22/09/2019
Im hektischen Alltag, sei es an der Supermarktkasse oder im Einzelhandel, stellt sich oft die Frage: Ist das Geld, das ich erhalte, echt? Eine schnelle Methode, die viele kennen, sind spezielle Prüfstifte für Geldscheine. Sie versprechen eine einfache und schnelle Überprüfung direkt vor Ort. Doch wie zuverlässig sind diese kleinen Helfer wirklich, wenn es darum geht, Falschgeld, sogenannte „Blüten“, zu erkennen?

Die Idee hinter diesen Stiften klingt zunächst plausibel und einfach. Sie nutzen eine Eigenschaft des authentischen Banknotenpapiers. Aber wie bei vielen schnellen Lösungen gibt es auch hier Einschränkungen und Nachteile, die man kennen sollte, bevor man sich blind auf sie verlässt.
- Wie funktioniert ein Geldschein-Prüfstift? Das Baumwoll-Prinzip
- Die Grenzen der Sicherheit: Warum Prüfstifte oft unzureichend sind
- Die fälschungssichereren Alternativen: Echte Sicherheitsmerkmale des Euro
- Fazit: Auf die Kombination der Merkmale kommt es an
- Häufig gestellte Fragen zu Geldschein-Prüfstiften
Wie funktioniert ein Geldschein-Prüfstift? Das Baumwoll-Prinzip
Das grundlegende Prinzip, auf dem die meisten Geldschein-Prüfstifte basieren, ist die chemische Reaktion einer speziellen Tinte mit dem Papier des Geldscheins. Echtes Euro-Banknotenpapier unterscheidet sich grundlegend von normalem Papier, wie wir es für Drucker oder Notizen verwenden. Es wird nicht aus Holzschliff hergestellt, sondern hauptsächlich aus hochwertigen Baumwollfasern. Diese Baumwollfasern verleihen dem Papier seine charakteristische Festigkeit, Haltbarkeit und vor allem seine einzigartige Griffigkeit, die ein wichtiges erstes Sicherheitsmerkmal ist.

Der Prüfstift enthält eine Tinte, die chemisch so entwickelt wurde, dass sie auf Zellulose (Holzfasern) anders reagiert als auf Baumwollfasern. Die Anwendung ist denkbar einfach: Man zieht einen kurzen Strich oder Punkt mit dem Stift auf eine unbedruckte Stelle des Geldscheins.
- Wenn der Schein echt ist und aus Baumwollpapier besteht, sollte die Tinte entweder unsichtbar bleiben oder sehr schnell verblassen und fast spurlos verschwinden.
- Wenn der Schein gefälscht ist und auf normalem Papier (das überwiegend aus Zellulose besteht) gedruckt wurde, reagiert die Tinte mit der Zellulose und hinterlässt einen deutlichen, oft dunklen (braunen oder schwarzen) Strich oder Fleck, der sichtbar bleibt und nicht verblasst.
Dieses Prinzip macht die Verwendung des Stifts auf den ersten Blick sehr intuitiv: Kein sichtbarer Strich bedeutet wahrscheinlich echt, ein sichtbarer Strich bedeutet wahrscheinlich falsch.
Die Grenzen der Sicherheit: Warum Prüfstifte oft unzureichend sind
Trotz des einfachen und verständlichen Prinzips bieten Prüfstifte zur Falschgelderkennung leider keine ausreichende Sicherheit. Die Deutsche Bundesbank und andere Experten warnen davor, sich allein auf diese Methode zu verlassen. Die Gründe dafür sind vielfältig und zeigen die Schwachstellen dieses Prüfverfahrens auf:
- Fälscher werden besser: Moderne Fälscher sind zunehmend in der Lage, Papiere herzustellen, die das Baumwollprinzip der Prüfstifte umgehen. Das kann durch die Verwendung von Papier mit einem gewissen Baumwollanteil geschehen oder durch spezielle Beschichtungen und chemische Behandlungen, die die Reaktion der Prüfstifttinte manipulieren. Ein Strich, der unsichtbar bleibt, ist daher kein garantiertes Zeichen für Echtheit.
- Es wird nur ein Merkmal geprüft: Echtes Geld, insbesondere Euro-Banknoten, ist mit einer Vielzahl komplexer und ineinandergreifender Sicherheitsmerkmale ausgestattet. Diese Merkmale wurden entwickelt, um eine mehrstufige Prüfung zu ermöglichen, die für Fälscher extrem schwer komplett zu imitieren ist. Der Prüfstift prüft aber nur ein einziges Merkmal: den Baumwollgehalt. Eine Fälschung, die zwar den Stift täuscht, aber bei anderen Merkmalen offensichtliche Fehler aufweist, wird vom Stift nicht erkannt.
