27/08/2023
Sie haben es bestimmt schon einmal bemerkt: Sie kaufen ein neues, elegantes Kleidungsstück wie einen Anzug, ein Sakko oder einen Blazer und stellen fest, dass die vermeintlich praktischen Taschen fest verschlossen, sprich, zugenäht sind. Dies mag auf den ersten Blick verwirrend erscheinen und die Frage aufwerfen: Warum tun Hersteller das? Gibt es einen tieferen Sinn hinter dieser scheinbar unnötigen Maßnahme? Die Antwort liegt in einer Kombination aus praktischen Überlegungen, ästhetischen Ansprüchen und sogar einem subtilen Hinweis der Designer. Es gibt mehrere gute Gründe, warum Sie diese zugenähten Taschen antreffen, und es ist wichtig zu verstehen, dass dies in der Regel kein Fehler ist, sondern eine bewusste Entscheidung im Herstellungsprozess.

Die Praxis des Zunähens von Taschen an hochwertiger Oberbekleidung wie Anzügen, Sakkos und Blazern ist weit verbreitet und hat eine lange Tradition. Sie dient nicht dazu, die Funktionalität der Taschen dauerhaft einzuschränken, sondern erfüllt spezifische Zwecke, die vor allem mit dem Zustand des Kleidungsstücks vor dem Verkauf und der Wahrung seines Erscheinungsbildes zusammenhängen. Es ist kein Versehen, sondern eine gezielte Maßnahme, die letztendlich dazu beiträgt, dass das Kleidungsstück in bestmöglichem Zustand bei Ihnen ankommt und seinen Wert behält.
- Schutz und Erhaltung der Form während Transport und Lagerung
- Das Geheimnis des Stils: Ästhetik über Funktion
- Der versteckte Ratschlag der Designer: Vermeidung von Mode-Fehltritten
- Vermeidung von Verformungen durch das Taschenfutter
- Schutz der Nähte und der Taschenkonstruktion
- So öffnen Sie zugenähte Taschen richtig und sicher
- Häufig gestellte Fragen zum Thema zugenähte Taschen
- Zusammenfassung
Schutz und Erhaltung der Form während Transport und Lagerung
Einer der Hauptgründe, warum Taschen an Anzügen und Sakkos zugenäht sind, ist der effektive Schutz und die sorgfältige Erhaltung der ursprünglichen Form des Kleidungsstücks während des Transports vom Herstellungsort zum Geschäft sowie während der Lagerung und Präsentation im Einzelhandel. Stellen Sie sich den Weg vor, den ein Anzug zurücklegt: Er wird verpackt, verschickt, ausgepackt, aufgehängt und möglicherweise mehrfach von potenziellen Kunden anprobiert. Während dieser Prozesse sind offene Taschen anfällig.
Offene Taschen könnten dazu führen, dass sich beim Verpacken oder Transport Gegenstände verfangen – sei es Verpackungsmaterial, andere Kleidungsstücke oder einfach nur Hände, die das Sakko handhaben. Solche Verwicklungen könnten nicht nur den Inhalt beschädigen (falls sich etwas in der Tasche befindet), sondern auch die Taschen selbst oder das umliegende Gewebe des Sakkos beschädigen oder verziehen. Eine zugenähte Tasche ist eine geschlossene Einheit, die weniger Angriffsfläche bietet.
Darüber hinaus spielt die Erhaltung der Silhouette eine entscheidende Rolle. Ein Sakko oder Anzug ist so konzipiert, dass er eine bestimmte, oft sehr definierte Form hat. Offene Taschen, insbesondere wenn sie leer sind, können dazu neigen, sich zu öffnen, abzuzeichnen oder gar nach außen zu wölben. Dies geschieht besonders leicht, wenn das Kleidungsstück auf einem Kleiderbügel hängt oder gestapelt wird. Die zugenähte Tasche hält das Taschenfutter und den äußeren Stoff flach und in der richtigen Position. Dies verhindert unschöne Beulen oder Falten, die entstehen könnten, wenn die Tasche sich unkontrolliert bewegt oder verformt. So wird sichergestellt, dass das Kleidungsstück beim Kunden in einem makellosen, unverzerrten Zustand ankommt, so wie es vom Designer beabsichtigt wurde.
