07/03/2021
Der Traum von der Selbstständigkeit – flexible Arbeitszeiten, eigene Projekte, der eigene Chef sein. Für viele ist das die ultimative berufliche Erfüllung. Doch oft mischt sich in die Vorfreude auch die Unsicherheit: Wie hoch sind die Kosten für die Gründung einer Firma? Kann man sich das überhaupt leisten? Die gute Nachricht ist: Mit guter Planung sind die Gründungskosten oft überschaubarer als gedacht, und ein erheblicher Teil kann sogar steuerlich geltend gemacht werden. Es bedarf lediglich ein wenig Vorbereitung und Überblick.

Bevor du dich Hals über Kopf in die finanzielle Planung stürzt, ist es wichtig, dir über ein paar grundlegende Dinge klar zu werden. Passt das Leben als Selbstständiger wirklich zu dir? Kannst du eigenständig arbeiten, Motivation aufbringen und auch mit Themen wie Steuern, Marketing und Projektmanagement umgehen, die vielleicht außerhalb deines Kerngebiets liegen? Eine solide Geschäftsidee ist dabei das A und O.
- Was genau sind Gründungskosten?
- Gründungskosten vs. Gründungsinvestitionen: Die steuerliche Perspektive
- Die Wahl der Rechtsform beeinflusst die Kosten
- Konkrete Kostenpunkte, mit denen du rechnen musst
- Steuerliche Absetzbarkeit: Was geht und was nicht?
- Der Businessplan: Dein finanzieller Wegweiser
- Häufig gestellte Fragen zu Gründungskosten
- Fazit: Gründen ist planbar und steuerlich begünstigt
Was genau sind Gründungskosten?
Wenn wir von Gründungskosten sprechen, meinen wir im Grunde alle Ausgaben, die im Zusammenhang mit der Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit entstehen. Steuerlich wird hier jedoch feiner unterschieden. Grundsätzlich lassen sich Kosten in zwei Kategorien einteilen:
- Immaterielle Kosten: Das sind Ausgaben für Dienstleistungen oder Services, die dich auf deinem Weg unterstützen, aber kein physisches Produkt darstellen. Beispiele hierfür sind Gebühren für Weiterbildungen oder Coachings, Beratungskosten oder auch Fahrtkosten, die im Zusammenhang mit deiner Gründung anfallen.
- Materielle Kosten: Diese beziehen sich auf konkrete Anschaffungen, die du für deine Tätigkeit benötigst. Man spricht auch von der Erstausstattung. Dazu gehören beispielsweise Maschinen, Fahrzeuge, Computer oder Büromöbel.
Wichtig für die steuerliche Geltendmachung ist immer ein klar erkennbarer wirtschaftlicher Zusammenhang zwischen der Ausgabe und deinem zukünftigen Unternehmen. Und sammle unbedingt alle Belege!
Gründungskosten vs. Gründungsinvestitionen: Die steuerliche Perspektive
Für das Finanzamt gibt es eine wichtige Unterscheidung, die beeinflusst, wann und wie du Kosten absetzen kannst:
- Eigentliche Gründungskosten (Vorweggenommene Betriebsausgaben)
- Dies sind Ausgaben, die du einmalig tätigst und die keinen bleibenden Wert für dein Unternehmen schaffen (sie erhöhen nicht den Unternehmenswert). Dazu zählen administrative Gebühren, Marketingkosten für die Startphase oder auch Kosten für Aus- und Fortbildungen, die du im Hinblick auf deine Gründung absolvierst. Der Clou: Du kannst auch Kosten absetzen, die bis zu drei Jahre VOR deinem eigentlichen Gründungstermin angefallen sind, sofern der wirtschaftliche Zusammenhang klar ist. Diese Kosten werden in der Regel im ersten Geschäftsjahr als „vorweggenommene Betriebsausgaben“ abgerechnet und mindern sofort deinen Gewinn.
- Gründungsinvestitionen (Anlagevermögen)
- Das sind Ausgaben für die Anschaffung von Gegenständen, die langfristig im Unternehmen genutzt werden und seinen Wert erhöhen. Beispiele sind Computer, Drucker, Büromöbel, Maschinen oder Fahrzeuge. Diese Ausgaben werden im Anlagevermögen erfasst und nicht sofort in voller Höhe, sondern über mehrere Jahre verteilt abgeschrieben (AfA - Absetzung für Abnutzung). Die jährliche Abschreibung mindert dann deinen Gewinn und somit die Steuerlast über die Nutzungsdauer des Gegenstands. Die maximale Abschreibungsrate liegt oft bei 25 Prozent pro Jahr für bestimmte Güter, aber die genaue Nutzungsdauer ist entscheidend.
