12/01/2024
Der Name Montblanc steht seit über einem Jahrhundert für exquisite Schreibkultur und feinste Handwerkskunst. Während das Meisterstück die wohl bekannteste Ikone des Hauses ist, gibt es zahlreiche andere Linien, die ebenfalls ihren Platz in der Geschichte und im Herzen von Sammlern gefunden haben. Eine davon ist die Montblanc Noblesse-Reihe, die in den 1970er Jahren eingeführt wurde und sich durch ihre eleganten, oft farbenfrohen Oberflächen und die Verwendung von Edelmetallen auszeichnete. Den krönenden Abschluss dieser Linie bildete der Montblanc Noblesse Oblige, ein Füllfederhalter, der die Essenz seiner Vorgänger aufgriff und dennoch eine eigene Identität besaß.

Die Geschichte des Montblanc Noblesse Oblige ist untrennbar mit der Entwicklung der gesamten Noblesse-Linie verbunden. Sie trat in den späten 1970er Jahren, nach der Einführung der VIP-Linie, in Erscheinung und wurde zeitgleich mit der äußerst populären SlimLine-Kollektion vertrieben. Beide Linien, Noblesse und SlimLine, erfreuten sich großer Beliebtheit und sind bis heute gefragte Objekte auf dem Sammlermarkt.
Die SlimLine-Stifte waren bekannt für ihr drittes Montblanc-Logo, das am Ende des geraden Clips eingraviert war. Oft als 'Drei-Sterne-Stifte' bezeichnet, waren sie ein Favorit unter jenen, die ihren Montblanc-Stolz gerne zur Schau stellten. Ein weiteres Merkmal der SlimLine-Kollektion war die Verfügbarkeit von matten Farboptionen, die eine raffiniertere und subtilere Alternative zu den damals üblichen glänzend lackierten Stiften boten.
Die Evolution der Noblesse-Linie
Die Montblanc Noblesse-Reihe durchlief vor der Einführung des Noblesse Oblige drei verschiedene Generationen, jede mit ihren eigenen charakteristischen Merkmalen:
Die erste Generation: Diese frühen Noblesse-Modelle waren in nur wenigen Ausführungen erhältlich, darunter gebürsteter Edelstahl und glatte Vergoldung. Alle Varianten der ersten Generation waren mit vergoldeten Zierelementen und einer eher schlichten Edelstahlfeder sowie einem geraden Clip ausgestattet. Das charakteristische Montblanc-Logo war an zwei Stellen zu finden: auf der Oberseite der Kappe und am Ende des Schafts.
Die zweite Generation: Die zweite Generation der Noblesse wurde oft mit der SlimLine-Kollektion verglichen, da sie viele Ähnlichkeiten aufwies. Allerdings war der Noblesse der zweiten Generation aufgrund seiner Massivgoldfeder teurer als die SlimLine-Stifte, die eine klassische Edelstahlfeder besaßen. Ein weiterer unterscheidender Faktor waren die angebotenen Oberflächen: Während die SlimLine sowohl in glänzenden als auch in matten Ausführungen in verschiedenen Farben erhältlich war, wurde die Noblesse der zweiten Generation ausschließlich mit einer glänzenden Oberfläche angeboten. Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal blieb jedoch das dritte, in den geraden Clip eingebettete Montblanc-Logo des SlimLine-Stifts.
Die dritte Generation: Mit der dritten Generation der Noblesse entschied sich Montblanc für die Einführung eines neuen, aufwendigeren gespaltenen Clip-Designs. Dieses Design wurde später auch für die Noblesse Oblige-Reihe übernommen. Dieser Stift besaß zudem eine traditioneller geformte Feder aus Massivgold sowie ausgeprägtere Zierelemente, die seinen Gesamtstil unterstrichen. Das aufwendigere Design dieser Füllfederhalter positionierte sie in einer höheren Preisklasse im Vergleich zu früheren Noblesse-Modellen.
Der Montblanc Noblesse Oblige tritt auf den Plan
Möglicherweise war die Einführung des Noblesse Oblige eine Reaktion auf die höhere Preislage der dritten Generation, da er eine günstigere Alternative darstellte und preislich eher im Bereich der zweiten Generation Noblesse und der SlimLine-Stifte lag. Der Montblanc Noblesse Oblige Füllfederhalter zeichnet sich durch ein schlankes Design aus und war während seiner ursprünglichen Produktionszeit in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren in einer Vielzahl von Farben erhältlich. Neben den Standard-Volltonfarben wurden von 1996 bis 1998 auch einige seltene marmorierte Designs produziert, was den Noblesse Oblige zu einem besonders attraktiven Stift für ambitionierte Sammler macht. Dieser Stift wurde zeitgleich mit der dritten Generation des Montblanc Noblesse hergestellt und verkauft.
