Was war Anne Franks letzte Worte?

Schrieb Anne Frank wirklich mit Kugelschreiber?

20/07/2020

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Die Geschichte von Anne Frank und ihrem Tagebuch bewegt Menschen auf der ganzen Welt. Ihre persönlichen Aufzeichnungen, verfasst während ihrer Zeit im Versteck in Amsterdam, sind ein erschütterndes Zeugnis jener dunklen Zeit. Beim Lesen ihrer tiefgründigen Gedanken und Beobachtungen mag sich manch einer fragen, mit welchem Werkzeug sie diese unsterblichen Worte zu Papier brachte. Eine häufig gestellte Frage ist dabei, ob Anne Frank einen Kugelschreiber benutzte.

Sind die Tagebücher von Anne Frank echt?
Seit 1975 behauptete der britische Autor und Holocaustleugner David Irving, das Tagebuch sei nicht echt. Auf zwei seiner Bücher stützte sich Heinz Roth aus Odenhausen, der ein Flugblatt mit dem Titel „Anne Frank's Tagebuch – eine Fälschung“ massenhaft verbreitete.

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen Blick auf die Zeit werfen, in der Anne Frank ihr Tagebuch schrieb – die Jahre 1942 bis 1944. Welche Schreibgeräte waren zu dieser Zeit überhaupt verbreitet und für eine junge Frau in ihrer Situation zugänglich?

Übersicht

Die Schreibwerkzeuge der 1940er Jahre

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die gängigsten Schreibwerkzeuge der Füllfederhalter und der Bleistift. Füllfederhalter hatten sich seit ihrer Entwicklung im späten 19. Jahrhundert als zuverlässige und praktische Alternative zum Gänsekiel oder Tauchfederhalter etabliert. Sie verfügten über einen integrierten Tintenspeicher, der das ständige Eintauchen in ein Tintenfass überflüssig machte und ein flüssigeres Schreiben ermöglichte. Für persönlichen Gebrauch, Briefe und Tagebücher waren sie weit verbreitet.

Der Bleistift war ebenfalls ein unverzichtbares Werkzeug, sei es für Notizen, Skizzen oder Entwürfe. Er war robust, benötigte keine Tinte und konnte leicht radiert werden.

Die Erfindung und Verbreitung des Kugelschreibers

Der Kugelschreiber, wie wir ihn heute kennen, war in den 1940er Jahren noch eine relative Neuheit und keineswegs ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand. Die grundlegende Idee eines Stiftes mit einer Kugel an der Spitze, die Tinte auf das Papier überträgt, gab es schon länger, aber die praktische Umsetzung war schwierig.

Der ungarische Journalist László Bíró gilt als Erfinder des modernen Kugelschreibers. Frustriert von den Problemen mit Füllfederhaltern (Schmieren, lange Trocknungszeit der Tinte), entwickelte er zusammen mit seinem Bruder György, einem Chemiker, eine Tinte, die schneller trocknete, und einen Mechanismus mit einer kleinen Kugel, die sich dreht und die zähflüssige Tinte aufträgt. Sie meldeten ihre Erfindung 1938 zum Patent an.

Während des Zweiten Weltkriegs erkannten die Briten das Potenzial des Kugelschreibers, da er auch in großen Höhen (z. B. in Flugzeugen) zuverlässig schrieb und nicht auslief. Das erste kommerziell erfolgreiche Modell wurde 1945 in den USA von Milton Reynolds auf den Markt gebracht. Es war als Neuheit positioniert, kostete damals umgerechnet etwa 20 US-Dollar (ein beträchtlicher Betrag!) und war ein Luxusartikel, kein Massenprodukt. Die weit verbreitete Verfügbarkeit und der erschwingliche Preis, die den Kugelschreiber zum alltäglichen Werkzeug machten, setzten erst in den späten 1940er und 1950er Jahren ein, als weitere Patente angemeldet wurden und die Produktionstechniken verbessert wurden.

Schrieb Anne Frank mit Kugelschreiber? Die historische Wahrheit

Angesichts der Tatsache, dass Anne Frank ihr Tagebuch zwischen 1942 und 1944 schrieb und der Kugelschreiber zu dieser Zeit entweder noch in der Entwicklungsphase war oder als teurer Luxusartikel kaum verfügbar, ist die Antwort klar: Anne Frank schrieb ihr ursprüngliches Tagebuch nicht mit einem Kugelschreiber.

Es ist nahezu sicher, dass sie einen Füllfederhalter oder möglicherweise einen Bleistift benutzte. Die Tinte und die Schriftbilder in den Originalmanuskripten ihres Tagebuchs stimmen mit den Merkmalen von Füllfederhaltertinte der damaligen Zeit überein.

