19/02/2021
Hasen und Kaninchen – fast jeder kennt sie, oft werden sie verwechselt, doch ihre Welt ist voller faszinierender Details. Sie sind nicht nur niedliche Bewohner unserer Felder und Gärten oder beliebte Haustiere, sondern spielen auch in Kultur und Biologie eine besondere Rolle. Aber was genau verbirgt sich hinter dem Begriff „Hase“? Welche Bedürfnisse haben diese Tiere, und warum sind sie zu Symbolen geworden, die wir jedes Jahr aufs Neue feiern?
- Was ist mit Hase gemeint? Die zoologische Einordnung
- Die Welt der Hasen: Verbreitung und Beschreibung
- Leben und Verhalten
- Ernährung und Fortpflanzung
- Hase oder Kaninchen? Ein genauer Blick auf die Unterschiede
- Die Systematik: Mehr als nur Hase und Kaninchen
- Der Hase als Symbol
- Haltung von Kaninchen: Ein soziales Bedürfnis
- Häufig gestellte Fragen zu Hasen und Kaninchen
- Fazit
Was ist mit Hase gemeint? Die zoologische Einordnung
Wenn wir von „Hase“ sprechen, meinen wir im zoologischen Kontext oft nicht nur den Feldhasen, sondern eine ganze Familie von Tieren: die Familie der Hasenartigen (Leporidae). Diese Familie gehört zur Ordnung der Hasenartigen (Lagomorpha), zu der neben den Hasen auch die Pfeifhasen (Ochotonidae) zählen. Lange Zeit wurden die Hasenartigen fälschlicherweise zu den Nagetieren gezählt, doch sie bilden eine eigene Ordnung mit spezifischen Merkmalen.

Die Familie der Hasen (Leporidae) umfasst verschiedene Gattungen, die umgangssprachlich oft als Hasen oder Kaninchen bezeichnet werden. Diese Unterscheidung ist jedoch keine streng systematische. Nur die Gattung der Echten Hasen (Lepus) wird einheitlich als „Hasen“ im engeren Sinne betrachtet. Andere Gattungen werden mal als Hasen, mal als Kaninchen bezeichnet, wie zum Beispiel die Rotkaninchen (Pronolagus). Es gibt elf Gattungen und rund 55 Arten innerhalb der Familie der Hasen.
Die Welt der Hasen: Verbreitung und Beschreibung
Hasenartige haben eine beeindruckende globale Präsenz. Ursprünglich nicht in Südamerika (im Süden), Australien, Ozeanien und auf einigen abgelegenen Inseln heimisch, sind sie heute durch menschliches Zutun auf allen Kontinenten außer der Antarktis zu finden. Sie haben sich erfolgreich an verschiedenste Lebensräume angepasst.
Die körperlichen Merkmale der Hasenartigen variieren je nach Art erheblich. Ihre Kopf-Rumpf-Länge reicht von 25 bis 70 Zentimeter, und ihr Gewicht kann zwischen 0,4 und 7 Kilogramm liegen. Die Fellfärbung ist meist unauffällig und reicht von Weiß über Grau bis zu verschiedenen Brauntönen, was eine gute Tarnung in ihrem natürlichen Umfeld bietet.
Nicht alle Hasenartigen haben die extrem langen Ohren, die wir vom Europäischen Feldhasen kennen. Dennoch sind die Ohren bei allen Arten länger als breit. Ein weiteres charakteristisches Merkmal sind die kräftigen Hinterbeine, die hervorragend an schnelles Laufen und Springen angepasst sind. Das Gesicht weist eine markante Y-förmige Spalte auf, die sich von der Oberlippe bis zu den Nasenlöchern zieht. Dieses Merkmal gab der menschlichen Fehlbildung, die manchmal als „Hasenscharte“ bezeichnet wird, ihren Namen.
Leben und Verhalten
Hasenartige bewohnen eine breite Palette von Lebensräumen. Man findet sie in der kalten Tundra, in weiten Grasländern, in dichten Wäldern und sogar in tropischen Regionen. Die meisten Arten sind dämmerungs- oder nachtaktiv, was bedeutet, dass sie in den Stunden der Dämmerung und Nacht am aktivsten sind und tagsüber ruhen.