Das Halten und Sortieren von Belegen kann gerade zu Beginn der Gründung schnell unübersichtlich werden. Eine digitale Lösung kann hier sehr hilfreich sein.
Die Wahl der Rechtsform beeinflusst die Kosten
Die Höhe deiner Gründungskosten hängt stark von der gewählten Rechtsform ab:
- Freiberufler: Du kannst oft ohne nennenswerte Rücklagen starten. Die Anmeldung beim Finanzamt ist formlos und kostenlos.
- Gewerbetreibender (Einzelunternehmen, GbR): Hier fallen Kosten für die Gewerbeanmeldung an (je nach Kommune 15 bis 65 Euro). Zudem wirst du automatisch Mitglied der zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK) und musst Beiträge zahlen, wobei es oft Befreiungen oder reduzierte Beiträge für Kleingewerbetreibende und Existenzgründer gibt.
- Kapitalgesellschaften (GmbH, UG): Die Gründung einer GmbH oder UG ist deutlich teurer. Es fallen Notarkosten für den Gesellschaftsvertrag an, Kosten für die Eintragung ins Handelsregister und vor allem benötigst du Stammkapital (bei der UG mindestens 1 Euro, bei der GmbH mindestens 25.000 Euro, wovon bei Gründung mindestens die Hälfte eingezahlt sein muss).
Ein Steuerberater kann dir bei der Wahl der passenden Rechtsform und der Einschätzung der damit verbundenen Kosten wertvolle Hilfe leisten.
Konkrete Kostenpunkte, mit denen du rechnen musst
Die folgende Liste gibt dir einen Überblick über mögliche Kosten, die bei deiner Gründung anfallen können. Beachte, dass nicht alle Punkte auf jedes Business zutreffen und die Höhe stark variieren kann.
Kosten für Anmeldung und Registrierung
Wie bereits erwähnt, fallen je nach Rechtsform Kosten für die offizielle Anmeldung an. Die Gewerbeanmeldung ist Pflicht, wenn du ein Gewerbe betreibst. Die Kosten sind moderat. Bist du gewerblich tätig, wird auch die Mitgliedschaft in der IHK fällig. Die Eintragung ins Handelsregister ist für bestimmte Rechtsformen (z.B. GmbH, UG, e.K.) verpflichtend und mit weiteren Kosten verbunden, die sich u.a. nach deinem Unternehmenswert berechnen.
Rechtliche und Steuerliche Beratung
Die Unterstützung durch Fachleute ist oft unerlässlich, aber auch mit Kosten verbunden. Ein Steuerberater hilft dir bei der Wahl der Rechtsform, der Buchhaltung und den Steuerfragen. Ein Anwalt kann bei der Erstellung von Verträgen (AGB, Kundenverträge) oder der Klärung rechtlicher Fragen helfen. Möchtest du deinen Firmennamen oder dein Logo schützen lassen (Markenanmeldung beim Patentamt), fallen ebenfalls Gebühren an. Bei der Gründung einer Kapitalgesellschaft sind zudem Notarkosten unvermeidlich.
Coaching und Gründungsberatung
Eine professionelle Gründungsberatung oder ein Coaching kann dir helfen, dein Geschäftsmodell zu schärfen, einen Businessplan zu erstellen und dich mental auf die Selbstständigkeit vorzubereiten. Die Kosten sind sehr unterschiedlich, können aber eine lohnende Investition sein. Oft gibt es auch öffentliche Förderprogramme für Gründungsberatungen.
Versicherungen
Als Selbstständiger musst du dich eigenständig um deinen Versicherungsschutz kümmern. Die Kosten für die Krankenversicherung können je nach Status (freiwillig gesetzlich oder privat) erheblich sein. Auch die Altersvorsorge (Rentenversicherung) musst du selbst organisieren. Darüber hinaus sind betriebliche Versicherungen wichtig: Eine Betriebshaftpflichtversicherung schützt dich vor Schadensersatzforderungen Dritter. Je nach Tätigkeit kann auch eine Berufsunfähigkeits- oder Unfallversicherung sinnvoll sein.
Arbeitsplatz: Büro oder Home Office
Wo wirst du arbeiten? Viele starten im Home Office, was die Mietkosten spart. Allerdings musst du eventuell ein Arbeitszimmer einrichten, dessen Kosten unter bestimmten Voraussetzungen steuerlich absetzbar sind. Benötigst du mehr Platz oder trennst Arbeit und Privatleben lieber räumlich, fallen Kosten für die Miete eines Büros oder eines Platzes im Co-Working-Space an. Auch Nebenkosten wie Strom, Heizung und Internet gehören hierzu.
