Die Geschichte von Hengersberg

09/10/2020

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Die Frage „Wie alt ist Hengersberg?“ führt uns tief in die Geschichte Niederbayerns und zu einer faszinierenden Gründungsgeschichte, die eng mit einer bedeutenden Persönlichkeit des frühen Mittelalters verbunden ist. Der Ort Hengersberg, gelegen im Herzen Bayerns, blickt auf eine lange und ereignisreiche Vergangenheit zurück, deren Ursprünge bis ins späte 10. Jahrhundert reichen. Diese Geschichte ist nicht nur die Erzählung von Jahreszahlen und Ereignissen, sondern auch die Geschichte von Menschen, die diesen Ort prägten, von Handel, der blühte, und von einer Gemeinschaft, die über Jahrhunderte hinweg wuchs und sich entwickelte.

Die offizielle Gründung, auf die sich das Alter von Hengersberg zurückführen lässt, datiert auf das Jahr 997. Dies macht Hengersberg zu einem Ort mit einer über tausendjährigen Geschichte. Die Initiative zu dieser Gründung ging von einer herausragenden Persönlichkeit aus: Abt Gotthard von Niederalteich. Abt Gotthard, später bekannt als Bischof von Hildesheim und verehrt als der erste Heilige Altbayerns, war in Reichersdorf bei Hengersberg geboren und hatte somit eine persönliche Verbindung zu dieser Region. Seine Vision und sein Tatendrang waren ausschlaggebend für die Entstehung der Siedlung, die sich zum heutigen Hengersberg entwickelte.

Übersicht

Die Gründung durch Abt Gotthard im Jahr 997

Die Gründung im Jahr 997 war kein zufälliges Ereignis, sondern ein gezieltes Projekt unter der Führung von Abt Gotthard. Die Überlieferung, festgehalten in einer Lebensbeschreibung durch den Hildesheimer Domkleriker Wolfher, schildert Abt Gotthards persönlichen Einsatz. Es heißt, dass er bei der Besiedlung des damals als „Helmgeresberg“ bekannten Ortes selbst aktiv mit anpackte. Er trug Hölzer, Steine und Erde herbei, um den Berg, auf dem die Siedlung entstehen sollte, auf rühmenswerte Weise zu vergrößern. Dieser persönliche Einsatz des Abtes unterstreicht die Bedeutung, die er diesem Projekt beimaß.

Auf dem so vorbereiteten Berg ließ Abt Gotthard eine Burg errichten. Die Beschreibung betont, dass diese Burg von schöner Größe und größer Schönheit war. Burgen spielten in dieser Zeit eine zentrale Rolle für die Sicherung und Verwaltung von Territorien. Sie boten Schutz und dienten als administrative Zentren. Innerhalb dieser Burg ließ Abt Gotthard zudem eine Rundkapelle bauen. Diese Kapelle wurde zu Ehren der heiligen Maria geweiht und auf jede Weise ausgeschmückt. Der Bau einer Kapelle innerhalb der Burgmauern war typisch und stellte sicher, dass die Bewohner und Verteidiger der Burg Zugang zu religiösen Diensten hatten. Die Wahl der heiligen Maria als Schutzpatronin war weit verbreitet und zeugt von der Marienverehrung in dieser Epoche.

Die Gründung durch Abt Gotthard legte somit den Grundstein für eine neue Ansiedlung, die sowohl strategisch (durch die Burg) als auch spirituell (durch die Kapelle) verankert war. Der persönliche Einsatz des Abtes und die sorgfältige Planung der Anlage zeigten bereits zu Beginn das Potenzial des Ortes.

Frühe Entwicklung und die Erlangung wichtiger Rechte

Die neue Ansiedlung am Helmgeresberg entwickelte sich erstaunlich gut und schnell. Das Engagement Abt Gotthards und die günstige Lage trugen maßgeblich dazu bei. Diese positive Entwicklung blieb auch auf höchster Ebene nicht unbemerkt. Abt Gotthard pflegte eine gute Beziehung zu König Heinrich II., seinem Freund und Gönner.

Angesichts des Wachstums und der zunehmenden Bedeutung der Siedlung erkannte Abt Gotthard die Notwendigkeit, ihre rechtliche und wirtschaftliche Stellung zu stärken. Er bat König Heinrich II. um die Verleihung des Markt- und Zollrechts. Diese Rechte waren im Mittelalter von immenser Bedeutung. Das Marktrecht erlaubte die Abhaltung von Märkten, was den Handel förderte und Kaufleute sowie Handwerker anzog. Das Zollrecht ermöglichte die Erhebung von Zöllen auf Waren, die in den Ort gebracht oder aus ihm herausgeführt wurden. Dies generierte Einnahmen und stärkte die wirtschaftliche Autonomie des Ortes.

