Wie viele Menschen ersticken jährlich an einem Kugelschreiber?

Kugelschreiber-Gefahr: Tödliche Gewohnheit?

16/02/2020

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Der Kugelschreiber ist ein alltäglicher Gegenstand in Büros, Schulen und Haushalten. Wir nutzen ihn zum Schreiben, Kritzeln oder unbewusst auch zum Kauen. Doch genau diese scheinbar harmlose Angewohnheit birgt eine unterschätzte Gefahr: das Ersticken an Kleinteilen. Die Vorstellung, an einem Büromaterial zu ersticken, mag unwirklich klingen, doch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache und zeigen, dass diese Gefahr sehr real ist.

Wie viele Menschen ersticken jedes Jahr in Deutschland?
Wir fummeln und nuckeln daran herum, nehmen Einzelteile in den Mund. Allein in Deutschland ersticken deshalb schätzungsweise jedes Jahr mindestens 300 Menschen. Zum Vergleich: Pro Jahr sterben weltweit zwölf Menschen durch Haiangriffe und in Deutschland vier durch Gewitter.23. Juli 2014
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Die unterschätzte Gefahr: Kugelschreiber im Alltag

Viele Menschen kauen gedankenverloren auf dem Ende ihres Kugelschreibers herum. Dabei kann es passieren, dass sich kleine Teile wie die Kappe, der Clip oder das Endstück lösen und verschluckt werden. Gelangen diese Fremdkörper in die Luftröhre, kommt es zu einer akuten Atemnot – ein lebensbedrohlicher Zustand, der sofortiges Handeln erfordert. Die Angst, in einer solchen Situation keine Luft mehr zu bekommen, ist verständlicherweise immens. Die Gefahr ist nicht nur gefühlt, sondern statistisch belegbar und gehört zu den unerwartetsten Notfällen.

Wie viele Menschen sterben jährlich an Kugelschreibern? Die Fakten für Deutschland

Es gibt Schätzungen, die aufhorchen lassen: In Deutschland ersticken pro Jahr schätzungsweise bis zu 300 Menschen an Einzelteilen eines Kugelschreibers. Diese Zahl wird unter anderem vom Deutschen Kuratorium für Sicherheit in Heim und Freizeit (DSH) genannt und unterstreicht, dass es sich hierbei keineswegs um Einzelfälle handelt. Diese Zahl zeigt, dass ein Gegenstand, den wir täglich in der Hand halten, zu einer ernsten Bedrohung werden kann, wenn er nicht bestimmungsgemäß verwendet wird. Im Vergleich dazu starben im Jahr 2023 laut der Gesundheitsberichterstattung des Bundes 473 Menschen an einer „Obstruktion der Atemwege durch Aspiration oder Verschlucken von Nahrungsmitteln“. Die Zahl der Todesfälle durch Kugelschreiber ist also erschreckend hoch und liegt gar nicht so weit unter der Zahl der Todesfälle durch Ersticken an Essen.

Warum sind Kugelschreiber-Teile so gefährlich?

Kleinteile wie Kappen oder Clips von Kugelschreibern sind oft klein genug, um verschluckt zu werden, aber groß und unförmig genug, um in der Luftröhre stecken zu bleiben. Ihre glatte Oberfläche kann das Abhusten erschweren. Wenn ein solcher Fremdkörper die Atemwege blockiert, kann keine Luft mehr in die Lunge gelangen, was innerhalb weniger Minuten zum Tode führen kann. Der Körper reagiert zwar mit einem starken Hustenreflex, um den Fremdkörper wieder herauszustoßen. Wenn dieser Reflex jedoch nicht ausreicht oder der Gegenstand zu fest sitzt, ist schnelle Erste Hilfe überlebenswichtig.

Wer ist besonders gefährdet?