Arbeitsequipment und Ausstattung
Für deine Tätigkeit benötigst du die passende Ausstattung. Dazu zählen in der Regel technische Geräte wie Computer, Laptop, Tablet oder Smartphone. Je nach Branche können auch spezifische Maschinen oder Werkzeuge notwendig sein. Nicht zu vergessen ist die klassische Büroausstattung: Ein Schreibtisch, ein ergonomischer Stuhl, Monitore, Tastatur, Maus. Und natürlich Verbrauchsmaterialien wie Druckerpapier, Toner oder Tinte für deinen Drucker, Stifte, Notizbücher, Ordner und andere Büromaterialien.
Werbung und Marketing
Um Kunden zu gewinnen, musst du auf dich aufmerksam machen. Die Kosten für Marketing und Werbung können je nach Strategie stark variieren. Sie können anfallen für die Erstellung einer Website, Visitenkarten, Flyer, Online-Werbung (z.B. auf Social Media oder Google) oder andere Marketingmaßnahmen.
Produkt- und Materialkosten
Stellst du eigene Produkte her oder verkaufst physische Waren, musst du die Kosten für Materialien, Rohstoffe, die Herstellung selbst und eventuell auch Verpackung und Versand einkalkulieren. Auch Kosten für Produktdesign oder Prototypen gehören hierher.

Sonstige Ausgaben
Denke auch an kleinere, aber laufende Kosten. Ein Geschäftskonto ist oft kostenpflichtig (Kontoführungsgebühren). Kosten für Softwarelizenzen oder Abonnements für nützliche Apps (z.B. für Buchhaltung, Projektmanagement, Grafikdesign) können ebenfalls anfallen.
Steuerliche Absetzbarkeit: Was geht und was nicht?
Die gute Nachricht, die wir eingangs schon kurz angeteasert haben: Die allermeisten Kosten, die im Zusammenhang mit deiner Gründung stehen, sind steuerlich absetzbar. Sie gelten als Betriebsausgaben und mindern deinen steuerpflichtigen Gewinn. Die zwei entscheidenden Voraussetzungen sind:
- Die Ausgabe muss betrieblich veranlasst sein, d.h., sie muss notwendig sein, um deine selbstständige Tätigkeit auszuüben oder vorzubereiten.
- Du musst einen gültigen Beleg (Rechnung, Quittung) für die Ausgabe haben.
Die bereits erwähnten „vorweggenommenen Betriebsausgaben“ ermöglichen es dir sogar, Ausgaben, die du VOR der offiziellen Gründung getätigt hast (bis zu drei Jahre vorher), im ersten Geschäftsjahr steuerlich geltend zu machen, wenn der Zusammenhang zur späteren Tätigkeit klar ist. Das betrifft oft Kosten für Weiterbildung, Marktforschung oder Beratungen.
Typische absetzbare Kostenkategorien sind:
- Kosten für Büro oder Homeoffice
- Telefon- und Internetkosten (anteilig)
- Kosten für Computer, Laptop und Software
- Betriebliche Versicherungen
- Fahrzeug- und Fahrtkosten (falls betrieblich veranlasst)
- Fortbildungskosten
- Geschäftsreisen
- Bewirtungskosten (teilweise absetzbar)
- Beratungskosten (Steuerberater, Anwalt, Coach)
- Werbungskosten
- Anschaffungen von Arbeitsmitteln (geringwertige Wirtschaftsgüter bis 800 Euro netto können oft sofort abgeschrieben werden, teurere Güter über die Nutzungsdauer)
Es ist ratsam, von Anfang an eine saubere Buchhaltung zu führen und alle Belege sorgfältig aufzubewahren. Digitale Tools können hier den Überblick erleichtern.
Der Businessplan: Dein finanzieller Wegweiser
Ein Businessplan ist nicht immer rechtlich zwingend erforderlich (z.B. nicht für Freiberufler oder Einzelunternehmer ohne Handelsregistereintrag), aber er ist aus finanzieller Sicht extrem wertvoll. Er zwingt dich, dich intensiv mit deiner Geschäftsidee, deiner Zielgruppe, dem Markt und vor allem den Finanzen auseinanderzusetzen.