Interessanterweise gibt es in einer der Versionen des Tagebuchs, genauer gesagt in den später gefundenen losen Blättern, die Anne Frank zur Überarbeitung ihres Tagebuchs verwendete, einige Stellen, die mit Kugelschreibertinte markiert sind. Diese Einträge oder Korrekturen stammen jedoch nicht von Anne Frank selbst während ihrer Zeit im Versteck. Es wird angenommen, dass diese Markierungen oder Notizen später hinzugefügt wurden, möglicherweise von ihrem Vater Otto Frank bei der Zusammenstellung der Manuskripte für die Veröffentlichung oder von Forschern und Editoren nach dem Krieg, als Kugelschreiber bereits verfügbar waren. Dies hat zu der Verwirrung beigetragen, aber die Kernbotschaft bleibt: Das historische Dokument, das Anne Franks Gedanken während ihrer Gefangenschaft festhält, wurde mit den Schreibwerkzeugen ihrer Zeit verfasst – Füllfederhalter und Bleistift.

Die Kraft der Worte – Unabhängig vom Werkzeug

Die Frage nach dem verwendeten Stift mag technisch erscheinen, doch sie lenkt den Blick auf das Wunder des Schreibens selbst. Unabhängig davon, ob Anne Frank einen Füllfederhalter, einen Bleistift oder theoretisch einen Kugelschreiber benutzt hätte, die Bedeutung liegt in den Worten, die sie wählte, und den Emotionen, die sie ausdrückte. Ihr Tagebuch ist ein Zeugnis menschlicher Widerstandsfähigkeit, Hoffnung und des unerschütterlichen Glaubens an das Gute im Menschen, selbst in den dunkelsten Stunden.

Ihre Gedanken sind zeitlos und tiefgründig. Wie Anne Frank selbst schrieb, und dies ist eines ihrer berühmtesten Zitate:

Niemand ist jemals durch Geben arm geworden. Das beste Heilmittel für diejenigen, die Angst haben, einsam oder unglücklich sind, ist, nach draußen zu gehen, irgendwohin, wo sie Ruhe finden, allein mit dem Himmel, der Natur und Gott.

Dieses Zitat, vermutlich mit Tinte aus einem Füllfederhalter geschrieben, zeigt die Reife und Weisheit, die in ihren jungen Jahren bereits vorhanden war. Es unterstreicht, dass das Werkzeug des Schreibens lediglich ein Mittel zum Zweck ist, um Gedanken und Gefühle festzuhalten und mit der Welt zu teilen.

Warum gibt es zwei Versionen von Anne Franks Tagebuch?
Ab 20. Mai 1944 schrieb Anne einen großen Teil ihres Tagebuchs noch einmal neu. Sie wollte den überarbeiteten Text nach dem Krieg als Buch über ihre Zeit im Hinterhaus veröffentlichen.

Vom Füllfederhalter zum modernen Kugelschreiber

Seit den 1940er Jahren hat sich die Welt der Schreibgeräte enorm weiterentwickelt. Der Kugelschreiber, einst ein teures und unzuverlässiges Werkzeug, ist heute das am weitesten verbreitete Schreibgerät der Welt. Seine Entwicklung wurde durch verbesserte Tintenformulierungen (weniger viskos, bessere Fließeigenschaften) und präzisere Fertigungstechniken (Herstellung der winzigen Kugel und ihrer Fassung) vorangetrieben.

Moderne Kugelschreiber verwenden oft eine ölbasiere Tinte, die schnell trocknet und wasserfest ist. Daneben gibt es Tintenroller (Rollerball-Pens), die flüssigere Tinte auf Wasser- oder Gelbasis verwenden, was ein sehr flüssiges Schreibgefühl ermöglicht, ähnlich einem Füllfederhalter, aber mit der Bequemlichkeit eines Kugelschreibers. Gelstifte (Gel-Pens) nutzen eine dickere Gel-Tinte, die oft leuchtendere Farben und opake Linien erzeugt.

Der klassische Kugelschreiber bleibt jedoch wegen seiner Langlebigkeit, Zuverlässigkeit und Kosteneffizienz ungeschlagen. Er schreibt auf fast allen Oberflächen, ist weniger anfällig für Auslaufen als Füllfederhalter oder Tintenroller und die Mine hält sehr lange.