Das Sozialverhalten unterscheidet sich stark zwischen den Arten. Während viele Hasenarten eher Einzelgänger sind, leben andere Arten, wie das bekannte Europäische Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus), in Gruppen und sind sehr gesellig.

Auch bei der Wahl ihres Unterschlupfs gibt es Unterschiede. Das Europäische Wildkaninchen ist die einzige Art, die komplexe Erdbaue gräbt. Alle anderen Hasenartigen suchen Schutz oberirdisch, beispielsweise unter Büschen, zwischen Felsen oder, wie der Schneehase in der Arktis, in selbst gegrabenen Bauten im Schnee. Dieses Verhalten, sich nicht in Erdbauen zu verstecken, ist ein wesentlicher Unterschied zwischen vielen Hasen- und Kaninchenarten.
Ernährung und Fortpflanzung
Alle Hasenartigen sind reine Pflanzenfresser. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Gräsern, Kräutern, Blättern und Blüten. Eine Besonderheit ihrer Verdauung ist die sogenannte Caecotrophie. Neben normalem, festem Kot produzieren sie im Blinddarm einen weicheren, vitaminreichen Kot, den sie direkt nach der Ausscheidung wieder aufnehmen und schlucken. Dieser wird in einem speziellen Bereich des Magens gesammelt und erneut verdaut. Durch diesen Prozess, bei dem ein Teil der Nahrung zweimal das Verdauungssystem durchläuft, können die Tiere Nährstoffe und insbesondere Vitamine, die im Darm gebildet werden, deutlich besser verwerten.
Hasenartige sind bekannt für ihre hohe Fortpflanzungsrate. Weibchen können mehrmals im Jahr Nachwuchs zur Welt bringen. Die Tragzeit variiert je nach Art und liegt zwischen rund 25 und 50 Tagen. Die Wurfgröße beträgt im Durchschnitt zwei bis acht Jungtiere, kann aber in Ausnahmefällen auch bis zu 15 Junge umfassen. In der Jägersprache wird ein Wurf Jungtiere als „Satz“ bezeichnet.
Hase oder Kaninchen? Ein genauer Blick auf die Unterschiede
Obwohl die Unterscheidung zwischen „Hase“ und „Kaninchen“ zoologisch nicht immer eindeutig ist und nicht alle Arten klar einer Kategorie zugeordnet werden können, gibt es einige typische Merkmale, die helfen, die Echten Hasen (Gattung Lepus) von den meisten als „Kaninchen“ bezeichneten Arten zu unterscheiden:
| Merkmal | Typischer Hase (Gattung Lepus) | Typisches Kaninchen (z.B. Wildkaninchen) |
|---|---|---|
| Ohren und Hinterbeine | Länger und kräftiger | Kürzer |
| Verhalten bei Gefahr | Flieht mit hoher Geschwindigkeit im offenen Feld | Versteckt sich in Erdbauen |
| Sozialverhalten | In der Regel Einzelgänger | Oft gesellig, lebt in Gruppen |
| Neugeborene | Nestflüchter (Ablieger), geboren mit Fell und offenen Augen nach längerer Tragzeit (37-50 Tage) | Nesthocker, geboren nackt und blind nach kürzerer Tragzeit (27-30 Tage) |
Diese Tabelle zeigt die markantesten Unterschiede zwischen den Echten Hasen und den typischen Kaninchenarten, wie dem Wildkaninchen, von dem alle unsere Hauskaninchenabstammungen herrühren. Es ist wichtig zu wissen, dass das im Tierhandel angebotene Zwergkaninchen keine eigene Wildart (wie Brachylagus idahoensis) ist, sondern eine gezüchtete Variante des Hauskaninchens.
Die Systematik: Mehr als nur Hase und Kaninchen
Um die Vielfalt der Hasenartigen zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf ihre Systematik. Die Ordnung Lagomorpha teilt sich in die Familien Ochotonidae (Pfeifhasen) und Leporidae (Hasen). Die Familie Leporidae selbst ist weiter unterteilt. Molekularbiologische Studien haben geholfen, die Verwandtschaftsverhältnisse zu klären.