Das Geheimnis des Stils: Ästhetik über Funktion
Neben den rein praktischen Aspekten des Schutzes spielt auch die Ästhetik eine sehr wichtige Rolle beim Zunähen von Taschen. Die Hauptmotivation, Taschen an Anzügen, Sakkos und ähnlichen Kleidungsstücken zuzunähen, liegt oft im Bereich des visuellen Stils und der Wahrung einer glatten, sauberen Linie. Diese Taschen dienen sehr häufig dazu, unsere visuellen Erwartungen an ein bestimmtes Kleidungsstück zu erfüllen. Wir haben uns über Jahrzehnte hinweg einfach daran gewöhnt, dass bestimmte Kleidungsstücke wie Blazer, Mäntel oder Anzugjacken nur dann als „vollständig“ oder korrekt empfunden werden, wenn sie auch über diese typischen Taschen verfügen, selbst wenn diese selten oder nie benutzt werden.
Oft sind diese Taschen primär ein Designelement und weniger für eine intensive funktionale Verwendung gedacht. Eine offene Tasche kann, wenn sie leer ist, leicht schlaff wirken, sich ungleichmäßig wölben oder einfach nicht so flach anliegen, wie es für eine elegante Silhouette wünschenswert wäre. Durch das Zunähen wird sichergestellt, dass die Tasche immer flach und ordentlich am Kleidungsstück anliegt. Dies trägt maßgeblich zu einem gepflegten und stromlinienförmigen Erscheinungsbild bei, das für formelle Kleidung wie Anzüge oder Sakkos charakteristisch ist.
Es geht darum, die glatte, ununterbrochene Linie des Stoffes zu erhalten, die für die Passform und den Fall des Kleidungsstücks entscheidend ist. Jede kleine Wölbung oder Unregelmäßigkeit, die durch eine offene oder leicht geöffnete Tasche verursacht wird, kann die Gesamtwirkung stören. Die zugenähte Tasche garantiert eine makellose Oberfläche, die das Design und die Schneiderkunst des Sakkos oder Anzugs optimal zur Geltung bringt. Es ist ein Detail, das dazu beiträgt, dass das Kleidungsstück auch auf den zweiten Blick perfekt aussieht.
Der versteckte Ratschlag der Designer: Vermeidung von Mode-Fehltritten
Es mag überraschen, aber es kann tatsächlich noch einen weiteren, subtilen und oft unbewussten Grund für die zugenähten Taschen geben, der über reine Logistik und Ästhetik hinausgeht. Diese zugenähten Taschen könnten als eine Art versteckter Hinweis oder dezenter Ratschlag von den Designerinnen und Designern an den Träger dienen. Was möchten sie uns damit sagen? Möglicherweise möchten sie uns vor potenziellen Mode-Fehltritten bewahren, die durch die falsche Nutzung der Taschen entstehen könnten.
In der heutigen Mode, in der Passformen oft schmaler und figurbetonter sind als früher, kann das Verstauen von sperrigen Gegenständen in den Außentaschen eines Sakkos oder einer Hose (insbesondere Gesäßtaschen bei Anzughosen, obwohl der Text sich primär auf Sakkos bezieht) das Erscheinungsbild erheblich beeinträchtigen. Ein Portemonnaie, ein großes Smartphone oder ein Schlüsselbund in einer Anzugtasche kann eine unschöne Beule verursachen, die die glatte Linie des Anzugs stört und die Silhouette unvorteilhaft verändert. Dies kann den sorgfältig geschnittenen Anzug oder das Sakko deformieren und den eleganten Gesamteindruck zerstören.

Um dieser Herausforderung zu begegnen und den Träger davor zu „schützen“, die Passform des Kleidungsstücks durch überfüllte Taschen zu ruinieren, werden die Taschen oft zugenäht geliefert. Dies dient als eine Art sanfter Hinweis: Diese Taschen sind zwar vorhanden und Teil des Designs, aber sie sind möglicherweise nicht für das Verstauen großer oder voluminöser Gegenstände gedacht, zumindest nicht, wenn man die makellose Optik bewahren möchte. Diese Designentscheidung stellt sicher, dass die Kleidung ästhetisch ansprechend bleibt und die beabsichtigte Passform beibehält, ohne dass der Träger aktiv darüber nachdenken muss, was er in seine Taschen steckt. Es ist eine elegante Lösung, um Stil und Eleganz zu wahren, indem potenzielle Störfaktoren von vornherein minimiert werden.
Vermeidung von Verformungen durch das Taschenfutter
Ein weiterer praktischer Grund für die zugenähten Taschen betrifft das Innenfutter des Kleidungsstücks und der Taschen selbst. Offene Taschen, insbesondere an Sakkos, verfügen über ein Innenfutter, das bei Bewegung oder durch das Gewicht von Gegenständen (selbst kleinen) dazu neigen kann, sich zu verschieben, zu verdrehen oder sogar nach außen zu wölben. Dies kann zu einem unordentlichen Erscheinungsbild führen, bei dem das Futter am Rand der Tasche sichtbar wird oder eine unschöne Beule unter dem Oberstoff bildet.
