Wie nennt man arabische Handschrift?

Arabische Kalligraphie: Kunst der Schrift

29/04/2020

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Die Kunst der arabischen Handschrift ist tief in der Geschichte und Kultur verwurzelt. Sie ist weit mehr als nur eine Methode, Wörter zu Papier zu bringen; sie ist eine hochentwickelte Kunstform, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat. Diese besondere Art der Schriftkunst wird als Arabische Kalligraphie bezeichnet. Sie spielt eine zentrale Rolle in der islamischen Kunst und Architektur und hat eine reiche Tradition, die bis heute lebendig ist.

Wie nennt man arabische Handschrift?
Arabische Kalligrafie ist die künstlerische Praxis der Handschrift und Kalligrafie auf der Grundlage des arabischen Alphabets. Sie wird im Arabischen als „Khatt“ (arabisch: خَطّ) bezeichnet und setzt sich aus den Wörtern „Linie“, „Design“ oder „Konstruktion“ zusammen. Kufi ist die älteste Form der arabischen Schrift.

Die arabische Kalligraphie ist bekannt für ihre fließenden Linien, komplexen Verzierungen und die tiefe spirituelle Bedeutung, die oft mit ihr verbunden ist. Sie hat sich aus einem reinen Kommunikationsmittel zu einer der bedeutendsten künstlerischen Ausdrucksformen in der islamischen Welt entwickelt. Jedes Schriftzeichen, jede Ligatur und jede Komposition wird mit großer Sorgfalt und Präzision ausgeführt, um sowohl ästhetische Schönheit als auch Klarheit des Textes zu gewährleisten.

Übersicht

Das arabische Alphabet

Das Fundament der arabischen Kalligraphie bildet das arabische Alphabet. Es ist eines der am weitesten verbreiteten Schriftsysteme der Welt. Viele Gelehrte gehen davon aus, dass es sich um das 4. Jahrhundert n. Chr. entwickelte. Das Alphabet besteht aus 28 Buchstaben, die von rechts nach links geschrieben werden. Eine Besonderheit des arabischen Alphabets ist, dass die Form eines Buchstabens davon abhängt, an welcher Position er in einem Wort steht. Es gibt vier Hauptformen: die Anfangsform (initial), die Mittelform (medial), die Endform (final) und die isolierte Form.

Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die Verbindung der Buchstaben. Alle Buchstaben können sich von rechts mit dem vorhergehenden Buchstaben verbinden. Einige Buchstaben verbinden sich jedoch nicht von links mit dem nachfolgenden Buchstaben. Dies führt zu Unterbrechungen im Schriftfluss, die bewusst für die Gestaltung genutzt werden können. Drei Buchstaben, nämlich Ālif (ا), Wāw (و) und Yā (ي), können in bestimmten Kontexten auch lange Vokale darstellen, was der Sprache und damit auch der Kalligraphie zusätzliche Nuancen verleiht.

Traditionelle Schreibwerkzeuge

Die Werkzeuge, die in der arabischen Kalligraphie verwendet werden, unterscheiden sich oft von denen der lateinischen Kalligraphie. Die Kalligraphen nutzen eine Vielzahl von Schreibgeräten und spezieller Kalligraphietinte. Das gebräuchlichste Schreibgerät ist der Qalam. Qalam ist ein allgemeiner Begriff für ein Schreibrohr, das traditionell aus getrocknetem Schilf geschnitten wird. Die Spitze des Qalam wird diagonal angeschnitten, um die charakteristischen dicken und dünnen Linien zu erzeugen, die für die arabische Schrift so typisch sind.

Neben dem klassischen Qalam aus Schilf gibt es weitere spezifische Stifte, die je nach Stil, Größe der Schrift oder gewünschtem Effekt eingesetzt werden:

Khamish-Stift

Der Khamish-Stift, auch als Schilfrohrstift bekannt, wird von arabischen, türkischen und iranischen Kalligraphen verwendet. Das Schilfrohr für diesen Stift wächst entlang von Flüssen. Obwohl dieser Stift seit über 500 Jahren in Gebrauch ist, erfordert die Vorbereitung des Stiftes selbst – das Zuschneiden der Spitze – einen zeitaufwendigen und präzisen Prozess, der viel Geschick verlangt.

Java-Stift

Der Java-Stift ist für seine Härte und seine Fähigkeit bekannt, sehr scharfe Kanten zu erzeugen. Er eignet sich besonders gut für das Schreiben kleinerer Schriften und feiner Details, bei denen Präzision im Vordergrund steht.

Handam-Stift

Der Handam-Stift besitzt eine ähnliche Stärke wie der Java-Stift, ist aber oft flexibler im Einsatz. Er wird als geeignet für alle Arten von Schriften und Größen angesehen, was ihn zu einem vielseitigen Werkzeug für den Kalligraphen macht.