- Risiko für echte Scheine: Ein weniger bekannter, aber bedeutender Nachteil ist das Potenzial, echte Geldscheine zu beschädigen. Laut Informationen, die auch von der Deutschen Bundesbank geteilt werden, kann die Tinte des Prüfstifts auf echten Scheinen einen leichten, permanenten Schimmer oder Fleck hinterlassen. Wenn diese Scheine später im Umlauf sind und in den automatisierten Sortier- und Prüfmaschinen der Zentralbanken landen, können sie als beschädigt eingestuft werden. Beschädigte Geldscheine werden aussortiert und vernichtet. Das bedeutet, die Verwendung eines Prüfstifts kann unbeabsichtigt dazu führen, dass echtes, gültiges Geld zerstört wird.
- Unpraktisch im schnellen Geschäftsverkehr: An Orten mit hohem Kundenaufkommen, wie Supermärkten oder Schnellrestaurants, ist es kaum praktikabel oder sozial akzeptiert, jeden Geldschein einzeln mit einem Stift zu bemalen. Dies verlangsamt den Prozess erheblich und wirkt auf Kunden oft befremdlich.
Diese Punkte zeigen deutlich, dass der Prüfstift bestenfalls als erster, sehr grober und fehleranfälliger Hinweis dienen kann, aber keinesfalls als alleiniges oder gar zuverlässiges Mittel zur Falschgelderkennung geeignet ist.
Die fälschungssichereren Alternativen: Echte Sicherheitsmerkmale des Euro
Um Falschgeld zuverlässig zu erkennen, sollten Sie sich stattdessen auf die von der Europäischen Zentralbank und den nationalen Zentralbanken (wie der Deutschen Bundesbank) entwickelten und kommunizierten Sicherheitsmerkmale der Euro-Banknoten konzentrieren. Diese Merkmale sind für die Prüfung durch das menschliche Auge und Gefühl konzipiert und bieten in Kombination einen sehr hohen Schutz.

Machen Sie sich mit der 'Fühl-Kipp-Sieh'-Methode vertraut:
1. Fühlen: Die Griffigkeit und der Druck
Echte Euro-Banknoten fühlen sich fest und griffig an. Das Papier ist speziell und unterscheidet sich deutlich von normalem Papier. Achten Sie besonders auf den Intaglio-Druck: Bestimmte Bereiche des Scheins, wie die Hauptmotive, die Schriftzüge ("EURO", "BCE ECB EZB EKZ EKP EÚBB") und die große Wertzahl, sind mit einem besonderen Verfahren gedruckt, das die Farbe leicht erhaben macht. Wenn Sie sanft mit dem Finger oder dem Fingernagel über diese Bereiche streichen, sollten Sie die feinen Erhebungen fühlen können.
2. Sehen: Im Gegenlicht prüfen
Halten Sie den Geldschein gegen eine Lichtquelle. Auf echten Scheinen werden mehrere Merkmale sichtbar:
- Das Wasserzeichen: Im unbedruckten Bereich des Scheins erscheint ein Bildmotiv (ein Porträt der Europa-Figur bei den neueren Scheinen, Architekturelemente bei der ersten Serie) sowie die Wertzahl. Das Wasserzeichen entsteht durch unterschiedliche Papierdicken und ist sowohl von der Vorder- als auch von der Rückseite sichtbar.
- Der Sicherheitsfaden: Ein dunkler Faden ist vertikal in das Papier eingebettet (nicht nur aufgedruckt). Halten Sie den Schein gegen das Licht, wird der Faden als dunkle Linie sichtbar. Darauf sind das Euro-Symbol (€) und die Wertzahl in sehr kleinen Schriftzeichen zu erkennen.
- Das Durchscheinregister: Auf der Vorder- und Rückseite des Scheins sind unvollständige Formen oder Linien gedruckt (oft Teile der Wertzahl). Wenn Sie den Schein gegen das Licht halten, ergänzen sich diese unvollständigen Teile perfekt zu einer vollständigen Zahl oder einem Motiv.
3. Kippen: Farben und Hologramme beobachten
Wenn Sie den Geldschein leicht kippen, offenbaren sich dynamische Merkmale:
- Das Hologramm: Auf der Vorderseite des Scheins gibt es ein Hologramm (ein Streifen bei kleineren Scheinen, ein quadratisches Feld bei größeren). Beim Kippen wechselt das Bild im Hologramm zwischen der Wertzahl, dem Euro-Symbol (€) und einem Architekturelement oder bei neueren Scheinen einem Porträt der Europa-Figur. Der Hintergrund des Hologramms kann sich bewegen oder regenbogenfarben schillern.
