Was ist mit Office Depot passiert?

Office Depot: Geschichte von Fusionen & Wandel

21/01/2021

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Office Depot ist ein Name, der vielen im Zusammenhang mit Bürobedarf sofort in den Sinn kommt. Doch hinter diesem bekannten Namen verbirgt sich eine bewegte und komplexe Geschichte, geprägt von aggressivem Wachstum, bedeutenden Fusionen und Übernahmeversuchen sowie einer ständigen Anpassung an einen sich wandelnden Markt. Was ist wirklich mit Office Depot passiert? Wer gehört heute dazu und wie hat sich das Unternehmen entwickelt?

Übersicht

Die Wurzeln: Gründung und frühe Expansion

Office Depot wurde im Oktober 1986 von F. Patrick Sher, Stephen Dougherty und Jack Kopkin in den USA gegründet. Das erste Geschäft öffnete seine Türen in Lauderdale Lakes, Florida. Schon bald nach der Gründung ging das Unternehmen 1988 an die Börse und begann eine Phase des schnellen Wachstums, unter anderem durch die Fusion mit Office Club im April 1991, was dem Unternehmen eine Präsenz an der Westküste verschaffte. Die internationale Expansion begann 1995 mit einem Joint Venture in Mexiko.

Sind Officemax und Office Depot dasselbe?
OfficeMax ist ein amerikanischer Einzelhändler für Bürobedarf, der 1988 gegründet wurde. Als unabhängige Kette war es der drittgrößte Einzelhändler für Bürobedarf in den USA. Nach einer Fusion im Jahr 2013 ist es heute eine Marke und Tochtergesellschaft von Office Depot . Cleveland, Ohio, USA

Die Viking-Ära und globale Präsenz

Ein entscheidender Schritt in der internationalen Expansion war die Übernahme von Viking Direct im Mai 1998. Viking war ein bedeutender Direktvermarkter für Büroartikel in Europa und Australien. Diese Akquisition ermöglichte Office Depot den Eintritt in den europäischen Markt und etablierte die International Division, die fortan unter den Marken Office Depot und Viking operierte. In den folgenden Jahren baute Office Depot seine globale Präsenz durch weitere Übernahmen und Joint Ventures aus, darunter in Südkorea (Best Office), China (AsiaEC), Tschechien (Papirius), Indien (Reliance Retail), Hongkong (bigboXX.com) und Singapur (Netbizz Office Supplies). Auch in Europa wurden die Aktivitäten verstärkt, beispielsweise durch die Übernahme von Guilbert S.A. im Jahr 2003 und die Errichtung von Distributionszentren in Deutschland und den Niederlanden. Der europäische Hauptsitz wurde in Venlo, Niederlande, angesiedelt.

Der erste, gescheiterte Fusionsversuch mit Staples (1997)

Schon Ende der 1990er Jahre gab es Pläne für eine Mega-Fusion im Bürobedarfssektor. 1997 versuchten Office Depot und Staples zum ersten Mal, sich zusammenzuschließen. Dieser Plan wurde jedoch von der Federal Trade Commission (FTC) blockiert. Ein Bundesgericht in Washington, D.C. erließ eine einstweilige Verfügung gegen die Fusion, basierend auf kartellrechtlichen Bedenken. Die Regulierungsbehörden sahen eine zu starke Konzentration im Markt, die den Wettbewerb einschränken und zu höheren Preisen für Verbraucher führen könnte.

Die Fusion mit OfficeMax (2013)

Bevor die nächste große Fusionswelle kam, war OfficeMax selbst ein bedeutender Akteur im US-amerikanischen Bürobedarfshandel. Gegründet 1988, wuchs OfficeMax ebenfalls durch eine Reihe von Übernahmen, darunter Office World, Office Square und BizMart. Kmart hatte zeitweise eine bedeutende Beteiligung an OfficeMax, bevor dieses 1995 als eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen ausgegliedert wurde. 2003 wurde OfficeMax von Boise Cascade Corporation übernommen, die sich später wieder in OfficeMax umbenannte und ihre Holz- und Papiergeschäfte veräußerte.

Was ist die Marke Office Depot?
Office Depot, Inc. Über seine Marken Office Depot®, OfficeMax®, CompuCom® und Grand&Toy® bietet das Unternehmen seinen Kunden die Tools und Ressourcen, die sie benötigen, um sich auf ihre Leidenschaft zu konzentrieren: die Gründung, den Ausbau und die Führung ihres Unternehmens.

