02/05/2021
Festool ist weit mehr als nur ein Hersteller von Elektrowerkzeugen; es ist eine Marke mit einer tief verwurzelten Geschichte, die bis ins Jahr 1925 zurückreicht. Ursprünglich als Teil des Unternehmens Festo gegründet, hat sich Festool zu einem eigenständigen globalen Akteur in der Branche der hochwertigen Werkzeuge entwickelt, bekannt für Präzision, Langlebigkeit und innovative Systemlösungen. Dieser Artikel beleuchtet den Weg von den bescheidenen Anfängen bis zur heutigen Position als renommierte Marke unter dem Dach der TTS Tooltechnic Systems.

- Die Ursprünge: Von Fezer & Stoll zu Festo
- Wegweisende Innovationen und Wachstum
- Die Entwicklung unter neuer Führung und internationale Expansion
- Die Geburt von Festool und die TTS Tooltechnic Systems
- Festool heute: Systemansatz und globale Präsenz
- Engagement für Qualität und Service
- Ein Blick auf Marktverhalten
- Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Die Ursprünge: Von Fezer & Stoll zu Festo
Die Geschichte beginnt im Jahr 1925 in Esslingen, Deutschland, als Albert Fezer und Gottlieb Stoll das Unternehmen unter dem Namen Fezer & Stoll gründeten. Aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen entstand schnell die Kurzform Festo. Die Gründer spezialisierten sich auf die Herstellung von Maschinen für die Holzbearbeitung und setzten früh auf Innovation. Ein Meilenstein war die Entwicklung der transportablen Kreissäge AS-70 und des Elektrokettenstemmers ZB 140. Diese Maschinen revolutionierten das Handwerk, da sie es Handwerkern erstmals ermöglichten, schwere Säge- und Stemmarbeiten direkt vor Ort auf der Baustelle durchzuführen, was zuvor undenkbar war. Diese frühen Werkzeuge legten den Grundstein für den Ruf des Unternehmens als Anbieter leistungsfähiger und mobiler Lösungen.
Im Jahr 1933 übernahm Gottlieb Stoll die Firmenanteile von Albert Fezer und führte das Unternehmen fortan unter dem Namen „Festo Maschinenfabrik Gottlieb Stoll“. Unter seiner Führung baute das Unternehmen seine Position im Markt weiter aus und entwickelte sich kontinuierlich weiter.
Wegweisende Innovationen und Wachstum
Die Nachkriegszeit war geprägt von weiteren entscheidenden Innovationen. Im Jahr 1951 entwickelte Festo den ersten „Rutscher“, einen Schwingschleifer, der die Oberflächenbearbeitung, insbesondere für Maler, Schreiner und in Autolackierereien, erheblich vereinfachte und beschleunigte. Im selben Jahrzehnt wurde in Neidlingen ein neuer Produktionsstandort aufgebaut, der bis heute ein zentraler Fertigungsort für Festool-Produkte ist. Die 1950er und 60er Jahre brachten weitere wichtige Entwicklungen, wie die erste Handkreissäge, die mit nur einer Hand bedient werden konnte (1953), und die Einführung der ersten Führungsschiene im Jahr 1962, ein Produkt, das heute untrennbar mit dem Systemgedanken von Festool verbunden ist. Ein besonders wichtiger Schritt im Hinblick auf Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz war die Entwicklung des ersten Schwingschleifers mit integrierter Absaugung in den 1960er Jahren. Dies war eine direkte Reaktion auf die gesundheitlichen Risiken, die beim Schleifen von Epoxidharz-basiertem Komponentenspachtel entstanden. Festo zeigte früh ein Bewusstsein für die Bedürfnisse und die Gesundheit der Handwerker.
In den 1970er Jahren setzte Festo seinen Innovationskurs fort, unter anderem mit der Einführung des ersten Exzenterschleifers mit Absaugung im Jahr 1976. 1979 folgte eine weitere Verbesserung bei Schleifmaschinen, die Umschaltung zwischen Grob- und Feinschliff ermöglichte. Parallel dazu begann das Unternehmen in den 1970er Jahren eine Phase starker internationaler Expansion und gründete Vertriebsstandorte in ganz Europa und weltweit. Im Jahr 1975 traf das Unternehmen eine strategische Entscheidung, sich stärker auf die Entwicklung und den Bau von Elektro- und Druckluftwerkzeugen zu konzentrieren, während der Bereich der Stationärmaschinen in den 1980er Jahren schrittweise aufgegeben wurde. Durch die Weiterentwicklung von Absauggeräten und -systemen stärkte Festo das Bewusstsein für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Handwerk.

Die Entwicklung unter neuer Führung und internationale Expansion
Nach dem Tod von Gottlieb Stoll im Jahr 1971 übernahmen seine Söhne Kurt und Wilfried die Unternehmensleitung. Unter ihrer Führung wurde nicht nur die Elektrowerkzeugsparte weiter ausgebaut, sondern auch der Unternehmenszweig Festo-Pneumatik aufgebaut, der sich zu einem ebenfalls sehr erfolgreichen, aber eigenständigen Geschäftsbereich entwickelte (heute bekannt als Festo SE & Co. KG, ein führender Anbieter in der Automatisierungstechnik). Diese parallele Entwicklung legte später den Grundstein für die Aufteilung der Geschäftsbereiche.