König Heinrich II. entsprach der Bitte Abt Gotthards und erteilte Hengersberg (bzw. dem Helmgeresberg) diese wichtigen Privilegien mit einer Urkunde vom 7. Juni 1009. Dieser Akt war ein entscheidender Schritt für die Entwicklung des Ortes von einer reinen Siedlung hin zu einem wirtschaftlich bedeutenden Zentrum. Die Bedeutung dieser Rechte wird auch dadurch unterstrichen, dass König Heinrich III. im Jahr 1049, also nur wenige Jahrzehnte später, dieses Privileg bestätigte. Solche Bestätigungen waren wichtig, um die Gültigkeit der Rechte über Herrscherwechsel hinweg zu sichern.

Die Verleihung des Markt- und Zollrechts beschleunigte das Wachstum Hengersbergs weiter. Der Handel blühte, und der Ort gewann an Attraktivität für Zuzügler. Diese frühe Phase der Entwicklung legte den Grundstein für die spätere Prosperität.

Die Blütezeit der Jahrmärkte

Die Bedeutung Hengersbergs als Handelsplatz wurde in den folgenden Jahrhunderten weiter ausgebaut. Ein weiterer Meilenstein war die Verleihung des Rechts zur Abhaltung von Jahrmärkten durch Herzog Heinrich den Reichen im Jahr 1430. Den Bürgern von Hengersberg wurde das Recht gewährt, Jahrmärkte an den Tagen der Heiligen Magdalena und Martini abzuhalten. Jahrmärkte waren größere, überregionale Veranstaltungen, die nicht nur den lokalen Handel, sondern auch den Austausch mit weiter entfernten Regionen förderten.

Nach und nach erhielt der Ort noch sechs weitere Jahrmärkte. Dies erhöhte die Gesamtzahl der Jahrmärkte erheblich und machte Hengersberg zu einem wichtigen Knotenpunkt im regionalen Handel. Eine besondere Bedeutung unter diesen Märkten hatten die Viehmärkte. Diese waren nicht nur von lokaler oder regionaler Wichtigkeit, sondern besaßen eine ausgeprägte überregionale Bedeutung.

Auf den Viehmärkten in Hengersberg wurden manchmal über 1.000 Stück Großvieh aufgetrieben. Dies war eine beachtliche Zahl und zeugt von der Größe und Anziehungskraft dieser Märkte. Die Fieranten und Händler kamen nicht nur aus der unmittelbaren Umgebung, sondern aus ganz Niederbayern und sogar aus der Oberpfalz. Dies verdeutlicht, wie weit der Einzugsbereich der Hengersberger Viehmärkte reichte und welche zentrale Rolle sie im Viehhandel der Region spielten.

Die Viehmärkte trugen maßgeblich zum Wohlstand des Ortes bei und prägten lange Zeit das wirtschaftliche Leben Hengersbergs. Sie waren Schauplatz reger Handelsaktivität und kulturellen Austauschs. Leider haben sich die Viehmärkte im Laufe der Zeit, bedingt durch Veränderungen in Landwirtschaft, Handel und Transport, ganz aufgelöst. Dies markiert das Ende einer wichtigen Ära in der Wirtschaftsgeschichte Hengersbergs.

Der Ursprung des Ortsnamens

Neben der Gründungsgeschichte und der wirtschaftlichen Entwicklung ist auch die Entstehung des Ortsnamens von großem Interesse. Der Name „Hengersberg“ hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt und seine Wurzeln liegen in der frühen Besiedlungsphase.

Die wahrscheinlichste Erklärung für die Entstehung des Ortsnamens führt ihn auf den ersten Siedler zurück. Dieser erste Siedler soll ein gewisser „Helmger“ gewesen sein. Der Name „Helmger“ bedeutet wörtlich „Helmträger“. Dieser Helmger soll im Auftrag des Klosters Niederalteich auf dem Rohrberg einen Hof angelegt haben. Der Rohrberg wird in diesem Zusammenhang als der „Berg über dem Röhricht“ beschrieben, was auf die lokale Geographie hinweist.

Aus dieser Herleitung ergibt sich, dass „Helmgeresberg“ ursprünglich „Berg des Helmger“ bedeutete. Dies war der frühe Name der Siedlung, wie er auch in historischen Dokumenten erscheint. Abt Hermann von Niederalteich, der von 1242 bis 1273 amtierte, war bekannt für die buchstabengetreue Wiedergabe von Ortsnamen in seinen Schriften. Er schreibt schon von „Helmgersberg“, was zeigt, dass der Name zu seiner Zeit bereits in dieser Form gebräuchlich war und die Verbindung zum ursprünglichen Siedler Helmger noch deutlich erkennbar war.

Der heutige Name „Hengersberg“ ist eine sprachliche Weiterentwicklung und Vereinfachung von „Helmgersberg“. Dieser Name erscheint erstmals in einer Urkunde von Kaiser Ludwig dem Bayer. Diese Urkunde datiert auf den 3. Februar 1340. Die Verwendung des Namens „Hengersberg“ in einem offiziellen kaiserlichen Dokument zeigt, dass sich diese Sprachweise zu diesem Zeitpunkt bereits durchgesetzt hatte und im Bewusstsein der Bevölkerung verankert war. Es ist ein Beispiel dafür, wie sich die gesprochene Sprache des Volkes auf die offiziellen Bezeichnungen von Orten auswirken kann.

