Wie viel ist die Marke Paw Patrol wert?

Warum Paw Patrol umstritten ist

20/08/2024

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Fast jedes Kind im Kindergartenalter kennt sie: die "Paw Patrol". Die Serie, die seit Jahren zu den größten Franchises für die jüngsten Zuschauer gehört, begleitet uns Eltern oft unweigerlich. Manchmal amüsiert man sich über Details – etwa den eingängigen Titelsong "Paw Patrol on A Roll", der schnell zum Ohrwurm wird. Doch die Serie ruft auch Kritiker auf den Plan. Oft hört man den Vorwurf der "Copaganda", also der unkritischen Darstellung von Polizeiarbeit. Doch ist das wirklich das Kernproblem? Eine genauere Betrachtung zeigt, dass die Schwierigkeiten von "Paw Patrol" tiefer liegen als nur die Uniform eines Welpen.

Warum wurde die Produktion von Paw Patrol eingestellt?
Im Juli 2020 behauptete die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, die Show sei aufgrund der „Cancel Culture“ abgesetzt worden, die Show selbst bestritt jedoch eine solche Einstellung.
Übersicht

Was ist die Paw Patrol überhaupt?

Für alle, die bisher einen Bogen um die Abenteuerbucht machen konnten: Die Serie dreht sich um den zehnjährigen Jungen Ryder und sein Team aus sechs (später mehr) Welpen, den sogenannten "Fellfreunden" (Pups). Jeder Hund hat eine spezielle Fähigkeit und ein passendes Fahrzeug. Da ist Marshall, der Feuerwehrmann, Chase, der Polizeihund, Rocky, der Müllwerker, Rubble, der Bauarbeiter, Zuma, der Wasserschützer, und Skye, die Helikopterpilotin. Immer wenn in der Abenteuerbucht ein Problem auftritt, meist verursacht durch die trottelige Bürgermeisterin Gutherz oder den Bösewicht Bürgermeister Besserwisser aus der Nachbarstadt, ruft man Ryder. Er wählt die passenden Hunde für die Mission aus, die sich dann in ihre Anzüge und Fahrzeuge begeben, um die Lage zu retten. Das Muster jeder Episode ist ähnlich: Ein Problem taucht auf, Ryder wird informiert, die Hunde versammeln sich im "Lookout" (dem Hauptquartier), fahren mit dem Aufzug hoch (oft mit einem humorvollen Stolperer von Marshall oder Rubble), erhalten ihr Briefing, fahren eine Rutsche hinunter zu ihren Fahrzeugen und lösen das Problem. Am Ende gibt es Lob von Ryder und seinen bekannten Spruch.

Der "Copaganda"-Vorwurf auf dem Prüfstand

Auf den ersten Blick mag der Vorwurf der "Copaganda" naheliegend erscheinen. Die prominenteste Figur, zumindest optisch und in früheren Staffeln, ist oft Chase, der Deutsche Schäferhund in Polizeiuniform. "Copaganda" bezeichnet die Tendenz in Medien, Polizeiarbeit ausschließlich positiv darzustellen und kritische Aspekte wie Corpsgeist, Gewaltmissbrauch oder Racial Profiling auszublenden. Bei "Paw Patrol" ist Chase jedoch nur einer von vielen Spezialisten im Team. Seine Rolle ist oft nicht die eines typischen Polizisten, der Gesetze durchsetzt oder ermittelt, sondern eher die eines allgemeinen Retters oder Ordnungshüters im Rahmen von Notfall- und Rettungsaktionen. Die Missionen der Paw Patrol sind in der Regel Schadensbegrenzung, Rettung von Personen oder Tieren und die Verhinderung von Katastrophen, weniger kriminalpolizeiliche Arbeit im engeren Sinne. Spätere Staffeln entfernen sich ohnehin immer weiter vom ursprünglichen Konzept und zeigen die Hunde als Superhelden, Spione oder sogar Dino-Forscher, was den Fokus auf Chase als rein polizeiliche Figur weiter verwischt. Der Vorwurf, die Serie betreibe ernsthaft "Copaganda", greift nach Ansicht vieler Kritiker zu kurz und ist nicht das gravierendste Problem der Serie.