Wie bereits erwähnt, verfügt der Noblesse Oblige über den einzigartigen gespaltenen Clip, der von der Noblesse der dritten Generation übernommen wurde. Er besitzt einen Acrylschaft mit glänzender Oberfläche, der in verschiedenen Farben erhältlich war, darunter Schwarz, Burgund, Marineblau, Olivgrün, Gelb, Violett und weitere. Die meisten produzierten Noblesse Oblige Füllfederhalter waren mit klassischen vergoldeten Zierelementen ausgestattet. Mit etwas Glück findet man jedoch auch eines der wenigen Exemplare, die stattdessen mit platinierten Zierelementen gefertigt wurden.
Dieses spezielle Schreibgerät nutzt Tintenpatronen zur Befüllung. Es sei denn, man besitzt einen alten Montblanc Konverter oder hat das Glück, einen solchen zu finden. Ein solcher Konverter ermöglicht es, den Stift stattdessen als Kolbenfüller zu nutzen, auch wenn dies möglicherweise die Tintenkapazität etwas reduziert. Für diejenigen, die gerne selbst Hand anlegen, ist es mit den richtigen Werkzeugen und Techniken auch möglich, leere Tintenpatronen wiederzubefüllen.
Insgesamt ist der Montblanc Noblesse Oblige ein beeindruckender Montblanc Füllfederhalter, den Liebhaber feiner Schreibgeräte zweifellos genießen werden, sofern sie ein gut erhaltenes Gebrauchtmodell finden können. Gebrauchte Montblanc Füllfederhalter, insbesondere die selteneren Modelle, können schwierig zu finden sein, aber sie tauchen immer wieder auf dem Markt auf.
Vergleich der Noblesse Generationen und SlimLine
Um die Position des Noblesse Oblige besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen:
| Merkmal | Noblesse 1. Gen | Noblesse 2. Gen | SlimLine | Noblesse 3. Gen | Noblesse Oblige |
|---|---|---|---|---|---|
| Einführung (ca.) | Mitte 1970er | Späte 1970er/Frühe 1980er | 1970er | 1990er | Späte 1990er/Frühe 2000er |
| Feder Material | Edelstahl | Massivgold | Edelstahl | Massivgold | (Nicht spezifisch erwähnt, oft als Stahl mit Vergoldung interpretiert oder je nach Modellvariante, aber günstiger als 3. Gen) |
| Feder Form | Einfach | Klassisch | Klassisch | Traditionell | Traditionell |
| Clip Design | Gerade | Gerade | Gerade | Gespalten | Gespalten |
| Montblanc Logo(s) | 2 (Kappe oben, Schaftende) | 2 (Kappe oben, Schaftende) | 3 (Kappe oben, Schaftende, Clip) | 2 (Kappe oben, Schaftende) | 2 (Kappe oben, Schaftende) |
| Oberflächen | Gebürsteter Stahl, Glatte Vergoldung | Glänzend (verschiedene Farben) | Glänzend & Matt (verschiedene Farben) | Glänzend, Aufwendiger | Glänzend Acryl (verschiedene Farben, auch marmoriert) |
| Zierelemente | Vergoldet | Vergoldet | Vergoldet | Ausgeprägter, vergoldet/platiniert | Vergoldet (selten platiniert) |
| Preispositionierung | Mittel | Hoch (relativ zur SlimLine) | Mittel | Sehr Hoch | Mittel (günstiger als 3. Gen) |
| Füllsystem | Konverter/Patrone | Konverter/Patrone | Konverter/Patrone | Konverter/Patrone | Patrone (Konverter möglich) |
Diese Tabelle verdeutlicht die Entwicklung innerhalb der Noblesse-Reihe und die Positionierung des Noblesse Oblige als zugänglichere Variante der späteren Noblesse-Modelle.

Montblanc: Mehr als nur Schreibgeräte
Die Geschichte von Montblanc selbst reicht bis ins Jahr 1906 zurück, als in Berlin mit der Produktion von Füllfederhaltern begonnen wurde, die bald unter dem Namen SIMPLO Filler PEN Co. in Hamburg registriert wurde. Der Name Montblanc wurde erstmals 1910 für einen Füllhalter mit weißem Kappenkopf verwendet. Der berühmte weiße Stern, der den stilisierten Gipfel des Mont Blanc repräsentiert, wurde 1913 als Schutzmarke eingetragen und zierte ab 1914 die Kappen. Der Firmensitz ist bis heute in Hamburg, wo auch ein Großteil der Produktion stattfindet und das neue Montblanc-Haus ein beeindruckendes Schaufenster der Marke bietet.