Am 20. Februar 2013 wurde dann die Ankündigung gemacht, die den US-amerikanischen Bürobedarfsmarkt verändern sollte: Office Depot und OfficeMax würden in einer reinen Aktien-Transaktion fusionieren. Diese Fusion wurde nach behördlicher Genehmigung und Zustimmung der Aktionäre am 5. November 2013 abgeschlossen. Ziel war es, durch den Zusammenschluss Kosten zu senken und die Wettbewerbsposition zu stärken. Nach der Fusion wurde OfficeMax zu einer Marke und Tochtergesellschaft von Office Depot, Inc. Der Hauptsitz des fusionierten Unternehmens wurde in Boca Raton, Florida, angesiedelt, während der OfficeMax-Hauptsitz in Illinois geschlossen wurde. Die Fusion führte zur Schließung Hunderter redundanter Ladengeschäfte, um Überschneidungen zu reduzieren und die Effizienz zu steigern.

Der zweite, gescheiterte Fusionsversuch mit Staples (2015-2016)

Kaum hatte Office Depot die Integration von OfficeMax abgeschlossen, folgte der nächste Anlauf für eine Mega-Fusion. Am 4. Februar 2015 kündigte Staples an, Office Depot in einem Bargeld- und Aktiendeal im Wert von rund 6,3 Milliarden US-Dollar übernehmen zu wollen. Staples argumentierte, dass die Fusion notwendig sei, um eine größere Skalierung zu erreichen, die Profitabilität zu steigern und besser mit Online-Giganten wie Amazon.com sowie großen Einzelhändlern wie Walmart und Target konkurrieren zu können. Zu diesem Zeitpunkt betrieben Office Depot und Staples zusammen rund 4.000 Geschäfte weltweit. Allein in den USA lagen etwa die Hälfte aller Office Depot-Filialen innerhalb von fünf Meilen Entfernung zu einem Staples-Geschäft, was auf erhebliche Überschneidungen hindeutete. Es wurde geschätzt, dass die Fusion zur Schließung von etwa 1.000 Geschäften führen würde.

Wie schon fast zwei Jahrzehnte zuvor stieß der Plan auf Widerstand bei den Regulierungsbehörden. Im Dezember 2015 stimmte die FTC erneut dafür, die Fusion zu blockieren. Die Bedenken hinsichtlich des Wettbewerbs waren stark, insbesondere im Bereich der Belieferung von Großkunden mit Bürobedarf. Die Regulierungsbehörden waren der Ansicht, dass die Zusammenlegung der beiden größten Anbieter den Wettbewerb in diesem wichtigen Marktsegment erheblich einschränken würde. Im Mai 2016 gab ein US-Bezirksgericht der FTC Recht und erließ eine einstweilige Verfügung gegen die Fusion. Daraufhin wurde der geplante Zusammenschluss offiziell beendet.

Der wiederholte Misserfolg, mit Staples zu fusionieren, zwang Office Depot zu einer strategischen Neuausrichtung.

Gehört Office Supply zu Office Depot?
Wer hat OfficeSupply.com erworben? OfficeSupply.com wurde von The ODP erworben .

Veräußerungen und strategische Neuausrichtung

Nachdem die Pläne zur Fusion mit Staples gescheitert waren, begann Office Depot, sich von unrentablen oder nicht zum Kerngeschäft gehörenden Bereichen zu trennen. Ende 2016 verkaufte Office Depot sein Europageschäft an das deutsche Investmentunternehmen Aurelius. Diese Übernahme wurde Anfang 2017 abgeschlossen. Weitere Veräußerungen folgten, darunter das italienische Geschäft (2021 an Bruneau), das spanische Einzelhandelsgeschäft (2020 an Bruneau unter der Marke Viking) und das Geschäft in den nordischen Ländern (Management-Buy-out 2020, später an Raja Group). Diese Schritte zeigten eine klare Fokussierung auf bestimmte Kernmärkte.

Gleichzeitig unternahm Office Depot Schritte, um sein Geschäftsmodell über den traditionellen Verkauf von Büroartikeln hinaus zu diversifizieren. 2017 übernahm das Unternehmen das IT-Unternehmen CompuCom Systems, um künftig auch Technologiedienstleistungen anbieten zu können. Anfang 2021 folgte die Übernahme von BuyerQuest, einem Anbieter von Unternehmensbeschaffungssoftware. Diese Akquisitionen signalisieren eine strategische Verschiebung hin zu Dienstleistungen und B2B-Lösungen.

