11/03/2021
In einer Welt, in der bewusster Konsum immer wichtiger wird, rückt das Thema Fairtrade zunehmend in den Fokus. Viele denken dabei zuerst an Produkte wie Kaffee oder Schokolade. Doch die Prinzipien des fairen Handels sind weitreichender und können auch in anderen Bereichen unseres Lebens, sogar bei der Auswahl von Artikeln für den Arbeitsplatz, eine Rolle spielen. Verstehen wir zunächst, was Fairtrade im Kern bedeutet und wie es Produzenten in Entwicklungsländern unterstützt.

Was bedeutet Fairtrade?
Der Ansatz von Fairtrade zielt darauf ab, gerechtere Handelsbedingungen zu schaffen. Dies geschieht insbesondere für Bäuerinnen und Bauern sowie Arbeiter:innen in Ländern des globalen Südens. Das System basiert auf mehreren Säulen, die darauf abzielen, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern.
Ein zentrales Element sind stabile Mindestpreise. Diese Preise liegen über dem oft stark schwankenden Weltmarktniveau und bieten den Produzenten finanzielle Sicherheit, unabhängig von Preisschwankungen. Zusätzlich zum Verkaufspreis erhalten die Produzentengemeinschaften eine Prämie, die sie für Gemeinschaftsprojekte verwenden können. Diese Projekte reichen von Bildung und Gesundheitsversorgung über Infrastrukturmaßnahmen bis hin zu Projekten zur Verbesserung der Produktqualität oder zur Umstellung auf biologischen Anbau.
Um sicherzustellen, dass diese Vorteile auch ankommen, setzt Fairtrade auf strenge Standards für die gesamte Lieferkette. Diese Standards umfassen soziale, ökonomische und ökologische Kriterien. Zudem werden starke Produzentengemeinschaften gefördert, die durch lokale und regionale Netzwerke unterstützt werden. Dieser Ansatz stärkt ihre Position im Handel und ermöglicht ihnen, ihre Interessen besser zu vertreten.
Das Fairtrade-Label erklärt
Das bekannteste Symbol für fairen Handel ist das blau-grüne FAIRTRADE-Siegel. Wenn Sie das Fairtrade-Label mit dem Pfeil sehen, bedeutet dies, dass Sie auf der Rückseite der Verpackung weitere Informationen über die Zutaten und ihre Beschaffungsmethode finden können. Dieses Label wird häufig auf Produkten verwendet, die aus mehreren Zutaten bestehen, wie zum Beispiel Kekse oder Glace.
Bei diesen Produkten müssen alle Zutaten, die unter Fairtrade-Bedingungen erhältlich sind, zertifiziert werden. Denken Sie zum Beispiel an den Kakao, den Zucker und die Vanille in einem Schokoriegel. Der Mindestanteil an Fairtrade-Zutaten in solchen Produkten beträgt 20 Prozent, aber viele Unternehmen gehen darüber hinaus und verwenden einen höheren Anteil zertifizierter Rohstoffe. Die genauen Informationen zum Anteil und zur Herkunft finden Sie auf der Rückseite der Packung.

Das Label findet sich auch auf Produkten, die Rohstoffe verwenden, die nach dem Prinzip des Mengenausgleichs gewonnen wurden. Dieses Prinzip kommt bei bestimmten Rohstoffen wie Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee zur Anwendung. Mengenausgleich bedeutet, dass die physische Fairtrade-Ware auf dem Weg vom Ursprung zum Endprodukt mit konventioneller Ware vermischt werden kann. Die verkaufte Menge als Fairtrade muss aber der zugekauften Menge an Fairtrade-Rohstoffen entsprechen. Dies erleichtert den Händlern den Handel und die Verarbeitung großer Mengen, stellt aber sicher, dass die entsprechenden Fairtrade-Vorteile (Mindestpreis, Prämie) bei den Produzenten ankommen. Für Konsumenten bedeutet dies, dass die spezifische Zutat im Endprodukt eventuell nicht physisch die Fairtrade-Zutat ist, aber eine äquivalente Menge Fairtrade-Rohstoff eingekauft wurde, wodurch die Produzenten unterstützt werden.
Wo finde ich Fairtrade-Produkte für mein Büro?
Auch wenn das Angebot an spezifischen Fairtrade-Büromaterialien wie Stiften, Papier oder Druckerzubehör noch nicht so verbreitet ist wie bei Lebensmitteln, wächst das Bewusstsein und damit potenziell auch das Sortiment. Die Suche nach fairen Optionen für den Arbeitsplatz kann eine spannende Entdeckungsreise sein. Die Prinzipien und Vertriebswege des fairen Handels bieten Anknüpfungspunkte, um auch in diesem Bereich verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen.
