Wo steht die Spirit of St. Louis?

Die Spirit of St. Louis: Wo ist sie heute?

10/11/2024

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Die Geschichte der Luftfahrt ist reich an mutigen Pionieren und ihren unglaublichen Maschinen. Eine davon ragt heraus wie kaum eine andere: die "Spirit of St. Louis". Dieses einmotorige Flugzeug schrieb Geschichte, indem es als erstes den Atlantik nonstop von New York nach Paris überquerte. Doch nach diesem weltbewegenden Flug im Jahr 1927 stellt sich vielen die Frage: Wo befindet sich dieses legendäre Flugzeug heute? Um das zu verstehen, müssen wir seine bemerkenswerte Reise von der Idee bis zum Museum nachvollziehen.

Wo ist der Flugzeuggeist von St. Louis heute?
Heute ist Lindberghs „Spirit of St. Louis“ im Smithsonian National Air and Space Museum in Washington, D.C. untergebracht und ist eine der beliebtesten Attraktionen des Museums.
Übersicht

Die Herausforderung des Orteig-Preises

Die Inspiration für den historischen Flug der "Spirit of St. Louis" kam von Raymond Orteig, einem französischen Hotelier in New York. Bereits 1919 bot Orteig einen Preis von 25.000 US-Dollar für den ersten Nonstop-Flug zwischen New York und Paris an. Fünf Jahre lang verging die Zeit, ohne dass jemand die Herausforderung annahm. Doch 1926 verlängerte Orteig sein Angebot um weitere fünf Jahre. Die Luftfahrttechnologie hatte Fortschritte gemacht, und nun schien ein solcher Flug tatsächlich möglich. Charles A. Lindbergh war einer der Flieger, die das Potenzial sahen.

Lindbergh, der aus St. Louis stammte und sich als wagemutiger Barnstormer, erfahrener Mechaniker und furchtloser Luftpostpilot einen Namen gemacht hatte, war fest davon überzeugt, die Fähigkeiten für einen solchen Flug zu besitzen. Er benötigte jedoch Unterstützung, um sein ambitioniertes Projekt zu finanzieren. In St. Louis fand er diese bei Harry Knight, dem Präsidenten des St. Louis Flying Clubs, und Harold Bixby von der Handelskammer. Lindbergh überzeugte sie davon, dass ein erfolgreicher Flug den Ruhm der Stadt als zukünftiges Luftfahrtzentrum mehren würde. Mit einem vereinbarten Budget von 15.000 US-Dollar machten sich die Geldgeber aus St. Louis bereit, Lindberghs Traum zu unterstützen.

Die Suche nach dem richtigen Flugzeug

Lindberghs Vorstellung vom idealen Flugzeug für den Transatlantikflug unterschied sich radikal von den gängigen Ideen seiner Zeit. Während andere Piloten auf die vermeintliche Sicherheit und Kraft mehrmotoriger Flugzeuge setzten, glaubte Lindbergh, dass zusätzliche Motoren das Risiko eines Ausfalls eher erhöhten. Sein Kalkül war einfach: weniger Gewicht durch nur einen Motor und einen Piloten würde die Treibstoffeffizienz steigern und eine größere Reichweite ermöglichen. Er suchte gezielt nach einem einmotorigen Flugzeug.

Seine Suche führte ihn zunächst zur Columbia Aircraft Corporation, die ein passendes Flugzeug für 15.000 US-Dollar anbot – allerdings ohne Motor. Lindbergh zog sich von diesem Geschäft zurück, als der Präsident von Columbia darauf bestand, Pilot und Crew selbst auszuwählen. Die Zeit drängte, andere Flieger bereiteten sich ebenfalls vor, und Lindbergh hatte immer noch kein Flugzeug.

Im Februar 1927 wendete sich das Blatt. Die Ryan Airlines Corporation in San Diego bot an, innerhalb von drei Monaten ein solches einmotoriges Flugzeug für 6.000 US-Dollar (ebenfalls ohne Motor) zu bauen. Lindbergh war zunächst skeptisch, als er die Ryan-Werkstatt in einem heruntergekommenen ehemaligen Fischereibetrieb sah. Doch die Entschlossenheit und das Fachwissen von Frank Mahoney, dem Präsidenten, und Donald Hall, dem Chefingenieur, überzeugten ihn schnell. Obwohl Lindbergh verlangte, dass das Flugzeug in nur zwei Monaten fertig sein müsse, stimmte Ryan zu. Donald Hall und sein Team arbeiteten Tag und Nacht, angetrieben vom Gefühl, Teil eines historischen Unternehmens zu sein.

