Ist die Balalaika russisch oder ukrainisch?

Die Balalaika: Mehr als nur ein Instrument

28/06/2021

Rating: 4.14 (6314 votes)

Die Balalaika ist weit mehr als nur ein Musikinstrument; sie ist ein Symbol russischer Volkskultur und hat eine reiche, oft turbulente Geschichte hinter sich. Ihre melodische Natur, ihr charakteristischer Klang und ihre ungewöhnliche dreieckige Form machen sie sofort erkennbar. Doch die Balalaika war nicht immer nur auf Konzertbühnen oder in traditionellen Ensembles zu finden. Sie war eng mit dem Leben der einfachen Menschen verbunden und spielte eine Rolle, die so manchen Mächtigen missfiel.

Was bedeutet Balalaika auf Deutsch?
Die Balalaika (russisch балалайка, Mehrzahl Balalaiken oder Balalaikas) ist eine Schalenlanghalslaute, die vor allem in Russland gespielt wird. Das Zupfinstrument hat drei Saiten, seltener drei Doppelsaiten, und einen dreieckigen Resonanzkörper mit sehr kleinem Schallloch.

Die Ursprünge der Balalaika werden oft in Zentralasien vermutet. Es wird angenommen, dass lautenähnliche Instrumente im 14. Jahrhundert von den Mongolen nach Russland gebracht wurden. Die Balalaika ist wahrscheinlich mit der orientalischen Dombra verwandt, einem zweisaitigen Instrument mit ovalem Korpus. Über die Jahrhunderte hinweg entwickelte sich das Instrument in Russland weiter. Frühe Darstellungen zeigen Balalaikas mit zwei bis sechs Saiten. Die ursprünglichen Bünde bestanden aus Tierdarm und waren beweglich, ähnlich wie bei der türkischen Saz. Im Laufe der Zeit veränderte sich die Form des Instruments; der charakteristische dreieckige Korpus entstand, vermutlich um die Herstellung zu vereinfachen, und der Hals wurde kürzer.

Übersicht

Warum wurde die Balalaika verboten?

Ein besonders interessantes Kapitel in der Geschichte der Balalaika sind die wiederholten Verbote durch die Orthodoxe Kirche und den Staat. Warum ein Musikinstrument derartiges Misstrauen hervorrief, liegt an seiner engen Verbindung zu den sogenannten Skomorochi (скоморохи). Dies waren wandernde Gaukler, Musiker und Geschichtenerzähler, die oft mit ihren Liedern und Balladen die Obrigkeit, die Kirche und die Gesellschaft aufs Korn nahmen. Sie nutzten die Balalaika zur Begleitung ihrer Darbietungen, die nicht selten respektlos und satirisch waren.

Die erste namentliche Erwähnung der Balalaika findet sich in einem Protokoll aus dem Jahr 1688, das die Festnahme zweier Personen dokumentiert, weil sie „auf der Straße Balalaika spielten und sangen“. Dies zeigt, dass das Instrument bereits zu dieser Zeit im öffentlichen Raum präsent war und offenbar auch Anlass zu behördlichen Maßnahmen geben konnte. Im 17. Jahrhundert versuchte die Kirche sogar, die russische Volksmusik und ihre „radikalen“ Untertöne auszurotten. Obwohl diese Bemühungen nicht vollständig erfolgreich waren, führten sie doch zu periodischen Verboten des Balalaikaspiels. Die Balalaika war also nicht wegen ihres Klanges oder ihrer Bauweise verboten, sondern wegen der kritischen und spöttischen Inhalte, die von den Skomorochi mit ihrer Hilfe verbreitet wurden. Sie war ein Werkzeug des Volkes, um Unmut und Spott auszudrücken, was Kirche und Staat als Bedrohung empfanden.

Die Wiederbelebung durch Wassili Andrejew

Jahrhundertelang blieb die Balalaika ein Instrument der Bauern und wurde hauptsächlich zur Begleitung von Volksliedern und Tänzen auf dem Land gespielt. Dies änderte sich Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich durch das Engagement des russischen Adligen und Musikers Wassili Wassiljewitsch Andrejew (Василий Васильевич Андреев). Die Geschichte erzählt, dass Andrejew einen Bauern auf seinem Gut Balalaika spielen hörte und vom Klang so beeindruckt war, dass er beschloss, das Instrument für die Konzertbühne zu erschließen.