In den 1970er Jahren, als die Noblesse-Linie entstand, stand Montblanc, wie viele Hersteller von Füllfederhaltern, unter Druck durch günstigere Alternativen und die zunehmende Beliebtheit von Kugelschreibern. Die Übernahme durch die britische Dunhill-Gruppe 1977 und später durch die Schweizer Richemont-Gruppe 1993 markierte Wendepunkte. Montblanc positionierte sich neu im Luxussegment und erlebte eine Renaissance, insbesondere mit der Meisterstück-Linie. Ab Mitte der 1990er Jahre, also etwa zur Zeit der Einführung des Noblesse Oblige, begann Montblanc sein Portfolio stark zu erweitern und bot neben Schreibgeräten auch Lederwaren, Uhren, Schmuck und Accessoires an. Die Einstellung der Noblesse-Reihe zugunsten neuer Linien wie Boheme und Starwalker war Teil dieser strategischen Neuausrichtung.
Häufig gestellte Fragen zum Montblanc Noblesse Oblige
Viele Interessenten und Sammler haben spezifische Fragen zu diesem Modell:
Wurde der Montblanc Noblesse Oblige in Hamburg hergestellt?
Ja, Montblanc hat seinen Hauptsitz und einen wesentlichen Teil seiner Produktion seit langem in Hamburg, Deutschland. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch der Noblesse Oblige in der Montblanc-Manufaktur in Hamburg gefertigt wurde, auch wenn die Firma seit 1993 zur Schweizer Richemont-Gruppe gehört.
Warum wurde die Noblesse-Linie, einschließlich des Noblesse Oblige, eingestellt?
Die Einstellung der Noblesse-Reihe war Teil einer strategischen Entscheidung von Montblanc in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren. Das Unternehmen konzentrierte sich auf die Weiterentwicklung der prestigeträchtigen Meisterstück-Linie und führte neue, modernere Kollektionen wie Boheme (seit 2000) und Starwalker (seit 2003) ein, um neue Zielgruppen zu erschließen und das Portfolio zu diversifizieren. Die Noblesse-Linie passte möglicherweise nicht mehr vollständig in die neue strategische Ausrichtung.
Ist der Montblanc Noblesse Oblige heute noch neu erhältlich?
Nein, der Montblanc Noblesse Oblige wird seit vielen Jahren nicht mehr produziert. Er ist nur noch auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich, beispielsweise von spezialisierten Händlern für gebrauchte Schreibgeräte oder auf Auktionsplattformen.
Worin unterscheidet sich der Noblesse Oblige von anderen Noblesse-Modellen?
Der Noblesse Oblige ist die vierte und letzte Iteration der Noblesse-Reihe. Er teilt den gespaltenen Clip mit der dritten Generation Noblesse, war aber preislich günstiger positioniert, ähnlich der zweiten Generation und der SlimLine. Er zeichnet sich durch sein schlankes Acryl-Design in vielen Farben und die selteneren marmorierten Varianten aus. Während die dritte Generation Noblesse eine Massivgoldfeder hatte, wird die Feder des Oblige oft anders beschrieben, was zu seiner günstigeren Preisposition beitrug.
Welchen Wert hat ein Montblanc Noblesse Oblige heute?
Der Wert eines gebrauchten Montblanc Noblesse Oblige hängt stark vom Zustand des Stiftes, der Seltenheit der Farbe oder Ausführung (z.B. marmoriert oder mit Platin-Zierelementen) und der Nachfrage auf dem Sammlermarkt ab. Gut erhaltene Modelle in seltenen Farben können einen höheren Wert erzielen als Standardmodelle in sichtbarem Gebrauchszustand.
Kann ich einen Noblesse Oblige mit einem Konverter befüllen?
Der Noblesse Oblige wurde primär für die Verwendung von Tintenpatronen konzipiert. Ältere Montblanc Konverter im passenden Format können jedoch verwendet werden, um ihn als Kolbenfüller für Tinte aus dem Glas zu nutzen. Neuere Montblanc Konverter sind in der Regel nicht kompatibel.
Fazit
Der Montblanc Noblesse Oblige mag nicht so berühmt sein wie das Meisterstück 149, aber er ist ein wichtiges und attraktives Modell in der Geschichte von Montblanc. Als letzte Variante der Noblesse-Linie vereinte er Designmerkmale seiner Vorgänger mit einer eigenen Identität und einer zugänglicheren Preispositionierung. Seine schlanke Form, die Vielfalt an Farben und die Tatsache, dass er nicht mehr produziert wird, machen ihn heute zu einem interessanten Objekt für Sammler und Liebhaber klassischer Montblanc-Schreibgeräte. Er repräsentiert eine Periode des Wandels für Montblanc und bleibt ein Zeugnis der Fähigkeit des Unternehmens, auch abseits seiner Hauptlinie elegante und funktionale Schreibinstrumente zu schaffen.
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