30/05/2020
Das Laguiole Messer ist weit mehr als nur ein Werkzeug. Es ist ein Stück französischer Geschichte, Handwerkskunst und Kultur, tief verwurzelt in der Region Aubrac. Seit seiner Entstehung im 19. Jahrhundert hat es sich zu einem weltbekannten Symbol für Qualität und Tradition entwickelt. Doch gerade weil es so beliebt ist, gibt es unzählige Imitationen auf dem Markt. Wie erkennt man also ein echtes Laguiole? Dieser Artikel führt Sie durch die einzigartigen Merkmale und Hintergründe, die ein authentisches Laguiole Messer ausmachen.

- Ursprung und Entwicklung eines Klassikers
- Was macht ein Laguiole Messer besonders?
- Merkmale zur Erkennung eines authentischen Laguiole
- Das Problem der Imitationen
- Pflege und Materialvielfalt
- Mehr als nur Taschenmesser
- Renommierte Manufakturen
- Vergleich authentischer Merkmale
- Häufig gestellte Fragen
- Ist der Name Laguiole geschützt?
- Wo wird ein echtes Laguiole Messer hergestellt?
- Was ist die Bedeutung der Biene auf dem Messerrücken?
- Was repräsentiert das Hirtenkreuz?
- Warum hat die Klinge Kerben?
- Gibt es authentische Laguiole Messer mit Wellenschliff?
- Wie sollte ich mein Laguiole Messer schließen?
Ursprung und Entwicklung eines Klassikers
Die Geschichte des Laguiole Messers begann in den 1820er Jahren in der Region Aubrac. Die ersten Modelle waren noch feststehende Messer, bekannt als „Laguiole droit“. Diese frühen Messer zeichneten sich bereits durch eine Art Halbverriegelung aus, bei der ein kleiner Vorsprung am Ende der Rückenfeder (Mouche) Druck auf eine Vertiefung in der Klinge ausübte, um sie offen zu halten. Dieses System, anders als die vollständige Verriegelung des spanischen Navaja, wurde zu einem charakteristischen Merkmal der nachfolgenden Laguiole Messer.
Das klassische Laguiole Klappmesser, wie wir es heute kennen, scheint sich um 1860 entwickelt zu haben. Im Laufe der Zeit kamen weitere praktische Elemente hinzu. So wurde ab 1840 die Ahle, ein chirurgisches Instrument, das Hirten zur Behandlung von Blähungen bei Vieh nutzten, in einige Laguiole Messer integriert. Eine weitere wichtige Ergänzung war der Korkenzieher, der ab etwa 1880 populär wurde. Dies war besonders nützlich für die vielen Wanderarbeiter aus dem Aubrac, die in Pariser Restaurants als Kellner arbeiteten.
Was macht ein Laguiole Messer besonders?
Die Besonderheit eines echten Laguiole Messers liegt in seiner einzigartigen handwerklichen Expertise und der traditionellen Herstellung. Es ist kein Massenprodukt, sondern ein Sammlerstück, das mit großer Sorgfalt und nach überlieferten Methoden gefertigt wird. Die Messer werden handgeschmiedet, was jedem Stück seinen individuellen Charakter verleiht.
Die Materialien sind ebenfalls ein wichtiger Aspekt der Qualität. Die Klingen bestehen traditionell aus rostfreiem Stahl oder Kohlenstoffstahl, heute oft aus hochwertigem schwedischem Stahl wie Sandvik 12C27 oder auch aus Damaststahl. Die Griffe werden aus regionalen Hölzern, Elfenbein, Horn oder Knochen gefertigt, wobei die Art des Materials stets auf einem Echtheitszertifikat angegeben sein sollte.
Die Klingen der Laguiole Messer tragen oft eine Nummerierung, ein weiteres Zeichen der sorgfältigen Fertigung und Dokumentation.
Merkmale zur Erkennung eines authentischen Laguiole
Um ein echtes Laguiole Messer von einer Imitation zu unterscheiden, sollten Sie auf mehrere charakteristische Merkmale achten:
Die Biene oder Fliege (Mouche)
Die Biene oder Fliege auf dem Messerrücken ist wohl das bekannteste Symbol des Laguiole Messers. Ursprünglich ein funktionales Element zur Erleichterung des Schließens, ist sie heute hauptsächlich dekorativ und gilt als repräsentatives Zeichen der Marke. Bei einem authentischen Laguiole ist die Biene mit der Feder (Ressort) geschmiedet, d.h., Biene und Feder bilden ein einziges Stück. Die Form kann variieren; neben der klassischen Biene gibt es auch Motive wie Stierköpfe, Jakobsmuscheln (als Verweis auf den Jakobsweg) oder vierblättrige Kleeblätter.
