Welche DDR-Produkte gibt es nicht mehr?

Einkaufswelt der DDR: Kataloge, Preise & Co.

27/03/2021

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Das Leben in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war in vielen Bereichen einzigartig, und das galt auch für den Handel und den Zugang zu Konsumgütern. Während heute Online-Shopping und eine schier unendliche Auswahl selbstverständlich sind, sah die Einkaufswelt im Osten Deutschlands anders aus. Bestimmte Produkte waren heiß begehrt, andere schwer erhältlich. Versandkataloge spielten eine Rolle, spezielle Läden boten Besonderes, und die Preise vieler Waren waren staatlich festgelegt, was zu kuriosen Effekten führte. Dieser Artikel beleuchtet einige dieser Aspekte basierend auf überlieferten Informationen.

Wie hießen die delikatessenläden in der DDR?
Delikatläden (kurz Delikat; umgangssprachlich Deli oder Fress-Ex) waren Einzelhandelsgeschäfte für Lebensmittel des „gehobenen Bedarfs“ in der DDR.

Der Katalog für die Landbevölkerung: Das konsument Versandhaus

In der DDR gab es zwei große Universalversender. Neben dem Versandhaus Leipzig, das sich eher an Stadtbewohner richtete, existierte das Versandhaus Karl-Marx-Stadt. Dieses Unternehmen, das zunächst unter dem Namen Konsum-Versandhandel Karl-Marx-Stadt firmierte, wurde von den Konsumgenossenschaften der DDR betrieben. Sein erster Katalog erschien im Frühjahr 1961 und richtete sich insbesondere an die Landbevölkerung. Das Ziel war, den Menschen in ländlichen Gebieten den Zugang zu einem breiteren Warenangebot zu ermöglichen, das in den oft kleineren stationären Geschäften auf dem Land nicht verfügbar war.

Der Katalog, der den Namen konsument trug, wuchs im Laufe der Jahre. Umfasste er 1965 noch etwa 1.500 Artikel, so wurde das Sortiment später auf 2.000 Artikel erweitert. Die Druckauflage war beachtlich für die damalige Zeit und betrug etwa 500.000 Exemplare. Mit mehr als 200 Seiten bot der Katalog eine breite Palette von Waren, von Textilien über Haushaltswaren bis hin zu kleineren Elektrogeräten – alles, was das Herz begehrte und verfügbar war.

Die Logistik hinter dem Versandhandel war aufwendig. Im Versandlager, das bereits ab 1959 in der Kauffahrtei in Karl-Marx-Stadt eingerichtet wurde, einem traditionsreichen Standort der Konsumgenossenschaften, sorgte ein 250 Meter langes Transportband für die Bearbeitung der Bestellungen. An diesem Band konnten bis zu 800 Mitarbeiter gleichzeitig arbeiten, um die eingehenden Aufträge zu bearbeiten und die Pakete zu packen. Der Erfolg war zunächst groß: Bereits im ersten Jahr wurden 400.000 Bestellungen ausgeführt, und die Zahl wuchs schnell auf 800.000 Besteller an.

Eine durchschnittliche Bestellung umfasste fünf bis sieben Artikel und hatte einen Warenwert von etwa 100 DM. Dieser Betrag mag aus heutiger Sicht gering erscheinen, entsprach aber in den 1960er Jahren etwa 20 Prozent eines durchschnittlichen Monatslohnes. Das zeigt, dass der Versandhandel durchaus für größere Anschaffungen oder eine Bündelung von Einkäufen genutzt wurde.

Doch der Versandhandel in der DDR stand vor einem grundlegenden Problem: der unzureichenden „Warendecke“. Die Nachfrage, die durch den Katalog geweckt wurde, konnte oft nicht bedient werden, da schlichtweg nicht genügend Waren produziert wurden oder zur Verfügung standen. Dies führte dazu, dass ein erheblicher Teil der Bestellungen nicht ausgeführt werden konnte. Im Jahr 1967 lag die Quote der nicht ausgeführten Bestellungen bei alarmierenden 36 Prozent. Selbst die Eigenproduktion von Waren durch das Versandhaus selbst konnte diese Lücke im Angebot nicht schließen.

