Ist Ingelheim die reichste Stadt Deutschlands?

Warum Ingelheim zu Deutschlands reichsten Städten zählt

27/08/2023

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Die Frage, welche Stadt in Deutschland die reichste ist, lässt sich nicht pauschal beantworten, da der Reichtum auf verschiedene Weisen gemessen werden kann. Faktoren wie die Kaufkraft der Einwohner, die Höhe der Mieten oder die Präsenz wirtschaftsstarker Unternehmen spielen dabei eine Rolle. Betrachtet man insbesondere die Einnahmen durch die Gewerbesteuer, sticht eine Stadt in Rheinland-Pfalz hervor: Ingelheim am Rhein. Diese Mittelstadt hat sich dank eines ganz besonderen Unternehmens zu einer der reichsten Kommunen Deutschlands entwickelt.

Wann ist Hafenfest in Ingelheim?
Das Fest wird von der Ingelheimer Kultur und Marketing GmbH (IkUM) veranstaltet und findet an drei Veranstaltungstagen, vom 25. bis 27. Juli, statt.

Die Gewerbesteuer ist eine der wichtigsten Einnahmequellen für deutsche Kommunen. Sie wird von Unternehmen auf ihren Gewinn gezahlt. Eine Stadt, die große und profitable Unternehmen beherbergt, kann daher mit deutlich höheren Steuereinnahmen rechnen als eine Stadt ohne solche Wirtschaftsgrößen. Während beispielsweise Weissach in Baden-Württemberg von der Ansiedlung des Entwicklungszentrums von Porsche profitiert, verdankt Ingelheim seinen relativen Reichtum der Präsenz des größten Pharmaunternehmens in Deutschland.

Übersicht

Der Pharmariese in Ingelheim: Boehringer Ingelheim

Im Jahr 1885 legte Albert Boehringer den Grundstein für ein Unternehmen, das heute weltweite Bedeutung hat. In Ingelheim am Rhein, im Landkreis Mainz-Bingen, gründete er C. H. Boehringer Sohn. Aus diesem Unternehmen ging der heutige Weltkonzern Boehringer Ingelheim hervor. Mit über 53.000 Mitarbeitern weltweit und einem beeindruckenden Umsatz von 25,6 Milliarden Euro im Jahr 2023 hat sich Boehringer Ingelheim zum umsatzstärksten Pharmaunternehmen in Deutschland entwickelt und dabei sogar die Bayer-Sparte übertroffen. Dieser Familienkonzern ist nach wie vor vollständig in Familienbesitz und wird von Nachkommen des Gründers geleitet, wie Hubertus von Baumbach als Vorsitzender der Unternehmensleitung und Christian Boehringer als Vorsitzender des Gesellschafterausschusses.

Die juristische Konzernmutter ist die C. H. Boehringer Sohn AG & Co KG, während das operative Geschäft weltweit von der Boehringer Ingelheim GmbH gesteuert wird. In Deutschland sind die Geschäfte hauptsächlich bei der Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG gebündelt. Das Unternehmen zählt global zu den 20 umsatzstärksten Pharmaunternehmen und belegte im Jahr 2023 den 14. Platz. Allein in Deutschland erzielte der Konzern im Medikamentengeschäft einen Umsatz von 19,7 Milliarden Euro und übernahm damit die Spitzenposition.

Ingelheim am Rhein: Eine Stadt mit starker Wirtschaftskraft

Die Stadt Ingelheim am Rhein, gelegen im Bundesland Rheinland-Pfalz, ist eine Mittelstadt mit rund 37.000 Einwohnern (Stand Ende 2023). Ihre hohe Wirtschaftskraft verdankt sie maßgeblich der Ansiedlung von Boehringer Ingelheim. Aber auch andere Unternehmen wie Weber Inc. (mit seinem Deutschlandsitz) und PaX AG tragen zur lokalen Wirtschaft bei. Diese Konzentration wirtschaftsstarker Unternehmen führt zu den bereits erwähnten hohen Gewerbesteuereinnahmen, die Ingelheim zu einer der reichsten Städte Deutschlands machen.

Für was ist Ingelheim bekannt?
Ingelheim zählt zu den facettenreichsten Städten Rheinhessens - eingebettet in malerische Weinberge, umgeben von weitläufigen Obstplantagen und direkt am Rhein, Deutschlands größtem Fluss. Hier in der Rotweinstadt und ihrer Region lassen sich Kultur, Geschichte, Wein und Genuss aktiv entdecken.