- Die Farbwechsel-Zahl (ab 50 Euro): Bei den Stückelungen von 50, 100, 200 Euro (der neueren Serie) befindet sich auf der Rückseite eine große, glänzende Wertzahl. Wenn Sie den Schein kippen, wechselt die Farbe dieser Zahl auffällig, meist von Smaragdgrün zu Tiefblau. Bei den kleineren Scheinen (5, 10, 20 Euro der ersten Serie) gibt es auf der Rückseite einen goldenen Glanzstreifen, auf dem beim Kippen die Wertzahl und das Euro-Symbol erscheinen.
Die Kombination dieser Merkmale – Fühlen, Sehen im Gegenlicht und Kippen – bietet eine sehr hohe Sicherheit. Fälscher haben extreme Schwierigkeiten, all diese verschiedenen Techniken (Spezialpapier, Intaglio-Druck, Wasserzeichen, Faden, Hologramm, Farbwechseltinte) perfekt zu imitieren. Wenn Sie mehrere dieser Merkmale prüfen und alle korrekt erscheinen, können Sie sich sehr sicher sein, dass der Schein echt ist.
Fazit: Auf die Kombination der Merkmale kommt es an
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Geldschein-Prüfstifte zwar eine einfache Idee verfolgen, in der Praxis jedoch unzureichend sind und keinen verlässlichen Schutz vor Falschgeld bieten. Sie prüfen nur ein einziges Merkmal, das von Fälschern umgangen werden kann, und bergen sogar das Risiko, echtes Geld zu beschädigen, sodass es aussortiert und vernichtet wird.
Die einzig wirklich zuverlässige Methode zur Erkennung von Falschgeld ist die sorgfältige Prüfung der verschiedenen, in den Euro-Banknoten integrierten Sicherheitsmerkmale. Nehmen Sie sich die Zeit, sich mit dem Fühlen des Papiers und des Drucks, dem Sehen von Wasserzeichen, Faden und Durchscheinregister im Gegenlicht sowie dem Beobachten von Hologramm und Farbwechsel beim Kippen vertraut zu machen. Indem Sie stets mehrere dieser Merkmale prüfen, minimieren Sie das Risiko, eine Fälschung zu erhalten, erheblich. Verlassen Sie sich nicht auf den einfachen Strich, sondern auf die komplexen und durchdachten Sicherheitsmerkmale, die Ihre Geldscheine schützen.
Häufig gestellte Fragen zu Geldschein-Prüfstiften
- Welchen Stift kann ich verwenden, um Geld zu überprüfen?
- Es gibt spezielle "Prüfstifte" auf dem Markt, die angeblich Falschgeld erkennen sollen, indem sie auf den Baumwollgehalt des Papiers reagieren. Allerdings sind diese Stifte nicht sehr zuverlässig und bieten keine ausreichende Sicherheit. Es wird dringend empfohlen, stattdessen die eingebauten Sicherheitsmerkmale der Geldscheine (wie Wasserzeichen, Hologramm, Farbwechsel) zu prüfen.
- Wie sicher ist ein Prüfstift für Geldscheine?
- Die Sicherheit eines Prüfstifts ist als unzureichend einzustufen. Sie prüfen nur ein Merkmal, das von Fälschern imitiert werden kann, und können echte Scheine beschädigen. Sie sollten sich niemals allein auf einen Prüfstift verlassen.
- Warum raten Experten von Prüfstiften ab?
- Experten wie die der Deutschen Bundesbank raten von der alleinigen Verwendung von Prüfstiften ab, weil sie unzureichenden Schutz bieten, Fälschungen nicht sicher erkennen und sogar dazu führen können, dass echte, leicht markierte Scheine später als beschädigt eingestuft und aussortiert und vernichtet werden.
- Können Fälschungen den Prüfstift täuschen?
- Ja, moderne Fälschungen können Papiere verwenden oder so behandeln, dass die Tinte des Prüfstifts nicht wie erwartet reagiert, wodurch der Stift eine Fälschung fälschlicherweise als echt anzeigt.
- Welche sind die zuverlässigsten Methoden zur Falschgelderkennung?
- Die zuverlässigsten Methoden sind die Prüfung der offiziellen Sicherheitsmerkmale der Banknoten: Fühlen des Papiers und des Intaglio-Drucks, Sehen des Wasserzeichens, Sicherheitsfadens und Durchscheinregisters im Gegenlicht sowie Beobachten des Hologramms und der Farbwechsel-Zahl beim Kippen des Scheins. Prüfen Sie immer mehrere dieser Merkmale gleichzeitig.
Wenn du mehr spannende Artikel wie „Falschgeld erkennen: Was taugen Prüfstifte?“ entdecken möchtest, schau doch mal in der Kategorie Bürobedarf vorbei!