Vergleich gängiger Schreibgeräte

Um die Unterschiede zwischen den heute verfügbaren Schreibgeräten zu verdeutlichen, hier eine kleine Vergleichstabelle:

SchreibgerätTintenartSchreibgefühlLinienqualitätTypischer PreisVorteileNachteile
KugelschreiberÖlbasierte PasteStabil, manchmal leicht kratzend, benötigt DruckKonstant, oft feinerGering bis mittelSehr langlebig, wasserfest, schreibt auf fast allen Oberflächen, läuft selten ausKann schmieren, erfordert Druck, manchmal Aussetzer
TintenrollerFlüssig (Wasser/Gel)Sehr flüssig, gleitend, weniger Druck nötigOft kräftiger und flüssiger als KugelschreiberMittelFlüssiges Schreibgefühl, intensive Farben, schnelltrocknende Tinte möglichKann leichter auslaufen, Tinte verbraucht sich schneller, nicht immer wasserfest
GelstiftGelbasierte PasteSehr flüssig, gleitend, intensive FarbabgabeKräftig, oft opak, breiterMittelLeuchtende, opake Farben, schreibt auf dunklem Papier, flüssiges GefühlTrocknet langsamer als Kugelschreiber, kann schmieren, Tinte verbraucht sich schnell
FüllfederhalterFlüssige TinteSehr flüssig, gleitend, passt sich dem Schreibwinkel anVariabel je nach Feder, elegantMittel bis sehr hochKlassisches, elegantes Schreibgefühl, oft nachfüllbar, personalisierbarKann auslaufen, Tinte muss nachgefüllt werden, Feder kann beschädigt werden, Tinte trocknet langsamer

Den richtigen Kugelschreiber wählen

Auch wenn Anne Frank keinen Kugelschreiber benutzte, ist er heute ein unverzichtbarer Bestandteil des Bürobedarfs und des Alltags. Die Auswahl ist riesig und hängt von Ihren persönlichen Vorlieben und dem Verwendungszweck ab. Achten Sie auf folgende Punkte:

  • Schreibspitze: Die Größe der Kugel (z. B. 0,5 mm für feine Linien, 1,0 mm für kräftigere Linien) beeinflusst die Strichstärke.
  • Tinte: Klassische ölbasiere Tinte ist zuverlässig und langlebig. Gel-Tinte bietet brillantere Farben und ein flüssigeres Gefühl.
  • Griff: Ein ergonomischer Griff kann bei längerem Schreiben den Komfort erhöhen.
  • Mechanismus: Druckknopf oder Kappe – beides hat Vor- und Nachteile. Druckknöpfe sind praktisch für schnelles Benutzen, Kappen schützen die Spitze besser.
  • Nachfüllbarkeit: Viele hochwertige Kugelschreiber sind nachfüllbar, was auf lange Sicht kostengünstiger und umweltfreundlicher ist.

Häufig gestellte Fragen

War der Kugelschreiber 1942 bereits erfunden?

Ja, die grundlegende Technologie wurde bereits 1938 patentiert, aber die Massenproduktion und breite Verfügbarkeit für die Öffentlichkeit setzten erst nach dem Zweiten Weltkrieg ein.

Welchen Stift benutzte Anne Frank am wahrscheinlichsten für ihr Tagebuch?

Höchstwahrscheinlich einen Füllfederhalter, da dies das gängige Schreibwerkzeug für persönliche Aufzeichnungen in jener Zeit war.

Warum gibt es in manchen Abschriften des Tagebuchs Hinweise auf Kugelschreibertinte?

Diese Markierungen oder Einträge stammen von späteren Bearbeitungen oder Notizen, die nach dem Krieg gemacht wurden, als Kugelschreiber verfügbar waren. Sie wurden nicht von Anne Frank während ihrer Zeit im Versteck verfasst.

Sind moderne Kugelschreiber besser als Füllfederhalter?

Das hängt vom Verwendungszweck und persönlichen Vorlieben ab. Kugelschreiber sind robuster, pflegeleichter und schreiben auf mehr Oberflächen. Füllfederhalter bieten oft ein flüssigeres, eleganteres Schreibgefühl und ermöglichen mehr Variation in der Linienführung.

Sind alle Kugelschreiberminen gleich?

Nein, es gibt verschiedene Typen (Standard, Parker-Stil, etc.) und Tintenformulierungen (ölbasiert, Gel). Achten Sie beim Nachkaufen auf die Kompatibilität.

Fazit

Die Frage, ob Anne Frank mit einem Kugelschreiber schrieb, führt uns auf eine interessante Reise durch die Geschichte der Schreibwerkzeuge. Während der Kugelschreiber zur Zeit ihrer Aufzeichnungen noch nicht für jedermann zugänglich war und sie wahrscheinlich einen Füllfederhalter nutzte, erinnert uns dies daran, wie sehr sich unsere Werkzeuge im Alltag verändert haben. Der moderne Kugelschreiber ist heute ein Symbol für Bequemlichkeit und Effizienz im Büro und Zuhause. Doch die Geschichte von Anne Frank lehrt uns, dass es letztlich nicht auf den Stift ankommt, sondern auf die Worte, die er schreibt, und die Gedanken, die sie ausdrücken.

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