04/04/2024
Kleidung zu Preisen, die kaum zu glauben sind – Discounter wie KiK machen es möglich. Doch wie schafft es der Textilhändler, T-Shirts, Jeans und andere Basics für wenige Euro anzubieten, während andere Unternehmen deutlich höhere Preise verlangen? Die Antwort liegt in einem durchdachten Geschäftsmodell und spezifischen Strategien entlang der gesamten Wertschöpfungskette, vom Einkauf bis zum Verkauf in der Filiale.

Ein zentraler Punkt, den KiK-Geschäftsführer Patrick Zahn hervorhob, ist das frühe und direkte Sourcing der Ware. Anstatt auf Zwischenagenten zurückzugreifen, kauft KiK seine Produkte – hauptsächlich Textilien – direkt bei den Herstellern in China und anderen Produktionsländern. Das Wegfallen dieser Mittelsmänner reduziert die Kosten erheblich, da Provisionen und Aufschläge entfallen. Dieser direkte Draht ermöglicht nicht nur bessere Einkaufspreise, sondern auch eine engere Abstimmung mit den Lieferanten, was potenziell Qualitätsvorteile mit sich bringen kann.
- Logistik: Der lange Weg spart Geld
- Standorte und Marketing: Sparen bei den Fixkosten
- Effiziente Abläufe und geringe Abschriften
- Qualitätssicherung trotz Niedrigpreisen?
- Produktion und das Thema Zwangsarbeit
- Das Sortiment: Von Basics bis zu Eigenmarken
- Einkaufsmöglichkeiten und Service
- Häufig gestellte Fragen
- Fazit
Logistik: Der lange Weg spart Geld
Ein weiterer entscheidender Faktor für die niedrigen Preise bei KiK ist die Logistik. Während viele Wettbewerber ihre Ware per Flugzeug importieren, um schnell auf Trends reagieren zu können, setzt KiK auf den Seeweg. Der Transport per Schiff ist deutlich langsamer – er kann mehrere Monate dauern –, aber auch erheblich günstiger als Luftfracht. Dieses Vorgehen ist innerhalb der Textilbranche eher unüblich, zahlt sich für KiK aber aus. Die Möglichkeit, lange Lieferzeiten in Kauf zu nehmen, liegt laut Patrick Zahn daran, dass KiK sehr „basiclastig“ ist. Das Sortiment konzentriert sich stark auf grundlegende Kleidungsstücke wie schlichte T-Shirts, einfache Hosen oder Pullover, die weniger stark von kurzfristigen Modetrends abhängen. Diese zeitlosen Basics ermöglichen eine langfristigere Planung und Bestellung, wodurch die längere Lieferzeit per Seefracht keine gravierenden Nachteile mit sich bringt.
Standorte und Marketing: Sparen bei den Fixkosten
Neben Einkauf und Logistik trägt auch die Struktur des Vertriebsnetzes zur Kosteneffizienz bei. KiK positioniert viele seiner Filialen bewusst in Nebenstraßen oder weniger frequentierten Lagen, wo die Mietpreise deutlich günstiger sind als in hoch frequentierten Innenstadtlagen oder Einkaufszentren. Diese Strategie senkt die Fixkosten pro Filiale erheblich. Zudem verfolgt das Unternehmen eine restriktive Marketingstrategie. Es wird vergleichsweise wenig Geld für Werbung ausgegeben, was weitere Kosten spart und es ermöglicht, die Produkte zu niedrigeren Preisen anzubieten.

Effiziente Abläufe und geringe Abschriften
Ein weiterer bemerkenswerter Punkt ist die Effizienz im Warenmanagement, die sich in einer sehr geringen Quote an Abschriften (Rabatte auf nicht verkaufte Ware) niederschlägt. Mit Abschriften von unter 10 Prozent liegt KiK laut eigenen Angaben deutlich unter dem Branchendurchschnitt. Dies deutet auf eine präzise Planung der Bestellmengen und eine hohe Verkaufsrate der eingekauften Ware hin. Weniger unverkäufliche Artikel oder die Notwendigkeit starker Reduzierungen bedeuten weniger Verluste und tragen somit direkt zur Möglichkeit niedriger Verkaufspreise bei.
Qualitätssicherung trotz Niedrigpreisen?
Oft wird bei sehr günstiger Kleidung die Frage nach der Qualität gestellt. KiK betont, trotz der niedrigen Preise großen Wert auf die Qualitätssicherung zu legen. Das Unternehmen hat ein umfangreiches Qualitätsmanagement etabliert. Jährlich durchlaufen über 12.000 Artikel verschiedene Prüfverfahren, bevor sie in den Verkauf gelangen. Ziel ist es, ein sicheres Produkt für die Kunden zu gewährleisten. Zertifikate wie der OEKO-TEX® STANDARD 100, der Stoffe auf Schadstoffe prüft, sowie weitere Gütesiegel, werden als Beleg für die Qualität der Materialien und Produkte genannt. KiK gibt an, keine Kompromisse bei Materialien und Verarbeitung einzugehen, um die niedrigen Preise zu realisieren, sondern dies durch Prozessoptimierung zu erreichen.
Produktion und das Thema Zwangsarbeit
Die Produktion der Textilien findet mehrheitlich in Ländern wie Bangladesch statt. Die Baumwolle kommt laut Geschäftsführer Zahn aus China, jedoch nicht aus der Region Xinjiang, wo Berichte über uigurische Zwangsarbeiter die Runde machen und einige Modefirmen in die Kritik gerieten. Patrick Zahn distanziert sich klar von Zwangsarbeit und betont, dass die günstigen Preise auf dem Prozess und der Geschäftsstrategie basieren, nicht auf Sklavenarbeit. Er räumt jedoch ein, dass es nicht möglich sei, „bis zur letzten Faser“ zu prüfen, woher die Materialien genau stammen, da KiK die Baumwolle nicht selbst einkauft, sondern Aufträge bei Lieferanten platziert. Dennoch gäbe es regelmäßige Stichproben im Unternehmen. KiK gibt zudem an, sich für Menschenrechte, faire Einkommen und Produktionsbedingungen bei seinen Lieferanten einzusetzen und soziale Projekte zu unterstützen.
Das Sortiment: Von Basics bis zu Eigenmarken
Das Sortiment von KiK umfasst eine breite Palette an Kleidung für Damen, Herren und Kinder. Der Fokus liegt, wie erwähnt, auf Basics, die sich vielseitig kombinieren lassen und in keiner Garderobe fehlen sollten. Dazu gehören schlichte T-Shirts, Jeans, Pullover und Blusen. Ergänzt wird das Angebot durch saisonale Artikel und spezielle Kollektionen wie Strickwaren, elegante Kleidung für besondere Anlässe, Sportbekleidung und Unterwäsche. Besonders hervorzuheben sind die KiK-Eigenmarken wie Janina und Janina curved, die speziell Damenmode in verschiedenen Größen (von 36 bis 48 und ab 48 bis 58) anbieten. Das Unternehmen betont, dass auch diese Eigenmarken den Anspruch an modische Optik, hochwertige Verarbeitung und beste Qualität zu einem fairen Preis erfüllen sollen. Kunden scheinen dies zu bestätigen: KiK wurde bei einer Umfrage als Gewinner der Kategorie „Bester Preis 2022“ ausgezeichnet.

