Wem gehört der Anger 1 in Erfurt?

Der Anger in Erfurt: Geschichte & Bedeutung

07/10/2020

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Der Anger in Erfurt ist weit mehr als nur eine Straße; er ist das schlagende Herz der thüringischen Landeshauptstadt, ein Ort, an dem Geschichte auf modernes Leben trifft. Einst ein bedeutender Handelsplatz, hat sich der Anger über Jahrhunderte hinweg zu einer eleganten Flaniermeile und Hauptgeschäftsstraße entwickelt, die Besucher wie Einheimische gleichermaßen anzieht.

Wann macht der Anger in Erfurt auf?
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Übersicht

Warum heißt der Anger in Erfurt „Anger“?

Die Herkunft des Namens „Anger“ ist eng mit seiner ursprünglichen Nutzung verbunden. Der Begriff „Anger“ bezeichnete im Mittelalter häufig eine gemeinschaftlich genutzte, langgestreckte Wiese oder Weidefläche. Der Erfurter Anger war genau das – eine breite, platzähnliche Fläche, die ursprünglich außerhalb der ersten Stadtbefestigung lag und deren Form bis heute erhalten geblieben ist. Diese einstige grüne Fläche entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem zentralen Treffpunkt und Handelsplatz. Die erste schriftliche Erwähnung der Bezeichnung „Anger“ für diesen zentralen Ort innerhalb der damaligen (später erweiterten) Stadtmauern findet sich bereits in einem Dokument aus dem Jahr 1196.

Vom mittelalterlichen Handelszentrum zur modernen Flaniermeile

Der Anger spielte über Jahrhunderte eine zentrale Rolle im Wirtschaftsleben Erfurts. Besonders im Zeitraum vom 14. bis zum 17. Jahrhundert war der östliche Teil des Angers der Haupthandelsplatz für Waid, eine Färberpflanze, die Erfurt zu großem Reichtum verhalf. In dieser Zeit trug der Ort auch die Bezeichnungen „Weidt Anger“ oder „Waydanger“. Neben Waid wurden hier auch andere wichtige Güter wie Wein, Wolle und Weizen gehandelt. Dieser rege Handel prägte das Bild und die Bedeutung des Angers nachhaltig.

Die Entwicklung des Angers zum heutigen Erscheinungsbild war ein langer Prozess. Während der Gründerzeit und des Jugendstils um die Wende zum 20. Jahrhundert erfuhr der Anger eine bedeutende Transformation. Viele ältere Gebäude mussten prächtigen, großstädtischen Geschäftshäusern weichen, die bis heute das Bild der Straße dominieren und ihr den Charakter einer Prachtstraße verliehen. Seit den 1920er Jahren kamen weitere einzelne Neubauten hinzu, die die Architekturvielfalt des Angers ergänzen.

Der Anger in der DDR-Zeit und nach der Wende

Auch in der DDR-Zeit wurde der Anger weiterentwickelt. Mitte der 1970er Jahre erfolgte eine umfassende Umgestaltung. Der Anger wurde zu einer Fußgängerzone umgewandelt, die jedoch – untypisch für viele Fußgängerzonen – die Straßenbahn als zentrales Element beibehielt. Ziel war es, einen attraktiven Einkaufs-Boulevard zu schaffen. Im Zuge dieser Maßnahmen wurden rund 110 Fassaden restauriert oder neu gestaltet, was dem Anger ein neues Gesicht verlieh.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands setzte sich die konstante Weiterentwicklung fort. Im Gegensatz zu manch anderem ostdeutschen Altstadtquartier erlebte der Anger eine dynamische Anpassung an die neuen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen. Moderne Neubauten, wie das umstrittene Angereck mit seiner Glasfassade, integrierten sich in das historische Gefüge und zeugen von der fortlaufenden urbanen Entwicklung bis ins 21. Jahrhundert.

Bedeutende Gebäude und Orte am Anger

Entlang des rund 600 Meter langen Angers reihen sich zahlreiche historisch und architektonisch interessante Gebäude. Sie erzählen die vielschichtige Geschichte dieses Ortes.

Anger 1 – Vom Hotel zum modernen Einkaufszentrum

Die Geschichte des Standortes Anger 1 ist besonders bewegt. Ursprünglich befanden sich hier ein Hotel namens „Römischer Kaiser“ sowie weitere Gebäude. Eine Brandkatastrophe im Dezember 1905 zerstörte diese Bebauung vollständig und hinterließ eine große Baulücke. Der jüdische Kaufmann Siegfried Pinthus und die einflussreiche jüdische Kaufmannsfamilie Tietz erwarben das Grundstück zu einem für Erfurt ungewöhnlich hohen Preis. Zwischen 1906 und 1908 entstand hier das prächtige Kaufhaus Römischer Kaiser (KRK) im Jugendstil, entworfen von den Architekten Albert und Ernst Giese. Es repräsentierte einen neuen Typus des Einzelhandels mit großem Warenangebot und hallenartigen Verkaufsflächen, was bei der Bevölkerung großen Anklang fand. Das Kaufhaus wurde 1927 durch Seitenflügel erweitert.

