Welche Stimme hat die Giraffe?

Faszinierendes aus der Tierwelt: Giraffen

23/09/2024

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Giraffen, diese sanften Riesen der Savanne, faszinieren uns seit jeher mit ihrer beeindruckenden Statur und ihrem eleganten Gang. Doch abseits ihrer offensichtlichen Merkmale verbergen sich viele überraschende Details über ihre Biologie, ihr Verhalten und die Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen. Tauchen wir ein in die Welt dieser bemerkenswerten Tiere, basierend auf faszinierenden Einblicken in ihr Leben.

Kann ein Giraffe stürzen?
Für Giraffen kommen Stürze einem Todesurteil gleich, da es nahezu unmöglich ist, die großen Tiere wieder aufzurichten.

Die Tierwelt birgt unzählige Wunder, und selbst scheinbar alltägliche Organe können erstaunliche Funktionen erfüllen. Nehmen wir zum Beispiel die Zunge. Während Schlangen ihre gespaltene Zunge nutzen, um Gerüche wahrzunehmen und deren Richtung zu bestimmen – ein raffinierter Mechanismus, der ihnen hilft, ihre Umgebung zu 'erschmecken' und den Ursprung eines Geruchs zu lokalisieren, indem sie die Intensität an den beiden Spitzen vergleichen, ohne den Kopf drehen zu müssen – dient die Zunge der Giraffe einem ganz anderen, aber ebenso spezialisierten Zweck.

Übersicht

Die Zunge: Ein vielseitiges und farbiges Werkzeug

Die Zunge der Giraffe ist ein bemerkenswertes Organ. Sie ist nicht nur extrem lang, sie kann eine Länge von über 40 cm erreichen, sondern sie hat auch eine auffällige, kräftige blaue Farbe. Dieses muskulöse, bewegliche Werkzeug ist für die Giraffe bei der Nahrungsaufnahme unerlässlich. Giraffen ernähren sich hauptsächlich von Blättern, Knospen und jungen Trieben von Bäumen, insbesondere von Akazien und Myrrhen, die oft mit Dornen bewehrt sind. Mit ihrer langen, geschickten Zunge umgreifen sie die Zweige und streifen die nahrhaften Blätter ab. Die Dicke und Geschmeidigkeit der Zunge sowie die wahrscheinlich schützende bläuliche Färbung (die sie widerstandsfähiger gegen Sonnenbrand machen könnte, da die Zunge bei der Nahrungsaufnahme häufig der Sonne ausgesetzt ist) ermöglichen es ihnen, auch an schwer zugängliche Nahrung in dornigem Gestrüpp zu gelangen.

Wenn Riesen fallen: Die Gefahr eines Sturzes

Die immense Größe einer Giraffe, insbesondere die eines ausgewachsenen Bullen, der bis zu 5,80 Meter hoch werden und ein Gewicht von bis zu 1,8 Tonnen erreichen kann, birgt spezifische Risiken. Ein tragisches Beispiel für die Gefahr, die ein Sturz für diese majestätischen Tiere darstellt, war der Fall des Rothschild-Giraffenbullen Max im Berliner Zoo. Max stürzte bei einer spielerischen Auseinandersetzung mit einem Artgenossen im Innenstall. Die Folgen eines solchen Sturzes sind oft fatal. Wenn eine Giraffe stürzt, spreizen sich ihre langen Beine mitunter extrem weit auseinander. Diese extreme Dehnung führt mit großer Wahrscheinlichkeit zum Reißen sowohl der Bänder als auch der Muskeln. Noch gravierender ist, dass es nahezu unmöglich ist, solch große und schwere Tiere wieder aufzurichten, sobald sie einmal liegen. Mehrfache Versuche, Max nach seinem Sturz wieder auf die Beine zu bekommen, schlugen fehl.

Die Gefahr nimmt zu, je länger das Tier liegt. Es besteht ein hohes Risiko, dass Organe Schaden nehmen. Zudem verbrennen die Muskeln in solchen Extremsituationen ihr gesamtes Eiweiß und verbrauchen ihre gesamte Muskelenergie. Dadurch können sich die Tiere aus eigener Kraft nicht mehr aufrichten. Für das Team des Zoos gab es nach den vergeblichen Versuchen, Max aufzurichten, keine andere Wahl, als ihn zu erlösen. Es war eine sehr traurige Entscheidung. Max wurde als überaus aufgeschlossener und geduldiger Giraffenbulle beschrieben und war sogar ein hervorragender Forschungsassistent. Er war die einzige Giraffe in Europa, die darauf trainiert war, einen Halfter zu tragen, mit dessen Hilfe unterschiedliche Daten aufgezeichnet werden konnten. Dies ermöglichte Forschenden, wichtige Informationen über die Laute und das Verhalten seiner Artgenossen im natürlichen Lebensraum zu sammeln und daraus unter anderem auch bessere Schutzmaßnahmen abzuleiten. Nach Max' Tod lebt nun als einzige Rothschild-Giraffe noch Artgenosse Mugambi im Berliner Zoo.

