24/06/2020
In der Welt der Büroartikel und Befestigungsmaterialien gibt es viele kleine Helfer, die wir oft für selbstverständlich halten. Büroklammern, Reißzwecken oder auch der einfache Nagel gehören dazu. Doch gerade der Nagel blickt auf eine Geschichte zurück, die weitaus länger und vielfältiger ist, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Er ist nicht nur ein Werkzeug zur Befestigung, sondern hat sich auch zu einem spannenden Element in der Kunst entwickelt.

Die Geschichte des Nagels als Befestigungsmittel reicht unglaublich weit zurück. Tatsächlich ist sie so alt, dass sie selbst biblische Zeiträume in den Schatten stellt. Die ältesten Exemplare, die Archäologen bisher gefunden haben, sind beeindruckende 7000 Jahre alt. Diese Funde wurden 2005 in Sachsen gemacht und waren Teil einer Brunnenkonstruktion aus Holz. Zu dieser Zeit, in der gerade die Jungsteinzeit angebrochen war, begannen die Menschen in unseren Regionen erst, sesshaft zu werden, Ackerbau zu betreiben und... ja, auch Nägel zu verwenden. Damals waren diese frühen Nägel noch aus Holz gefertigt.
Es ist faszinierend zu überlegen, wo genau der Nagel erfunden wurde. Die Funde in Sachsen sind zwar die ältesten *bisher* entdeckten, aber es ist unwahrscheinlich, dass dies der einzige oder erste Ort war. In anderen Teilen der Welt, wie im vorderen Orient, waren die Menschen schon Jahrtausende früher zu einer vergleichbaren Lebensweise übergegangen. Es ist durchaus denkbar, dass die Idee des Nagels als Verbindungselement unabhängig voneinander an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten entstanden ist, lange bevor es globale Kommunikation gab.
Ein interessanter Aspekt der Nagelgeschichte ist die Herkunft seines Namens. Es mag eine gewisse Ironie innewohnen, dass das Wort „Nagel“ tatsächlich mit dem althochdeutschen Begriff „Nagal“ verwandt ist, der im Neuhochdeutschen so viel wie „Finger“, „Zehnagel“ oder „Klaue“ bedeutet. Ob die Menschen, die das alte Verbindungsmittel so benannten, bereits die schmerzhafte Erfahrung machten, sich beim Hämmern auf den eigenen Finger zu schlagen, wissen wir nicht. Doch die sprachliche Verbindung ist unverkennbar.
Vom hölzernen Pionier entwickelte sich der Nagel weiter. Etwa ab 2000 vor Christus begann die Ära der Metallnägel. Diese wurden von spezialisierten Handwerkern gefertigt, den sogenannten Nagelschmieden. Es war ein aufwendiger Prozess, der viel Geschick erforderte.
Die industrielle Revolution brachte auch für den Nagel eine Wende. Ab 1775 wurden erste Verfahren entwickelt, um Metallnägel maschinell herzustellen. Doch der Übergang von der handwerklichen zur industriellen Fertigung war kein schneller Prozess. Es dauerte rund 100 Jahre, bis die maschinell gefertigten Nägel die handgeschmiedeten endgültig ablösten. Heute ist der Beruf des Nagelschmieds beinahe ausgestorben und findet sich meist nur noch in spezialisierten Bereichen wie der Restaurierung historischer Gebäude.

Der Nagel hat sich über die Jahrtausende zu einem wahren Multitalent entwickelt. Seine Erscheinungsformen sind ebenso vielfältig wie seine Einsatzbereiche. Aus dem einfachen Holznagel der Jungsteinzeit ist eine breite Palette an spezialisierten Befestigungselementen geworden. Dazu gehören unter anderem Drahtstifte, Hakennägel, Stahlnägel, Stahlstifte, Hufnägel (die, wie der Name schon sagt, zum Befestigen von Hufeisen verwendet werden), Ankernägel und viele weitere Varianten.
