18/06/2024
Jeder, der schon einmal einen handgeschriebenen Lieferschein, eine Quittung oder eine Bestellung ausgefüllt hat, kennt den Vorteil: Mit einem einzigen Schreibvorgang entstehen sofort mehrere Exemplare desselben Dokuments. Kein lästiges Kopieren, kein schmutziges Kohlepapier. Möglich macht dies eine clevere Erfindung: das selbstdurchschreibende Papier, oft kurz als SD-Papier bezeichnet. Aber wie funktioniert diese Technologie, die auf den ersten Blick fast magisch erscheint?
Das Geheimnis des SD-Papiers liegt nicht in einer speziellen Schreibkraft, sondern in der Beschichtung der einzelnen Papierblätter. Im Gegensatz zu herkömmlichem Papier, das einfach nur Fasern und Füllstoffe enthält, sind SD-Papiere mit chemisch aktiven Schichten versehen. Diese Schichten enthalten Farbstoffkomponenten, die erst unter Druck miteinander reagieren und dadurch Farbe erzeugen – genau dort, wo geschrieben oder gedruckt wird.

- Der Kern der Technologie: Mikrokapseln und chemische Reaktion
- Die verschiedenen Schichten im SD-Papier-Satz
- Wie ein SD-Papier-Satz funktioniert
- Vorteile von SD-Papier
- Anwendungsgebiete für SD-Papier
- Varianten und spezielle Typen
- SD-Papier vs. Kohlepapier: Ein Vergleich
- Häufig gestellte Fragen zu SD-Papier
- Funktioniert SD-Papier mit jedem Stift?
- Kann man SD-Papier mit einem Tintenstrahldrucker bedrucken?
- Kann man SD-Papier mit einem Laserdrucker bedrucken?
- Warum sind die Durchschläge oft farbig?
- Wie lange ist SD-Papier haltbar?
- Kann man die Durchschläge nachträglich bearbeiten oder radieren?
- Gibt es umweltfreundlichere Alternativen?
- Fazit
Der Kern der Technologie: Mikrokapseln und chemische Reaktion
Im Grunde basiert das Prinzip des SD-Papiers auf einer kontrollierten chemischen Reaktion. Auf der Rückseite des Oberblatts (CB) oder auf Vorder- und Rückseite der Mittelblätter (CFB) befinden sich mikroskopisch kleine Mikrokapseln. Diese Kapseln sind winzige Behälter, die eine flüssige Farbstoffvorstufe enthalten. Diese Farbstoffvorstufe ist in der Kapsel eingeschlossen und reagiert nicht, solange die Kapsel intakt ist.
Auf der Vorderseite des Unterblatts (CF) und der Vorderseite der Mittelblätter (CFB) befindet sich eine reaktionsfähige Schicht, die als Entwickler oder Akzeptorschicht bezeichnet wird. Diese Schicht enthält Stoffe, mit denen die Farbstoffvorstufe aus den Kapseln reagiert und eine sichtbare Farbe bildet.
Wenn nun Druck auf den Papierstapel ausgeübt wird – sei es durch einen Kugelschreiber, einen Nadeldrucker oder einfach durch starkes Aufdrücken – werden die Mikrokapseln an den Stellen, an denen der Druck wirkt, zerstört. Die freigesetzte flüssige Farbstoffvorstufe gelangt auf die darunterliegende Schicht des nächsten Papiers, die mit dem Entwickler beschichtet ist. Dort findet die chemische Reaktion statt, und es entsteht an diesen spezifischen Stellen eine dauerhafte, farbige Markierung, die den Schreib- oder Druckvorgang exakt abbildet.
Die Intensität der Farbe hängt dabei direkt vom ausgeübten Druck ab. Starker Druck führt zu einer stärkeren Zerstörung der Kapseln und somit zu einer intensiveren Farbreaktion auf der darunterliegenden Schicht.