Ein Herz wie ein Motor und die Anatomie des Halses

Um das Blut effizient durch den langen Hals bis zum Gehirn zu pumpen, benötigt eine Giraffe ein außergewöhnlich leistungsfähiges Herz-Kreislauf-System. Das Herz einer Netzgiraffe kann gewaltige Ausmaße annehmen und bis zu 12 kg wiegen. Dieses kräftige Organ ist in der Lage, sechzig Liter Blut pro Minute durch den Körper zu pumpen. Entsprechend ist auch der Blutdruck bei Giraffen deutlich höher als bei Tieren vergleichbarer Größe. Trotz der immensen Länge des Halses, der einen Großteil der Gesamthöhe ausmacht (Giraffenkühe erreichen etwa 4,50 Meter, Bullen bis zu 5,80 Meter), besitzen Giraffen, wie nahezu alle anderen Säugetiere, inklusive des Menschen, lediglich sieben Halswirbel. Diese sind jedoch extrem verlängert und ermöglichen die beeindruckende Halslänge.

Welche Zungenfarbe haben Giraffen?
Giraffe. Die Giraffenzunge ist nicht nur unempfindlich gegen Dornen, sie ist auch sonst aussergewöhnlich: Sie ist bis zu 50 Zentimeter lang und ist blauviolett. Warum sie diese Farbe hat, haben Forscher:innen noch nicht herausgefunden.

Der Hals wird von einer einzigen, sehr starken Sehne gehalten, die vom Hinterkopf bis zum Steiß verläuft. Diese Sehne ist für den sichtbaren "Höcker" zwischen Hals und Körper verantwortlich und hält den Hals und Kopf im Ruhezustand in einer aufrechten Position in einem Winkel von etwa 55°. Um den Kopf nach unten zu bewegen, beispielsweise zum Trinken oder zur Nahrungsaufnahme vom Boden, muss die Giraffe Muskelarbeit aufbringen, da die Sehne den Hals in der oberen Position stabilisiert. Die Vorderbeine der Giraffe sind übrigens länger als die Hinterbeine, was dazu führt, dass die Rückenlinie nach hinten leicht abfällt. Am oberen Rande der Stirnbein-Knochenzapfen (den Hörnern) befindet sich ein Büschel dunkler Haare. Die Nasenlöcher sind schlitzförmig und können verschlossen werden, was wahrscheinlich beim Fressen in dornigem Gestrüpp oder bei Sandstürmen von Vorteil ist. Die Schwanzquaste besteht aus schwarzen, kräftigen Haaren von bis zu 0,5 m Länge.

Flecken, Hörner & Kommunikation: Äußeres und Verhalten

Das charakteristische Fellmuster ist bei Netz- und Massai-Giraffen einzigartig für jedes Individuum und ermöglicht deren Unterscheidung. Das Fell ist creme- bis ockerfarben und weist unregelmäßige Fleckenmuster auf, die durch dünne weiße Fugen voneinander abgegrenzt sind – daher der Name Netzgiraffe. Die Flecken sind häufig rötlich- bis leberbraun gefärbt, obwohl auch heller gezeichnete Individuen vorkommen. Die Farbe der Fellzeichnung wird mit dem Alter dunkler und kann auch von der sozialen Stellung eines Individuums abhängen. Die Bauchseite ist heller und unbefleckt. Auffällig sind auch die kleinen "Hörner" auf dem Kopf, die eigentlich Knochenzapfen (Ossicones) sind, die mit Haut überzogen sind.

Männliche Giraffen nutzen diese Ossicones beim innerartlichen Kampf, dem sogenannten "Necking", bei dem sie ihre Hälse wie Keulen schwingen. Diese Kämpfe können mit solcher Wucht geführt werden, dass selbst ein 1500 kg schwerer Bulle das Gleichgewicht verlieren kann. Die Köpfe der Bullen sind mit einer doppelten Knochenschicht geschützt, um Verletzungen zu minimieren. Durch die Nutzung im Kampf sind die oberen Ränder der Knochenzapfen bei männlichen Giraffen zumeist blank gerieben. Bei weiblichen Giraffen hingegen sind dunkle Haarbüschel an diesen Hörnern zu erkennen. Männliche Giraffen lassen sich neben den Hörnern auch aufgrund ihrer größeren Statur und ihres kräftiger verknöcherten Schädels von den Weibchen unterscheiden.