Die Anwendungen sind schier endlos. Nägel werden verwendet, um Bilder sicher an der Wand aufzuhängen – eine alltägliche Aufgabe, die ohne sie deutlich komplizierter wäre. Sie sind unverzichtbar beim Dachdecken und in vielen Bereichen des Bauwesens. Es gibt sogar spezielle Schraubnägel, die sich beim Einschlagen in das Holz eindrehen und so für zusätzlichen Halt sorgen. Für Anwendungen, bei denen es auf Geschwindigkeit ankommt, wie etwa mit einem Druckluftnagler, werden Nägel heute sogar magaziniert angeboten, sodass sie schnell hintereinander verarbeitet werden können. Diese Vielfalt und Spezialisierung hätten sich die Menschen aus der Jungsteinzeit wohl kaum träumen lassen.
Doch Nägel sind nicht nur praktische Helfer im Alltag und im Bauwesen. Sie haben auch ihren Weg in die Kunst gefunden und ermöglichen dort ganz neue Ausdrucksformen.
Nägel in der Kunst: Nagelbilder und Fadenbilder
Wenn man über Nägel spricht, denkt man vielleicht nicht sofort an Kunstwerke. Doch Nägel, oft in Kombination mit Fäden, bilden die Grundlage für faszinierende Kunsttechniken. Man unterscheidet hier grundsätzlich zwischen Nagelbildern und Fadenbildern.
Das Nagelbild ist die einfachere Form. Hier werden Nägel auf einer festen Unterlage, wie Holz, MDF oder Kunststoff, platziert. Die Nägel selbst bilden durch ihre Anordnung ein Muster oder eine Form. Diese Technik hat eine eher skulpturale Wirkung und erinnert an ein Relief. Die Nägel sind das zentrale Element, und das Bild entsteht durch ihre Positionierung und die Zwischenräume. Ein besonderes Merkmal von Nagelbildern ist ihre starke dreidimensionale Wirkung, die dazu einlädt, das Kunstwerk nicht nur anzusehen, sondern auch zu berühren (Haptik). Die Umsetzung ist vergleichsweise einfach, da außer den Nägeln und der Unterlage keine weiteren Materialien benötigt werden.
Das Fadenbild (im Englischen oft als "String Art" bekannt) geht einen Schritt weiter und ist komplexer. Auch hier werden Nägel auf einer Unterlage platziert, aber zusätzlich wird ein Faden verwendet, der von Nagel zu Nagel gespannt wird. Durch das geschickte Verweben und Überkreuzen der Fäden entstehen vielfältige Muster, Texturen und sogar komplexe Motive mit Schattierungen. Der Faden fügt dem Kunstwerk eine zusätzliche Dimension hinzu und ermöglicht eine wesentlich größere Detailtiefe.

Die Komplexität von Fadenbildern ermöglicht eine enorme Vielfalt an Mustern und Texturen, die mit reinen Nagelbildern nicht realisierbar wären. Bei ausreichender Nageldichte und sorgfältiger Planung des Fadenpfades können Fadenbilder sogar einen beeindruckenden Fotorealismus erreichen und detailreiche Darstellungen ermöglichen.
Eine besondere Form des Fadenbildes ist die sogenannte WireStyle-Technik, die von WireStyle entwickelt wurde. Bei dieser Technik wird das gesamte Bild mit nur einem einzigen Faden erstellt. Dies erfordert eine extrem präzise und vorausschauende Planung des idealen Fadenpfades, da der Faden während der Herstellung nicht abgesetzt oder neu angesetzt werden kann. Das gesamte Kunstwerk muss in einem einzigen, durchgehenden Prozess entstehen.
Die Technik der Fadenbilder, oder String Art, erlebte ihre Blütezeit in den 1960er und 70er Jahren. Damals wurden diese Bilder noch hauptsächlich von Hand gefertigt.