Die Entwicklung vom „Helmgeresberg“ über „Helmgersberg“ zum heutigen „Hengersberg“ spiegelt die sprachlichen Veränderungen über die Jahrhunderte wider, bewahrt aber gleichzeitig die Erinnerung an den ersten Siedler und die Ursprünge des Ortes auf dem Berg über dem Röhricht.

Chronologie wichtiger Ereignisse

Um die Geschichte Hengersbergs besser zu veranschaulichen, kann eine chronologische Übersicht der im Text genannten Ereignisse hilfreich sein:

JahrEreignisBeteiligte / Beschreibung
997Gründung von Hengersberg (Helmgeresberg)Abt Gotthard von Niederalteich legt den Grundstein, Bau von Burg und Kapelle.
1009Verleihung des Markt- und ZollrechtsKönig Heinrich II. gewährt die Privilegien auf Bitte Abt Gotthards.
1049Bestätigung der PrivilegienKönig Heinrich III. bestätigt das Markt- und Zollrecht.
1340Erstmals Nutzung des Namens „Hengersberg“In einer Urkunde Kaiser Ludwigs des Bayern.
1430Verleihung des JahrmarktrechtsHerzog Heinrich der Reiche gewährt das Recht auf Märkte zu Magdalena und Martini.
SpäterErhalt von sechs weiteren JahrmärktenDarunter bedeutende Viehmärkte mit überregionaler Relevanz.
Im Laufe der ZeitAuflösung der ViehmärkteEnde der überregionalen Bedeutung im Viehhandel.

Diese Tabelle fasst die wichtigsten im Text genannten Daten und Ereignisse zusammen und bietet einen schnellen Überblick über die Meilensteine in der frühen und mittelalterlichen Geschichte Hengersbergs.

Häufig gestellte Fragen zur Geschichte Hengersbergs

Basierend auf den Informationen im Text lassen sich einige häufige Fragen zur Geschichte Hengersbergs beantworten:

Wer hat Hengersberg gegründet?
Hengersberg wurde von Abt Gotthard von Niederalteich gegründet, der später Bischof von Hildesheim und der erste Heilige Altbayerns wurde.

Wann wurde Hengersberg gegründet?
Die Gründung von Hengersberg fand im Jahr 997 statt.

Wie hieß Hengersberg ursprünglich?
Der ursprüngliche Name der Siedlung war „Helmgeresberg“, was „Berg des Helmger“ bedeutet.

Woher kommt der Name Hengersberg?
Der Name geht wahrscheinlich auf den ersten Siedler namens „Helmger“ zurück, der einen Hof auf dem Rohrberg anlegte. Der heutige Name „Hengersberg“ ist eine spätere sprachliche Entwicklung, die sich ab 1340 durchsetzte.

Welche Rechte erhielt Hengersberg früh in seiner Geschichte?
Hengersberg erhielt bereits im Jahr 1009 von König Heinrich II. das wichtige Markt- und Zollrecht, das 1049 von König Heinrich III. bestätigt wurde. Später kamen durch Herzog Heinrich den Reichen im Jahr 1430 und danach weitere Jahrmarktrechte hinzu.

Was war die besondere Bedeutung der Märkte in Hengersberg?
Besonders die Viehmärkte hatten eine überregionale Bedeutung, da Händler und Vieh aus ganz Niederbayern und der Oberpfalz angezogen wurden. Manchmal wurden über 1.000 Stück Großvieh aufgetrieben.

Gibt es die berühmten Viehmärkte heute noch?
Nein, die Viehmärkte haben sich im Laufe der Zeit vollständig aufgelöst.

Diese Fragen und Antworten fassen die Kerninformationen des bereitgestellten Textes zusammen und bieten schnelle Erklärungen zu den wichtigsten Aspekten der frühen Geschichte Hengersbergs.

Zusammenfassung

Die Geschichte Hengersbergs beginnt im Jahr 997 mit der visionären Gründung durch Abt Gotthard von Niederalteich. Seine persönliche Beteiligung am Aufbau des „Helmgeresberg“, der Errichtung einer Burg und einer Marienkapelle legte den Grundstein für die Entwicklung des Ortes. Dank der guten Beziehungen Abt Gotthards zum Königshaus erlangte Hengersberg bereits 1009 wichtige Markt- und Zollrechte, die seine wirtschaftliche Entwicklung maßgeblich förderten und 1049 bestätigt wurden. Die spätere Verleihung weiterer Jahrmarktrechte, insbesondere der überregional bedeutenden Viehmärkte, festigte die Position Hengersbergs als wichtigen Handelsplatz in der Region über Jahrhunderte hinweg, auch wenn die Viehmärkte heute der Vergangenheit angehören. Der Name des Ortes entwickelte sich vom ursprünglichen „Helmgeresberg“, der auf den ersten Siedler Helmger zurückgeht, über „Helmgersberg“ zur heutigen Form „Hengersberg“, die sich spätestens ab 1340 etablierte. Die Geschichte Hengersbergs ist somit eine spannende Erzählung von Gründung, Wachstum, Handel und der Entwicklung eines Namens, die über tausend Jahre zurückreicht.

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