Die wahren Probleme: Kommerz und Technokratie

Weitaus relevanter als die "Copaganda" sind die Ursprünge und die grundlegende Mechanik der Serie. "Paw Patrol" wurde nicht aus einer kreativen Story-Idee geboren, sondern auf Initiative der Spielzeugindustrie. Die kanadische Firma Spin Master suchte nach einer Fernsehserie, um ihre verwandelbaren Fahrzeugspielzeuge zu bewerben. Die Idee, Spielzeug mit einer Fernsehserie zu bewerben, statt umgekehrt, ist seit den 1980er Jahren (siehe Masters of the Universe) ein gängiges Prinzip, besonders dort, wo die Finanzierung nicht öffentlich-rechtlich ist. "Paw Patrol" ist im Grunde eine dauerhafte Werbesendung für diese Produkte, was sich in jeder Faser der Serie zeigt. Jede Folge zeigt die Hunde in ihren spezifischen Fahrzeugen, oft mit ermüdend langen und repetitiven Verwandlungssequenzen, die direkt die Spielfunktionen der Spielzeuge nachahmen. Das zentrale Element jeder Rettung ist nicht die Cleverness der Hunde, ihre Problemlösungsfähigkeiten oder ihre Zusammenarbeit, sondern der korrekte Einsatz des richtigen Gefährts oder Gadgets, bereitgestellt von Ryder. Dieses Weltbild ist zutiefst technokratisch: Jedes Problem, egal wie komplex, lässt sich mit dem passenden Knopfdruck und der richtigen Ausrüstung lösen. Die Hunde agieren oft nur als Bediener der Maschinen, nicht als eigenständige, denkende Charaktere. Dieses Prinzip ist nicht nur kreativ limitierend, sondern vermittelt auch eine vereinfachte und materialistische Sicht auf komplexe Herausforderungen und Problemlösungsprozesse.

Welche Paw Patrol Tonies gibt es?
ALLE TONIES DER PAW PATROLRettung für T-Rex - PAW Patrol. ...Liberty findet einen neuen Freund - PAW Patrol. ...Hier kommt Tracker - PAW Patrol. ...Ein neuer Fellfreund - PAW Patrol. ...Die Rettung der Meeresschildkröten - PAW Patrol. ...Der Piratenschatz - PAW Patrol. ...Der Delfin-Freund - PAW Patrol. ...Die Hundeschau - PAW Patrol.

Gesellschaftliche Darstellung und Struktur

Ein weiteres wiederkehrendes Problem in vielen älteren und neueren Kinderserien ist das sogenannte "Schlumpfinen-Problem", benannt nach der einzigen weiblichen Schlümpfe-Figur unter vielen männlichen. Auch "Paw Patrol" zeigt dies, zumindest in der ursprünglichen Besetzung: Von den anfänglich sechs Haupt-Welpen ist nur Skye, die Helikopterpilotin, eindeutig weiblich markiert. Diese Unterrepräsentation von weiblichen Charakteren als vollwertige und vielfältige Rollenmodelle ist kritikwürdig. Abgesehen von der Geschlechterdarstellung wirft auch die Struktur der gezeigten Gesellschaft in der Abenteuerbucht Fragen auf. Es scheint keine regulären, staatlichen Notfalldienste wie Polizei, Feuerwehr oder Katastrophenschutz zu geben. Stattdessen verlässt sich die gesamte Stadt mit ihrer oft hilflosen Bürgermeisterin vollständig auf die Dienste eines zehnjährigen Jungen und seines privaten Teams von Hunden. Dies wirft Fragen nach der Darstellung staatlicher Aufgaben, der Rolle öffentlicher Dienste und der potenziellen Privatisierung kritischer Infrastruktur auf. Ein Experte für Katastrophenmanagement kritisierte beispielsweise, dass die Paw Patrol, als private Einheit, sich nicht an Gesetze oder Zuständigkeiten halten muss und stets klar ist, wer gut und böse ist, was zu einer vereinfachten und potenziell gefährlichen Sicht auf Gerechtigkeit und Hilfe führen kann, die staatliche Aufgaben eigentlich regeln müssten.

Der immense kommerzielle Erfolg

Hinter der harmlosen Fassade verbirgt sich eine gigantische Geldmaschine, die maßgeblich zum Erfolg des Spielzeugherstellers Spin Master beiträgt. Seit ihrer Erstausstrahlung im August 2013 hat sich "Paw Patrol" zu einer der kommerziell erfolgreichsten Vorschulmarken aller Zeiten entwickelt. Die Marke hat innerhalb eines Jahrzehnts weltweit über 14 Milliarden Dollar Umsatz generiert, mit jährlichen Einnahmen von fast 2 Milliarden Dollar, Tendenz steigend. Dieser Erfolg basiert maßgeblich auf dem Verkauf von Spielzeug – den Fahrzeugen, Figuren, dem Lookout-Hauptquartier – und einer schier endlosen Palette an lizenzierten Produkten. Es gibt kaum ein Produkt für Kinder, das nicht auch in einer "Paw Patrol"-Variante erhältlich ist, von Zahnpasta über Bettwäsche, Kleidung, Trinkbecher, Kuscheltiere bis hin zu Eiscreme. Die Serie ist so konzipiert, dass sie den Konsum direkt anregt und den Transfer vom Bildschirm in den Laden so einfach wie möglich macht. Dieser massive Konsumterror, der Eltern und Kinder gleichermaßen betrifft und eine ständige Nachfrage nach neuen Produkten erzeugt, ist für viele der wohl anstrengendste und problematischste Aspekt der Marke. Die Marke "Peppa Pig" ist zwar ebenfalls sehr erfolgreich, erreicht aber laut Zahlen einen etwas geringeren Umsatz als "Paw Patrol".