Giraffen leben entweder als Einzelgänger oder in lockeren Verbänden aus adulten Kühen, Kälbern und Jungbullen. Ausgewachsene Giraffenbullen sind Einzelgänger und nähern sich den Herden nur zur Paarungszeit. Die Kommunikation der Giraffen ist für das menschliche Ohr oft nicht wahrnehmbar. Ihre Stimme wird selten gehört und als Blöken oder Grunzen beschrieben. Muttertiere locken ihre Jungen durch Fiepen. Ein wichtiger Teil ihrer Verständigung findet jedoch im für Menschen nicht hörbaren Infraschallbereich statt, mit Frequenzen unter 20 Hz.

Die Ernährung und das Wiederkäuen

Wie bereits erwähnt, ernähren sich Netzgiraffen hauptsächlich von Akazien, Myrrhen, Knospen, jungen Trieben und Blättern. Selten nehmen sie auch Gras auf. Mit ihrer langen, blaugefärbten Zunge umgreifen sie die Nahrung und streifen sie von den Ästen ab. Um ihren täglichen Bedarf zu decken, der je nach Größe des Tieres zwischen 50 und 60 kg Nahrung pro Tag liegt, durchstreifen Herden große Gebiete auf der ständigen Suche nach Futter. Männchen verbringen etwa 43 % des Tages mit der Nahrungsaufnahme, während Weibchen mit circa 55 % sogar noch mehr Zeit fressend verbringen. Alle Giraffen sind Wiederkäuer. Dieser Prozess ist bei Giraffen besonders bemerkenswert, da der Nahrungsbrei aus dem Netzmagen bis über 3 Meter hoch ins Maul zurückbefördert werden muss. Dies gelingt mit Hilfe der muskulösen Speiseröhre, die die Nahrungsportion in einer wellenförmigen Kontraktion nach oben schiebt. Dieses immer höher steigende Ausdehnen und Zusammenziehen des Halses lässt sich an wiederkäuenden Giraffen gut beobachten.

Ihren Flüssigkeitsbedarf decken Giraffen größtenteils aus der Nahrung und können daher oft wochenlang ohne zu trinken auskommen. Wenn sie doch trinken müssen oder Nahrung vom Boden aufnehmen (was sie nur unter sehr ungünstigen Umständen tun), müssen sie ihre Vorderbeine weit spreizen, um den Kopf weit genug absenken zu können – eine Position, die sie anfällig für Fressfeinde macht.

Welche Zungenfarbe haben Giraffen?
Giraffe. Die Giraffenzunge ist nicht nur unempfindlich gegen Dornen, sie ist auch sonst aussergewöhnlich: Sie ist bis zu 50 Zentimeter lang und ist blauviolett. Warum sie diese Farbe hat, haben Forscher:innen noch nicht herausgefunden.

Schnell auf langen Beinen: Fortbewegung

Giraffen sind Passgänger, was bedeutet, dass sie gleichzeitig die Beine einer Körperseite bewegen. Das Fehlen einer Spannhaut zwischen Rumpf und Gliedmaßen deutet auf diesen Gang hin. Trotz ihrer scheinbaren Schwerfälligkeit und Größe können Giraffen bei Gefahr erstaunlich schnell werden. Im Galopp erreichen sie Geschwindigkeiten von über 50 Kilometer pro Stunde in freier Wildbahn. Ihre Galoppbewegung ist einzigartig und sieht merkwürdig schaukelnd aus. Dabei werfen sie die Vorderbeine weit nach vorne, während der lange Hals zur Balance nach rückwärts schwingt. Die Hintergliedmaßen greifen weit nach vorn über die Vorderbeine hinaus. Obwohl sie schnell laufen können, ist ihr Klettervermögen gering; selbst verhältnismäßig niedrige Böschungen können für sie ein unüberwindliches Hindernis darstellen. Auch Wasser meiden Giraffen meist und gehen nicht gerne hinein.

Beim Liegen schlagen die Giraffen ihre Beine, die in Hand- und Fersengelenken gebeugt sind, unter den Rumpf, wobei ein Hinterbein in dieser Lage immer etwas abgespreizt ist. Auf der Flucht oder bei Erregung biegen Giraffen ihren Schwanz auf die Seite, sodass dieser dem Oberschenkel aufliegt.

