ausgelöst. Tumblr reagierte mit einer rigorosen Durchsetzung der neuen Richtlinien, was zur Sperrung vieler Blogs führte, teilweise auch irrtümlich.

Die Folgen dieses Verbots waren gravierend. Tumblr verlor bis März 2019 einen erheblichen Teil seiner Nutzerschaft – Schätzungen zufolge bis zu einem Drittel. Viele Nutzer, die Tumblr gerade wegen seiner liberaleren Haltung zu bestimmten Inhalten geschätzt hatten, wanderten zu anderen Plattformen ab. Diese Zäsur veränderte die Dynamik und das Image von Tumblr maßgeblich.

Der Verkauf an Automattic

Im August 2019 erfolgte die nächste große Veränderung in der Eigentümerstruktur. Tumblr wurde an Automattic verkauft, das Unternehmen hinter der erfolgreichen Blogging-Plattform WordPress.com. Der Kaufpreis sorgte für Aufsehen, da er mit "deutlich unter 20 Millionen US-Dollar" (Quellen nennen sogar 3 Millionen US-Dollar) extrem niedrig war im Vergleich zum Preis, den Yahoo wenige Jahre zuvor gezahlt hatte. Dies wurde weithin als Beleg für den Wertverlust der Plattform nach den turbulenten Jahren und dem Nutzerverlust interpretiert.

Wie viel kostet ein Tumblr?
Der Social-Media-Dienst Tumblr ist komplett kostenfrei. Weder für die Erstellung eines Beitrags noch für den eigenen Blog fallen Kosten an.

Automattic kündigte an, alle rund 200 Mitarbeiter zu übernehmen und zunächst am Verbot pornografischer Inhalte festzuhalten. Im Oktober 2022 gab Tumblr jedoch bekannt, die Regelungen wieder lockern zu wollen und die Community Guidelines entsprechend anzupassen. Dies war ein Versuch, frühere Nutzer zurückzugewinnen und die Plattform wieder attraktiver zu machen, insbesondere für die kreativen und nischenorientierten Communities, die Tumblr einst prägten.

Tumblr heute: Nische statt Mainstream?

Basierend auf den verfügbaren Informationen und der Entwicklung der letzten Jahre lässt sich sagen: Tumblr ist definitiv noch aktiv. Die Plattform zählt immer noch Hunderte Millionen von Blogs. Die Frage ist jedoch, welche Rolle sie im heutigen Social Web spielt und für wen sie relevant ist.

Mit einem globalen Marktanteil unter den Social-Media-Plattformen von gerade einmal 0,24 % (Stand März 2023, basierend auf den bereitgestellten Daten) ist Tumblr weit davon entfernt, ein „Big Player“ wie Facebook, Instagram oder TikTok zu sein. Fast die Hälfte der Nutzer stammt aus den USA, der Anteil deutscher Nutzer liegt bei etwa 3,5 %. Dies zeigt, dass Tumblr eher eine Nischenplattform ist, die in bestimmten Regionen und für bestimmte Zielgruppen relevanter ist als global.

Die Community auf Tumblr ist nach wie vor stark auf kreative und künstlerische Aspekte ausgerichtet. Fotografen, Künstler, Autoren (insbesondere im Bereich Fanfiction) und Fans spezifischer Themen finden hier oft eine Heimat. Die Plattform bietet Raum für Selbstausdruck und den Austausch in spezifischen Interessengruppen, oft abseits des Drucks und der Algorithmen, die den Mainstream-Plattformen eigen sind.

Ist Tumblr noch aktuell für Marketing?

Für Unternehmen, die eine breite Zielgruppe erreichen wollen, ist Tumblr aufgrund seines geringen Marktanteils und seiner Nischenausrichtung meist keine erste Wahl. Social-Media-Agenturen, die auf schnelle und hohe Reichweiten abzielen, werden sich eher an die großen Plattformen halten.

Ist Tumblr noch aktuell?
Tumblr wurde im Jahr 2024 von lediglich zwei Prozent der regelmäßigen Social-Media-Nutzer in Deutschland regelmäßig genutzt. Die Blogging-Plattform liegt damit weit hinter dem Marktführer YouTube, der 63 Prozent Nutzeranteil verzeichnen kann. Ebenfalls an der Spitze liegen Facebook, Instagram sowie TikTok.