Mit dem Aufkommen des Antisemitismus in den 1930er Jahren verschlechterte sich die Lage für das unter jüdischer Führung stehende Kaufhaus dramatisch. Filialen und betriebseigene Einrichtungen mussten schließen, der Umsatz sank. 1937 wurde die Kaufhaus Römischer Kaiser GmbH unter Zwang und unter Wert an Hans Quehl verkauft und die jüdischen Gesellschafter Siegfried Pinthus und Arthur Arndtheim aus dem Handelsregister gestrichen. Pinthus verstarb kurz darauf an einem Herzinfarkt, Arndtheim emigrierte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Kaufhaus durch Bomben und Artilleriebeschuss beschädigt.

Warum heißt der Anger in Erfurt Anger?
Der Anger wird von mondänen, großstädtischen Geschäftshäusern aus der Gründerzeit (Historismus, Jugendstil) dominiert. Der Name Anger weist auf eine einstige, langgestreckte Wiese oder Weide hin, in einer breiten, platzähnlichen Straße, deren Form bis heute erhalten blieb.

Nach dem Krieg gelangte das Gebäude auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) in Volkseigentum und wurde zum Konsum-Kaufhaus, später zum HO-Warenhaus und schließlich zum Centrum Warenhaus, einem der größten Warenhäuser der DDR. Umbauten in den 1950er Jahren veränderten das Innere, unter anderem wurde der Jugendstil-Lichthof geschlossen. Ein Großbrand im Jahr 1985 beschädigte das Warenhaus schwer, es wurde jedoch wieder aufgebaut und 1986 wiedereröffnet.

Nach der Wende übernahm die Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH das Centrum Warenhaus, später ging es in den Besitz der Karstadt Warenhaus AG über. Zwischen 1999 und 2000 wurde das Gebäude umfassend rekonstruiert und durch einen modernen Anbau mit Parkhaus erweitert. Die heutige Einkaufsgalerie Anger 1 beherbergt auf rund 23.000 Quadratmetern eine Karstadt-Filiale und etwa 50 Fachgeschäfte und zählt zu den größten Einkaufszentren Thüringens. Sie wird vom Hamburger Unternehmen ECE Projektmanagement betrieben. Die gelungene Renovierung wurde 2001 mit dem ICSC Shopping Award ausgezeichnet.

Kaufmannskirche und St. Lorenz

Am östlichen Rand des Angers steht die gotische Kaufmannskirche, erstmals 1248 als Pfarrkirche erwähnt und von 1291 bis 1368 erbaut. Ihre Gründung geht auf friesische Kaufleute im 11. Jahrhundert zurück. Sie wurde 1521 reformiert, Martin Luther predigte hier 1522. Die Kirche erlitt im Zweiten Weltkrieg schwere Schäden, wurde aber wieder aufgebaut. Vor ihr erinnert ein Lutherdenkmal an den Reformator.

Etwas weiter westlich befindet sich die römisch-katholische Pfarrkirche St. Laurentius, kurz St. Lorenz. Ursprünglich vor 1140 als Klosterkirche errichtet, wurde sie beim Stadtbrand 1413 stark beschädigt und verlor ihr romanisches Aussehen. Der heutige 40 Meter hohe Turm ist ein Überrest aus der Zeit vor dem Brand. Im 15. Jahrhundert erfolgte ein Umbau im gotischen Stil. Die Kirche beherbergt einen Hochaltar von 1448 und eine bemerkenswerte Sandsteinskulptur „Jesus als Schmerzensmann“.

Ursulinenkloster

Am Südostende des Angers liegt das Ursulinenkloster, dessen Geschichte bis ins Jahr 1235 zurückreicht, als es als Weißfrauenkloster urkundlich erwähnt wurde. Es ist das einzige Kloster in Erfurt, das die Säkularisation von 1821 überstand und bis heute von Nonnen bewohnt und genutzt wird. Es diente im 18. Jahrhundert als pädagogisches Zentrum. Persönlichkeiten wie die Heilige Elisabeth von Thüringen, Friedrich Schiller und Friedrich von Humboldt hatten eine Verbindung zu diesem Ort.

Angermuseum – Vom Packhof zum Kunsttempel

Das Angermuseum, ein prächtiger Barockbau aus den Jahren 1706 bis 1712, war ursprünglich der kurmainzische Pack- und Waagehof. Hier wurden Waren verzollt. Der Bau besticht durch seine Gliederung mit Pilastern und reichen plastischen Schmuck, darunter Standbilder von St. Martin und allegorische Figuren. Seit 1886 dient das Gebäude als Museum und beherbergt heute eine bedeutende Sammlung mittelalterlicher Kunst sowie eine Gemäldesammlung, die auf dem Nachlass von Friedrich Nerly dem Älteren basiert.