Kritik an Kommerz und Bildschirmzeit

Viele Eltern empfinden den allgegenwärtigen Kommerz als erdrückend und kritisieren, dass es kaum möglich sei, sich dem zu entziehen, da die Marke buchstäblich überall präsent ist und Kinder dem Konsumdruck ständig ausgesetzt sind. Neben dem finanziellen Aspekt steht auch die Bildschirmzeit in der Kritik. Die Serie bindet Kinder, oft in einem Alter, in dem Bildschirmmedien sparsam eingesetzt werden sollten, an den Fernseher oder Tablet. Selbst Schöpfer Keith Chapman betonte in Interviews, dass Eltern die Verantwortung tragen, die Bildschirmzeit ihrer Kinder zu begrenzen und dass Kinder nicht Stunden über Stunden vor dem Fernseher verbringen sollten. Er sieht die Serie als Unterhaltungsangebot, dessen Konsum von den Erziehungsberechtigten bewusst gesteuert und limitiert werden sollte.

Produktionshintergrund und Entwicklung

Die Idee zu "Paw Patrol" entstand, wie erwähnt, aus einem Prototyp für ein verwandelbares LKW-Spielzeug von Spin Master im Jahr 2010. Die Firma suchte Vorschläge für eine TV-Show basierend auf diesem Konzept. Keith Chapman reichte seinen Entwurf "Robbie's Rescue Dogs" ein, der dann von Spin Master gekauft und weiterentwickelt wurde. Die Designs der Hunde wurden von realistisch zu cartoonhafter geändert. Auch der Name des Jungen, Ryder, durchlief mehrere Änderungen. Spin Master verhandelte eine Partnerschaft mit Nickelodeon, wo die Serie im August 2013 Premiere feierte. Die Animation wird von Guru Studio bereitgestellt. Die rock-inspirierte Musik stammt von Voodoo Highway Music & Post. Mit jeder Staffel werden neue Charaktere und Themen eingeführt, um das Franchise aktuell und für die Spielzeuglinie relevant zu halten. Diese ständige Erweiterung ist Teil der Strategie, die Langlebigkeit und den kommerziellen Erfolg der Marke sicherzustellen.

Warum ist Paw Patrol problematisch?
Paw Patrol ist wirklich keine gute Serie. Aber die zweifelhafte Geschlechtspolitik, die quasi direkte Anleitung zum Konsumterror und die technokratische Sicht auf Problemlösungen ´- all das finde ich tatsächlich deutlich anstrengender und problematischer als den so leichtfertig herausgeholten Vorwurf der Copaganda.

Problembereiche der Paw Patrol im Vergleich

KritikpunktBeschreibungBewertung im Artikel
"Copaganda"Unkritische Darstellung von Polizeiarbeit (verkörpert durch Chase).Wird oft überbewertet; Chase ist nur einer von vielen, Fokus liegt auf Rettung/Katastrophenschutz, nicht auf realistischer Polizeiarbeit.
Kommerz/SpielzeugwerbungSerie dient primär der Bewerbung von Spielzeug (Fahrzeuge, Gadgets).Sehr relevantes Problem; Serie ist direkte Werbesendung, fördert Konsumzwang und Konsumterror.
Technokratische WeltsichtProbleme werden primär durch den Einsatz der richtigen Technologie/Fahrzeuge gelöst.Sehr relevantes Problem; vermittelt vereinfachtes Bild von Problemlösung, reduziert Hunde auf Bediener, technokratische Sichtweise.
GeschlechterdarstellungWenige weibliche Hauptcharaktere ("Schlumpfinen-Problem").Kritikwürdig; Unterrepräsentation von weiblichen Rollenmodellen.
Struktur der AbenteuerbuchtRettungsdienste werden von einem privaten Team (Ryder & Pups) übernommen, nicht von staatlichen Behörden.Kritikwürdig; wirft Fragen zur Darstellung öffentlicher/privater Aufgaben auf.
Kommerzieller UmfangDie Marke generiert Milliardenumsätze durch vielfältige Produkte.Sehr relevantes Problem; zeigt die enorme Reichweite und den Druck durch die Marke (über 14 Milliarden Dollar Umsatz gesamt).