Hier sind einige grundlegende Fakten über Ingelheim am Rhein:

NameIngelheim am Rhein
BundeslandRheinland-Pfalz
LandkreisMainz-Bingen
Einwohnerzahl (Ende 2023)36.390
BürgermeisterRalf Claus (SPD)
Bekannteste ansässige UnternehmenC. H. Boehringer Sohn (Boehringer Ingelheim), Weber Inc. (Deutschlandsitz), PaX AG

Die hohen Einnahmen ermöglichen der Stadt Investitionen in ihre Infrastruktur und bieten den Bürgern bestimmte Vorteile. So konnte Ingelheim beispielsweise sein Stadtzentrum neu gestalten. Ein weiterer positiver Aspekt ist die vergleichsweise geringe Pro-Kopf-Verschuldung der Kommune. Auch Vergünstigungen für die Einwohner, wie beispielsweise reduzierte Eintrittspreise für das Schwimmbad, sind ein Ergebnis der guten Finanzlage. Dennoch wird in Berichten betont, dass die Bürger diesen Reichtum nicht immer unmittelbar und flächendeckend spüren. Dies könnte daran liegen, dass der Wohlstand primär auf den Steuereinnahmen eines einzelnen Unternehmens basiert und nicht unbedingt auf einer breiten Basis hoher privater Einkommen oder umfassender Investitionen in die Lebensqualität aller Bürger, wie es vielleicht in Städten der Fall ist, in die sehr reiche Privatpersonen massiv investieren.

Mehr als nur Pharma: Ingelheim als lebenswerte Stadt

Neben seiner wirtschaftlichen Bedeutung als Standort für Boehringer Ingelheim hat Ingelheim am Rhein auch viel als Stadt zu bieten. Es zählt zu den facettenreichsten Städten Rheinhessens. Eingebettet in malerische Weinberge und umgeben von weitläufigen Obstplantagen, liegt die Stadt direkt am Rhein, Deutschlands größtem Fluss. Diese Lage bietet eine reizvolle Landschaft und vielfältige Freizeitmöglichkeiten.

Ingelheim ist auch als „Rotweinstadt“ bekannt und lädt dazu ein, Kultur, Geschichte, Wein und Genuss aktiv zu entdecken. Der rheinhessische Charme und die regionale Lebensart prägen das Bild der Stadt und bieten Einwohnern und Besuchern eine hohe Lebensqualität. Die Kombination aus starker Wirtschaft, attraktiver Lage und kulturellem Angebot macht Ingelheim zu einem besonderen Ort.

Das Produktportfolio von Boehringer Ingelheim

Boehringer Ingelheim ist in verschiedenen Geschäftsbereichen tätig, die sich hauptsächlich in Humanpharmazeutika und Präparate für die Tiergesundheit gliedern. Im Bereich Humanpharmazeutika gibt es die Segmente verschreibungspflichtige Arzneimittel und Industriekundengeschäft. Das Industriekundengeschäft umfasst Bereiche wie Biopharmazeutika, Pharmazeutische Produktion und Pharmachemikalien.

Bis 2016 umfasste das Portfolio auch freiverkäufliche Humanpharmazeutika (OTC-Produkte) mit bekannten Markennamen wie Thomapyrin (Kopfschmerztabletten), Mucosolvan (Hustensaft) und Buscopan (Mittel gegen Bauchschmerzen). Diese OTC-Sparte wurde im Rahmen eines Tauschgeschäfts an das Pharmaunternehmen Sanofi abgegeben. Im Gegenzug erhielt Boehringer Ingelheim die Tiergesundheitssparte von Sanofi (Merial), wodurch das Unternehmen sein Engagement in diesem Bereich deutlich verstärkte.

Ist Ingelheim die reichste Stadt Deutschlands?
Die Mittelstadt Ingelheim am Rhein mit rund 37.000 Einwohnern kann allein dadurch zu den reichsten Städten Deutschlands gezählt werden.

Zu den wichtigsten und umsatzstärksten verschreibungspflichtigen Medikamenten des Unternehmens gehören Produkte wie:

  • Spiriva (Wirkstoff Tiotropium) zur Behandlung der COPD.
  • Pradaxa (Wirkstoff Dabigatranetexilat) zur Prävention thromboembolischer Ereignisse, Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern sowie zur Behandlung von tiefer Venenthrombose und Lungenembolie.
  • Micardis (Wirkstoff Telmisartan) zur Behandlung der essentiellen Hypertonie.
  • Combivent (Wirkstoffe Ipratropiumbromid und Salbutamol) zur Behandlung von chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankung.
  • Sifrol (in D, A, CH, Wirkstoff Pramipexol) zur Behandlung von Parkinson und des Restless-Legs-Syndroms.
  • Ofev / Vargatef (Wirkstoff Nintedanib) zur Hemmung neuer Blutgefäßbildung bei Tumoren.
  • Jardiance (Wirkstoff Empagliflozin) zur Behandlung von Typ-2-Diabetes oder Herzinsuffizienz.