Die ODP Corporation – Die heutige Struktur

Im Juli 2020 wurde die Holdinggesellschaft, die an der NASDAQ gelistet ist, in The ODP Corporation umbenannt. Office Depot operiert weiterhin als Tochtergesellschaft und eine der Hauptmarken unter diesem neuen Dach. Die ODP Corporation betreibt heute in den Vereinigten Staaten Geschäfte unter den Marken Office Depot und OfficeMax sowie E-Commerce-Websites und eine B2B-Verkaufsorganisation. Das Unternehmen hat einen Jahresumsatz von mehreren Milliarden US-Dollar und beschäftigt Zehntausende von Mitarbeitern.

Gibt es Office Depot noch?
Die ODP Corporation ist ein US-amerikanischer Einzelhändler für Bürobedarf mit Hauptsitz in Boca Raton, Florida. Das Unternehmen betreibt in den USA 922 Einzelhandelsgeschäfte unter den Marken Office Depot und OfficeMax sowie E-Commerce-Websites und eine B2B-Vertriebsorganisation.

Innerhalb der ODP Corporation gehört beispielsweise auch OfficeSupply.com, das ebenfalls von ODP erworben wurde.

Herausforderungen und der Blick nach vorn

Der Bürobedarfsmarkt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Der traditionelle Einzelhandel sieht sich einem schrumpfenden Markt und starker Konkurrenz durch Online-Händler ausgesetzt. Die Umsätze pro Geschäft sind bei Office Depot und OfficeMax in den Jahren vor den Fusionsversuchen deutlich zurückgegangen.

Die ODP Corporation steht vor der Herausforderung, ihr Geschäft weiter zu transformieren. Die Integration von Ladengeschäften mit dem Online-Erlebnis und die Stärkung des Dienstleistungs- und B2B-Geschäfts sind entscheidende Schritte, um in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich zu bleiben. Die Schließung redundanter Geschäfte und die Optimierung des Filialnetzes sind Teil dieser Anpassung. Auch wenn die großen Fusionen mit Staples gescheitert sind, hat die Fusion mit OfficeMax und die strategische Neuausrichtung unter dem Dach der ODP Corporation das Unternehmen für die Zukunft positioniert.

Tabelle: Wichtige Meilensteine und Ereignisse

JahrEreignisDetails / Ergebnis
1986Gründung von Office DepotErstes Geschäft in Florida
1997Gescheiterter Fusionsversuch mit StaplesVon der FTC blockiert
1998Übernahme von Viking Office ProductsEintritt in den europäischen Markt
2013Fusion mit OfficeMaxOfficeMax wird Marke/Tochter von Office Depot, Inc.
2015-2016Gescheiterter Fusionsversuch mit StaplesErneut von der FTC und einem Gericht blockiert
2016/2017Verkauf des EuropageschäftsAn das Investmentunternehmen Aurelius
2017Übernahme von CompuCom SystemsEinstieg in Technologiedienstleistungen
2020Umbenennung der HoldingIn The ODP Corporation
2021Übernahme von BuyerQuestStärkung des Beschaffungsgeschäfts

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Gibt es Office Depot noch?

Ja, Office Depot existiert noch, allerdings als Marke und Tochtergesellschaft unter dem Dach einer größeren Holding namens The ODP Corporation. Es betreibt weiterhin Ladengeschäfte und Online-Shops in den USA sowie ein B2B-Geschäft.

Wem gehört Office Depot?
Ende 2016 verkaufte Office Depot sein Europageschäft an das deutsche Investmentunternehmen Aurelius. Die Übernahme wurde am 2. Januar 2017 abgeschlossen. Im Jahr 2016 beschäftigte das Unternehmen in Europa rund 6.000 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von rund 2 Mrd.

Sind OfficeMax und Office Depot dasselbe?

Nein, sie sind nicht dasselbe, aber eng verbunden. OfficeMax war ursprünglich ein eigenständiges Unternehmen, das 2013 mit Office Depot fusionierte. Seitdem ist OfficeMax eine Marke, die von der Office Depot, Inc. (die wiederum eine Tochtergesellschaft der ODP Corporation ist) weitergeführt wird. Es gibt immer noch Geschäfte unter dem Namen OfficeMax.

Wem gehört Office Depot heute?

Office Depot gehört heute zur The ODP Corporation. Dies ist die börsennotierte Muttergesellschaft, unter deren Dach verschiedene Marken und Geschäftsbereiche, darunter Office Depot und OfficeMax, operieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Office Depot eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen hat. Von einem einzelnen Geschäft zu einer globalen Marke, die zwei gescheiterte Fusionen mit dem Hauptkonkurrenten überstand, selbst einen wichtigen Konkurrenten übernahm und sich nun unter einem neuen Namen strategisch neu ausrichtet, um in einem sich wandelnden Markt zu bestehen. Die Geschichte von Office Depot ist ein Spiegelbild der Dynamik im modernen Einzelhandel und Bürobedarfssektor.

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