04/09/2021
Die richtige Entsorgung von Abfall ist eine Herausforderung, die uns überall begegnet – zu Hause, in öffentlichen Räumen und ganz besonders im Büro. Mit der Vielzahl an Materialien, die im Arbeitsalltag anfallen, von Papier über Verpackungen bis hin zu spezifischen Büroartikeln, kann es schnell unübersichtlich werden. Eine Frage, die dabei immer wieder für Verwirrung sorgt, ist: Wohin gehören eigentlich leere Stifte? Die Antwort ist weniger offensichtlich, als man vielleicht denken mag.

Die Bedeutung der Abfalltrennung für den Umweltschutz ist unbestritten. Sie ermöglicht das Recycling wertvoller Rohstoffe, spart Energie und reduziert die Menge an Müll, der verbrannt oder deponiert werden muss. Doch die besten Absichten und sogar neue, verbesserte Sammelsysteme stoßen an ihre Grenzen, wenn das Wissen fehlt, welcher Gegenstand in welchen Behälter gehört. Genau diese Lücke hat eine interdisziplinäre Studie an der Hochschule Darmstadt beleuchtet, um herauszufinden, wie die Leistung bei der Abfalltrennung verbessert werden kann.
- Die Darmstädter Studie: Ein Blick auf die Herausforderung im Campus-Alltag
- Das Stifte-Dilemma: Eine knifflige Frage der Entsorgung
- Ergebnisse der Studie: Was wirklich zur besseren Trennung führt
- Empfehlungen für eine effektivere Abfalltrennung im Büro und anderswo
- Wo gehört was hin? Beispiele für Büroabfall
- Häufige Fragen zur Entsorgung von Büroabfall
- Fazit
Die Darmstädter Studie: Ein Blick auf die Herausforderung im Campus-Alltag
Angesichts der Einführung neuer Abfalltrennbehälter auf allen Campi stellte sich die Frage, wie eine möglichst hohe Abfalltrennleistung erreicht werden kann. Studierende aus den Bereichen Wirtschaftspsychologie und Umweltingenieurwesen, Jana Köhler und Finn Niesel, nahmen sich dieser Fragestellung an. Ihr Ziel war es, Gestaltungsoptionen zu entwickeln und zu testen, die Menschen zu korrekterem Trennverhalten anleiten.
Das Projektteam konzipierte zwei unterschiedliche Ansätze in Form von Plakaten und testete deren Wirkung über einen Zeitraum von drei Wochen an zwei belebten Standorten: im Hochhaus und in der Bibliothek. Die Idee hinter den Plakaten basierte auf unterschiedlichen psychologischen Strategien zur Verhaltensänderung.
Zwei Ansätze auf dem Prüfstand: Information vs. Soziale Norm
Das erste Plakat, genannt „Top 3“, zielte darauf ab, häufig gemachte Fehler bei der Abfalltrennung zu korrigieren. Es zeigte prominent die Top 3 der Gegenstände, die am häufigsten falsch entsorgt wurden, und lieferte klare Informationen zur korrekten Zuordnung. Dieser Ansatz baut auf der wissenschaftlich fundierten Erkenntnis auf, dass Aufklärung und konkrete Handlungsanweisungen sehr effektive Mittel zur Verhaltensänderung sein können. Indem die häufigsten Irrtümer direkt angesprochen und korrigiert werden, wird das notwendige Wissen für die korrekte Trennung vermittelt.
Der zweite Ansatz, das Plakat „Soziale Norm“, verfolgte einen anderen Weg. Basierend auf der Beobachtung, dass Menschen ihr Verhalten oft an das ihrer Mitmenschen anpassen, sprach dieses Plakat die Betrachter direkt an und wies darauf hin, wie viele Menschen am Campus ihren Müll bereits trennen. Die Botschaft lautete im Grunde: „Viele tun es schon, sei auch dabei!“ Die Hoffnung war, dass der Hinweis auf die positive soziale Norm andere motivieren würde, sich ebenfalls korrekt zu verhalten.
Begleitende Untersuchung: Umfrage und Quiz
Um den Erfolg der beiden Plakat-Interventionen zu messen, führte das Projektteam eine umfassende Umfrage mit integriertem Quiz durch. Diese Erhebung fand sowohl in einer Kontrollwoche ohne Plakate als auch in der Testwoche mit den aufgehängten Plakaten statt. Insgesamt nahmen 268 Mitarbeiter und Studierende teil, was eine solide Datenbasis lieferte. In der Umfrage wurden die Teilnehmer zu ihrem eigenen Trennverhalten, der wahrgenommenen Wichtigkeit der Abfalltrennung und ihren Motivationen befragt. Das anschließende Quiz testete das Wissen über die korrekte Zuordnung verschiedener Abfallarten zu den passenden Behältern.
