11/08/2020
Der Lübecker Hauptbahnhof, ein zentraler Knotenpunkt und ein Bauwerk von historischer Bedeutung, thront majestätisch über der Hansestadt Lübeck. Er ist nicht nur das größte und wichtigste Personenverkehrszentrum der Region, sondern auch ein beeindruckendes Beispiel für die Architektur des frühen 20. Jahrhunderts. Seine Geschichte ist eng mit der Entwicklung des Eisenbahnwesens in Norddeutschland verbunden und zeugt von einer langen Tradition als Verkehrsknotenpunkt.

Er wurde von der renommierten Lübeck-Büchener Eisenbahn (LBE) in Auftrag gegeben. Die Planung und Ausführung lagen in den Händen des Architekten Fritz Klingholz, der aus Aachen stammte. Die Eröffnung des Bahnhofs war ein bedeutendes Ereignis für die Stadt und fand am 1. Mai 1908 statt. Fritz Klingholz war persönlich bei der Feier anwesend, was die Wichtigkeit dieses Bauprojekts unterstreicht. Der neue Bahnhof ersetzte ein älteres, nicht mehr zeitgemäßes Gebäude und markierte einen Fortschritt in der Infrastruktur der Hansestadt.
Architektur und Dimensionen
Ein herausragendes Merkmal des Lübecker Hauptbahnhofs ist seine imposante Bahnsteighalle. Diese Halle ist vierschiffig konzipiert, was bedeutet, dass sie aus vier parallel verlaufenden Abschnitten besteht. Ihre Dimensionen sind beeindruckend: Sie misst 130 Meter in der Länge. In Bezug auf die Breite gibt es leicht unterschiedliche Angaben, die jedoch beide die Großzügigkeit des Bauwerks belegen – sie wird entweder mit 85 Metern oder 88 Metern Breite angegeben. Ursprünglich überspannte diese Halle neun Gleise, was für die damalige Zeit eine beachtliche Kapazität darstellte.
Die architektonische Gestaltung von Fritz Klingholz verlieh dem Bahnhof schon bei seiner Eröffnung eine besondere Ausstrahlung. Diese Architektur wurde später, im Jahr 1992, offiziell gewürdigt, indem der Lübecker Hauptbahnhof als besonderes Kulturdenkmal in die Denkmalliste der Hansestadt Lübeck aufgenommen wurde. Dies unterstreicht seine Bedeutung nicht nur als funktionales Gebäude, sondern auch als wertvolles Zeugnis der Baugeschichte und Stadtentwicklung. Auch das ehemalige Verwaltungsgebäude der Lübeck-Büchener Eisenbahn, das heute von der Deutschen Bahn AG genutzt wird, erhielt 1997 diese ehrenvolle Anerkennung als Denkmal.
Gleise und Bahnsteige
Die Frage nach der Anzahl der Gleise im Lübecker Hauptbahnhof ist zentral für das Verständnis seiner Kapazität. Wie bereits erwähnt, überspannte die ursprüngliche Bahnsteighalle neun Gleise. Mit der Zeit und im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen hat sich die Infrastruktur weiterentwickelt. Heute verfügt der Hauptbahnhof Lübeck über einen Personensteg, der über insgesamt zehn Gleise führt. Diese zehn Gleise sind vier Bahnsteigen zugeordnet. Dieser Aufbau als Reiterbahnhof, bei dem der Zugang zu den Bahnsteigen über eine erhöhte Ebene erfolgt, ist charakteristisch.
Die Verbindung vom Personensteg zu den Bahnsteigen wurde im Rahmen der Sanierung verbessert. Früher führten Metallstiegen zu den Gleisen. Diese wurden durch breitere Treppen ersetzt, die den Zugang komfortabler gestalten. Zusätzlich wurden Fahrstühle installiert, um Barrierefreiheit zu gewährleisten. Ein charakteristisches Merkmal, das dem Bahnhof eine einzigartige Atmosphäre verleiht und von vielen Reisenden geschätzt wird, sind die breiten Holztreppen, die zu den Bahnsteigen führen.
Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt
Der Lübecker Hauptbahnhof ist ein vitaler Knotenpunkt im norddeutschen Eisenbahnnetz. Er ist der frequenzstärkste Bahnhof in Schleswig-Holstein nach dem Kieler Hauptbahnhof und der größte Bahnhof des Bundeslandes, wenn man die Größe und Bedeutung betrachtet. Täglich nutzen eine große Anzahl von Reisenden und Besuchern den Bahnhof. Die Angaben hierzu variieren leicht, was auf unterschiedliche Erhebungsjahre oder Zählmethoden zurückzuführen sein kann. Die eine Quelle spricht von rund 31.000 Reisenden und Besuchern pro Tag, während eine neuere Angabe aus dem Jahr 2019 sogar von rund 34.000 Reisenden und Besuchern pro Tag spricht. Diese Zahlen verdeutlichen die immense Bedeutung des Bahnhofs für den regionalen und überregionalen Verkehr.
Die Lübeck-Büchener Eisenbahn, die den Bahnhof einst erbaute, betrieb seinerzeit einen Großteil der wichtigen Eisenbahnverbindungen rund um Lübeck, einschließlich bedeutender Schnellzugverbindungen. Der heutige Betrieb wird von der Deutschen Bahn AG verantwortet, die den Bahnhof in das moderne Eisenbahnnetz integriert hat.
Sanierung und Modernisierung
Um den gestiegenen Anforderungen an einen modernen Bahnhof gerecht zu werden und sein historisches Erbe zu bewahren, unterzog sich der Lübecker Hauptbahnhof einer umfassenden Sanierung und Modernisierung. Diese Arbeiten erstreckten sich über rund vier Jahre und stellten eine bedeutende Investition in die Zukunft des Bahnhofs dar. Die Deutsche Bahn AG investierte rund 50 Millionen Euro in dieses Projekt.