Celi-Stift

Der Celi-Stift wird speziell für große Schriftzüge in der arabischen Kalligraphie verwendet, wie sie beispielsweise in der Architektur oder auf Monumenten zu finden sind. Diese Stifte werden aus Hartholz gefertigt, zugeschnitten und oft gebohrt, um die Tinte aufzunehmen und einen gleichmäßigen Fluss für breite Striche zu ermöglichen.

Evolution und Bedeutung

Über einen Zeitraum von dreizehn Jahrhunderten hat sich die arabische Kalligraphie von einem reinen Werkzeug für Kommunikation und Dokumentation zu einer ausgeprägten Kunstform entwickelt. Ihre Bedeutung ging dabei über das rein Schriftliche hinaus. Sie wurde in verschiedene andere Bereiche integriert, darunter Mathematik und Astronomie, wo sie zur Verzierung von wissenschaftlichen Instrumenten oder Manuskripten diente. Vor allem aber ist sie eine zentrale Form der Dekoration in der islamischen Kunst, sei es in Form von dekorativem Design auf Objekten oder als prägendes Element der Architektur von Moscheen, Palästen und anderen Gebäuden.

Die Evolution der arabischen Kalligraphie führte zur Entstehung einer Vielzahl unterschiedlicher Schriftstile. Dazu gehören kursive Stile wie Nastaliq und Ruq'ah sowie eher eckige, kantige Stile wie Kufi. Trotz der stilistischen Unterschiede teilen alle arabischen Schriften grundlegende linguistische Merkmale, wie die Schreibrichtung von rechts nach links und die Verbindungsregeln der Buchstaben. Diese Vielfalt an Stilen ermöglichte es den Kalligraphen, die Schrift an den jeweiligen Zweck und die Oberfläche anzupassen, sei es ein Koranmanuskript, eine Inschrift an einem Gebäude oder ein künstlerisches Gemälde.

Verschiedene Schriftarten (Stile)

Die arabische Kalligraphie zeichnet sich durch eine erstaunliche Vielfalt an Schriftarten aus, die sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben. Jeder Stil hat seine eigenen Regeln, Ästhetik und Anwendungsbereiche. Hier sind einige der bekanntesten:

Kufi

Der Kufi-Stil, einer der ältesten Schriftstile, wurde ursprünglich für Inschriften auf Stein und Metall verwendet. Seinen Namen erhielt er von der Stadt Kufa im Irak, wo er mutmaßlich seinen Ursprung hatte. Da dieser Stil zu den frühesten in der arabischen und islamischen Kalligraphie gehört, hat er im Laufe der Zeit viele Entwicklungen und Veränderungen durchgemacht, um ihn zu perfektionieren. Dies führte jedoch auch zur Entstehung zahlreicher Variationen, wie zum Beispiel dem floralen Kufi (Floriated Kufic), dem Quadrat-Kufi (Square Kufic) oder dem geknoteten Kufi (Knotted Kufic). Daher gibt es nur wenige Merkmale, die alle Kufi-Varianten eindeutig definieren. Der Kufi-Stil wurde fast ausschließlich für das Arabische selbst verwendet, im Gegensatz zu Sprachen wie Persisch oder Urdu, die Schriftsysteme verwenden, die vom Arabischen abgeleitet sind.

Naskh

Der Naskh- oder Naskhī-Stil gilt als einer der gebräuchlichsten und leserlichsten Stile und soll seinen Ursprung in Mekka und Medina haben. Er wird als kursiver Stil verwendet, insbesondere auf Papyrus und Papier. Über die genauen Ursprünge des Naskh-Stils wird unter Gelehrten diskutiert. Einige glaubten, er stamme ursprünglich vom Thuluth-Stil ab. Jüngere Entdeckungen in Jabal Sala in Medina deuten jedoch darauf hin, dass der Naskh-Stil dem Thuluth-Stil vorausgeht und bereits vor Ibn Muqla al-Shirazi existierte. Eine der Hauptanwendungen für diesen Stil war das Schreiben des Korans, aber er wurde auch für Inschriften auf Metallantiquitäten, Holz und anderen dekorativen Objekten verwendet. Die Hauptentwicklungsperioden für diesen Stil waren das 3. und 4. Jahrhundert nach der Hidschra, parallel zur Entwicklung anderer beliebter Stile wie Rayhani, Thuluth und Muhaqqaq. Naskh ist heute der Standardstil für Druckschriften im Arabischen, was seine immense Bedeutung unterstreicht.