Generell kann jeder Mensch versehentlich Kleinteile verschlucken, insbesondere wenn er die Angewohnheit hat, auf Kugelschreibern zu kauen. Es gibt jedoch bestimmte Personengruppen, die ein erhöhtes Risiko haben:

  • Kinder: Besonders Kleinkinder unter vier Jahren erkunden ihre Umwelt oft mit dem Mund. Kleinere Atemwege erhöhen zudem das Risiko einer vollständigen Blockade. Nach Unfällen im Straßenverkehr ist Ersticken die zweithäufigste Ursache für tödliche Unfälle bei Kindern unter 15 Jahren. Dies betrifft zwar nicht nur Kugelschreiber, zeigt aber die allgemeine Gefahr von Fremdkörpern.
  • Ältere Menschen: Mit zunehmendem Alter können Schluckstörungen auftreten, beispielsweise als Folge eines Schlaganfalls, bei Demenz oder Parkinson. Dies erhöht das Risiko, sich an Nahrung oder auch anderen Gegenständen zu verschlucken.

Auch bei Erwachsenen ohne bekannte Schluckstörungen kann Stress oder Ablenkung dazu führen, dass unachtsam gekaut und versehentlich verschluckt wird.

Erste Hilfe bei akuter Atemnot: Leben retten können

Das Wissen um Erste Hilfe kann im Ernstfall entscheidend sein. Wenn jemand in Ihrer Nähe plötzlich Anzeichen von Atemnot zeigt, nicht mehr sprechen kann, hustet oder würgt, oder gar blaue Lippen bekommt, besteht akute Gefahr. Die wichtigsten Schritte der Erste Hilfe sind:

  1. Auffordern zum Husten: Wenn die Person noch husten kann, ermutigen Sie sie, kräftig weiterzuhusten. Oft reicht dies aus, um den Fremdkörper zu lösen.
  2. Schläge zwischen die Schulterblätter: Bitten Sie die Person, sich nach vorn zu beugen. Schlagen Sie dann mit der flachen Hand kräftig und schnell bis zu fünfmal zwischen die Schulterblätter. Überprüfen Sie nach jedem Schlag, ob sich der Fremdkörper gelöst hat.
  3. Heimlich-Griff (Heimlich-Manöver): Wenn die Schläge auf den Rücken nicht helfen, wenden Sie den Heimlich-Griff an. Stellen Sie sich hinter die Person und legen Sie Ihre Arme um ihren Oberbauch. Ballen Sie eine Faust und platzieren Sie diese oberhalb des Nabels und unterhalb des Brustbeins (in der Magengrube). Fassen Sie diese Faust mit der anderen Hand. Führen Sie dann fünf ruckartige Stöße nach innen und oben aus. Ziel ist es, durch den plötzlichen Druck im Brustkorb einen Luftstoß zu erzeugen, der den Fremdkörper aus der Luftröhre drückt.
  4. Wechsel und Notruf: Lösen sich die Atemwege immer noch nicht, wechseln Sie zwischen fünf Schlägen auf den Rücken und fünf Heimlich-Manövern. Rufen Sie umgehend den Rettungsdienst (Notruf 112)!
  5. Bewusstlosigkeit: Wird die Person bewusstlos, legen Sie sie vorsichtig auf den Boden und beginnen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Wichtiger Hinweis: Bei Babys unter einem Jahr darf der Heimlich-Griff nicht angewendet werden. Hier sollten stattdessen fünf Schläge auf den Rücken in Bauchlage und fünf Kompressionen auf die Brust mit zwei Fingern durchgeführt werden. Für Kinder gibt es spezielle Anleitungen, oft angepasst an ihr Alter und ihre Größe.

Bolustod: Mehr als nur Ersticken

Im Zusammenhang mit dem Verschlucken großer Nahrungsbrocken oder Fremdkörpern spricht man manchmal vom „Bolustod“. Hierbei ist die Todesursache nicht immer nur die mechanische Blockade der Atemwege. Große oder feste Gegenstände können auch Druck auf Nervengeflechte im Rachen ausüben, insbesondere auf den Vagusnerv. Eine Reizung des Vagusnervs kann zu einem reflektorischen Herz-Kreislauf-Stillstand führen. Dieses Phänomen wird als „Bolusgeschehen“ bezeichnet. Da bei einem solchen Ereignis in der Regel auch die Atmung beeinträchtigt ist, kann ein Bolustod in der Praxis schwer eindeutig von einem reinen Erstickungstod unterschieden werden.