Gefährdet: Der Kampf ums Überleben

Trotz ihrer beeindruckenden Größe und Verteidigungsfähigkeiten stehen Giraffen, insbesondere bestimmte Unterarten wie die Netzgiraffe, unter erheblichem Druck. Der größte Feind der Giraffe ist der Mensch. Wilderer machen immer noch Jagd auf Giraffen, um ihr Fleisch (als „Bushmeat“) und ihr Fell anzubieten. Das weitaus größere Problem für den Erhalt der Netzgiraffen ist jedoch der Verlust und die Fragmentierung ihres geeigneten Lebensraumes durch die rasch anwachsende afrikanische Bevölkerung und die zunehmende menschliche Besiedelung. Die IUCN stuft Netzgiraffen als stark gefährdet ein, mit einem geschätzten Rückgang von etwa 56 Prozent zwischen 1988 und 2018. Im Jahr 2018 ging man von weniger als 16.000 Individuen im gesamten Verbreitungsgebiet aus, was ihre prekäre Situation unterstreicht.

Natürliche Feinde wie Löwen stellen ebenfalls eine Gefahr dar, insbesondere für ausgewachsene Tiere, obwohl die Gefahr durch Geparden oder Nilkrokodile anteilmäßig sehr gering ist. Jungtiere hingegen werden auch durch Hyänen, Leoparden und Afrikanische Wildhunde bedroht. Jeder Fressfeind läuft allerdings Gefahr, sein Leben bei einem Angriff auf eine Giraffe zu verlieren, denn ihre Größe und die langen, kräftigen Beine, die Giraffen zum Zutreten und Stampfen einsetzen, können durchaus ein Löwenrudel in Schach halten und vertreiben. Trotz dieser Verteidigungsfähigkeiten bleibt der menschliche Einfluss die größte Bedrohung für das Überleben der Art.

Größenvergleich: Bulle vs. Kuh

Die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Giraffen sind neben den Ossicones auch in Größe und Gewicht offensichtlich:

MerkmalMännliche Giraffe (Bulle)Weibliche Giraffe (Kuh)
Größe (max)Bis zu 5,80 MeterEtwa 4,50 Meter
Gewicht (ausgewachsen)Bis zu 1,8 TonnenNicht explizit genannt, aber leichter
Ossicones/HörnerOft blank gerieben (durch Kampf)Mit dunklen Haarbüscheln
SchädelKräftiger verknöchertWeniger kräftig

Häufig gestellte Fragen zu Giraffen

Häufig gestellte Fragen zu Giraffen

  • Welche Farbe hat die Zunge einer Giraffe?
    Die Zunge einer Giraffe ist auffällig blau gefärbt und kann über 40 cm lang werden. Sie wird hauptsächlich zur Nahrungsaufnahme genutzt, indem die Giraffe damit Blätter und Triebe von Ästen abstreift.
  • Warum ist ein Sturz für eine Giraffe so gefährlich?
    Aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts können bei einem Sturz Bänder und Muskeln reißen. Es ist nahezu unmöglich, sie wieder aufzurichten, und langes Liegen führt zu Organschäden und Muskelschwäche, da die Muskeln ihre Energie aufbrauchen.
  • Können Giraffen Laute von sich geben?
    Ja, Giraffen können blöken oder grunzen, aber das ist selten zu hören. Sie kommunizieren auch im für Menschen unhörbaren Infraschallbereich mit Frequenzen unter 20 Hz. Muttertiere fiepen, um ihre Jungen zu rufen.
  • Wie schnell können Giraffen laufen?
    Giraffen können im Galopp Geschwindigkeiten von über 50 Kilometer pro Stunde erreichen, was ihnen bei der Flucht vor Fressfeinden hilft.
  • Was fressen Giraffen hauptsächlich?
    Ihre Hauptnahrung besteht aus Blättern, Knospen und jungen Trieben von Akazien und Myrrhenbäumen. Selten nehmen sie auch Gras auf. Sie benötigen 50 bis 60 kg Nahrung pro Tag.
  • Wie viele Halswirbel hat eine Giraffe?
    Trotz ihres extrem langen Halses haben Giraffen, wie die meisten Säugetiere, nur sieben Halswirbel, die jedoch stark verlängert sind.
  • Warum sind Giraffen bedroht?
    Der größte Feind ist der Mensch durch Wilderei und vor allem den Verlust und die Fragmentierung ihres Lebensraumes aufgrund der wachsenden menschlichen Bevölkerung.

Von ihrer einzigartigen Anatomie über ihre faszinierenden Anpassungen an die Nahrungsaufnahme bis hin zu den Herausforderungen, denen sie in einer sich verändernden Welt gegenüberstehen – Giraffen sind wahrhaft bemerkenswerte Geschöpfe. Ihre Fähigkeit, in ihrer Umgebung zu überleben, trotz ihrer Größe und der spezifischen Risiken, denen sie ausgesetzt sind, ist ein Beweis für die Wunder der Evolution. Der Schutz ihres Lebensraumes und der Kampf gegen Wilderei sind entscheidend für das Überleben dieser sanften Riesen in der Zukunft.

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