Fairtrade-Produkte, und damit potenziell auch einige Büroartikel oder zumindest Produkte, die in Büros konsumiert werden (wie Kaffee oder Tee), lassen sich an verschiedenen Orten finden:
- Online-Plattformen der Fair-Handelsgesellschaften: Viele der etablierten Fair-Handelsorganisationen betreiben eigene Online-Shops. Auch wenn ihr Hauptsortiment oft Lebensmittel, Kunsthandwerk oder Mode umfasst, lohnt sich ein Blick in ihre Kataloge. Manchmal finden sich hier auch Notizbücher aus recyceltem Papier oder andere Artikel, die im Büroalltag nützlich sind.
- Verschiedene Online-Shops mit Fairtrade-Sortimenten: Neben den Shops der Organisationen gibt es auch Online-Händler, die ein breiteres Spektrum an Fairtrade-Produkten verschiedener Marken anbieten. Diese Shops sind oft eine gute Anlaufstelle, um eine Vielfalt an Produkten unter einem Dach zu finden. Hier könnten sich spezialisierte Anbieter für nachhaltige oder faire Büroartikel finden.
- Weltläden: Als Pioniere des fairen Handels sind Weltläden traditionelle Verkaufsstellen. Sie bieten oft eine Mischung aus Lebensmitteln, Kunsthandwerk und Textilien. Einige Weltläden haben aber auch Kleinigkeiten, die im Büro nützlich sein können, wie z.B. kleine Notizbücher oder Stifte aus Naturmaterialien, auch wenn diese nicht immer ein explizites Fairtrade-Siegel tragen, aber den Prinzipien des fairen Handels folgen.
- Supermärkte und Einzelhändler: Das Fairtrade-Siegel ist längst in den Regalen großer Supermärkte und bei Einzelhändlern angekommen, vor allem bei Lebensmitteln. Dies zeigt die wachsende Akzeptanz und Verfügbarkeit. Es ist denkbar, dass zukünftig auch vermehrt Büroartikel in diesem Vertriebsweg auftauchen.
- Spezialisierte Anbieter für nachhaltige Büroartikel: Es gibt zunehmend Online-Shops und Händler, die sich auf nachhaltige und umweltfreundliche Büroartikel spezialisieren. Oft überschneiden sich hier die Kriterien der Nachhaltigkeit mit denen des fairen Handels, auch wenn nicht jedes Produkt ein Fairtrade-Siegel tragen mag. Hier gezielt nach Produkten mit entsprechenden Zertifikaten oder Herkunftsangaben zu suchen, kann erfolgreich sein.
Lassen Sie uns einige der im Fairtrade-Netzwerk aktiven Organisationen näher betrachten, auch wenn ihr Hauptfokus oft nicht auf Bürobedarf liegt, so repräsentieren sie doch das System, in dem Fairtrade-Produkte vertrieben werden:
- GEPA: Als Fairtrade-Pionier und Europas größter Fair-Handelsorganisation ist die GEPA vor allem für Lebensmittel und Handwerksprodukte bekannt. Ihre Produkte sind nicht nur in Weltläden, sondern auch in vielen Supermärkten zu finden. Die GEPA hat auch einen eigenen Online-Shop.
- WeltPartner (dwp): Als zweitgrößter Importeur in Deutschland legt WeltPartner Wert auf „fair + bio“ und bietet Lebensmittel und Handwerkskunst an. Sie sind als Genossenschaft organisiert und beliefern unter anderem Weltläden.
- El Puente: Dieser drittgrößte Importeur versteht sich als „Brücke“ zwischen Nord und Süd und bietet Lebensmittel, Kunsthandwerk und Kosmetik an. El Puente war maßgeblich an der Gründung der ersten Weltläden in Deutschland beteiligt und hat einen Online-Shop.
- Contigo: Bekannt für seine modernen Läden, bietet Contigo neben Kaffee und Tee vor allem geschmackvolles Kunsthandwerk. Das Unternehmen ist zu 100 % privat finanziert und hat ebenfalls eine Online-Plattform.
- EZA Fairer Handel: Dieser Lieferant für Weltläden in Österreich (vom Text abgeleitet, auch wenn der Text von Deutschland spricht, EZA ist primär Österreich) bietet Mode-, Wohnaccessoires und Schmuck sowie ein kleineres Sortiment an Lebensmitteln an.
- Ethiquable Deutschland: Diese Genossenschaft konzentriert sich auf 100 % faire und ökologische Lebensmittel von Kleinbauernkooperativen und ist besonders für ihre Schokolade bekannt.