Das Stifte-Dilemma: Eine knifflige Frage der Entsorgung
Eine der Fragen im Quiz, die sich als besonders aufschlussreich erwies und die Schwierigkeit der Abfalltrennung im Detail verdeutlichte, betraf die Entsorgung eines leeren Filzstifts. Viele Menschen sehen auf den ersten Blick nur den Kunststoff, aus dem der Stift hauptsächlich besteht, und würden ihn instinktiv in den Behälter für Wertstoffe oder Kunststoffe werfen. Doch das ist falsch.
Der Grund liegt in der Mine des Filzstifts. Selbst wenn der Stift leer oder ausgetrocknet ist, sind die Kunststoffhülle und die Mine oft noch mit Tintenresten verschmutzt. Diese Verschmutzung macht eine sortenreine Verwertung des Kunststoffs im Recyclingprozess schwierig oder unmöglich. Materialien, die stark verschmutzt sind oder aus einem Materialmix bestehen, der nicht einfach getrennt werden kann, gehören in der Regel nicht in die Wertstofftonne oder den Gelben Sack.
Die korrekte Antwort auf die Frage, wohin ein leerer Filzstift gehört, lautet daher: in den Restmüll. Das Gleiche gilt übrigens auch für leere Textmarker. Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, dass selbst scheinbar einfache Büroartikel spezifische Entsorgungsregeln haben, die nicht immer intuitiv sind.
Ergebnisse der Studie: Was wirklich zur besseren Trennung führt
Die Auswertung der Umfrageergebnisse lieferte interessante Einblicke in das Trennverhalten und die Motivationen der Befragten. Es zeigte sich, dass die meisten Teilnehmer zu Hause deutlich konsequenter Abfall trennen als am Campus. Die Hauptgründe für die Abfalltrennung waren der Umweltschutz und die Überzeugung von der Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme. Dies unterstreicht, dass die grundlegende Motivation und das Bewusstsein für die Wichtigkeit oft vorhanden sind.
Die entscheidenden Erkenntnisse lieferte jedoch die Analyse der Quiz-Ergebnisse in den Testwochen:
- Das „Top 3“ Plakat führte zu einer signifikanten Verbesserung der Ergebnisse im Abfallquiz. Dies deutet darauf hin, dass die Bereitstellung klarer, spezifischer Informationen über häufige Fehler und die korrekte Zuordnung das Wissen der Teilnehmer effektiv erhöhte und somit zu korrekterem hypothetischem Trennverhalten führte.
- Im Gegensatz dazu zeigte das Plakat „Soziale Norm“ keine signifikante Verbesserung der Quiz-Ergebnisse. Es gab weder eine positive noch eine negative signifikante Auswirkung. Dies legt nahe, dass in diesem spezifischen Kontext der Hinweis auf das Verhalten anderer allein nicht ausreichte, um das Wissen über die korrekte Trennung zu verbessern oder das Verhalten signifikant zu beeinflussen.
Die Studie unterstreicht damit die Wichtigkeit von gezielter Aufklärung und konkreten Anleitungen, um die Abfalltrennleistung zu erhöhen. Motivation allein reicht oft nicht aus; das Wissen um das Wie ist ebenso entscheidend.
Empfehlungen für eine effektivere Abfalltrennung im Büro und anderswo
Basierend auf den Studienergebnissen leiteten die Forscher konkrete Empfehlungen ab, wie die Abfalltrennleistung in Umgebungen wie einem Campus oder Büro verbessert werden kann:
- Setzen Sie auf Information und Aufklärung: Maßnahmen, die klare Anweisungen geben und häufige Fehlannahmen korrigieren (wie z.B. das „Top 3“ Plakat), sind wirksam. Es muss deutlich gemacht werden, welcher Abfall in welchen Behälter gehört – idealerweise mit visuellen Beispielen.
- Betonen Sie den Umweltnutzen und die moralische Verpflichtung: Da Umweltschutz die Hauptmotivation vieler Menschen ist, können Appelle, die die positiven Auswirkungen der Abfalltrennung auf die Umwelt hervorheben, zusätzlich motivieren.
- Machen Sie es einfach und verständlich: Die Entsorgungssysteme sollten intuitiv nutzbar sein, aber ergänzende Informationen müssen leicht zugänglich sein.
Das Projektteam schlug weitere mögliche Interventionen vor, die über Plakate hinausgehen, um die Abfalltrennung zu fördern. Dazu gehören beispielsweise informative Flyer, der Einsatz von „Abfallbotschaftern“, die als Ansprechpartner dienen, informative Filme oder sogar spielerische Ansätze wie Gewinnspiele, die mit einer Abfallvereinbarung verbunden sind.