Darüber hinaus gehören weitere bekannte verschreibungspflichtige Produkte zum Portfolio, wie Actilyse, Adumbran, Aggrenox, Aptivus, Berodual/Atrovent/Combivent, Catapresan, Flomax, Micardis Plus, Twynsta und Viramune. Das Unternehmen setzte auch große Erwartungen in die Entwicklung von Flibanserin zur Behandlung von Frauen mit vermindertem sexuellem Verlangen, stellte die Entwicklung jedoch 2010 ein, nachdem eine Empfehlung eines Expertengremiums in den USA das Nutzen-Risiko-Verhältnis kritisch bewertete.

Im Bereich Tiergesundheit gehören ebenfalls wichtige Produkte zum Angebot, darunter:

  • Ingelvac CircoFLEX, ein Impfstoff für Schweine.
  • Metacam (Wirkstoff Meloxicam) zur Linderung von Entzündungen und Schmerzen bei verschiedenen Tierarten.
  • Vetmedin (Wirkstoff Pimobendan) zur Behandlung bestimmter Herzerkrankungen bei Hunden.
  • Semintra (Wirkstoff Telmisartan) für Katzen zur Reduzierung der Proteinurie bei chronischer Nierenerkrankung und zur Behandlung von Bluthochdruck.
  • Prascend (Wirkstoff Pergolid) zur Behandlung des Equinen Cushing Syndroms bei Pferden.

Das Tiergesundheitsportfolio umfasst zudem eine breite Palette an Impfstoffen, Antiparasitika und Medikamenten für Hunde, Katzen, Schweine, Rinder, Pferde und Geflügel sowie Ergänzungsfuttermittel und digitale Produkte.

Öffentliche Wahrnehmung von Boehringer Ingelheim

Als global agierender Pharmakonzern steht Boehringer Ingelheim naturgemäß im Fokus der Öffentlichkeit, sowohl in positiver als auch in kritischer Hinsicht.

Auf der positiven Seite engagiert sich das Unternehmen und die Eigentümerfamilie stark im Bereich der Geisteswissenschaften und der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung. Ein bemerkenswertes Beispiel sind großzügige Spenden an die Universität Mainz, darunter 100 Millionen Euro im Jahr 2009 und weitere 50 Millionen Euro im Jahr 2013, zur Förderung eines internationalen Exzellenzzentrums für Lebenswissenschaften. Das Unternehmen wurde auch mehrfach für sein Betriebliches Gesundheitsmanagement ausgezeichnet, unter anderem mit dem Corporate Health Award.

Es gab jedoch auch negative Schlagzeilen und Kontroversen:

  • Lieferung von Grundstoffen für Agent Orange: In den 1990er Jahren kam ans Licht, dass Boehringer Ingelheim 1967 Trichlorphenolatlauge, einen Grundstoff für das im Vietnamkrieg eingesetzte Herbizid Agent Orange, an ein Tochterunternehmen von Dow Chemical lieferte. Agent Orange enthielt Dioxin und verursachte schwere Gesundheitsschäden. Das Unternehmen räumte die Lieferung ein, bestritt aber später, zur Herstellung von Agent Orange beigetragen zu haben.
  • Dioxin im Werk Moorfleet (Hamburg): Ein Herbizidwerk in Hamburg-Billbrook, das bis 1984 von Boehringer Ingelheim betrieben wurde, war Ursache für Dioxinbelastungen, die zur Erkrankung von Arbeitern führten. Das Gelände musste geschlossen und saniert werden, ist aber bis heute durch Spundwände gesichert. Statistische Studien zeigten ein erhöhtes Krebsrisiko für die ehemalige Belegschaft dieses Werks.
  • Proteste gegen Tierversuche: Wie viele forschende Pharmaunternehmen führt auch Boehringer Ingelheim Tierversuche durch. Dies führte seit den späten 1970er Jahren zu öffentlichen Debatten und Protesten von Tierschützern, unter anderem an den Standorten Biberach und Hannover.
  • Patentstreit für AIDS-Medikament in Indien: Dem Unternehmen wurde vorgeworfen, durch Patentanträge den Zugang zu seinen AIDS-Medikamenten in Ländern wie Indien zu erschweren, wo günstigere Generika hergestellt werden. Das Unternehmen betonte, keine Gebühren zu erheben und den Zugang nicht zu behindern, während Aktivisten die Beibehaltung der Patentansprüche kritisierten.
  • Todesfälle bei Blutgerinnungshemmer Pradaxa: Um das Jahr 2011 gab es Berichte über Todesfälle im Zusammenhang mit der Einnahme des Blutgerinnungshemmers Pradaxa. Weltweit starben Hunderte von Menschen im zeitlichen Zusammenhang mit dem Medikament. Das Unternehmen verteidigte das Produkt als nicht gefährlicher als andere Blutverdünner. In den USA kam es zu zahlreichen Schadensersatzklagen, die Boehringer Ingelheim schließlich durch einen Vergleich in Höhe von 470 Millionen Euro beilegte, bevor die Verfahren eröffnet wurden. Die US-Gesundheitsbehörde FDA bescheinigte dem Mittel positive Wirkung und eine ähnliche Blutungsrate wie ein Vergleichsmedikament.
  • Strafe wegen Kartellbildung: Im Oktober 2023 verhängte die Europäische Kommission eine Strafe von 10,4 Millionen Euro gegen Boehringer Ingelheim wegen Kartellbildung. Das Unternehmen hatte über 14 Jahre hinweg mit anderen Unternehmen Preise für den Arzneistoff Butylscopolamin, der unter anderem in Buscopan verwendet wird, abgesprochen. Boehringer räumte seine Beteiligung ein und akzeptierte die Strafe.