Die verschiedenen Schichten im SD-Papier-Satz
Damit das selbstdurchschreibende System funktioniert, werden in der Regel mehrere Blätter mit unterschiedlichen Beschichtungen in einem Satz kombiniert. Man unterscheidet hauptsächlich drei Typen von SD-Papierblättern:
- CB (Coated Back): Das Oberblatt
Dieses Blatt ist das erste Blatt im Satz, auf das direkt geschrieben oder gedruckt wird. Es ist auf der Rückseite (back) mit den Mikrokapseln beschichtet, die die Farbstoffvorstufe enthalten. Die Vorderseite ist unbeschichtet oder normal bedruckbar. Wenn Druck auf dieses Blatt ausgeübt wird, brechen die Kapseln auf seiner Rückseite an den Druckpunkten auf. - CFB (Coated Front and Back): Das Mittelblatt
Dieses Blatt wird zwischen dem Oberblatt (CB) und dem Unterblatt (CF) in einem Satz mit mehr als zwei Durchschlägen verwendet. Es ist auf der Vorderseite (front) mit der Entwicklerschicht beschichtet, um die Farbstoffvorstufe vom darüberliegenden Blatt (CB oder CFB) zu empfangen und die Farbreaktion auszulösen. Gleichzeitig ist es auf der Rückseite (back) ebenfalls mit Mikrokapseln beschichtet, um den Druck an das darunterliegende Blatt (CFB oder CF) weiterzugeben. Ein Satz kann ein oder mehrere CFB-Blätter enthalten, je nachdem, wie viele Durchschläge benötigt werden. - CF (Coated Front): Das Unterblatt
Dieses Blatt ist das letzte Blatt in einem SD-Papier-Satz. Es ist nur auf der Vorderseite (front) mit der Entwicklerschicht beschichtet. Es empfängt die Farbstoffvorstufe vom darüberliegenden Blatt (CB oder CFB) und erzeugt die letzte Kopie. Da es das letzte Blatt ist, benötigt es keine Beschichtung auf der Rückseite.
Ein typischer Satz für zwei Durchschläge (Original plus zwei Kopien) besteht also aus einem CB-Blatt, einem CFB-Blatt und einem CF-Blatt, die in dieser Reihenfolge gestapelt sind.
Wie ein SD-Papier-Satz funktioniert
Stellen Sie sich einen Satz mit drei Blättern vor: CB (weiß), CFB (gelb), CF (rosa). Diese sind am oberen Rand zu einem Satz zusammengeheftet oder -geleimt:
- Sie schreiben oder drucken mit einem Nadeldrucker auf das CB-Blatt (weiß).
- Der Druck des Schreibgeräts oder Druckkopfes drückt auf die Oberfläche des CB-Blatts.
- An den Druckpunkten werden die Mikrokapseln auf der Rückseite des CB-Blatts zerdrückt.
- Die freigesetzte Farbstoffvorstufe gelangt auf die Vorderseite des darunterliegenden CFB-Blatts (gelb), das mit dem Entwickler beschichtet ist.
- Auf der Vorderseite des CFB-Blatts reagiert die Farbstoffvorstufe mit dem Entwickler und erzeugt eine sichtbare Kopie des Originals.
- Gleichzeitig drückt das Schreibgerät/Druckkopf durch das CB-Blatt und das CFB-Blatt hindurch. Dieser Druck wirkt auch auf die Rückseite des CFB-Blatts.
- An den entsprechenden Druckpunkten werden die Mikrokapseln auf der Rückseite des CFB-Blatts zerdrückt.
- Die freigesetzte Farbstoffvorstufe gelangt auf die Vorderseite des untersten CF-Blatts (rosa), das ebenfalls mit dem Entwickler beschichtet ist.
- Auf der Vorderseite des CF-Blatts reagiert die Farbstoffvorstufe mit dem Entwickler und erzeugt die dritte sichtbare Kopie.
So entstehen mit nur einem Schreibvorgang drei saubere, farbige Kopien des Originals.
Vorteile von SD-Papier
Die Verwendung von SD-Papier bietet gegenüber der Nutzung von separatem Kohlepapier oder dem nachträglichen Kopieren deutliche Vorteile:
- Sauberkeit: Da die Farbstoffkomponenten in Mikrokapseln eingeschlossen sind oder in der Entwicklerschicht gebunden sind, gibt es kein lose aufliegendes Graphit oder Ruß wie bei traditionellem Kohlepapier. Das Ergebnis ist ein sauberer Arbeitsplatz und saubere Hände.
- Effizienz: Mehrere Kopien entstehen gleichzeitig mit dem Original. Das spart Zeit und Arbeitsaufwand.
- Einfache Handhabung: Die Blätter sind oft schon zu Sätzen verbunden, was das Handling vereinfacht und sicherstellt, dass die Blätter in der richtigen Reihenfolge liegen.
- Farbige Kopien: Oft werden die Durchschläge in unterschiedlichen Farben (z.B. weiß, gelb, rosa, blau, grün) geliefert. Das erleichtert die Zuordnung der Kopien für verschiedene Zwecke oder Abteilungen (z.B. Kundenexemplar, Buchhaltung, Archiv, Lager).