Wo gehört was hin? Beispiele für Büroabfall
Um die Abfalltrennung im Büroalltag zu erleichtern, hier eine kleine Übersicht über die korrekte Entsorgung einiger gängiger Büroartikel, basierend auf der Logik der Studie und allgemeinen Entsorgungsregeln:
Gegenstand | Korrekte Entsorgung | Begründung / Hinweis |
---|---|---|
Papier, lose Blätter, Zeitungen | Papiertonne (Altpapier) | Sauberes, trockenes Papier ist ein wichtiger Wertstoff. |
Pappe, Kartonagen (flach gefaltet) | Papiertonne (Altpapier) | Ebenfalls gut recycelbar. Große Kartons zerkleinern. |
Plastikverpackungen (Folien, Becher, etc.) | Wertstofftonne / Gelber Sack / Gelbe Tonne | Leere, restentleerte Verpackungen aus Kunststoff, Metall, Verbundmaterial. |
Leere Filzstifte, Textmarker | Restmüll | Tintenreste verunreinigen den Kunststoff, erschweren oder verhindern Recycling. |
Kugelschreiber (leer) | Restmüll | Materialmix aus Kunststoff und Metallfeder/Mine; Mine oft mit Tinte. |
Heftklammern, Büroklammern | Restmüll | Kleine Metallteile, die im Sortierprozess stören können. Größere Mengen evtl. Schrott. |
Klebebänder, Etiketten (Papier oder Kunststoff) | Restmüll | Oft Materialmix, Klebstoffreste. |
Aktenordner (Pappe/Kunststoff mit Metall) | Restmüll (wenn Materialmix nicht trennbar) | Ideal: Metallmechanik vom Pappe-/Kunststoffteil trennen (Metall zum Schrott, Rest zu Pappe/Kunststoff), oft aber zu aufwändig. |
Toner- und Tintenpatronen | Sondermüll / Spezielle Sammelsysteme (oft vom Hersteller) | Enthalten schädliche Stoffe. Viele Hersteller bieten Recyclingprogramme an. |
Häufige Fragen zur Entsorgung von Büroabfall
Warum gehören leere Stifte in den Restmüll und nicht in die Wertstofftonne?
Leere Filzstifte und Textmarker enthalten auch nach Entleerung Tintenreste in der Mine, die den Kunststoff der Hülle verunreinigen. Diese Verunreinigungen erschweren oder verhindern das sortenreine Recycling des Kunststoffs. Daher gehören sie zum Restmüll, der thermisch verwertet (verbrannt) wird.
Gilt das auch für Kugelschreiber?
Ja, auch leere Kugelschreiber gehören in der Regel in den Restmüll. Sie bestehen oft aus einem Materialmix (Kunststoffhülle, Metallfeder, Mine mit Tinte), der schwer zu trennen ist. Die Tinte in der Mine ist ebenfalls ein Grund für die Entsorgung im Restmüll.
Reicht es nicht, wenn ich einfach alles in den „Plastik“-Müll werfe, weil Stifte aus Plastik sind?
Nein, das reicht nicht aus. Die Abfalltrennung erfordert, dass nur sortenreine oder für das jeweilige Recyclingsystem vorgesehene Materialien im Behälter landen. Stifte sind, wie beschrieben, oft verunreinigt oder bestehen aus schwer trennbaren Materialien, die den Recyclingprozess stören würden. Falsch befüllte Behälter können dazu führen, dass ganze Chargen von Wertstoffen nicht recycelt werden können.
Was ist mit Tinten- oder Tonerpatronen?
Tinten- und Tonerpatronen gehören aufgrund ihrer Inhaltsstoffe und der komplexen Materialien nicht in den normalen Haus- oder Büromüll. Sie sind als Sondermüll zu behandeln oder über spezielle Recyclingprogramme der Hersteller oder des Handels zurückzugeben. Informieren Sie sich über die Rücknahmesysteme in Ihrer Nähe.
Wie kann mein Büro die Abfalltrennung verbessern?
Die Studie der Hochschule Darmstadt zeigt: Setzen Sie auf klare Informationen! Beschriften Sie die Behälter deutlich mit Beispielen, welche Gegenstände hinein und welche *nicht* hineingehören (z.B. „Keine Stifte!“). Bieten Sie leicht zugängliche Informationen (Plakate, digitale Merkblätter) und erklären Sie den Nutzen für den Umweltschutz.
Fazit
Die Abfalltrennung im Büro mag auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, ist aber mit dem richtigen Wissen gut machbar. Die Studie der Hochschule Darmstadt liefert wertvolle Erkenntnisse darüber, dass klare Informationen der Schlüssel zu besserem Trennverhalten sind. Und sie beantwortet die eingangs gestellte Frage eindeutig: Leere Filzstifte und Textmarker gehören ebenso wie Kugelschreiber in den Restmüll, um die Recyclingprozesse nicht zu stören. Indem wir uns informieren und die einfachen Regeln befolgen, leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz – auch im Büroalltag.
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