Vergleich: Nagelbild vs. Fadenbild
Obwohl beide Kunstformen Nägel und eine feste Unterlage gemeinsam haben, gibt es klare Unterschiede:
Merkmal | Nagelbild | Fadenbild |
---|---|---|
Materialien | Nägel, Unterlage (Holz, MDF, Kunststoff) | Nägel, Unterlage (Holz, MDF, Kunststoff), Faden |
Optik | Strukturell, skulptural, Relief-artig, dreidimensional | Durch Fäden definierte Linien und Flächen, zusätzliche visuelle Tiefe, Detailreichtum |
Komplexität / Detail | Einfacher, weniger Detailmöglichkeiten | Komplexer, höhere Detailtiefe, ermöglicht fotorealistische Darstellungen |
Künstlerischer Ausdruck | Besticht durch Einfachheit, Struktur und Dreidimensionalität | Ermöglicht größere Vielfalt an Mustern und Texturen, Feinere Details und Schattierungen |
Die von WireStyle hergestellten Bilder fallen, wie bereits erwähnt, ausschließlich in die Kategorie Fadenbild. Auch wenn umgangssprachlich manchmal von Nagelbildern gesprochen wird, wenn Fäden im Spiel sind, ist die Bezeichnung Fadenbild korrekter, da der Faden das zentrale und gestaltungsbestimmende Element darstellt.
Häufig gestellte Fragen rund um den Nagel
Auch ein so alltägliches Objekt wie der Nagel wirft manchmal Fragen auf. Hier einige Antworten basierend auf den vorliegenden Informationen:
Q: Woraus bestehen eigentlich unsere Finger- und Zehennägel?
A: Finger- und Zehennägel werden von Hautzellen gebildet und zählen zu den Hautanhangsgebilden. Sie bestehen hauptsächlich aus harter Hornsubstanz, dem sogenannten Keratin.

Q: Was ist der grundlegende Unterschied zwischen einem Nagelbild und einem Fadenbild in der Kunst?
A: Der Hauptunterschied liegt in der Verwendung von Fäden. Ein Nagelbild nutzt nur Nägel zur Formgebung, während ein Fadenbild zusätzlich Fäden zwischen den Nägeln spannt, um komplexere Muster und Details zu erzeugen.
Q: Seit wann gibt es Nägel als Befestigungsmittel?
A: Die ältesten gefundenen Nägel, die aus Holz bestanden, sind rund 7000 Jahre alt und stammen aus der Jungsteinzeit.
Q: Woher kommt das Wort "Nagel"?
A: Das Wort "Nagel" ist verwandt mit dem althochdeutschen Begriff "Nagal", was so viel wie "Finger", "Zehnagel" oder "Klaue" bedeutet.
Q: Was bedeutet der Ausdruck "von Nagel zu Nagel" im Kontext der Kunstversicherung?
A: In der Kunstversicherung beschreibt "von Nagel zu Nagel" den Deckungsumfang. Er bedeutet, dass das Kunstwerk vom Moment des Verlassens seines ursprünglichen Standorts bis zum Erreichen des neuen Aufbewahrungsortes versichert ist, einschließlich aller Transport- und Handhabungsvorgänge.
Fazit
Der Nagel mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch er ist ein Objekt mit einer bemerkenswert langen Geschichte und einer unerwarteten Vielfalt. Von seinen Anfängen als einfache Holzverbindung in der Jungsteinzeit über die Entwicklung zum Metallnagel und die industrielle Fertigung hat er sich ständig weiterentwickelt und ist heute in unzähligen Varianten ein unverzichtbares Befestigungsmittel in vielen Bereichen. Gleichzeitig hat er als Basis für faszinierende Kunstformen wie das Nagelbild und das Fadenbild bewiesen, dass er weit mehr sein kann als nur ein funktionales Element. Diese Reise durch die Geschichte und die kreative Nutzung des Nagels zeigt, wie viel Interessantes in selbst den alltäglichsten Dingen stecken kann.
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