Wie bereits erwähnt, war die internationale Expansion ein wichtiges Ziel in den 1970er und 80er Jahren. Das Unternehmen baute ein globales Vertriebsnetz auf, um seine Produkte weltweit verfügbar zu machen und näher am Kunden zu sein. Diese Präsenz in verschiedenen Märkten ist bis heute ein Kennzeichen von Festool.
Die Geburt von Festool und die TTS Tooltechnic Systems
Ein entscheidender Schritt in der Unternehmensgeschichte war die Ausgliederung der Werkzeugsparte aus der Festo KG. Im Jahr 1992 wurde die Werkzeugsparte zur Festo Tooltechnic. Dieser Schritt bereitete die spätere vollständige Trennung vor. Das Jahr 2000 markierte dann die formelle Realteilung: Aus Festo Tooltechnic entstanden die eigenständige Festool GmbH sowie die Festo Beteiligungen GmbH & Co. KG. Zeitgleich wurde die Holdinggesellschaft TTS Tooltechnic Systems AG & Co. KG gegründet, unter deren Dach die Festool GmbH seither operiert. Dieser Schritt diente dazu, die Werkzeugsparte strategisch und organisatorisch vom Festo-Konzern zu trennen, der sich fortan auf die Automatisierungstechnik konzentrierte.
Die Verwaltung der Festool GmbH und der neuen TTS Tooltechnic Systems zog im Jahr 2000 von Esslingen nach Wendlingen am Neckar. Dort übernahm das Unternehmen das ehemalige Firmengelände von Giddings & Lewis. Der Produktionsstandort in Neidlingen blieb jedoch erhalten und ist bis heute ein zentraler Fertigungsort, an dem rund 300 Mitarbeiter die Festool-Geräte produzieren. Die TTS Tooltechnic Systems AG & Co. KG ist die Holding, die hinter Festool steht und weitere Marken umfasst. Neben Festool gehören heute auch SawStop (Sägen mit Sicherheitstechnologie), Shaper (digitale Holzbearbeitung), Tanos (bekannt für die Systainer Ordnungssysteme) und exoIQ (Systeme für ergonomische Arbeit) zu dieser Unternehmensgruppe. Festool ist somit eine von fünf starken Marken innerhalb dieser Holding und profitiert von Synergien innerhalb der Gruppe.

Festool heute: Systemansatz und globale Präsenz
Heute ist Festool als Marke der TTS Tooltechnic Systems GmbH & Co. KG ein weltweit anerkannter Anbieter von hochwertigen Elektrowerkzeugen und Systemlösungen für professionelle Anwender in Handwerk und Industrie. Das Unternehmen hat sich konsequent auf handgeführte Elektrowerkzeuge und aufeinander abgestimmte Systeme spezialisiert. Dieser Systemansatz ist ein Kernmerkmal von Festool und unterscheidet die Marke oft von Wettbewerbern. Er zeigt sich in der perfekten Abstimmung von Werkzeugen, Absauggeräten, Zubehören und Verbrauchsmaterialien. Ein prominentes Beispiel sind die bereits erwähnten Systainer, die von der Schwesterfirma Tanos produziert werden und eine modulare, stapelbare und transportable Lösung zur Aufbewahrung und Organisation von Werkzeugen und Zubehör bieten. Auch die Multifunktionstische (MFTs) und Führungsschienen sind Beispiele für diesen Systemgedanken, die stationäres Arbeiten mit handgeführten Werkzeugen ermöglichen und die Effizienz auf der Baustelle oder in der Werkstatt steigern.
Die globale Präsenz von Festool ist beeindruckend. Das Unternehmen erzielt eine Exportquote von 76 % und ist in 68 Ländern der Welt präsent. Eigene Tochtergesellschaften existieren in 25 Ländern, darunter wichtige Märkte wie das Vereinigte Königreich, die Vereinigten Staaten, Kanada, Frankreich, die Niederlande, Russland und seit 2017 auch Südkorea als erster Standort in Asien. Diese internationale Ausrichtung ermöglicht es Festool, nah an seinen Kunden zu sein und die spezifischen Anforderungen verschiedener Märkte zu verstehen. Neben dem Hauptproduktionsstandort in Neidlingen produziert Festool auch in Illertissen (Deutschland) und Česká Lípa (Tschechische Republik). Im Juli 2017 eröffnete Festool zudem seine erste Produktionslinie in Nordamerika (Lebanon, Indiana), wo hauptsächlich Führungsschienen für das Kappsägensystem gefertigt werden. Das Unternehmen befindet sich weiterhin im Privatbesitz der Familie des Mitbegründers Gottlieb Stoll, was für Kontinuität und langfristige strategische Entscheidungen sorgt.
