Wie hieß der Füller in der DDR?

Heiko: Der bekannte Füller aus der DDR

26/02/2014

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Wenn man an Schreibgeräte aus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) denkt, fällt vielen sofort ein Name ein: Heiko. Der Heiko-Füller war in der DDR weit verbreitet und ein fester Bestandteil des Schulalltags und des Bürolebens. Doch hinter der Marke Heiko steckt eine lange und wechselvolle Geschichte, die eng mit der Stadt Wernigerode im Harz verbunden ist.

Wie hieß der Füller in der DDR?
Die Füllhalterfabrik Wernigerode ist ein Hersteller von Schreibgeräten in Wernigerode im Harz. Zu DDR-Zeiten wurden im VEB Füllhalterfabrik Wernigerode die Füller der Marke „Heiko“ produziert.

Die Ursprünge der Heiko-Füller reichen bis ins Jahr 1946 zurück. Damals wurde in Wernigerode die Walter Heise KG gegründet. Diese Firma war zunächst als Fabrik für Bürobedarf tätig. Aus dem Namen dieser Kommanditgesellschaft, Heise KG, leitete sich später die bekannte Marke Heiko ab, die im Jahr 1954 offiziell eingetragen wurde. In den Anfangsjahren war dies ein privates Unternehmen, das sich im Nachkriegsdeutschland etablierte.

Übersicht

Von der Walter Heise KG zum VEB Füllhalterfabrik Wernigerode

Die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in der sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR hatten auch Auswirkungen auf die Walter Heise KG. Wie viele andere Privatbetriebe in der DDR wurde auch diese Firma verstaatlicht. Die Verstaatlichung erfolgte zum 1. Januar 1953. Aus der privaten Walter Heise KG wurde der VEB Füllhalterfabrik Wernigerode. Der Betrieb war nun Volkseigen, was bedeutete, dass er dem Staat gehörte und in die zentrale Planwirtschaft der DDR eingebunden war.

Kurz nach der Verstaatlichung, im Juni 1953, war der Betrieb in Wernigerode auch Schauplatz politischer Ereignisse. Im Zuge des Aufstands vom 17. Juni 1953, bei dem Arbeiter in der gesamten DDR gegen höhere Arbeitsnormen und die Regierung protestierten, legten am 20. Juni 1953 auch die Arbeiter des Schreibgerätewerkes „Heiko“ die Arbeit nieder. Dies zeigt die Rolle des Betriebs als wichtiger Produktionsstandort in der Stadt und die Beteiligung seiner Belegschaft an den historischen Ereignissen dieser Zeit.

Produktion und Wachstum im VEB

Zunächst befand sich die Fabrik an der Westernstraße 37 in Wernigerode. Dieser Standort war zentral gelegen, gegenüber dem Westerntor. Mit dem Wachstum der Produktion und der steigenden Nachfrage nach Schreibgeräten in der DDR wurden neue Kapazitäten benötigt. Im Jahr 1972 zog die Füllhalterfabrik in einen Neubau in der Weinbergstraße 17 um. Dieser neue Standort bot mehr Platz und modernere Produktionsbedingungen, auch wenn die Produktion über mehrere Gebäude und Etagen verteilt war.

Zwischen 1972 und 1979 wurde der VEB Füllhalterfabrik Wernigerode in eine größere Struktur eingegliedert. Er wurde Teil des VEB Schreibgeräte Markant Singwitz, der als Stammbetrieb fungierte. Der Betrieb in Wernigerode trug fortan den Namen VEB Schreibgeräte, Betriebsteil HEIKO Wernigerode. Unter diesem Namen wurden weiterhin die bekannten Füllhalter hergestellt, aber auch andere Schreibgeräte kamen hinzu, wie Drehbleistifte und Kugelschreiber. Der Betrieb entwickelte sich zu einem wichtigen Arbeitgeber in der Region. Mit mehr als 500 Mitarbeitern gehörte der VEB Füllhalterfabrik Wernigerode zusammen mit dem VEB Getriebewerk Wernigerode und dem VEB Elektromotorenwerk Wernigerode zu den größten Produktionsbetrieben der Stadt Wernigerode.

Das Ende der DDR und die Wende

Mit der politischen Wende und der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 änderte sich die wirtschaftliche Landschaft grundlegend. Die Betriebe in der ehemaligen DDR mussten sich der Konkurrenz des westdeutschen und internationalen Marktes stellen. Der VEB Schreibgeräte, Betriebsteil HEIKO Wernigerode wurde privatisiert. Die neue Firma hieß heiko Schreib- und Zeichengeräte GmbH.

Doch die Umstellung war schwierig. Die Heiko-Füller, die in der DDR eine dominante Stellung hatten, sahen sich plötzlich starken Wettbewerbern gegenüber, darunter etablierte westdeutsche Marken wie Pelikan und Geha. Die heiko Schreib- und Zeichengeräte GmbH konnte sich auf dem neuen Markt nicht behaupten und geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Betrieb, der zu diesem Zeitpunkt noch knapp 500 Mitarbeiter beschäftigte, musste Insolvenz anmelden.