Das Hirtenkreuz
Das Hirtenkreuz findet sich seit dem späten 19. Jahrhundert auf vielen Laguiole Messern. Es wird durch kleine Nägel gebildet, die um den mittleren Niet im Heft eingeschlagen sind. Ein verbreiteter Mythos besagt, dass Hirten das Messer nachts in die Erde steckten, um vor dem so entstandenen Kreuz zu beten. Tatsächlich ist das Kreuz erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts als Dekoration auf den Griffen zu finden und hat keinen funktionalen oder rituellen Ursprung im Sinne des Mythos.
Der Rosenkranz auf der Klinge
Auf der Klinge authentischer Laguiole Messer findet man oft eine Reihe von eingeschliffenen Kerben, die als Rosenkranz bezeichnet werden. Diese Kerben sollen symbolisch die Tage der Woche darstellen.

Verzierung des Federrückens
Der Rücken der Feder (Ressort) ist bei vielen Laguiole Messern kunstvoll verziert. Diese Verzierungen sind oft individuell von der jeweiligen Schmiede gestaltet und tragen zur Einzigartigkeit jedes Messers bei.
Die Klinge und ihr Schliff
Authentische Laguiole Messer haben traditionell eine glatte Klinge. Grob gezahnte Messer, oft als Tafelmesser angeboten, sind typischerweise keine echten Laguiole. Ein Messerhersteller von Laguiole würde kein Messer mit Wellenschliff produzieren, da dies Fleisch beim Schneiden eher zerfransen würde. Die Klinge sollte aus hochwertigem Stahl gefertigt und sorgfältig geschliffen sein.
Das Problem der Imitationen
Da der Name „Laguiole“ allein nicht als Marke geschützt ist (er unterliegt der Gemeinfreiheit), gibt es unzählige Imitationen auf dem Markt. Viele dieser Messer tragen zwar den Namen Laguiole, werden aber in Massenproduktion und unter Verwendung minderwertiger Materialien hergestellt, oft in Ländern wie China oder Pakistan. Diese Messer haben nichts mit der traditionellen Handwerkskunst und Qualität eines echten Laguiole zu tun.
Aber auch in Frankreich gibt es eine Grauzone. Einige Hersteller, selbst in Städten wie Thiers, die eine lange Messer macher Tradition haben, halten sich nicht an die traditionellen Herstellungsweisen oder das ursprüngliche Design. Man findet „Laguiole“ Messer mit seltsamen Kartellen oder anderen Abweichungen vom Original. Wieder andere Firmen in oder um Laguiole lassen ihre Teile anderswo produzieren und montieren sie nur vor Ort, um behaupten zu können, das Messer stamme aus Laguiole. Auch wenn diese Messer in Frankreich hergestellt werden, entsprechen sie oft nicht der Authentizität und Qualität der traditionellen Manufakturen.
Pflege und Materialvielfalt
Ein echtes Laguiole Messer ist ein langlebiger Begleiter, wenn es richtig gepflegt wird. Ein wichtiger Tipp: Man soll ein Laguiole nicht zuschnappen lassen. Die Klinge schlägt sonst auf die Innenseite der Feder. Es sollte langsam geschlossen werden, gemäß dem Spruch „Ressort silencieux vivra vieux“ (Eine leise Feder wird lange leben).
Die Vielfalt der Griffmaterialien macht jedes Laguiole Messer zu einem Unikat und einem begehrten Sammlerobjekt. Von edlen Hölzern wie Wacholder oder Olive bis hin zu Horn oder sogar Elfenbein – die Auswahl ist riesig und ermöglicht eine individuelle Gestaltung, die oft auf Kundenwunsch erfolgt.
Mehr als nur Taschenmesser
Das Laguiole Design ist so ikonisch, dass es nicht nur für Klappmesser verwendet wird. Es gibt auch ganze Essbesteck-Sets im typischen Laguiole-Stil mit der Biene, bestehend aus Messern, Gabeln, Löffeln und Teelöffeln. Auch Salatbestecke, größere Tafelmesser und Käse-Sets werden im Laguiole-Design angeboten und ergänzen das Sortiment.