Engagement für Qualität und Service
Ein weiterer Eckpfeiler der Marke Festool ist das hohe Engagement für Qualität, Langlebigkeit und einen erstklassigen Service. Unter dem Motto „Service? All inclusive!“ führte Festool im Jahr 2013 ein in der Branche einzigartiges Servicepaket ein. Dieses kostenlose Drei-Jahres-Garantiepaket umfasst nicht nur die übliche Garantie, sondern auch wichtige Mehrwerte wie die Abdeckung von Verschleißteilen und einen Diebstahlschutz. Dieser umfassende Service unterstreicht das Vertrauen von Festool in die Qualität seiner Produkte und gibt den Kunden zusätzliche Sicherheit. Festool legt großen Wert darauf, dass seine Werkzeuge ein langes Leben haben und bei Bedarf fachgerecht repariert werden können. Das Unternehmen betont seine Expertise bei der Reparatur: „Wir haben das Werkzeug entwickelt. Wir haben es produziert. Wir wissen am besten, wie man es repariert.“ Dieser Ansatz gewährleistet, dass auch ältere Werkzeuge weiterhin einsatzfähig bleiben, was die Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit für den Anwender erhöht.
Ein Blick auf Marktverhalten
Wie jedes größere Unternehmen sah sich auch Festool mit Herausforderungen konfrontiert. Im Jahr 2012 verhängte das Bundeskartellamt eine Geldbuße in Höhe von 8,2 Millionen Euro gegen Festool. Auslöser hierfür waren Beschwerden von Fachhändlern. Dem Unternehmen wurde vorgeworfen, die Einhaltung der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) von seinen Fachhändlern gefordert und bei Abweichungen Nachteile wie die Verschlechterung der Konditionen oder die Kündigung von Verträgen angedroht zu haben. Dieser Kartellrechtsverstoß konnte durch die Vernehmung betroffener Fachhändler nachgewiesen werden. Dieser Fall beleuchtet die Komplexität der Preisgestaltung und Vertriebsstrategien im Fachhandel, ändert jedoch nichts an der grundlegenden Ausrichtung des Unternehmens auf Qualität und Innovation.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Um die wichtigsten Fragen rund um Festool zu beantworten, haben wir hier einige häufig gestellte Punkte zusammengefasst:
Welche Firma steckt hinter Festool?
Hinter der Marke Festool steckt die Festool GmbH. Diese ist eine Tochtergesellschaft der Holdinggesellschaft TTS Tooltechnic Systems AG & Co. KG. Die TTS Holding ist Eigentümerin mehrerer Marken im Werkzeug- und Systembereich, darunter neben Festool auch SawStop, Shaper, Tanos und exoIQ. Festool ist also Teil einer größeren Unternehmensgruppe.
Ist Festool noch im Geschäft?
Ja, Festool ist sehr aktiv und erfolgreich im Geschäft. Das Unternehmen ist ein global agierender Hersteller von Premium-Elektrowerkzeugen und Systemlösungen. Es ist in 68 Ländern präsent, verfügt über eigene Tochtergesellschaften in 25 Ländern und betreibt Produktionsstandorte in Deutschland (Neidlingen, Illertissen), Tschechischer Republik (Česká Lípa) und den USA (Lebanon, Indiana). Festool entwickelt kontinuierlich neue Produkte und Services und ist eine etablierte Marke im professionellen Handwerk.
Ist Festo gleich Festool?
Nein, Festo und Festool sind heute zwei getrennte Unternehmen, auch wenn sie historisch eng verbunden sind und denselben Ursprung sowie gemeinsame Gründer (Albert Fezer und Gottlieb Stoll) haben. Das ursprüngliche Unternehmen hieß Festo. Im Jahr 1992 wurde die Werkzeugsparte als Festo Tooltechnic ausgegliedert und im Jahr 2000 schließlich als eigenständige Festool GmbH unter dem Dach der TTS Tooltechnic Systems AG & Co. KG verselbständigt. Der ursprüngliche Festo-Konzern konzentriert sich heute hauptsächlich auf die Automatisierungstechnik (Festo SE & Co. KG), während sich die TTS Tooltechnic Systems Holding mit ihrer Marke Festool auf Elektrowerkzeuge und Systemlösungen spezialisiert hat. Sie teilen sich eine gemeinsame Vergangenheit, agieren aber als separate juristische und operative Einheiten.
Wie alt ist Festool?
Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis zur Gründung von Fezer & Stoll im Jahr 1925 zurück. Insofern kann man sagen, dass die Geschichte des Unternehmens, aus dem Festool hervorgegangen ist, fast 100 Jahre alt ist (Stand 2023/2024). Die Marke "Festool" in ihrer heutigen Form als eigenständige GmbH unter der TTS Tooltechnic Systems existiert jedoch seit dem Jahr 2000. Man kann also sagen, das Unternehmen hat eine lange Tradition seit 1925, die Marke Festool ist aber jünger und wurde im Jahr 2000 etabliert.
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