Die Übernahme durch Schneider und die heutige Produktion

Trotz der Insolvenz war das Werk in Wernigerode für andere Unternehmen interessant. Insbesondere die Patente und das Know-how im Bereich des Tintenleitsystems für Füllhalter weckten das Interesse. Im Jahr 1991 kaufte die Schneider Schreibgeräte GmbH aus Schramberg, ein Unternehmen, das bis dahin hauptsächlich auf Kugelschreiber spezialisiert war und keine eigene Füllhalter-Produktion hatte, Teile des Betriebs von der Treuhandanstalt. Dies war ein strategischer Schritt für Schneider, um in den Markt für Füllfederhalter einzusteigen.

Das Werk in Wernigerode wurde als Schneider GmbH & Co. Produktions- und Vertriebs KG eine 100%ige Tochtergesellschaft der Schneider Schreibgeräte GmbH. Im Jahr 1992 erfolgte ein weiterer Umzug der Produktion. Vom Standort in der Weinbergstraße, der heute als Bildungszentrum genutzt wird, zog die Füllhalter-Produktion in ein neues, speziell dafür errichtetes Werk im Wernigeroder Gewerbegebiet Stadtfeld. Dort nahmen zunächst 56 Mitarbeiter die Arbeit auf.

Der Standort im Gewerbegebiet Stadtfeld wurde 2002 baulich erweitert. Schneider hat die Produktion in Wernigerode kontinuierlich ausgebaut und modernisiert. Heute ist das Werk ein wichtiger Teil des Schneider-Unternehmens. Es werden dort nicht nur Füllfederhalter produziert, sondern auch Textmarker und Patronenroller. Darüber hinaus ist Wernigerode ein Zentrum für die Herstellung von Tintenpatronen.

Die Produktionszahlen sind beeindruckend. Im Jahr 2008 wurden beispielsweise knapp 400 Tonnen Kunststoff zu vier Millionen Füllfederhaltern in zwanzig verschiedenen Modellen verarbeitet. Dazu kamen etwa zwölf Millionen Textmarker und 150 Millionen Tintenpatronen. Ein großer Teil der Produktion läuft unter der Marke Schneider, aber es gibt auch Auftragsproduktionen für andere Unternehmen. Die Zahl der Beschäftigten ist seit der Übernahme gestiegen und lag im Jahr 2022 bei rund 130 Mitarbeitern auf einer Nutzfläche von etwa 10.000 m². Damit ist das Werk in Wernigerode auch heute noch ein bedeutender Produktionsstandort für hochwertige Schreibgeräte für Büro und Freizeit.

Historische Entwicklung im Überblick

Um die Geschichte der Füllhalterproduktion in Wernigerode besser zu verstehen, kann ein Blick auf die wichtigsten Daten hilfreich sein:

JahrEreignis
1946Gründung der Walter Heise KG in Wernigerode
1953 (Januar)Verstaatlichung, Umbenennung in VEB Füllhalterfabrik Wernigerode
1953 (Juni)Arbeiter streiken im Zuge des Aufstands vom 17. Juni
1954Eintragung der Marke „Heiko“
1972Umzug in den Neubau in der Weinbergstraße
1972-1979Eingliederung in den VEB Schreibgeräte Markant Singwitz, Umbenennung in VEB Schreibgeräte, Betriebsteil HEIKO Wernigerode
1990Wende und Wiedervereinigung, Privatisierung als heiko Schreib- und Zeichengeräte GmbH
1991Insolvenz der heiko GmbH, Übernahme von Teilen des Betriebs durch Schneider Schreibgeräte GmbH
1992Umzug in das neue Werk im Gewerbegebiet Stadtfeld
2002Bauliche Erweiterung des Standorts Stadtfeld
HeuteProduktion von Füllhaltern, Textmarkern, Patronenrollern und Tintenpatronen durch Schneider in Wernigerode

Häufig gestellte Fragen

Hier beantworten wir einige der häufigsten Fragen zum Thema DDR-Füller und der Marke Heiko:

Wie hieß der bekannte Füller in der DDR?

Der bekannteste Füller aus der DDR trug den Markennamen „Heiko“.

Wo wurde der Heiko-Füller hergestellt?

Die Produktion der Heiko-Füller fand in Wernigerode im Harz statt.

Was passierte mit der Heiko-Fabrik nach der Wiedervereinigung?

Nach der Wiedervereinigung wurde der Betrieb privatisiert, ging aber insolvent. Teile des Betriebs, insbesondere das Know-how und die Patente, wurden von der Schneider Schreibgeräte GmbH übernommen.

Produziert Schneider heute noch Füllhalter in Wernigerode?

Ja, die Schneider Schreibgeräte GmbH betreibt am Standort Wernigerode weiterhin ein wichtiges Werk, in dem Füllhalter, Textmarker, Patronenroller und Tintenpatronen hergestellt werden.

Stammt der Name Heiko von einem Personennamen?

Der Name Heiko leitet sich vom Namen der ursprünglichen Gründerfirma ab, der Walter Heise KG.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Heiko-Füller mehr als nur ein Schreibgerät war. Er war ein Symbol für die Schreibkultur der DDR und ein Produkt mit einer tiefen regionalen Verwurzelung in Wernigerode. Obwohl die Marke Heiko in ihrer ursprünglichen Form nach der Wende verschwand, lebt die Tradition der Füllhalterproduktion am Standort Wernigerode unter dem Dach der Schneider Schreibgeräte GmbH weiter und verbindet so die Geschichte mit der Gegenwart.

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