Anwendungsgebiete für SD-Papier
SD-Papier ist überall dort im Einsatz, wo schnell und unkompliziert mehrere identische Kopien eines handschriftlichen oder mit Nadeldrucker erstellten Dokuments benötigt werden. Klassische Beispiele sind:
- Lieferscheine: Ein Exemplar für den Kunden, eines für den Fahrer, eines für die interne Buchung.
- Rechnungen und Quittungen: Original für den Kunden, Kopie für die eigene Buchhaltung.
- Bestellformulare: Original für den Lieferanten, Kopie für den Besteller.
- Serviceberichte und Arbeitsnachweise: Eine Kopie für den Kunden, eine für die Abrechnung.
- Protokolle: Sofortige Kopien für alle Teilnehmer.
Varianten und spezielle Typen
Die grundlegende Technologie basiert auf den CB-, CFB- und CF-Beschichtungen. Es gibt jedoch Varianten, die auf spezifische Anforderungen zugeschnitten sind. Die im Beispiel genannten Typen wie TYPE CB digital, TYPE 2-fach Satz digital oder TYPE SC (Self-Contained) deuten auf solche Spezialisierungen hin:
- Digital-Varianten: Diese Papiere sind speziell für die Bedruckung mit Digitaldruckverfahren optimiert. Während die Durchschreibe-Funktion durch die chemische Reaktion unter Druck erhalten bleibt, ist die Oberflächenbeschaffenheit auf die Anforderungen von Digitaldruckmaschinen abgestimmt.
- SC (Self-Contained) Papier: Bei SC-Papier sind sowohl die Mikrokapseln mit der Farbstoffvorstufe als auch der Entwickler auf *demselben* Blatt Papier aufgebracht, allerdings in separaten Schichten oder auf gegenüberliegenden Seiten derselben Schicht. Wenn Druck ausgeübt wird, brechen die Kapseln und die Farbstoffvorstufe reagiert mit dem Entwickler auf demselben Blatt. Dieses Papier wird oft als einzelnes Blatt verwendet, das auf ein anderes (unbeschichtetes) Blatt gelegt wird, um einen Durchschlag zu erzeugen, oder in speziellen Systemen. Die im Beispiel genannte Variante TYPE SC CB könnte ein SC-Papier sein, das zusätzlich eine CB-Beschichtung auf der Rückseite hat, um gleichzeitig einen Durchschlag auf ein darunterliegendes CF-Blatt zu erzeugen.
Diese Spezialisierungen zeigen, wie die grundlegende Chemie des SD-Papiers an verschiedene Drucktechniken und Anwendungsfälle angepasst werden kann, um stets saubere und zuverlässige Durchschläge zu liefern.
SD-Papier vs. Kohlepapier: Ein Vergleich
Obwohl beide Systeme das Ziel haben, eine Kopie eines Dokuments zu erstellen, unterscheiden sie sich grundlegend in ihrer Handhabung und Sauberkeit.
| Merkmal | SD-Papier | Kohlepapier |
|---|---|---|
| Technologie | Chemische Reaktion zwischen Farbstoffvorstufe (in Kapseln) und Entwickler unter Druck. | Übertragung von Graphit-/Rußpartikeln von einer beschichteten Folie/Papier auf das darunterliegende Blatt durch Druck. |
| Handhabung | Blätter sind oft zu Sätzen verbunden, richtige Reihenfolge ist vorgegeben. Sauber und einfach. | Separates Kohlepapier muss zwischen die zu kopierenden Blätter gelegt werden. Kann verrutschen. |
| Sauberkeit | Sehr sauber, keine schmierigen Rückstände. | Kann schmierige Rückstände auf Händen, Kleidung und Papieren hinterlassen. |
| Qualität des Durchschlags | Gleichmäßige, klare Linie an den Druckpunkten. Farbe abhängig von der Reaktion. | Kann ungleichmäßig sein, abhängig von der Qualität des Kohlepapiers und dem Druck. Farbe ist immer schwarz/blau. |
| Anzahl der Durchschläge | Abhängig von der Anzahl der CFB-Blätter im Satz (typisch 1-5). | Abhängig von der Qualität des Kohlepapiers und dem ausgeübten Druck (typisch 1-3). |
| Lesbarkeit | Oft farbige Durchschläge, was die Lesbarkeit verbessern kann. | Durchschläge sind meist schwarz oder blau. |
Der Vergleich zeigt deutlich, warum SD-Papier in modernen Büros und bei mobilen Anwendungen das schmutzige Kohlepapier weitgehend ersetzt hat.