Design für die Ewigkeit: Die Ryan NYP

Die "Spirit of St. Louis", offiziell als Ryan NYP (für New York–Paris) mit dem Kennzeichen N-X-211 (X stand für experimentell) bezeichnet, wurde mit einem einzigen Ziel entworfen: Paris zu erreichen. Dies erforderte Kompromisse und innovative Lösungen. Zusätzliche Treibstofftanks wurden eingebaut, und die Flügelspannweite wurde vergrößert, um das zusätzliche Gewicht aufzunehmen. Das Flugzeug hatte eine theoretische Reichweite von 6.437 Kilometern (etwa 4.000 Meilen), mehr als genug für die geplante Strecke.

Eine der auffälligsten Designentscheidungen war die Platzierung des Haupttreibstofftanks direkt vor dem Pilotensitz. Lindbergh wollte im Falle einer Notlandung nicht zwischen Tank und Motor eingeklemmt werden. Diese Anordnung hatte jedoch zur Folge, dass Lindbergh keine direkte Sicht nach vorne hatte. Er sah darin kein großes Problem, da er nicht auf festen Flugrouten unterwegs sein würde. Er verließ sich auf kleine Fenster an den Seiten und ein Periskop an der linken Seite des Cockpits, um bei Bedarf nach vorne zu sehen. Als erfahrener Luftpostpilot war er zudem gewohnt, dass Postsäcke im Cockpit die Sicht nach vorne behinderten.

Jedes Detail wurde auf Gewichtsreduktion optimiert. Alles, was als zu schwer oder unnötig erachtet wurde, blieb zurück: ein Funkgerät, ein Fallschirm, Tankanzeigen, Navigationslichter. Lindbergh entwarf spezielle, leichte Stiefel für den Flug und schnitt sogar seine Karten zurecht, um nur die nötigsten Orientierungspunkte zu behalten. Jedes Gramm zählte. Anstelle eines schweren Ledersitzes saß Lindbergh in einem viel leichteren Korbstuhl.

Das Herzstück des Flugzeugs war ein 9-Zylinder-Sternmotor des Typs Wright J-5C "Whirlwind" mit 166 kW (223 PS). Dieser Motor war für seine Zuverlässigkeit bekannt und verfügte über innovative Funktionen wie selbstschmierende Kipphebelwellen und natriumgekühlte Ventile, was seine Ausdauer erhöhte. Ein spezieller Mechanismus sorgte dafür, dass der Motor während des gesamten Transatlantikflugs geschmiert blieb.

Bei seiner Fertigstellung am 28. April 1927 hatte die "Spirit of St. Louis" ein Leergewicht von 974 kg (2.150 lbs.). Sie war 8,56 Meter lang, hatte eine Spannweite von 14,03 Metern und war 3,04 Meter hoch.

Der historische Flug nach Paris

Nur zwei Tage vor Lindberghs geplantem Start am 10. Mai 1927 erreichte ihn die Nachricht, dass die französischen Flieger Charles Nungesser und Francois Coli von Paris nach New York gestartet waren. Es schien, als wären alle Bemühungen umsonst gewesen. Doch trotz Berichten, sie seien über dem Atlantik gesichtet worden, verschwanden die beiden spurlos. Lindberghs Chance war intakt.

Wo ist der Flugzeuggeist von St. Louis heute?
Heute ist Lindberghs „Spirit of St. Louis“ im Smithsonian National Air and Space Museum in Washington, D.C. untergebracht und ist eine der beliebtesten Attraktionen des Museums.

Am 12. Mai 1927 landeten Lindbergh und seine "Spirit of St. Louis" auf dem Curtiss Field in Long Island, New York, nachdem sie auf dem Weg bereits den Rekord für den schnellsten Transkontinentalflug gebrochen hatten. Acht Tage später, am 20. Mai 1927, starteten Lindbergh und sein silbernes Flugzeug vom Roosevelt Field zum historischen Flug nach Paris. Lindbergh kämpfte während der Reise mit Nebel, Vereisung und starker Müdigkeit.