Wie hieß der Katalog in der DDR?
Geschichte. Unter dem Namen Konsum-Versandhandel Karl-Marx-Stadt erschien im Frühjahr 1961 der erste Versandkatalog der Konsumgenossenschaften der DDR. Der Katalog richtete sich insbesondere an die Landbevölkerung. Der Katalog umfasste 1965 1.500 Artikel und wurde später auf 2.000 erweitert.

Im August 1976 wurde das konsument Versandhaus eingestellt. Die offizielle Begründung lautete, dass die Versorgung der Landbevölkerung mittlerweile durch stationäre Verkaufsstellen gesichert sei und ein Versandhandel nicht länger notwendig sei. Die tatsächliche Ursache war jedoch wahrscheinlich, dass die durch die Kataloge geweckten Bedürfnisse der Bevölkerung aufgrund der chronischen Warenknappheit oftmals nicht erfüllt werden konnten, was zu Unzufriedenheit führte.

Preise und Warenverfügbarkeit: Vom Mischbrot zum Farbfernseher

Die Preisgestaltung und die Verfügbarkeit von Konsumgütern in der DDR waren komplex und unterschieden sich stark von dem, was heute üblich ist. Zwar gab es eine breite Palette von Produkten, vom Kräuterlikör Aromatique bis zu Zettiplätzchen, doch die Verfügbarkeit variierte stark. Viele begehrte Artikel waren sogenannte Bückware, das heißt, sie waren nicht offen zugänglich, sondern wurden oft unter dem Ladentisch oder nur auf Nachfrage verkauft. Andere Waren hingegen waren Ladenhüter und verstaubten in den Regalen.

Nachdem die schlimmsten Engpässe der Nachkriegszeit überwunden waren, wurde das Angebot in den 1950er Jahren bunter. Es gab sogar Preissenkungen für bestimmte Warengruppen: 1956 sanken die Preise für Textilien und Schuhe um 30 Prozent, für Oberbekleidung um 35 bis 60 Prozent und für Fahrräder und Radios um 50 Prozent. Dennoch blieben die Auswahl begrenzt und die Qualität oft mäßig. Lebensmittelkarten verschwanden 1958, doch bereits 1961 gab es Engpässe bei Fleisch, Butter und Milch.

Die SED-Führung fror die Preise für Grundnahrungsmittel ein, um die Bevölkerung zu entlasten und soziale Stabilität zu signalisieren. So kostete ein Mischbrot 78 oder 93 Pfennig, ein Brötchen fünf Pfennig, 250 Gramm Markenbutter 2,50 Mark, ein Würfel Bratmargarine 50 Pfennig, 100 Gramm Jagdwurst 68 Pfennig und 250 Gramm Marmelade 54 Pfennig. Diese künstlich niedrig gehaltenen Preise hatten jedoch unerwünschte Folgen. Brot wurde in den Städten tonnenweise weggeworfen und auf dem Land sogar an Tiere verfüttert, da es billiger war als unveredeltes Getreide.

Um dem steigenden Geldumlauf entgegenzuwirken und die schleichende Inflation zu verschleiern, die trotz offizieller Preisstabilität existierte (zwischen 1974 und 1989 stiegen die Durchschnittspreise im Einzelhandel jährlich um fast drei Prozent), begann die Führung, begehrte Produkte aus dem normalen Handel zu nehmen. Diese erschienen dann in neuer, oft aufwendigerer Verpackung und zu deutlich höheren Preisen in speziellen Geschäften: den Exquisit-Läden für Mode und den Delikat-Läden für Lebensmittel. Das Sortiment in den normalen HO- und Konsum-Läden wurde dadurch ausgedünnt, und meterlange Marmeladenangebote waren keine Seltenheit.