Durch das Zunähen der Taschen wird das Futter fest an Ort und Stelle gehalten. Die Nähte, die die Taschenöffnung verschließen, fixieren das Futter und den äußeren Stoff in einer flachen Position. Dies verhindert nicht nur das Herausrutschen oder Verdrehen des Futters, sondern auch die dadurch verursachte Verformung des gesamten Kleidungsstücks. Eine Tasche, deren Futter sich ständig verschiebt, kann dazu führen, dass der Stoff des Sakkos an dieser Stelle anders fällt oder sich ungleichmäßig abnutzt.
Das Zunähen ist somit eine einfache, aber effektive Methode, um die Integrität und das Aussehen der Tasche und des umliegenden Bereichs zu gewährleisten. Es hält alles straff und in Position, was besonders wichtig ist, wenn das Kleidungsstück neu ist und im Geschäft präsentiert wird. Es sorgt dafür, dass die Tascheneingriffe sauber und flach aussehen, was zum insgesamt scharfen und ordentlichen Eindruck des Anzugs oder Sakkos beiträgt. Es ist eine vorbeugende Maßnahme, um die Langlebigkeit und das gute Aussehen des Kleidungsstücks zu unterstützen.
Schutz der Nähte und der Taschenkonstruktion
Die Nähte, die die Taschen im Inneren des Anzugs oder Sakkos halten und die Taschenkonstruktion formen, sind während der Anprobe oder des Transports potenziellen Belastungen ausgesetzt. Wenn Taschen offen gelassen werden, neigen Menschen dazu, reflexartig ihre Hände hineinzustecken, Gegenstände hineinzulegen oder einfach am Stoff zu ziehen. Jede dieser Handlungen übt Druck auf die feinen Nähte aus, die die Tasche mit dem Rest des Kleidungsstücks verbinden.
Insbesondere während des Anprobierens im Geschäft, wo viele verschiedene Personen das Kleidungsstück handhaben, könnten offene Taschen und ihre internen Nähte durch unsachgemäße Behandlung, Hängenbleiben oder übermäßiges Dehnen beschädigt werden. Diese Nähte sind oft nicht so robust wie die Hauptnähte des Kleidungsstücks, da sie primär dazu dienen, das leichte Taschenfutter zu halten.
Das Zunähen der Taschen schützt diese empfindlichen inneren Nähte vor Abnutzung, Rissen oder dem Aufgehen. Es verhindert, dass die Taschen während des Handlings unnötig belastet werden. Es ist eine vorbeugende Maßnahme, um sicherzustellen, dass die Taschenkonstruktion intakt bleibt, bis das Kleidungsstück verkauft ist und der neue Besitzer sich entscheidet, die Taschen zu öffnen. Dies trägt zur Haltbarkeit des Kleidungsstücks bei und stellt sicher, dass die Taschen, wenn sie geöffnet werden, in einwandfreiem Zustand sind und korrekt funktionieren.
So öffnen Sie zugenähte Taschen richtig und sicher
Nachdem Sie nun wissen, warum Taschen oft zugenäht sind, möchten Sie diese vielleicht für den tatsächlichen Gebrauch öffnen. Die gute Nachricht ist, dass die Nähte, die hierfür verwendet werden, in der Regel nur locker oder vorübergehend sind und speziell dafür gedacht sind, leicht wieder entfernt zu werden. Es handelt sich oft um sogenannte Heft- oder Steppnähte, die nicht so fest sind wie die eigentlichen Konstruktionsnähte des Kleidungsstücks. Sie sind dazu da, eine temporäre Funktion zu erfüllen, nämlich das Flachhalten der Tasche bis zum Verkauf.
Um die Taschen zu öffnen, benötigen Sie ein Werkzeug mit einer feinen Spitze, mit dem Sie die einzelnen Stiche vorsichtig durchtrennen können. Eine kleine, spitze Schere, wie eine Nagelschere oder eine Fadenschere, eignet sich hervorragend dafür. Alternativ können Sie auch einen Nahttrenner verwenden, ein spezielles Werkzeug aus dem Nähbedarf, das genau für diesen Zweck entwickelt wurde und das Risiko, den Stoff zu beschädigen, minimiert. Auch ein sehr scharfes Bastelmesser oder ein Skalpell kann verwendet werden, erfordert aber äußerste Vorsicht.