Nach 33 Stunden und 30 Minuten Flugzeit landete Charles Lindbergh am 21. Mai 1927 um 22:22 Uhr Ortszeit sicher auf dem Flughafen Le Bourget bei Paris. Die "Spirit of St. Louis" hatte ihn über 5.808,5 Kilometer (3.610 Meilen) getragen. Ein neuer Luftfahrt-Held war geboren, und die "Spirit of St. Louis" erlangte legendären Status. Nach der Landung wurde das Flugzeug von einer begeisterten Menge bestürmt, und später wurden größere Risse in der Stoffbespannung und ein Loch im Tank entdeckt, die möglicherweise bei dieser turbulenten Ankunft entstanden.

Wo ist die Spirit of St. Louis heute?

Nach dem triumphalen Flug wurde die "Spirit of St. Louis" zu einer weltweiten Sensation. Lindbergh und sein Flugzeug reisten durch die USA, um die Luftfahrt zu bewerben. Schließlich wurde die Maschine dem amerikanischen Volk gestiftet und fand ihren Platz in einer der bedeutendsten Sammlungen der Welt.

Heute ist die "Spirit of St. Louis" eines der zentralen und beliebtesten Exponate im Smithsonian National Air and Space Museum in Washington, D.C. Sie hängt prominent in der Haupthalle des Museums und ist für Millionen von Besuchern aus aller Welt zugänglich. Sie ist ein stilles Zeugnis des menschlichen Einfallsreichtums, des Mutes und des Wunsches, Grenzen zu überwinden.

Technische Daten der Ryan NYP "Spirit of St. Louis"

Die "Spirit of St. Louis" war ein maßgeschneidertes Flugzeug, dessen Spezifikationen auf maximale Reichweite und Effizienz ausgerichtet waren.

KenngrößeDaten
Besatzung1
Länge8,56 m
Spannweite14,03 m
Höhe3,04 m
Flügelfläche29,64 m²
FlügelprofilClark-Y
Leermasse974 kg
Startmasse2330 kg
Höchstgeschwindigkeit220 km/h
TriebwerkWright J-5C Whirlwind, 9-Zylinder-Sternmotor, 166 kW (223 PS)
Max. Treibstoffkapazität1705 Liter (ca. 1300 kg)
Theoretische Reichweite6437 km (ca. 4000 Meilen)

Häufig gestellte Fragen zur Spirit of St. Louis

Warum hieß das Flugzeug "Spirit of St. Louis"?

Lindbergh benannte das Flugzeug, um seinen Dank und seine Anerkennung für die privaten Geldgeber auszudrücken, die aus St. Louis stammten und sein Projekt finanziell ermöglichten.

Warum hatte die Spirit of St. Louis nur einen Motor?

Charles Lindbergh glaubte, dass die Wahrscheinlichkeit eines Motorausfalls mit der Anzahl der Motoren stieg. Bei einem voll beladenen Flugzeug war er zudem skeptisch, ob die verbleibenden Motoren ausreichen würden. Ein einzelner, zuverlässiger Motor in Kombination mit geringerem Gewicht (nur ein Pilot, kein Funkgerät etc.) erschien ihm sicherer und effizienter für die enorme Distanz.

Warum konnte Lindbergh nicht direkt nach vorne aus dem Cockpit sehen?

Der Haupttreibstofftank wurde aus Sicherheitsgründen und zur besseren Gewichtsverteilung direkt vor dem Pilotensitz platziert. Dies blockierte die direkte Sicht nach vorne. Lindbergh nutzte stattdessen Seitenfenster und ein Periskop zur Orientierung und war als erfahrener Luftpostpilot daran gewöhnt, mit eingeschränkter Sicht zu fliegen.

Wo genau kann man die Spirit of St. Louis heute sehen?

Das Flugzeug befindet sich im National Air and Space Museum, das Teil der Smithsonian Institution in Washington, D.C. ist. Es ist dort eines der zentralen und am besten sichtbaren Exponate.

Das Erbe einer Legende

Die "Spirit of St. Louis" ist mehr als nur ein Flugzeug; sie ist ein Symbol für den Fortschritt der Luftfahrt, für individuellen Mut und für die Überwindung scheinbar unmöglicher Herausforderungen. Ihre Geschichte und ihr Überleben bis heute machen sie zu einem unschätzbaren historischen Artefakt. Jeder, der das Glück hat, das Smithsonian National Air and Space Museum in Washington, D.C. zu besuchen, kann dieses legendäre Flugzeug aus nächster Nähe betrachten und die Größe seiner Leistung nachempfinden.

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