Diese Beispiele zeigen, dass Boehringer Ingelheim als großes Unternehmen sowohl positive Beiträge leistet als auch mit komplexen ethischen, historischen und rechtlichen Herausforderungen konfrontiert war und ist.

Wie viele Mitarbeiter hat Boehringer Ingelheim?
Boehringer IngelheimC. H. Boehringer SohnMitarbeiterzahl54.500 (2024)Umsatz26,8 Mrd. EUR (2024)BranchePharmaindustrieWebsitewww.boehringer-ingelheim.de

Häufig gestellte Fragen zu Ingelheim und Boehringer Ingelheim

Hier finden Sie Antworten auf einige häufig gestellte Fragen:

Wann ist Hafenfest in Ingelheim?

Das Hafenfest Ingelheim findet traditionell am letzten Juli-Wochenende statt. Für das Jahr 2025 ist es vom 25. bis 27. Juli auf der Jungaue am Ingelheimer Rheinufer geplant. Das Fest wird von der Ingelheimer Kultur und Marketing GmbH (IkUM) veranstaltet und bietet Live-Musik, einen Künstlermarkt, Kinderunterhaltung und einen Oldtimer-Treff. Die Ingelheimer Weingüter sind ebenfalls präsent. Das Gelände ist barrierefrei zugänglich, wobei zu beachten ist, dass viele Stände auf unebenem Wiesengrund stehen. Die Anreise ist per Auto (Parkplätze verfügbar, auch kostenpflichtige in der Innenstadt mit Busanschluss) oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Am Freitag ab 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag ist die Nutzung des ÖPNV in Ingelheim mit der FAIRTIQ-App kostenlos.

Für was ist Ingelheim bekannt?

Ingelheim zählt zu den facettenreichsten Städten Rheinhessens. Es ist bekannt für seine malerischen Weinberge, weitläufigen Obstplantagen und seine Lage direkt am Rhein. Die Stadt ist eine „Rotweinstadt“ und bietet die Möglichkeit, Kultur, Geschichte, Wein und Genuss zu erleben. Darüber hinaus ist Ingelheim national und international als Hauptsitz des großen Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim bekannt, das maßgeblich zur Wirtschaftskraft der Stadt beiträgt.

Wie viele Mitarbeiter hat Boehringer Ingelheim?

Weltweit beschäftigt Boehringer Ingelheim über 53.000 Mitarbeiter (Stand 2023).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ingelheim am Rhein seinen Status als eine der reichsten Städte Deutschlands in erster Linie dem Erfolg und den daraus resultierenden hohen Gewerbesteuereinnahmen von Boehringer Ingelheim verdankt. Dieser wirtschaftliche Motor ermöglicht der Stadt Investitionen und bietet den Einwohnern bestimmte Vorteile, auch wenn der Wohlstand nicht immer für jeden Bürger gleichermaßen spürbar ist. Gleichzeitig ist Ingelheim eine attraktive Stadt mit reicher Kultur, Weinbautradition und einer schönen Lage am Rhein.

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