Die sogenannten langlebigen Konsumgüter waren besonders teuer und oft schwer erhältlich, was lange Wartezeiten oder intensive "Lauferei" erforderte. Hier einige Preisbeispiele aus den späten DDR-Jahren im Vergleich zum durchschnittlichen Einkommen:

  • Farbfernsehgerät (56er Bildröhre): 5.574 Mark
  • Waschhalbautomat: rund 1.600 Mark
  • Kühlschrank: rund 1200 Mark
  • Durchschnittliches Bruttoeinkommen (1989): 1300 Mark

Vergleicht man diese Preise mit dem durchschnittlichen Einkommen von 1300 Mark im Jahr 1989, wird deutlich, dass solche Anschaffungen eine erhebliche finanzielle Belastung darstellten und oft lange gespart werden musste. In den 1960er Jahren galten Kühlschränke und Waschmaschinen für die meisten Haushalte sogar noch als unerschwinglicher Luxus, und selbst auf einen Schwarzweiß-Fernseher musste man lange warten. Die Versorgungsschwierigkeiten prägten den Alltag vieler Bürger, und die Frage "Haben Sie...?" war ein häufiger Beginn von Verkaufsgesprächen, die oft mit der ernüchternden Antwort "Ham' wa nich!" endeten.

Welche DDR-Sachen sind wertvoll?
DDR 10 Mark Münze 1987 PP - Schauspielhaus Berlin. 89,00 €DDR 20 Mark 1986 PP - Gebrüder Grimm verplombt. 595,00 €DDR 20 Mark Münze 1988 - Carl Zeiss. ...DDR 10 Mark Münze 1966 - Friedrich Schinkel. ...DDR 20 Mark Münze 1990 Öffnung des Brandenburger Tors (Feinsilber) ...DDR Motivprobe 20 Mark Münze 1975 - Johann Sebastian Bach.

Die DDR-Variante der Pizza: Die Krusta

Auch wenn die italienische Küche in der DDR nicht so verbreitet war wie im Westen, gab es doch eine eigene Interpretation eines italienischen Klassikers: die Pizza. In der DDR hieß diese Variante Krusta. Entwickelt von einem Jugendkollektiv der HO-Gaststätten Berlins, wurde die Krusta 1976 vorgestellt und erfreute sich schnell großer Beliebtheit. Es gab sogar eine wissenschaftliche Arbeit darüber, was den Stellenwert der Erfindung unterstreicht. Bald eröffneten erste Krusta-Stuben in Berlin und anderen Orten, was zu einer Art Krusta-Kette führte.

Die Krusta unterschied sich in mehreren Punkten deutlich von der italienischen Pizza:

  • Die Stücke waren rechteckig, typischerweise 12 x 12 Zentimeter groß.
  • Sie wurde auf dem Backblech gebacken, nicht auf einem Pizzastein oder im Ofen.
  • Der Teig enthielt oft Roggenmehl, was ihn vergleichsweise dunkel machte.
  • Die Würzung war eine eigene Kreation, oft mit Kümmel und Paprika, angepasst an den Geschmack der ostdeutschen Bevölkerung.

Dennoch gab es auch bei der Krusta verschiedene Sorten, ähnlich den Belägen einer Pizza. Zu den beliebtesten Varianten gehörten:

  • Geflügel-Krusta mit Hühnerfleisch
  • Teufels-Krusta mit scharfem Hackfleisch und Paprika
  • Spreewald-Krusta mit Sauerkraut, Fleisch und saurer Sahne
  • Fisch-Krusta mit Dosenfisch

Eine Idee für ein DDR-Variante eines italienischen Abends könnte so aussehen: Als Hauptspeise natürlich Krusta, gefolgt von Roter Grütze als Dessert (anstelle von Panna Cotta) und einem Eierlikör als Absacker. Eierlikör war in der DDR beliebt und wurde oft mit Kondensmilch und Primasprit selbstgemacht.

Luxusgüter in speziellen Läden: Die Delikatläden

Für Waren des „gehobenen Bedarfs“ gab es in der DDR spezielle Einzelhandelsgeschäfte der Handelsorganisation (HO), die sogenannten Delikatläden. Umgangssprachlich wurden sie oft einfach Deli oder, in Anlehnung an die Exquisitläden, auch Fress-Ex genannt. Diese Läden befanden sich in allen Bezirks- und Kreisstädten sowie in wirtschaftlich oder kulturell bedeutenden Orten der DDR.