Neben dem Fokus auf Preis und Qualität bietet KiK auch eine Kollektion namens Identic Nature an, die auf Nachhaltigkeit setzt und verschiedene Siegel wie GOTS, CmiA, FSC®, Blauer Engel und OEKO-TEX® STANDARD 100 trägt. Dies zeigt den Versuch, auch Aspekte der Umweltverträglichkeit und sozialen Verantwortung in das Sortiment zu integrieren.
Einkaufsmöglichkeiten und Service
KiK bietet Kunden die Möglichkeit, sowohl online als auch in einem seiner über 2.700 Filialen in Deutschland einzukaufen. Der Online-Shop ist rund um die Uhr geöffnet und bietet das gesamte Sortiment. In den physischen Filialen stehen Modeberater zur Verfügung, um bei der Auswahl zu helfen. Der Servicegedanke wird betont, um das Einkaufserlebnis trotz der Discountpreise angenehm zu gestalten. Zudem können Kunden über einen Newsletter über Angebote, Rabatte, Sonderaktionen und neue Trends informiert werden.
Häufig gestellte Fragen
Warum sind die Produkte bei KiK so günstig?
Die niedrigen Preise bei KiK resultieren aus einer Kombination verschiedener Faktoren: direktes Sourcing bei den Herstellern, Nutzung der günstigeren Seefracht für den Transport, Standorte in Nebenstraßen mit niedrigeren Mieten, minimale Ausgaben für Marketing und Werbung, sowie ein effizientes Warenmanagement mit sehr geringen Abschriften. Der Fokus auf zeitlose Basics ermöglicht zudem die längere Planungs- und Lieferzeit per Schiff.
Setzt KiK Zwangsarbeit ein?
KiK-Geschäftsführer Patrick Zahn dementiert den Einsatz von Zwangsarbeit entschieden. Er erklärt, dass die günstigen Preise das Ergebnis des optimierten Geschäftsprozesses seien und nicht auf Sklavenarbeit beruhen. Obwohl eine lückenlose Rückverfolgung jeder einzelnen Faser schwierig sei, da Baumwolle über Lieferanten bezogen wird, führt KiK Stichproben durch und betont das Engagement für Menschenrechte, faire Einkommen und Produktionsbedingungen bei seinen Partnern.

Ist Janina eine Marke von KiK?
Ja, Janina und Janina curved sind Eigenmarken von KiK. Sie bieten insbesondere Damenmode in verschiedenen Größen an und sind Teil des Bestrebens von KiK, modische und qualitativ ansprechende Kleidung zu günstigen Preisen anzubieten.
Wie steht es um die Qualität der KiK-Produkte?
KiK gibt an, trotz der niedrigen Preise großen Wert auf Qualität zu legen. Ein umfassendes Qualitätsmanagement prüft jährlich Tausende von Artikeln. Es werden verschiedene Tests durchgeführt, und Produkte tragen oft Zertifikate wie den OEKO-TEX® STANDARD 100, die die Schadstofffreiheit bestätigen. Das Unternehmen betont, dass das Ziel ein sicheres Produkt für die Kunden ist und Kompromisse bei Materialien oder Verarbeitung vermieden werden, indem stattdessen die Prozesse optimiert werden.
Fazit
Die Möglichkeit, Kleidung zu extrem niedrigen Preisen anzubieten, ist bei KiK das Ergebnis eines strategisch konzipierten Geschäftsmodells. Durch direktes Sourcing, die Nutzung kostengünstiger Transportwege wie der Seefracht, die Wahl von Standorten mit niedrigen Mieten, minimale Marketingausgaben und ein effizientes Warenmanagement gelingt es dem Unternehmen, Kosten zu sparen, die an die Kunden weitergegeben werden können. Der Fokus auf zeitlose Basics unterstützt dieses Modell. Während das Thema Produktionsbedingungen und Lieferketten-Transparenz in der Textilbranche generell eine Herausforderung bleibt, betont KiK seine Bemühungen um Qualitätssicherung und faire Bedingungen bei seinen Lieferanten, um das Vertrauen der Kunden in die erschwinglichen Produkte zu stärken.
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