Andrejew beauftragte qualifizierte Instrumentenbauer (Luthiers), eine Familie von Balalaikas in verschiedenen Größen und mit standardisierter Bauweise herzustellen. Zunächst zögerten Geigenbauer, sich einer solch „plebejischen“ Aufgabe zu widmen, doch Andrejew setzte sich durch. Er ersetzte die traditionellen beweglichen Bünde durch feste Metallbünde und standardisierte die Größen und Stimmungen der Instrumente.

Warum wurde die Balalaika verboten?
Im Laufe ihrer Geschichte wurde das Balalaika-Spielen mehrfach sowohl von der orthodoxen Kirche als auch vom Staat verboten, da sich die respektlosen Straßenmusiker, die „Skomorokhi“ (скоморохи), in ihren Balladen häufig über diese beiden Institutionen lustig machten .

1886 gab Andrejew ein erstes öffentliches Konzert mit der Balalaika. Die positive Resonanz ermutigte ihn, ein Kammerensemble zu gründen, das im Frühjahr 1888 sein erstes öffentliches Konzert gab und großen Beifall erntete. Andrejew und seine Instrumentenbauer schufen eine Familie von Balalaikas – Prima, Sekunda, Alt, Bass und Kontrabass –, die ein volles Klangspektrum vom Sopran bis zum tiefen Bass abdeckte, ähnlich der Violinfamilie in einem Symphonieorchester.

Vom Ensemble zum Großen Russischen Kaiserlichen Balalaika-Orchester

Andrejew gründete die „Gesellschaft der Balalaika-Spieler“, die schnell an Beliebtheit gewann, sowohl beim Konzertpublikum als auch am Hof. Sein wachsendes Ensemble wurde bald in „Das Große Russische Kaiserliche Balalaika-Orchester“ umbenannt. Andrejew experimentierte weiter und integrierte andere alte russische Volksinstrumente in sein Orchester, insbesondere die Domra-Familie (kleine Domra, Alt, Tenor und Bass) und die Gusli, eine Art Brettzither.

Die Tourneen des Orchesters im Ausland, darunter eine triumphale Tournee durch Amerika im Herbst 1911, trugen maßgeblich zur weltweiten Verbreitung der Balalaika bei. Hobbyisten und Profis gleichermaßen zeigten sich fasziniert von dieser einzigartigen Kunstform. Zahlreiche Ensembles und Orchester entstanden außerhalb Russlands, oft gegründet von Russen, die nach dem Krieg ins Ausland flohen und ihre Instrumente mitnahmen. Musikverlage in Leipzig, Paris, London und New York nutzten die wachsende Popularität und brachten Hunderte von Notenblättern mit „russischer Volksmusik“ heraus. Einiges davon basierte auf alten Liedern, vieles wurde aber auch neu im russischen oder Zigeunerstil komponiert und fand Eingang ins Kabarett-Repertoire.

Im Laufe der Jahre, insbesondere während der Sowjetzeit, wurden in Balalaika-Orchestern auch nicht-folkloristische Instrumente wie Flöte und Oboe verwendet, sowie das Bayan, das traditionelle russische Knopfakkordeion.

Bauform und Stimmlagen

Die Balalaika besteht wie andere Lauteninstrumente aus einem Korpus und einem daran befestigten Hals mit Wirbelkasten. Der Korpus ist typischerweise dreieckig und hat einen flach gewölbten Boden. Es gibt zwei Hauptkonstruktionsweisen für den Korpus:

  • Passierbskij-Stil: Der Korpus besteht aus sieben Segmenten. Auf diese Weise wurden die ersten chromatischen Balalaikas gebaut.
  • Nalimoff-Stil: Der Korpus besteht aus sechs Segmenten. Dies ist die heute am weitesten verbreitete Bauweise.