Die ersten Delikatläden wurden bereits 1966 eröffnet. Ihre Anzahl wurde später deutlich ausgebaut, von 109 Geschäften im Jahr 1978 auf 250. Das Sortiment umfasste hauptsächlich Nahrungs- und Genussmittel, die als Delikatessen galten. Viele dieser Produkte stammten aus der DDR-Produktion, darunter auch Exportartikel, die eigentlich für den Verkauf im Ausland bestimmt waren und im Inland selten erhältlich waren. Teilweise wurden diese Waren in einer westlich anmutenden Aufmachung präsentiert. Gegen Ende der DDR waren in den Delikatläden sogar vereinzelt Westmarken zu finden.

Ein Teil des Angebots in den Delikatläden stammte aus der sogenannten Gestattungsproduktion, bei der westliche Produkte in Lizenz in der DDR hergestellt wurden. Das Sortiment bestand meist aus haltbaren, verpackten Lebens- und Genussmitteln. Größere Filialen verfügten aber auch über Frischetheken mit Käse, Fleisch und Wurst.

Das auffälligste Merkmal der Delikatläden war das Preisniveau. Die Waren waren dort deutlich teurer als in den normalen Lebensmittelgeschäften. Obwohl die höheren Preise und die aufwendigere Verpackung eine höhere Qualität suggerierten, war dies nicht immer der Fall. Tatsächlich war die Ausweitung des Delikat-Sortiments oft eine Reaktion auf die Warenknappheit im normalen Handel. Begehrte Produkte verschwanden dort und tauchten dann in neuer Verpackung und zu einem höheren Preis in den Delikatläden wieder auf. Dies diente der SED-Führung dazu, die politisch gewollte Preisstabilität bei Grundnahrungsmitteln zu umgehen, den steigenden Geldumlauf abzuschöpfen und so die schleichende Inflation zu kaschieren.

Sind DDR Bücher wertvoll?
Seltene und gesuchte Ausgaben aus der DDR Besonders gefragt sind Erstausgaben von Werken bekannter Autor*innen wie Christa Wolf oder Jurek Becker. Auch Bücher, die aufgrund ihres kritischen Inhalts nur in geringer Auflage erschienen oder nachträglich verboten wurden, sind heute wertvolle Sammlerstücke.

Häufig gestellte Fragen zur DDR-Einkaufswelt

Wie hieß der Versandkatalog in der DDR?
Der bekannteste Versandkatalog der Konsumgenossenschaften hieß konsument. Er wurde vom »konsument Versandhaus« in Karl-Marx-Stadt herausgegeben und richtete sich insbesondere an die Landbevölkerung.

Was kostete ein Waschvollautomat in der DDR?
Ein Waschvollautomat war ein teures Gut. Die vorliegenden Informationen nennen den Preis für einen Waschhalbautomaten mit rund 1.600 Mark. Im Vergleich zum durchschnittlichen Bruttoeinkommen von 1300 Mark im Jahr 1989 war dies eine erhebliche Investition. Ein Farbfernseher kostete sogar 5.574 Mark.

Wie nannte man die Pizza in der DDR?
Die DDR-Variante der Pizza wurde Krusta genannt. Sie unterschied sich von der italienischen Pizza durch ihre rechteckige Form, den dunkleren Teig (oft mit Roggenmehl) und eine eigene Gewürzmischung.

Wie hießen die Delikatessenläden in der DDR?
Die Geschäfte für Lebensmittel des „gehobenen Bedarfs“ hießen Delikatläden. Umgangssprachlich wurden sie auch Deli oder Fress-Ex genannt. Sie boten oft selten erhältliche Produkte und Exportartikel zu höheren Preisen an.

Die Einkaufswelt der DDR war geprägt von staatlicher Planung, Warenknappheit und kreativen Lösungen wie dem Versandhandel oder eigenen Produktentwicklungen wie der Krusta. Die Delikatläden zeigten zudem, dass es trotz des sozialistischen Anspruchs deutliche Unterschiede im Zugang zu begehrten Waren gab, abhängig von der Zahlungsbereitschaft.

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