Zu den bekannten Gattungen innerhalb der Hasen (Leporidae) gehören:
- Echte Hasen (Lepus) – mit rund 30 Arten, bekanntester Vertreter ist der Feldhase.
- Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) – die Stammform aller Hauskaninchen.
- Baumwollschwanzkaninchen (Sylvilagus) – eine große Gattung mit über 20 Arten, hauptsächlich in Nord- und Südamerika.
- Zwergkaninchen (Brachylagus idahoensis) – eine nordamerikanische Wildart, nicht zu verwechseln mit dem Hauskaninchen-Zwerg.
- Buschmannhase (Bunolagus monticularis)
- Borstenkaninchen (Caprolagus hispidus)
- Streifenkaninchen (Nesolagus)
- Ryukyu-Kaninchen (Pentalagus furnessi)
- Buschkaninchen (Poelagus marjorita)
- Rotkaninchen (Pronolagus)
- Vulkankaninchen (Romerolagus diazi)
Diese Liste verdeutlicht, wie vielfältig die Familie der Hasen im zoologischen Sinne ist und dass der Begriff „Hase“ weit über den uns bekannten Feldhasen hinausgeht.
Der Hase als Symbol
Der Hase hat eine reiche symbolische Bedeutung, die weit in der Geschichte zurückreicht. Besonders prominent ist seine Rolle als Symbolfigur des Osterfestes. Neben dem Ei und dem Lamm gehört der Hase zu den bekanntesten Ostersymbolen. Seine Verbindung zu Ostern ist jedoch nicht primär christlich, sondern wurzelt in älteren, heidnischen Riten.

Seit Jahrhunderten gilt der Hase als starkes Symbol für Fruchtbarkeit und neues Leben. Das liegt an mehreren Gründen: Er gehört zu den ersten Tieren, die im Frühling Nachwuchs bekommen, und seine Fortpflanzungsrate ist außerordentlich hoch – eine Häsin kann im Jahr bis zu 20 Junge haben. Diese Eigenschaften machten ihn zum Boten der germanischen Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostara. Es wird vermutet, dass der Name des Osterfestes möglicherweise von ihrem Namen abgeleitet ist.
Neben dieser heidnischen Bedeutung hatte der Hase auch im frühen Christentum eine symbolische Rolle. Zur Zeit, als Byzanz ein wichtiges christliches Zentrum war (565 bis 1453), galt der Hase dort als Symbol für Christus selbst.
Die Vorstellung, dass der Hase die Ostereier bringt und versteckt, ist hingegen eine vergleichsweise junge Tradition. Bis ins 19. Jahrhundert war der Osterhase in vielen Teilen Deutschlands unbekannt. Erst die Spielzeug- und Süßwarenindustrie verhalf ihm zu seiner heutigen Popularität. Es gab und gibt in verschiedenen Regionen und Ländern auch andere „Eierbringer“, wie das Huhn (Tirol), der Kuckuck (Schweiz) oder sogar Störche.
Zusammen mit dem Osterei (Symbol für Tod, Grab, Wiedergeburt und Leben, ursprünglich rot gefärbt für das Blut Christi) und dem Osterlamm (uraltes Friedenssymbol, Opfertier, „Agnus Dei“ für die Auferstehung Jesu) bildet der Osterhase ein wichtiges Trio der Osterikonografie.
Haltung von Kaninchen: Ein soziales Bedürfnis
Die Haltung von Kaninchen als Haustiere erfordert ein besonderes Verständnis ihrer Bedürfnisse. Ein ganz entscheidender Punkt, der oft missverstanden wird, ist ihre Sozialstruktur. Kaninchen sind keineswegs Einzelgänger. Sie sind hochsoziale Tiere, die die Gesellschaft von Artgenossen unbedingt benötigen. Ein allein gehaltenes Kaninchen leidet unter Einsamkeit, egal wie viel Zuwendung ein Mensch ihm gibt. Ein Mensch kann den Sozialpartner eines Kaninchens in keiner Weise ersetzen.