Allerdings kann Tumblr für sehr spezifische Marketingziele durchaus relevant sein. Wenn die Zielgruppe des Unternehmens zur kreativen, jüngeren und nischenorientierten Community von Tumblr passt, können Kampagnen hier durchaus erfolgreich sein. Denkbar sind beispielsweise Kooperationen mit Influencern aus bestimmten Fandoms, das Teilen von kreativen Inhalten oder die Interaktion mit spezifischen Interessengruppen. Eine genaue Analyse der Zielgruppe und der Inhalte ist entscheidend, um festzustellen, ob Tumblr für die Marketingstrategie eines Unternehmens geeignet ist.

Kosten: Ist Tumblr kostenlos?

Ein wichtiger Aspekt, der zur Attraktivität von Tumblr beiträgt, ist sein Geschäftsmodell. Der Social-Media-Dienst ist für die Nutzer komplett kostenlos. Sowohl die Erstellung eines eigenen Blogs als auch das Posten von Inhalten verursacht keine direkten Kosten.

Tumblr finanziert sich hauptsächlich über die Einspielung von Werbeanzeigen. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit von In-App-Käufen, beispielsweise um das Design des eigenen Blogs (das „Theme“) zu individualisieren. Aber die Kernfunktionen – das Erstellen, Posten, Rebloggen und Interagieren – sind frei zugänglich. Um Tumblr nutzen zu können, ist lediglich eine Registrierung und das Einloggen auf der Webseite erforderlich.

Häufig gestellte Fragen zu Tumblr

Im Zusammenhang mit Tumblr tauchen immer wieder ähnliche Fragen auf. Hier beantworten wir einige davon basierend auf den verfügbaren Informationen.

Heißt es Tumblr oder Tumbler?

Die korrekte Schreibweise der Blogging-Plattform ist Tumblr. Die Schreibweise "Tumbler" ist falsch und bezieht sich auf andere Dinge, wie beispielsweise einen Trinkbecher.

Heißt es Tumblr oder Tumbler?
Tumblr (ausgesprochen „Tumbler“ ) ist eine Microblogging- und Social-Networking-Website, die 2007 von David Karp gegründet wurde und dem amerikanischen Unternehmen Automattic gehört.

Was wurde aus Tumblr?

Tumblr existiert weiterhin und ist eine aktive Blogging-Plattform. Nach den Übernahmen durch Yahoo und Automattic sowie der kontroversen Entscheidung, Erwachseneninhalte zu verbieten (und der späteren teilweisen Lockerung dieser Regelung), hat sich die Plattform verändert und an globaler Reichweite verloren. Sie ist heute eher eine Nischenplattform, die sich auf kreative Inhalte und spezifische Communities konzentriert und weiterhin kostenlos nutzbar ist.

Wie viel kostet ein Tumblr?

Die Nutzung von Tumblr, inklusive der Erstellung eines eigenen Blogs und dem Veröffentlichen von Inhalten, ist kostenlos. Die Plattform finanziert sich durch Werbung. Es gibt optionale In-App-Käufe zur Individualisierung, aber die grundlegende Nutzung ist gratis.

Fazit: Tumblr lebt, aber anders

Tumblr ist nicht tot. Es ist eine Plattform, die eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht hat, geprägt von Höhen und Tiefen. Vom einstigen Internet-Phänomen hat es sich zu einer spezifischen Nischenplattform entwickelt. Die kreative Community ist nach wie vor ein zentrales Element. Für Nutzer, die einen Raum für künstlerischen Ausdruck, den Austausch in spezifischen Fandoms suchen und eine Community schätzen, die oft als weniger toxisch empfunden wird als auf anderen großen Netzwerken, kann Tumblr nach wie vor sehr relevant sein.

Für Unternehmen und Einzelpersonen, die auf maximale Reichweite und breite Öffentlichkeit abzielen, ist Tumblr weniger geeignet als die global dominierenden Plattformen. Doch wer eine spezifische, kreative oder nischenorientierte Zielgruppe ansprechen möchte, sollte Tumblr als potenziellen Kanal nicht gänzlich außer Acht lassen. Die Plattform hat ihre Identität gefunden – als Heimat für die, die das Individuelle und Kreative suchen, abseits des grellen Lichts des Social-Media-Mainstreams.

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