Häufig gestellte Fragen zu SD-Papier
Hier beantworten wir einige gängige Fragen rund um selbstdurchschreibendes Papier:
Funktioniert SD-Papier mit jedem Stift?
Ja, SD-Papier funktioniert mit jedem Schreibgerät, das genügend Druck ausübt, um die Mikrokapseln zu zerstören. Kugelschreiber und Bleistifte (wenn fest aufgedrückt) funktionieren sehr gut. Füllfederhalter oder Filzstifte, die keinen oder kaum Druck ausüben, erzeugen in der Regel keinen oder nur einen sehr schwachen Durchschlag.
Kann man SD-Papier mit einem Tintenstrahldrucker bedrucken?
Die Durchschreibefunktion wird durch Druck ausgelöst. Ein Tintenstrahldrucker arbeitet drucklos. Daher wird ein Tintenstrahldrucker *nicht* die Durchschreibefunktion auslösen. Die Oberseite des CB-Blatts kann oft mit einem Tintenstrahldrucker bedruckt werden, aber die Kopien auf den darunterliegenden Blättern werden nicht erzeugt. Für Durchschläge aus dem Drucker benötigt man einen Nadeldrucker oder spezielle Digitaldruckverfahren in Kombination mit dafür optimiertem SD-Papier.
Kann man SD-Papier mit einem Laserdrucker bedrucken?
Ähnlich wie Tintenstrahldrucker üben Laserdrucker keinen mechanischen Druck im Sinne der Kapselzerstörung aus. Zudem erzeugen Laserdrucker Hitze, die die chemischen Komponenten des SD-Papiers negativ beeinflussen kann. Spezielle, als "digital" gekennzeichnete SD-Papiere können für bestimmte Digitaldruckverfahren (die nicht immer Laser sind, oder speziell angepasste Laser) geeignet sein, aber Standard-SD-Papier ist nicht für Laserdrucker konzipiert.
Warum sind die Durchschläge oft farbig?
Die unterschiedlichen Farben der Durchschläge (gelb, rosa, blau, grün) dienen der einfacheren Unterscheidung und Zuordnung der verschiedenen Exemplare eines Satzes. So kann man beispielsweise schnell erkennen, welches Blatt für die Buchhaltung, welches für das Archiv und welches für den Kunden bestimmt ist.
Wie lange ist SD-Papier haltbar?
Die Haltbarkeit der Durchschreibefunktion kann variieren und hängt von Lagerbedingungen (Temperatur, Feuchtigkeit, Lichteinfall) ab. Unter normalen Bedingungen ist die Funktion in der Regel mehrere Jahre gewährleistet. Extreme Hitze, direkte Sonneneinstrahlung oder der Kontakt mit bestimmten Chemikalien können die Funktion jedoch beeinträchtigen oder vorzeitig auslösen.
Kann man die Durchschläge nachträglich bearbeiten oder radieren?
Die chemische Reaktion, die die Farbe erzeugt, ist permanent. Daher können die Durchschläge auf den CFB- und CF-Blättern nicht einfach radiert werden. Korrekturen müssen in der Regel manuell vorgenommen und auf allen Exemplaren des Satzes dokumentiert werden.
Gibt es umweltfreundlichere Alternativen?
Die Herstellung von SD-Papier erfordert spezielle chemische Beschichtungen. Es gibt Bemühungen, umweltfreundlichere Formulierungen zu entwickeln. Die umweltfreundlichste Option ist oft die Reduzierung des Papierverbrauchs durch digitale Prozesse, aber wo Durchschläge physisch benötigt werden, ist SD-Papier eine effiziente Lösung, die zumindest den Verbrauch von separatem Kohlepapier vermeidet.
Fazit
SD-Papier ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie chemische Prinzipien in einem alltäglichen Büromaterial genutzt werden, um Effizienz und Sauberkeit zu schaffen. Die Technologie der Mikrokapseln und der reaktiven Schichten, in Kombination mit dem einfachen Prinzip des Drucks, ermöglicht die sofortige Erstellung mehrerer identischer Dokumente. Die Unterscheidung in CB, CFB und CF Blätter macht das System flexibel für Sätze mit unterschiedlicher Anzahl von Durchschlägen. Obwohl digitale Alternativen in vielen Bereichen Vormarsch halten, bleibt SD-Papier in vielen Anwendungen, wo schnelle, physische Mehrfachkopien benötigt werden, eine unverzichtbare und elegante Lösung.
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