Gehen Sie wie folgt vor: Legen Sie das Sakko oder den Anzug flach auf eine gut beleuchtete Oberfläche. Suchen Sie den Anfang der Naht, die die Tasche verschließt. Führen Sie die Spitze Ihrer Schere oder Ihres Nahttrenners vorsichtig unter einen der Stiche. Achten Sie darauf, nur den Faden zu erfassen und nicht den Stoff des Sakkos oder das Taschenfutter. Schneiden Sie den Faden durch. Arbeiten Sie sich Stich für Stich entlang der zugenähten Linie vor und durchtrennen Sie jeden einzelnen Faden. Ziehen Sie dabei nicht am Faden, sondern lassen Sie ihn nach dem Durchtrennen locker liegen.
Sobald alle Stiche durchtrennt sind, können Sie den losen Faden vorsichtig herausziehen. Überprüfen Sie sorgfältig, ob keine Fadenreste mehr vorhanden sind. Klappen Sie die Tasche auf und überprüfen Sie das Innere sowie die Ränder der Öffnung auf eventuelle Beschädigungen oder verbleibende Fäden. Es ist ratsam, langsam und mit guter Beleuchtung zu arbeiten, um sicherzustellen, dass Sie nicht versehentlich den wertvollen Stoff Ihres Anzugs beschädigen. Mit ein wenig Geduld und Sorgfalt können Sie die Taschen problemlos öffnen und sie für kleine Gegenstände wie Taschentücher, eine Visitenkartenhülle oder eine sehr dünne Brieftasche nutzen, ohne die Silhouette zu stark zu beeinträchtigen.
Häufig gestellte Fragen zum Thema zugenähte Taschen
Warum sind die Taschen an meinem neuen Anzug zugenäht?
Die Taschen sind aus mehreren Gründen zugenäht: zum Schutz der Form und des Stoffes während des Transports und der Lagerung, zur Erhaltung einer glatten Silhouette und des beabsichtigten Stils sowie manchmal als dezenter Hinweis des Designers, die Taschen nicht mit sperrigen Gegenständen zu überfüllen, die die Passform ruinieren könnten.
Sollte ich die zugenähten Taschen öffnen?
Das hängt von Ihren Bedürfnissen ab. Die Taschen sind so konzipiert, dass sie geöffnet werden können, wenn Sie sie nutzen möchten. Wenn Sie jedoch die makellose Form des Kleidungsstücks so gut wie möglich erhalten möchten, insbesondere bei figurbetonten Modellen, sollten Sie überlegen, ob Sie die Taschen wirklich benötigen und was Sie darin verstauen möchten. Wenn Sie die Taschen öffnen, können Sie kleine, flache Gegenstände darin verstauen.
Wie öffne ich die zugenähten Taschen, ohne das Sakko zu beschädigen?
Verwenden Sie eine kleine, spitze Schere oder einen Nahttrenner. Gehen Sie sehr vorsichtig vor und schneiden Sie Stich für Stich nur den Faden durch, der die Tasche verschließt. Achten Sie darauf, nicht in den Stoff des Sakkos oder das Taschenfutter zu schneiden. Arbeiten Sie bei guter Beleuchtung und ziehen Sie den Faden erst heraus, wenn alle Stiche durchtrennt sind.
Sind alle Taschen an einem Anzug zugenäht?
Oft ja, zumindest die Außentaschen von Sakkos und manchmal die Gesäßtaschen von Hosen. Innentaschen sind in der Regel nicht zugenäht, da sie primär für die Aufbewahrung gedacht sind und ihre Nutzung das äußere Erscheinungsbild weniger beeinflusst.
Kann ich die Taschen wieder zunähen, wenn ich sie geöffnet habe?
Technisch ja, aber es ist schwierig, dies so unsichtbar und ordentlich zu machen wie die ursprüngliche Naht des Herstellers, es sei denn, Sie sind sehr geschickt im Nähen oder lassen es von einem Schneider machen. Meistens bleiben die Taschen nach dem Öffnen offen.
Zusammenfassung
Das Zunähen von Taschen an Anzügen und Sakkos ist eine gängige Praxis, die mehrere wichtige Funktionen erfüllt. Es schützt das Kleidungsstück während Transport und Lagerung, hilft, die beabsichtigte Form und den eleganten Stil zu bewahren, verhindert Verformungen durch das Futter und schützt die inneren Nähte der Taschenkonstruktion. Es kann auch als subtiler Hinweis an den Träger verstanden werden, die Taschen nicht übermäßig zu belasten, um die Silhouette nicht zu stören. Die Nähte sind in der Regel einfach zu entfernen, sodass die Taschen bei Bedarf geöffnet und genutzt werden können, idealerweise für kleine und flache Gegenstände. Indem Sie die Gründe verstehen und wissen, wie Sie die Taschen vorsichtig öffnen, können Sie sicherstellen, dass Ihr Anzug oder Sakko lange Zeit gut aussieht und seine Qualität behält.
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