Die Balalaika gibt es in verschiedenen Größen, die unterschiedliche Stimmlagen abdecken. Dies ermöglicht das Zusammenspiel in Orchestern und Ensembles:

  • Piccolo
  • Prim
  • Sekund
  • Alt
  • Bass
  • Kontrabass und Subkontrabass

Die Piccolo-Balalaika wird meist nur in reinen Balalaika-Ensembles eingesetzt, während die anderen Größen im Balalaika-Orchester Verwendung finden. Die Kontrabass- und Subkontrabass-Balalaikas stehen aufgrund ihrer Größe auf einem Stachel.

Warum wurde die Balalaika verboten?
Im Laufe ihrer Geschichte wurde das Balalaika-Spielen mehrfach sowohl von der orthodoxen Kirche als auch vom Staat verboten, da sich die respektlosen Straßenmusiker, die „Skomorokhi“ (скоморохи), in ihren Balladen häufig über diese beiden Institutionen lustig machten .

Hier ist eine Übersicht über die verschiedenen Balalaika-Größen, ihre Stimmungen und Spielweisen:

BalalaikaStimmung der SaitenTonumfangSpielweise
Piccoloh1, e2, a2h1 bis a4Zeigefinger
Prim (Volksinstrument)e1, e1, a1e1 bis cis3Zeigefinger
Prim (Konzertbalalaika)e1, e1, a1e1 bis e4Zeigefinger
Sekunda, a, d1a bis f2Daumen, Zeigefinger
Alte, e, ae bis c2Daumen, Zeigefinger
BassE, A, dE bis gisPlektrum
Kontrabass, SubkontrabassE1, A1, DE1 bis bPlektrum

Die Saiten der drei kleinsten Balalaikas bestehen aus einer Mischung aus Darm (heute meist Nylon) und Stahl. Bei den größeren Instrumenten werden Stahl und umwickelter Stahl verwendet. Die Subkontrabass-Balalaika hat die gleiche Stimmung wie der Kontrabass, aber einen größeren Korpus für einen volleren Klang.

Spielweise der Balalaika

Die Balalaika wird ähnlich wie eine Gitarre gespielt. Man kann sowohl Akkorde als auch Melodien darauf spielen. Die kleineren Balalaikas übernehmen typischerweise die Melodiestimme. Da sie keine langen Töne halten können, erzeugt der Spieler diese durch schnelles, mehrmaliges Anschlagen der Saite, das sogenannte Tremolo.

Eine charakteristische Technik beim Balalaikaspiel ist das Greifen der tiefen Saiten mit dem linken Daumen von oben. Dies ermöglicht es, gleichzeitig zur Melodiestimme eine harmonierende Stimme im Abstand einer Terz zu spielen. Während der Daumen die beiden tieferen Saiten greift, können die anderen Finger die Melodie spielen. So können bei langsamen Passagen alle Melodietöne harmonisiert werden, bei schnelleren Passagen jeder zweite oder vierte.

Die wichtigsten Spieltechniken auf der Prim-Balalaika sind:

  • Strichspielart: Gleichmäßiges Auf- und Abschlagen über alle Saiten mit der Kuppe des rechten Zeigefingers.
  • Tremolo: Eine schnellere Ausführung der Strichspielart, um Töne zu verlängern oder einen anhaltenden Klang zu erzeugen.
  • Pizzicato: Einzelnes Zupfen der Saiten (abwärts mit dem Daumen, aufwärts mit dem Zeigefinger).
  • Vibrato: Wird mit der Kante der rechten Hand unterhalb des Stegs ausgeführt.
  • Zusätzliche Ausdrucksmöglichkeiten bieten das Pizzicato der linken Hand, Glissando und Flageoletts.

Bei Sekund- und Alt-Balalaikas wird für Einzeltöne der Daumen verwendet, für Akkorde der Zeigefinger oder ein Plektrum. Diese Instrumente dienen im Balalaika-Orchester hauptsächlich der Begleitung. Die größten Instrumente, Bass und Kontrabass, werden mit einem speziellen Plektrum aus Schuhleder gespielt. Sie bilden die klangliche Basis im Orchester oder in kleineren Ensembles, zum Beispiel in einem Trio mit Prim-Balalaika und Bayan.