Thuluth

Der Thuluth-Stil, der im Mittelalter weit verbreitet war, gilt ebenfalls als einer der ältesten existierenden Schriftstile. Er ist bekannt für seine eleganten, langgezogenen Vertikalen und die oft kunstvollen Verzierungen. Aufgrund seines majestätischen Erscheinungsbilds wurde der Thuluth-Stil häufig in Moscheen für monumentale Inschriften und für Korantexte verwendet, insbesondere für Überschriften und Kapitelanfänge. Er erfordert großes Können und Präzision in der Ausführung.

Nasta'liq

Der Nasta'liq-Stil wird zwar auch im Arabischen verwendet, ist aber historisch und kulturell stärker mit der persischen Kalligraphie verbunden. Er zeichnet sich durch eine deutliche Schräglage nach links und fließende, geschwungene Linien aus. Diese aufsteigende Tendenz unterscheidet ihn visuell von den meisten anderen arabischen Stilen und verleiht ihm eine einzigartige Dynamik und Eleganz.

Diwani

Der Diwani-Stil wurde während der Ära des Osmanischen Reiches entwickelt und war ursprünglich für Dokumente des königlichen Hofes (Diwan) reserviert. Er zeichnet sich durch eine sehr dichte und oft verschlungene Linienführung aus, bei der die Buchstaben eng beieinander liegen und sich teilweise überlappen. Diese Nähe der Linien und Buchstaben erzeugt ein Gefühl der Komplexität und macht den Stil oft schwierig zu lesen, insbesondere für Ungeübte. Aus diesem Grund wurde er oft für offizielle Dokumente oder als dekorativer Stil verwendet, weniger für lange, leicht lesbare Texte.

Es gibt noch viele weitere Stile der arabischen Kalligraphie, darunter Rayhani, Muhaqqaq und Ruq'ah. Jeder dieser Stile hat seine eigenen spezifischen Merkmale, Regeln und Anwendungsbereiche, was die reiche und vielfältige Tradition der arabischen Schriftkunst verdeutlicht.

Vergleichstabelle ausgewählter Stile

Um die Unterschiede zwischen einigen der wichtigsten Stile besser zu veranschaulichen, bietet die folgende Tabelle einen kurzen Überblick:

StilHauptmerkmaleTypische AnwendungLesezeichen
KufiEckig, kantig, oft monumentalArchitektur, frühe Korane, InschriftenEher schwierig für Ungeübte
NaskhKursiv, fließend, proportionalStandard für Korane & Druckschriften, ManuskripteSehr gut lesbar
ThuluthElegant, langgezogene Vertikalen, oft verziertMonumentale Inschriften, Titel, religiöse TexteErfordert Übung, um zu lesen
Nasta'liqSchräglage nach links, geschwungene LinienPersische Poesie & Literatur, auch arabische TexteMittelschwer zu lesen
DiwaniSehr dicht, verschlungen, oft überlappendOsmanische Hofdokumente, dekorative ZweckeSchwierig zu lesen

Häufig gestellte Fragen zur arabischen Kalligraphie

Wie nennt man arabische Handschrift?

Die Kunst der arabischen Handschrift wird als Arabische Kalligraphie bezeichnet.

Welche Bedeutung hat die arabische Kalligraphie?

Sie ist eine zentrale Kunstform in der islamischen Welt, die sowohl zur Übermittlung von Texten als auch zur künstlerischen Dekoration dient. Sie hat eine tiefe kulturelle und spirituelle Bedeutung, insbesondere beim Schreiben des Korans.

Welche Werkzeuge werden verwendet?

Traditionell werden spezielle Schreibrohre verwendet, der bekannteste ist der Qalam. Es gibt verschiedene Arten von Qalamen und anderen Stiften, die aus Materialien wie Schilf oder Hartholz gefertigt sind.

Gibt es nur einen Stil der arabischen Kalligraphie?

Nein, es gibt eine große Vielfalt an Stilen, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben. Bekannte Beispiele sind Kufi, Naskh, Thuluth, Nasta'liq und Diwani. Jeder Stil hat seine eigenen Merkmale und Anwendungsbereiche.

Wird Arabische Kalligraphie nur für Arabisch verwendet?

Während sie primär für die arabische Sprache entwickelt wurde und dort ihre größte Bedeutung hat, wird sie auch für andere Sprachen verwendet, die das arabische Alphabet nutzen oder davon abgeleitete Schriftsysteme haben, wie Persisch oder Urdu, oft in spezifischen Stilen wie Nasta'liq.

Die arabische Kalligraphie bleibt eine lebendige und dynamische Kunstform, die weiterhin geschätzt und praktiziert wird und ein wichtiges Erbe des Schreibens und der visuellen Kultur darstellt.

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