Im Zuge der Sanierung wurden sowohl die Empfangshalle als auch die Zughalle, also die Bahnsteighalle, komplett erneuert. Dabei wurde Wert darauf gelegt, wo immer möglich, aufwendig aufgearbeitete Originalteile wiederzuverwenden. Dies trug dazu bei, den historischen Charakter des Bauwerks zu erhalten, während gleichzeitig moderne Standards implementiert wurden. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Modernisierung war die Anpassung der Infrastruktur an die Elektrifizierung der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck. Hierfür musste der Personensteg, der die zehn Gleise überspannt, um 60 Zentimeter angehoben werden.
Ein Teil der Sanierungsarbeiten beinhaltete auch den Abriss des alten Poststegs. Die Neugestaltung der Eingangshalle schuf auf 500 Quadratmetern Platz für sieben neue Läden und Imbissbetriebe, was das Serviceangebot für die Reisenden deutlich verbesserte. Die Fertigstellung dieser mehrjährigen Erneuerungsarbeiten am Empfangsgebäude und die Wiederherstellung der Bahnsteighalle fielen zeitlich mit dem 100-jährigen Jubiläum des Bahnhofs im Dezember 2008 zusammen. Dies bot einen passenden Anlass für eine öffentlichkeitswirksame Feier, die die Bedeutung des Bahnhofs für die Stadt und die Region hervorhob.
Kein Kopfbahnhof: Die Struktur eines Reiterbahnhofs
Eine häufig gestellte Frage betrifft die bauliche Form des Lübecker Hauptbahnhofs – ist er ein Kopfbahnhof oder ein Durchgangsbahnhof? Die Antwort ist klar: Der Lübecker Hauptbahnhof ist kein Kopfbahnhof. Er ist stattdessen als sogenannter Reiterbahnhof konzipiert. Bei einem Kopfbahnhof enden die Gleise vor einem Querbahnsteig oder der Eingangshalle. Bei einem Reiterbahnhof hingegen verlaufen die Gleise unter einer erhöhten Ebene oder einem Steg hindurch, von dem aus die Bahnsteige zugänglich sind.
Der Lübecker Hauptbahnhof verfügt über einen imposanten Personensteg, der über die zehn Gleise und die vier Bahnsteige führt. Dies ermöglicht es den Zügen, den Bahnhof in einer Richtung zu durchfahren. Diese Struktur als Durchgangsbahnhof bzw. Reiterbahnhof ist für den Verkehrsfluss und die Integration in das Streckennetz von Vorteil, da Züge nicht wenden müssen, um ihre Fahrt fortzusetzen.
Kulturelle Bedeutung und Würdigung
Über seine Funktion als reiner Verkehrsknotenpunkt hinaus hat der Lübecker Hauptbahnhof auch eine bedeutende kulturelle und historische Rolle inne. Seine Aufnahme in die Denkmalliste der Hansestadt Lübeck im Jahr 1992 als besonderes Kulturdenkmal zeugt von seiner architektonischen und stadtgeschichtlichen Relevanz. Der Bahnhof repräsentiert die Baukunst seiner Zeit und die Vision der Lübeck-Büchener Eisenbahn für einen modernen Verkehrsbau.
Auch Architekturkritiker haben die Qualitäten des Bauwerks gewürdigt. Heinrich Mahn, ein bekannter Architekturkritiker der Hansestadt Lübeck, widmete dem Bahnhofskomplex besondere Aufmerksamkeit. Er veröffentlichte seine Kritiken in den „Lübeckischen Blättern“, einer renommierten Publikation, und hob dabei die architektonische Brillanz sowie die historische Bedeutung dieses herausragenden Bauwerks hervor. Der Lübecker Hauptbahnhof bleibt somit nicht nur ein Ort des Reisens, sondern auch ein Symbol für die kulturelle und architektonische Vielfalt der Hansestadt Lübeck.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Hier finden Sie Antworten auf einige häufig gestellte Fragen zum Lübecker Hauptbahnhof:
- Wie viele Gleise hat der Lübecker Hauptbahnhof?
Der Personensteg des Lübecker Hauptbahnhofs überspannt heute zehn Gleise. Die ursprüngliche Bahnsteighalle überspannte neun Gleise. - Ist der Lübecker Hauptbahnhof ein Kopfbahnhof?
Nein, der Lübecker Hauptbahnhof ist kein Kopfbahnhof. Er ist ein Reiterbahnhof, bei dem die Gleise unter einem erhöhten Personensteg hindurchführen. - Wann wurde der Lübecker Hauptbahnhof eröffnet?
Der Bahnhof wurde am 1. Mai 1908 eröffnet. - Wer hat den Bahnhof erbaut?
Erbaut wurde der Bahnhof von der Lübeck-Büchener Eisenbahn (LBE) nach einem Entwurf des Architekten Fritz Klingholz. - Wurde der Bahnhof saniert?
Ja, der Bahnhof wurde über mehrere Jahre umfassend saniert und modernisiert, unter anderem die Empfangs- und die Zughalle. Die Arbeiten wurden im Dezember 2008 abgeschlossen. - Wie viele Reisende nutzen den Bahnhof täglich?
Der Bahnhof wird täglich von rund 31.000 bis 34.000 Reisenden und Besuchern frequentiert (Stand 2019). - Ist der Bahnhof ein Denkmal?
Ja, der Lübecker Hauptbahnhof wurde 1992 als besonderes Kulturdenkmal in die Denkmalliste der Hansestadt Lübeck aufgenommen.
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