Kaninchen sollten daher idealerweise in Gruppen von mindestens zwei Tieren gehalten werden, ganz wie ihre wilden Verwandten. Die beste Konstellation ist oft die Haltung eines kastrierten Rammlers mit einer oder mehreren Häsinnen. Reine Häsinnengruppen können, besonders wenn die Tiere nicht harmonieren, zu Rangordnungskämpfen neigen. Auch unkastrierte Rammler lassen sich in der Regel nicht vergesellschaften.
Die Vergesellschaftung gelingt am leichtesten, wenn die Tiere noch jung sind. Es ist auch wichtig zu wissen, dass Meerschweinchen keine geeigneten Partner für Kaninchen sind. Diese beiden Tierarten „sprechen“ nicht dieselbe Sprache und haben zudem unterschiedliche Ansprüche an ihre Haltung und Ernährung. Wer Kaninchen artgerecht halten möchte, muss ihnen unbedingt einen oder mehrere kaninchentypische Sozialpartner bieten.

Häufig gestellte Fragen zu Hasen und Kaninchen
Hier finden Sie Antworten auf einige häufige Fragen:
Was ist der Hauptunterschied zwischen Hase und Kaninchen?
Die Hauptunterschiede liegen in der Lebensweise (Einzelgänger/Feld vs. gesellig/Bau), dem Verhalten bei Gefahr (Flucht vs. Verstecken), den körperlichen Merkmalen (Ohr- und Beinlänge) und der Entwicklung der Neugeborenen (Nestflüchter vs. Nesthocker). Zoologisch gesehen ist nur „Echte Hasen“ (Gattung Lepus) eine klare Gruppe, „Kaninchen“ ist eher ein Sammelbegriff für andere Gattungen innerhalb der Familie Leporidae.
Warum braucht mein Kaninchen einen Partner?
Kaninchen sind hochsoziale Tiere und leiden unter Einsamkeit, wenn sie allein gehalten werden. Sie brauchen die Interaktion, Fellpflege und das Sicherheitsgefühl, das nur ein Artgenosse bieten kann. Ein Mensch oder ein anderes Tier wie ein Meerschweinchen kann diesen Bedarf nicht decken.
Was symbolisiert der Osterhase?
Der Osterhase symbolisiert vor allem Fruchtbarkeit, neues Leben und den Frühling. Er war ursprünglich ein Bote der Frühlingsgöttin Ostara und wurde wegen seiner hohen Fortpflanzungsrate und der frühen Geburt der Jungen im Frühling zum Fruchtbarkeitssymbol. Seine Rolle als Eierbringer ist eine spätere Tradition, die durch Industrie und Handel populär wurde.
Sind Hauskaninchen eine eigene Art?
Nein, alle bekannten Zuchtformen der Hauskaninchen stammen vom Europäischen Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) ab. Das im Handel oft als „Zwergkaninchen“ bezeichnete Tier ist eine Zuchtvariante dieser Art, nicht die Wildart Brachylagus idahoensis.
Was bedeutet Caecotrophie?
Caecotrophie ist ein Verdauungsprozess bei Hasenartigen, bei dem sie einen speziellen, weichen Kot (Caecotrophen) fressen, der im Blinddarm produziert wird. Dieser Kot ist reich an Vitaminen und Nährstoffen und wird durch die erneute Passage durch das Verdauungssystem besser aufgenommen. Es ist für die Gesundheit der Tiere unerlässlich.
Fazit
Die Welt der Hasenartigen ist vielfältig und faszinierend. Von ihrer globalen Verbreitung und Anpassungsfähigkeit über ihre einzigartige Biologie und ihr Sozialverhalten bis hin zu ihrer tiefen symbolischen Bedeutung, besonders im Kontext von Ostern und Fruchtbarkeit – Hasen und Kaninchen sind weit mehr als nur flinke Feldtiere oder niedliche Haustiere. Ein tieferes Verständnis ihrer Natur erlaubt uns, sie besser zu schützen, ihre Bedürfnisse als Haustiere zu erfüllen und die kulturelle Bedeutung, die sie über Jahrhunderte entwickelt haben, wertzuschätzen.
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