Weitere bemerkenswerte Gebäude

Das Haus zum Schwarzen Löwen (Anger 11) ist ein Renaissancebau von 1577, der einst Waidhändlern gehörte und berühmte Gäste wie Maria Eleonora von Brandenburg beherbergte. Gegenüber befand sich die Schwanapotheke, Wirkungsstätte von Johann Bartholomäus Trommsdorff, dem Begründer der modernen Pharmazie. Heute befindet sich im Erdgeschoss eine Filiale der Restaurantkette Nordsee.

Die Sparkasse am Anger (Anger 25) ist ein Beispiel der Neuen Sachlichkeit aus dem Jahr 1930, dessen denkmalgeschützte Fassade figurengruppen von Hans Walther trägt.

Das Bismarckhaus (Anger 33) erinnert an Otto von Bismarck, der im Vorgängerbau während des Erfurter Unionsparlaments wohnte. Eine Bronze-Statue Bismarcks wurde 2004 neu aufgestellt, und ein Zitat Bismarcks schmückt die Fassade.

Warum heißt der Anger in Erfurt Anger?
Der Anger wird von mondänen, großstädtischen Geschäftshäusern aus der Gründerzeit (Historismus, Jugendstil) dominiert. Der Name Anger weist auf eine einstige, langgestreckte Wiese oder Weide hin, in einer breiten, platzähnlichen Straße, deren Form bis heute erhalten blieb.

Am südwestlichen Ende des Angers, an einer Straßengabelung, steht der Angerbrunnen, ein Monumentalbrunnen, der maßgeblich von der Familie Lucius gestiftet wurde.

Nördlich des Angerbrunnens erhebt sich die Wigbertikirche, deren Areal bereits im 10. Jahrhundert als Handelshof genutzt wurde. Die heutige Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert und diente zeitweise den Augustiner-Eremiten.

Südlich des Brunnens liegt das Haus Dacheröden (Anger 37-38), früher Lucius-Haus genannt. Dieses Doppelhaus, teils ein Renaissancebau von 1557, war im 18. Jahrhundert Wohnsitz der Familie von Dacheröden und ein Zentrum des geistigen Lebens in Erfurt. Goethe, Schiller und die Brüder Humboldt verkehrten hier. Später wurde es Sitz der bedeutenden Familie Lucius. Heute dient es als Kulturforum.

Das Hauptpostamt (Anger 66-73) ist ein imposantes Gebäude aus den Jahren 1882 bis 1885 mit gotisierender Fassade. Es ersetzte mittelalterliche Häuser und diente über die Deutsche Reichspost und die Deutsche Post der DDR bis zur heutigen Deutschen Bundespost als zentrale Poststelle der Stadt. Nach umfangreicher Modernisierung beherbergt es heute neben der Post auch Einzelhandels- und Büroflächen.

Der Anger heute

Der Anger ist heute eine lebendige Mischung aus Geschichte und Moderne. Als zentrale Einkaufsstraße Erfurts beherbergt er zahlreiche Geschäfte, von großen Kaufhäusern bis hin zu kleineren Fachgeschäften. Darüber hinaus laden mondäne Cafés und Restaurants zum Verweilen ein und sind beliebte Treffpunkte, oft abseits der touristischeren Lokale in anderen Teilen der Altstadt. Die Mischung aus historischer Architektur, moderner Bebauung und der ständigen Präsenz der Straßenbahn verleiht dem Anger sein einzigartiges, großstädtisches Flair.

Häufig gestellte Fragen zum Anger in Erfurt

Wem gehört die Einkaufsgalerie Anger 1 in Erfurt?

Die Einkaufsgalerie Anger 1, die das ehemalige Kaufhaus Römischer Kaiser und den modernen Anbau umfasst, wird vom Hamburger Unternehmen ECE Projektmanagement betrieben. Das Gebäude selbst hat eine wechselvolle Geschichte des Eigentums hinter sich, von der jüdischen Familie Tietz über die Enteignung in der NS-Zeit, das Volkseigentum in der DDR (Konsum, HO, Centrum Warenhaus) bis hin zu westdeutschen Kaufhausketten (Hertie, Karstadt) nach der Wende. Heute beherbergt die Galerie eine Karstadt-Filiale und zahlreiche weitere Fachgeschäfte als Mieter.

Wann macht der Anger in Erfurt auf?

Der Anger als öffentliche Straße und Fußgängerzone ist jederzeit zugänglich. Wenn nach Öffnungszeiten gefragt wird, bezieht sich dies meist auf die Geschäfte und Einrichtungen am Anger. Die Einkaufsgalerie ANGER 1 wirbt damit, dass man dort von früh bis spät einkaufen kann. Die genauen Öffnungszeiten der einzelnen Geschäfte, Cafés und Restaurants am Anger können jedoch variieren. Es empfiehlt sich, die spezifischen Öffnungszeiten der gewünschten Lokalität zu prüfen.

Der Anger bleibt ein dynamischer und historisch bedeutender Ort in Erfurt, der seine Besucher mit seiner Vielfalt und seiner reichen Vergangenheit beeindruckt.

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