Prävention: So minimieren Sie das Risiko

Die einfachste und effektivste Präventionsmaßnahme gegen das Ersticken an Kugelschreibern ist offensichtlich: Kauen Sie nicht auf ihnen herum! Vermeiden Sie diese Angewohnheit bewusst, insbesondere in Stresssituationen oder bei Konzentrationsschwäche. Für Hersteller von Schreibwaren gibt es auch Design-Überlegungen, zum Beispiel belüftete Kappen, die im Falle des Verschluckens noch eine Notatmung ermöglichen könnten, auch wenn dies keine absolute Sicherheit bietet.

Wie viele Todesfälle durch Kugelschreiber gibt es pro Jahr in Deutschland?
Ganz klar: der Kugelschreiber. Während weltweit pro Jahr im Schnitt 12 Menschen durch Haiangriffe sterben, sind allein in Deutschland jährlich rund 300 Kugelschreibertote zu beklagen. Die meisten von ihnen sterben, weil sie Einzelteile verschlucken und an diesen ersticken.

Darüber hinaus ist es wichtig, sich der allgemeinen Gefahren des Verschluckens bewusst zu sein:

  • Essen Sie in Ruhe und im Sitzen.
  • Vermeiden Sie hastiges Essen oder Sprechen mit vollem Mund.
  • Beaufsichtigen Sie Kinder beim Essen und Spielen.
  • Bereiten Sie Speisen für Kleinkinder altersgerecht auf (z.B. Weintrauben vierteln, Nüsse vermeiden).
  • Halten Sie Kleinteile, nicht nur von Kugelschreibern, außerhalb der Reichweite von Kleinkindern.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Hier beantworten wir einige oft gestellte Fragen zum Thema:

Wie viele Menschen sterben jährlich in Deutschland an Kugelschreibern?

Schätzungen gehen davon aus, dass pro Jahr bis zu 300 Menschen in Deutschland an Teilen von Kugelschreibern ersticken.

Ist auf Kugelschreibern kauen wirklich gefährlich?

Ja, das Kauen auf Kugelschreibern kann gefährlich sein, da sich Kleinteile lösen und verschluckt werden können. Diese Kleinteile können die Atemwege blockieren und zum Ersticken führen.

Was ist der Heimlich-Griff?

Der Heimlich-Griff ist eine Erste Hilfe-Maßnahme bei Atemwegsverstopfung durch einen Fremdkörper. Dabei werden durch ruckartige Stöße auf den Oberbauch der Person ein Luftstoß erzeugt, der den Fremdkörper aus der Luftröhre befördern soll.

Sind Kinder oder Erwachsene gefährdeter, an Fremdkörpern zu ersticken?

Beide Gruppen sind gefährdet. Kinder aufgrund ihrer Neugier und kleineren Atemwege, ältere Menschen oft aufgrund altersbedingter Schluckstörungen. Aber auch gesunde Erwachsene können versehentlich ersticken.

Was soll ich tun, wenn ich sehe, dass jemand erstickt?

Bleiben Sie ruhig, fordern Sie die Person zum Husten auf. Helfen die Schläge auf den Rücken und der Heimlich-Griff nicht, rufen Sie sofort den Notruf 112 und beginnen Sie ggf. mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, falls die Person bewusstlos wird.

Fazit

Die Gefahr, an einem Kugelschreiber zu ersticken, mag überraschend sein, ist aber eine reale und vermeidbare Bedrohung. Bis zu 300 Menschen jährlich in Deutschland sind eine Zahl, die zeigt, dass wir alltägliche Gewohnheiten hinterfragen sollten. Achtsamkeit im Umgang mit kleinen Gegenständen und das Wissen um grundlegende Erste Hilfe-Maßnahmen können im Ernstfall Leben retten. Machen Sie sich und andere auf diese unterschätzte Gefahr aufmerksam. Ein Kugelschreiber gehört in die Hand zum Schreiben, nicht in den Mund zum Kauen.

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