Vergleich mit dem Banjo

Interessanterweise gibt es Parallelen zwischen der Geschichte der Balalaika und der des amerikanischen Banjos. Beide sind Volksinstrumente mit unklaren Ursprüngen, beide sind Saiteninstrumente mit Bünden, und beide gerieten in Konflikt mit kirchlichen Lehren (in den USA misstrauten Evangelikale dem Banjo wegen seiner Verbindung zu Tanz, der als sündhaft galt). Die größte Gemeinsamkeit liegt jedoch in ihrer Rolle bei sozialen Veränderungen und Revolutionen. Während das Banjo in den USA zum Symbol des Konflikts um die Sklaverei wurde und zur Debatte über die Menschlichkeit von Sklaven beitrug, die letztlich zum Bürgerkrieg und zur Abschaffung der Sklaverei führte, war die Balalaika in Russland ein Symbol für die Einheit und das aufkeimende revolutionäre Bewusstsein von Bauern und Arbeitern im späten 19. Jahrhundert. Die Darstellung eines Bauern mit Balalaika auf einem Glasflaschenobjekt aus den 1890er Jahren im Eremitage-Museum wird als Feier des einfachen Mannes und als Vorbote des Kommunismus interpretiert, der Bauern und Proletariat vereinen sollte.

In welchem Land wurde die Balalaika erfunden?
Vermutlich wurden Lauteninstrumente von den Mongolen aus Zentralasien nach Russland gebracht. Sie hatten 2-6 Saiten und verschiebbare Bünde. Die erste namentliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1688, als laut einem Protokoll zwei Personen festgenommen wurden, weil sie „auf der Straße Balalaika spielten und sangen“.

Häufig gestellte Fragen

F: Was bedeutet Balalaika auf Deutsch?
A: Das Wort „Balalaika“ selbst ist ein russisches Wort. Es hat keine direkte Übersetzung ins Deutsche im Sinne einer Bedeutung jenseits des Namens des Instruments. Es wird als melodisches Wort beschrieben, das Rhythmus, Dynamik und Klang in sich trägt und wie Text von der Zunge springt, mit einer klingenden Endsilbe („-ka“) wie die Schlussnote eines Liedes. Der Name selbst deutet auf seine russische Herkunft hin.

F: In welchem Land wurde die Balalaika erfunden?
A: Die Balalaika gilt als russisches Volksinstrument. Obwohl ihre Ursprünge möglicherweise in Zentralasien bei lautenähnlichen Instrumenten wie der Dombra liegen, entwickelte sie ihre charakteristische dreieckige Form und ihre heutige Gestalt in Russland und wird seit dem 18. Jahrhundert eindeutig mit Russland in Verbindung gebracht.

F: Warum wurde die Balalaika verboten?
A: Die Balalaika wurde zu verschiedenen Zeiten ihrer Geschichte von der Orthodoxen Kirche und dem Staat verboten, weil sie von den Skomorochi, wandernden Musikern und Gauklern, zur Begleitung ihrer satirischen und respektlosen Lieder und Balladen verwendet wurde, die sich oft über die kirchlichen und staatlichen Institutionen lustig machten. Das Verbot richtete sich also gegen die subversive Botschaft, die mit dem Instrument verbreitet wurde.

Die Balalaika hat eine bemerkenswerte Reise hinter sich: von einem einfachen Instrument der Bauern und Gaukler, das zeitweise verboten war, über die Standardisierung und Einführung auf der Konzertbühne durch Wassili Andrejew bis hin zu ihrer weltweiten Bekanntheit als Symbol russischer Musik und Kultur. Ihre einzigartige Form und ihr lebhafter Klang faszinieren Musiker und Zuhörer bis heute.

Wenn du mehr spannende Artikel wie „Die Balalaika: Mehr als nur ein Instrument“ entdecken möchtest, schau doch mal in der Kategorie Bürobedarf vorbei!

Go up