Renommierte Manufakturen
Von den geschätzt 130 Schmieden, die in Frankreich Laguiole-Messer herstellen, gelten einige als besonders renommiert und stehen für höchste Qualität und traditionelle Fertigung. Dazu gehören:
- Forge de Laguiole
- Fontenille Pataud
- La Coutellerie de Laguiole Honoré Durand
- Laguiole en Aubrac
Forge de Laguiole, gegründet 1987, hat die Messerherstellung direkt in den Ort Laguiole zurückgebracht. Forge de Laguiole und Honoré Durand sind die beiden Manufakturen, die ihre Messer noch direkt in der Gemeinde Laguiole produzieren. Während viele Hersteller den Fokus auf klassische, traditionelle Modelle legen, arbeitet die Forge de Laguiole auch mit bekannten Designern zusammen, um das Laguiole modern zu interpretieren.

Vergleich authentischer Merkmale
Merkmal | Authentisches Laguiole (traditionell) | Imitation / Nicht-traditionell |
---|---|---|
Biene/Fliege (Mouche) | Geschmiedet mit der Feder (ein Stück) | Oft separat gefertigt und aufgesetzt/geschweißt |
Hirtenkreuz | Auf dem Heft (seit Mitte 20. Jh.), durch Nägel gebildet | Kann fehlen, anders gestaltet oder als Aufdruck |
Rosenkranz auf Klinge | Eingeschliffene Kerben auf der Klinge | Fehlt oft oder anders |
Herstellung | Handgeschmiedet, traditionelle Methoden | Industrielle Fertigung, oft maschinell |
Klinge | Hochwertiger Stahl (z.B. 12C27, Damast), glatter Schliff | Geringere Stahlqualität, oft Wellenschliff bei Tafelmessern |
Ursprung | Hergestellt in/um Laguiole oder Thiers von traditionellen Betrieben | Kann überall hergestellt sein (China, Pakistan, nicht-traditionell in Frankreich) |
Griffmaterialien | Edelhölzer, Horn, Knochen, Elfenbein (oft mit Zertifikat) | Günstigere Materialien, Plastik, geringere Qualität |
Häufig gestellte Fragen
Ist der Name Laguiole geschützt?
Nein, der Name Laguiole ist nicht als Marke geschützt und unterliegt der Gemeinfreiheit. Dies ist der Hauptgrund für die vielen Imitationen auf dem Markt.
Wo wird ein echtes Laguiole Messer hergestellt?
Traditionell werden Laguiole Messer in der Region Aubrac (insbesondere im Ort Laguiole) und in Thiers, einem anderen Zentrum der französischen Messerherstellung, von Hand gefertigt.
Was ist die Bedeutung der Biene auf dem Messerrücken?
Die Biene (oder Fliege) ist heute ein dekoratives Symbol und ein Markenzeichen. Ursprünglich hatte sie eine Funktion beim Schließen des Messers. Bei einem echten Laguiole ist sie mit der Feder aus einem Stück geschmiedet.
Was repräsentiert das Hirtenkreuz?
Das Hirtenkreuz ist eine Dekoration auf dem Heft, die seit dem späten 19. Jahrhundert verwendet wird. Es gibt einen Mythos über betende Hirten, der aber historisch nicht belegt ist; das Kreuz wurde erst später als Zierelement hinzugefügt.
Warum hat die Klinge Kerben?
Die Kerben auf der Klinge werden als Rosenkranz bezeichnet und sollen symbolisch die Tage der Woche darstellen.
Gibt es authentische Laguiole Messer mit Wellenschliff?
Nein, traditionelle Laguiole Messer haben eine glatte Klinge. Messer mit Wellenschliff, auch wenn sie den Namen tragen, sind in der Regel keine echten Laguiole Messer und werden von traditionellen Herstellern nicht gefertigt, da sie Fleisch zerfasern würden.
Wie sollte ich mein Laguiole Messer schließen?
Man sollte es langsam und vorsichtig schließen, nicht zuschnappen lassen. Das schont die Feder und sorgt für Langlebigkeit.
Die Welt der Laguiole Messer ist reich an Geschichte und Handwerkskunst. Ein echtes Laguiole ist ein Zeugnis traditioneller Fertigkeiten und ein Objekt von bleibendem Wert. Mit dem Wissen um seine charakteristischen Merkmale können Sie die Authentizität erkennen und die Qualität schätzen, die diese Messer so besonders macht.
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