- Regenwaldladen: Ein spezialisierter Online-Shop, der exotische Produkte direkt aus dem Regenwald anbietet und gleichzeitig nachhaltige Projekte unterstützt.
- DW-Shop (Welthungerhilfe): Dieser Shop vertreibt hauptsächlich Mode und Wohnaccessoires, hat aber auch ein kleines Sortiment an Kaffee und Tee.
- Fairtrade Original: Ein niederländischer Pionier, der sich auf Kaffee, Tee und asiatische Lebensmittel konzentriert und den „Fair Chain“-Gedanken fördert.
Neben diesen Organisationen gibt es auch Online-Shops, die Produkte vieler verschiedener Fairtrade-Marken bündeln. Beispiele, die im Text genannt werden, sind der Bio Fair Shop (100 % bio und fair), Avocadostore (100 % fair & bio, CO2-neutraler Versand) und Weltladen.de (mit kirchlicher Ausrichtung). Diese Plattformen können eine gute Anlaufstelle sein, um Fairtrade-Produkte verschiedenster Art zu finden, auch wenn das spezifische Angebot an Büroartikeln variieren kann.
Die Suche nach Fairtrade-Optionen für das Büro mag spezifischer sein als bei Lebensmitteln. Dennoch zeigt die Existenz des Fairtrade-Systems und seiner vielfältigen Vertriebswege, dass die Möglichkeit besteht, faire Entscheidungen zu treffen. Indem Sie nach dem Fairtrade-Label suchen oder bei Händlern einkaufen, die fairen Handel unterstützen, tragen Sie dazu bei, die Bedingungen für Produzenten weltweit zu verbessern – Schritt für Schritt, Produkt für Produkt.
Häufig gestellte Fragen zu Fairtrade
Beim Thema Fairtrade tauchen immer wieder Fragen auf. Hier beantworten wir einige davon, basierend auf den uns vorliegenden Informationen:
Was bedeutet Mengenausgleich bei Fairtrade?
Mengenausgleich ist ein Prinzip, das bei bestimmten Rohstoffen wie Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee angewendet wird. Es ermöglicht, dass physisch Fairtrade-zertifizierter Rohstoff auf dem Weg zum Endprodukt mit konventionellem Rohstoff vermischt wird. Die Menge des als Fairtrade verkauften Produkts muss aber der Menge des zugekauften Fairtrade-Rohstoffs entsprechen. Dies erleichtert den Handel und die Verarbeitung großer Mengen und stellt sicher, dass die Fairtrade-Vorteile bei den Produzenten ankommen.

Gibt es eine Mindestmenge an Fairtrade-Zutaten in einem Produkt?
Ja, bei Produkten, die aus mehreren Zutaten bestehen und das Fairtrade-Label mit Pfeil tragen, beträgt der Mindestanteil an Fairtrade-zertifizierten Zutaten 20 Prozent. Viele Unternehmen überschreiten diesen Mindestanteil jedoch.
Sind alle Zutaten in einem Produkt mit dem Fairtrade-Label (mit Pfeil) fair gehandelt?
Nein, das Label mit dem Pfeil bedeutet, dass alle Zutaten, die unter Fairtrade-Bedingungen *erhältlich* sind, zertifiziert wurden. Es ist möglich, dass bestimmte Zutaten (z.B. Wasser, Salz oder Zutaten, für die es noch keinen Fairtrade-Standard gibt) nicht Fairtrade-zertifiziert sind.
Wo finde ich Informationen über die Herkunft der Zutaten?
Wenn ein Produkt das Fairtrade-Label mit dem Pfeil trägt, finden Sie in der Regel auf der Rückseite der Verpackung weitere Informationen über die Zutaten und ihre Beschaffungsmethode.
Fazit
Die Entscheidung für Fairtrade-Produkte ist eine Entscheidung für mehr Gerechtigkeit im globalen Handel. Sie unterstützt Bäuerinnen und Bauern sowie Arbeiter:innen dabei, ihre Lebensbedingungen zu verbessern, sichere Arbeitsbedingungen zu schaffen und in ihre Gemeinschaften zu investieren. Während das Angebot an spezifischen Fairtrade-Büromaterialien möglicherweise noch im Aufbau ist, zeigt die Vielfalt der Vertriebswege und die zunehmende Integration von Fairtrade in den Mainstream, dass die Möglichkeit besteht, auch in diesem Bereich bewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Indem wir das Fairtrade-Siegel beachten und bei Händlern einkaufen, die fairen Handel fördern, können wir einen Beitrag zu einer gerechteren Welt leisten – egal, ob wir Kaffee für die Kaffeepause oder potenziell fair gehandeltes Papier für den Drucker suchen.
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