Häufig gestellte Fragen zur Paw Patrol

Warum wurde die Paw Patrol Serie überhaupt produziert?

Die Serie entstand nicht aus einer kreativen Story-Idee, sondern auf Initiative der kanadischen Spielzeugfirma Spin Master. Sie suchte nach einer Fernsehserie, um ihre Linie von verwandelbaren Fahrzeugspielzeugen für Kinder im Vorschulalter zu bewerben. Die Serie dient somit primär als Marketinginstrument für die Spielwaren.

Ist Paw Patrol wirklich "Copaganda"?

Obwohl Chase, der Polizeihund, eine prominente Figur ist, argumentieren Kritiker, dass der Vorwurf der reinen "Copaganda" oft übertrieben ist. Die Serie konzentriert sich mehr auf allgemeine Rettungs- und Katastrophenschutzmissionen als auf realistische Polizeiarbeit. Die wahren Probleme der Serie liegen nach Ansicht vieler eher im Bereich des Kommerzes und der Darstellung von Technologie als Problemlöser.

Wie viel Geld verdient die Marke Paw Patrol?

Die Marke Paw Patrol ist extrem erfolgreich. Seit ihrer Einführung hat sie weltweit über 14 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielt, mit jährlichen Einnahmen von fast 2 Milliarden US-Dollar. Ein Großteil dieses Umsatzes stammt aus dem Verkauf von Spielzeug und lizenzierten Produkten.

Wer hat Paw Patrol erfunden?

Die ursprüngliche Idee für "Robbie's Rescue Dogs" mit Hunden, die mit ihren Fahrzeugen helfen, stammt vom britischen Schöpfer Keith Chapman, der auch "Bob der Baumeister" entwickelte. Die Idee wurde dann von der Spielzeugfirma Spin Master gekauft und zur heutigen "Paw Patrol" weiterentwickelt.

Wer ist der Hersteller von Paw Patrol?
Der kanadische Spielzeug-Hersteller Spin Master hat mit Paw Patrol einen absoluten Trend gesetzt. Denn Spin Master hat nicht nur die Paw Patrol Spiele, Paw Patrol Figuren und Paw Patrol Spielzeuge kreiert, sondern auch die gleichnamige Animationsserie für Kinder produziert!

Gibt es neben "Copaganda" noch andere Kritikpunkte an der Serie?

Ja, es gibt mehrere weitere Kritikpunkte, die im Artikel als relevanter bewertet werden. Dazu gehören die massive Kommerzialisierung und die Funktion als permanente Spielzeugwerbung, die technokratische Weltsicht, bei der Probleme fast ausschließlich durch Technologie gelöst werden, die Unterrepräsentation weiblicher Charaktere ("Schlumpfinen-Problem") und die Darstellung privatisierter Rettungsdienste anstelle staatlicher Behörden.

Warum gibt es so viele Paw Patrol Produkte?

Der immense kommerzielle Erfolg der Marke führt dazu, dass Spin Master und lizenzierte Partner eine riesige Palette an Produkten anbieten. Da die Serie primär als Marketing für Spielzeug konzipiert wurde, wird das Franchise ständig erweitert, um neue Produkte zu schaffen und den Umsatz zu maximieren. Die Marke ist bewusst so allgegenwärtig gestaltet, um den Konsum anzuregen.

Fazit: Mehr als nur ein Polizeihund

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass "Paw Patrol" weit mehr ist als nur eine Serie mit einem Polizeihund, die unkritisch staatliche Autorität verherrlicht. Der "Copaganda"-Vorwurf greift zu kurz und lenkt von den tatsächlich problematischeren Aspekten ab. Die Serie ist in erster Linie ein cleveres Marketinginstrument der Spielzeugindustrie, das eine technokratische Sichtweise auf Problemlösungen vermittelt und massivem Konsumdruck erzeugt. Hinzu kommen Kritikpunkte an der Geschlechterdarstellung und der Struktur der gezeigten Gesellschaft, die sich auf private statt öffentliche Dienste verlässt. Auch wenn die Musik eingängig sein mag und die Welpen niedlich sind, sollten Eltern sich der zugrunde liegenden Mechanismen und Botschaften bewusst sein, insbesondere des permanenten Appells zum Kaufen und der Vereinfachung komplexer Sachverhalte durch Technologie. "Paw Patrol" mag bei Kindern beliebt sein und Teamgeist sowie Hilfsbereitschaft thematisieren, doch die kritische Auseinandersetzung mit ihren kommerziellen und ideologischen Untertönen ist durchaus berechtigt und nach Ansicht vieler relevanter als der oft genannte "Copaganda"-Vorwurf.

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