Ein detaillierter Finanzplan ist Kernstück des Businessplans. Hier listest du nicht nur deine erwarteten Einnahmen auf, sondern planst auch deine initialen Gründungskosten und die laufenden Ausgaben. Das hilft dir, den Kapitalbedarf zu ermitteln und zu sehen, wie realistisch deine finanziellen Ziele sind. Ein guter Businessplan enthält typischerweise:
- Deine Geschäftsidee
- Dein Profil und deine Qualifikationen
- Die geplante Zielgruppe
- Markt- und Konkurrenzanalyse
- Vertriebs- und Marketingstrategien
- Unternehmensziele
- Einen detaillierten Finanzplan (inkl. Gründungskosten, Liquiditätsplanung, Rentabilitätsvorschau)
Die Erstellung eines Businessplans ist eine Investition deiner Zeit, die sich aber in Form von Klarheit und finanzieller Sicherheit auszahlt.
Häufig gestellte Fragen zu Gründungskosten
Hier beantworten wir einige typische Fragen, die sich Gründer stellen:
Muss ich für die Gründung viel Eigenkapital haben?
Das hängt stark von der Rechtsform und deinem Geschäftsmodell ab. Als Freiberufler oder Kleinunternehmer kannst du oft mit sehr wenig Kapital starten, insbesondere wenn du von zu Hause aus arbeitest und keine großen Investitionen in Maschinen oder Warenlager benötigst. Für eine GmbH ist das Stammkapital von 25.000 Euro (oder mindestens 12.500 Euro bei Gründung) erforderlich. Auch ohne Stammkapital benötigst du aber oft ein finanzielles Polster, um die ersten Monate zu überbrücken, bis Einnahmen fließen.
Sind alle Gründungskosten sofort im ersten Jahr absetzbar?
Nein. Die Unterscheidung zwischen eigentlichen Gründungskosten (vorweggenommene Betriebsausgaben), die oft im ersten Jahr abgesetzt werden, und Gründungsinvestitionen (Anlagevermögen), die über mehrere Jahre abgeschrieben werden, ist hier entscheidend. Auch geringwertige Wirtschaftsgüter bis 800 Euro netto können im Jahr der Anschaffung voll abgesetzt werden (Sofortabschreibung).
Kann ich Kosten absetzen, die ich hatte, bevor ich mich offiziell angemeldet habe?
Ja, unter bestimmten Voraussetzungen. Kosten, die bis zu drei Jahre vor der offiziellen Aufnahme deiner Tätigkeit anfallen und klar im Zusammenhang mit deiner späteren selbstständigen Arbeit stehen (z.B. Weiterbildungen, erste Beratungen, Marktforschung), können als vorweggenommene Betriebsausgaben im ersten Geschäftsjahr steuerlich geltend gemacht werden.
Brauche ich unbedingt einen Steuerberater von Anfang an?
Es ist nicht zwingend vorgeschrieben, aber sehr empfehlenswert. Gerade bei komplexeren Gründungen oder wenn du unsicher im Umgang mit Steuern und Buchhaltung bist, kann ein Steuerberater dir helfen, Fehler zu vermeiden, alle Absetzungsmöglichkeiten zu nutzen und die richtige Rechtsform zu wählen. Die Kosten für den Steuerberater sind selbst wiederum absetzbar.
Fazit: Gründen ist planbar und steuerlich begünstigt
Die Gründung eines eigenen Unternehmens ist mit Kosten verbunden, das lässt sich nicht leugnen. Doch die Angst davor muss dich nicht vom Start abhalten. Mit einer sorgfältigen Planung, insbesondere einem realistischen Finanzplan im Rahmen deines Businessplans, verschaffst du dir einen klaren Überblick über den Kapitalbedarf.
Das deutsche Steuerrecht bietet zudem gute Möglichkeiten, die anfallenden Kosten steuerlich geltend zu machen – sei es als sofort absetzbare Betriebsausgaben oder über die Abschreibung von Investitionen. Von den Gebühren für die Anmeldung über Beratungskosten und Versicherungen bis hin zur Anschaffung von Arbeitsmitteln wie einem Computer, Druckerpapier und Stiften – viele Ausgaben mindern deinen steuerpflichtigen Gewinn.
Wenn dein Budget zu Beginn begrenzt ist, gibt es Wege zu sparen. Du kannst beispielsweise zunächst nebenberuflich starten, um ein finanzielles Polster aufzubauen, oder Kosten dort reduzieren, wo es möglich ist, ohne die Qualität deines Angebots zu gefährden. Auch die Nutzung digitaler Tools für Buchhaltung und Belegmanagement kann helfen, Kosten (z.B. für einen teuren Steuerberater für einfache Aufgaben) zu sparen, besonders in der Anfangsphase. Das Wichtigste ist, informiert und vorbereitet zu sein und alle Belege sorgfältig zu sammeln. So steht deinem Traum von der Selbstständigkeit weniger im Wege.
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